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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 6
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Ausgewählte Bilder aus Wiener Sammlungen: (Gruppenbild von K. Renesse, Trecentistisches Altarwerk, Magdalena von Cereso in der Galerie Czernin, Rembrandt und M. Sweerts in der Galerie Harrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0134

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104

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 6.

beziehen. Wo die alten Farbenschichten
gut erhalten sind, weisen sie mit über-
zeugender Deutlichkeit auf die alte
Temperatechnik hin, die bei den
Giottesken im Gebrauche war, und die
ein Enkelschüler des Giotto, Cennino
Cennini ziemlich umständlich geschildert
hat. Das Mittelbild mit der Krönung
Mariens ist stark mit Ölfarbe über-
gangen. Engerts Spuren! Besser zu er-
kennen als dort, ist die alte Technik
an einigen Seiten-
bildern, z. B. ganz
links an dem Kom-
partiment mit dem
Judaskuß. An diesem
kleineren Bilde sind
z. B. das rosa Kleid
des Christus, das grün-
liche Gewand des
Malchus, der gelbe
Mantel des Petrus so
gut erhalten, daß
man die Strichelung
der alten Malweise gut
erkennen kann. Ganz
links finden sich aus-
gedehnte Übermalun-
gen, kleineDeckungen
an vielen Stellen. Die
Musterung des Gold-
grundes ist einge-
graben, nicht mit
Stanzen hergestellt.

In den Nimben be-
gegnet uns das mittelalterliche Opus
punctile, eine Anreihung von kleinen
Dellen, die mit dem Punzen einge-
schlagen sind. In unserer Abbildung
möge man sich Christi und Mariens
Mäntel ultramarinblau vorstellen. Das
unter dem Mantel liegende Kleid ist
bei Christus rosa, bei Maria weiß. Die
Engelchen unten sind weiß gekleidet.

Das ganze Altarwerk zeigt beider-
seits des Mittelbildes je drei Reihen
von Darstellungen aus dem Leben
Christi übereinander. Jederseits sechs

oben halbrunde Bilder in drei Paaren.
In der Bekrönung sind symmetrisch an
ein Mittelstück mit dem Gekreuzigten
zehn kleine Tafeln angereiht, deren
oberer Abschluß mannigfach gestaltet
ist. Im Rahmen symmetrisch verteilt
acht Rundbildchen mit Halbfiguren von
Heiligen.

Noch erwähne ich unter den neuen
Aufnahmen die nach der Magdalena
des Matheo Cere^o
(auch Zere^o) in der
gräflich Czerninschen
Galerie. (Anbei ein
kleinerN etzdruck.) Im
Mauritshuis des Haag
befindet sich nahezu
dieselbe Darstellung,
was sich nach einer
der zahlreichen Ab-
bildungen des Haager
Bildes leicht fest-
stellen läßt. Ich halte
beide Magdalenenbil-
der für echte Werke
des Cere$o, und das
für gute und frische.
Beide sind signiert.
Die Signatur des
Haager Bildes ist
mehr verschnörkelt
und seine Jahreszahl
bleibt in der letzten
Ziffer unklar. Auf
dem Bilde bei Czernin steht:

Matheo gere$o f
anno 1668

in hellen ockerfarbigen Zügen rechts
unter dem Schädel. Die Unterlänge

des z zieht sich durch die 8 herunter.
Durch das M ist ein wellig geformter
Strich gezogen, der mit dem ersten
stark gebauchten Strich des M ein

großes D zu bilden scheint.

An der Magdalena wird niemand
die rotgeweinte Oberwange und den

Cereco: Magdalena in der Galerie Czernin (Auf-
nahme und Klischee von J, Löwy).
 
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