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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 38 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0155

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304

Der feſte, bittende Ton, womit der Greis dleſes
ſagte, uͤberzeugte den Lord, daß es vergeblich ſeyn
wuͤrde weiter in ihm zu dringen, er umarmte den
Zitternden, und verlleß tief bewegt dieſen ſchaurigen
Aufenthalt. ö
Der naͤmliche Mann, der den ond hierher gelei-
tet hatte, fuhrte ihn bis in die Gegend des Pallaſtes
Sommerſet zuruͤck, wo er verſchwand. Kaum hatte
er ſein Zimmer betreten, als er die Schatulle ofnete,

wortn er auſſer den drei Kaufbriefen noch ſehr wichtige

Familienpapiere fand. Feſtentſchloſſen, ohngeachtet
der Bitte des Greiſes, noch einmal zu den Fuͤſſen
ſeines Wohlthaͤters zu eilen, hatte er ſchon ſeinen
Huth ergriffen, als er einen mit ſeinem eigenen
Wappen verſiegelten Brief, des Inhalts erhielt:
„Du triffſt, falls Du auch noch einmal kommen
„ wollteſt, mich nicht mehr an. Ich,
„vater,haͤtte keinen Anſtand genommen, mich Dir
»zu entdecken, wenn ich nicht in meinen Augen ein
„Ungeheuer waͤre, unwuͤrdig der Liebe meines En-
vkels/ uuwuͤrdig der Theilnahme jedes menſchlichen
„Weſens. — Mein Vater ſtarb einige Tage vor
„melner Geburt, bald. nach derſelben auch meine

„Mutter, und meines Vaters Schweſter uͤbernahm

„und erzog mich nach den damaligen Grundſaͤtzen des
„Adels. Kaum war ich 17 Jahr alt, als ich mich ent-
v ſchloß dem unterdruͤckten Karl I. meine Dienſte an-
„zubieten, aber mit Erſtaunen bemerkte ich, daß
„mich meine Tante, als ich ihr dies Vorhaben er-
„dffnete, mit Eutſetzen und Abſchen von ſich ſtieß.
„Dringend bat ich, mir die Urſache ihres Unwillens
„ zu entdecken, und umer einem Strom von Thraͤ⸗
„nen eroͤffnete ſie mir folgendes Geheimniß:„
„„Der, dem du zum Nachtheil. deines Vaterlandes
„y dienen willſt, iſt der Urheber meiner Schande,
„y meines ewigen Grams, und des fruͤhzeltigen To-
„y des deiner Eltern. Ich hatte eben das 15. Jahr
„y erreicht, als Koͤnig Karl — da ich unter den
»„ Augen der Kdnigin ſeiner Mutter erzogen wurde —
»y meine leichtglaͤbbige Jugend uͤberraſchte, mich
yy eniehrte, kuyz darauf nach Spanien reiſte, und
»y um die Infantin warb.
vm berloren geweſen ſeyn, wenn nicht dein Vater
„„zur rechten Zeit aus Schottland nach London ge-

v von Edinburgh,
vy ters. Bald daranf ſtarb er aus G
„y Familienſchande, und wenige Monate nach ihm
v»y auch ſeine troſtloſe Gattin, nachdem ſie dich zur
Hy Welt gebracht hatte.
vy war das traurige Loos deiner Eltern, die wahre

yy es waͤre warlich unnatuͤrlich,

Zwet Meere ringen um die Ehre

Ohne Rettung wuͤrde ich

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„ kommen waͤre. Ich entdeckte mich ihm, vertraute

»y ihm die Folgen meiner gefaͤhrlichen Schwachheit,

„yund ohne mir unnuͤtze Vorwuͤrfe zu machen, ward
»„mein Bruder bis zu Thraͤnen geruͤhrt, brachte
vn wich auf eines ſeiner Landguͤter in der Gegend
und uͤbergab mich der treuen-
„y Pflege der ſehr braven Frau ſines dortigen Pach-
Ram uͤber ſelne

Dies, mein theurer Neffe,
„n Urſache meiner Abgeſchiedenheit von der Welt, und

wenn du dieſem
„y Schaͤnder und Moͤrder deiner Familie dich noch

»y aufopfern wollteſt.« — — — „Nein rief ich
Dein Elter-

»mit wuͤtheudem Grimm — von meiner Hand muß
„er ſterben, und wenige Jahre darauf, war der
»auf dem Blurgeruͤſte verkappte Nachrichter Karls I.

nlemand anders, als dein unwuͤrdiger Eltervater.

— — Sir Geor ge Stairs.“
Der Zeitraum von 1649/ dem Todesjahre Karl I.

bis 1743/ wo ſich die erzaͤhlte Begebenheit mit Lord

Stairs in London zutrug enthaͤlt 0⁴4 Jahr. In

der Vorausſetzung Sir George Stairs ſey, als er

dies Verbrechen beging, 20 Jahr alt geweſen; ſo
war dieſer merkwuͤrdige Raͤcher, der ſeinem Hauſe zu-
gefüͤgten Schmach, im Jahre 1743, 114 Jahre. alt,
welches nach Hufelands Forſchungen uͤber ras menſch-
liche Alter in nordiſchen Gegenden, beſonders im

ſchottiſchen Hochlande, keine groſſe Seltenheit iſt.

Als Lord Stalrs nach Leſung des Briefs, ſeinen ö
Eltervater noch einmal ſehen wollte, war der Greis
verſchwunden, und kein Rachbar konnte Auskunft

ertheilen, wo er hingetommen ſey.

6 ra b chrift au b Nap o le on Bonaparte.

Den greßen Streit der Ewigkeit.,
Ein' war die Wiege ſeiner Siege,

Das. and're der Unſterblichkeit.
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