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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0026

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Detail ohne Feinheit. — Der neue Plan vom kurmainzischen In-
genieur General v. Welsch (vielleicht mit Benutzung eines Ent-
wurfes von Balthasar Neumann, der vorher zu Rate gezogen wor-
den war). Kreuzförmige Basilika von 4 J. im Lhs. Die breiten
Pfl. mit gepaarten Pilastern besetzt. Tonnengwb. mit Stichkappen
ohne Gliederung. In der Schildwand Kreisfenster. Die Profile durch-
weg von mäßigem Relief. — Im Chor setzt sich das System des
Lhs. in 2 J. fort, Schiuli '/s kr. — Das Bedeutendste an der K. ist die
in unübertroffenem Gleichmaß der Gesamtwirkung durchgeführte
Dekoration. Sie rückt den Bau in die erste Reihe der deutschen
Rokokokirchen. Die Stuckierung von J. M. Feichtmayer und Gg.
Uebelker. (Beide aus der Wessobrunner Schule, ersterer in Augs-
burg ansässig, letzterer vorher in den „reichen Zimmern" der Mün-
chener Residenz und der KIst. K. Diessen tätig). Sie vertritt die
deutsche Nüance des Rokoko. Die Farbe ist weiß, hie und
da durch gelb und gold belebt, die Pilaster aus blaßrot gestreiftem
Stuckmarmor. Eine wichtige Rolle ist den Deckengemälden
zugewiesen; voll. 1749 von Math. Günther (einem Schüler der
Asam, auch von Tiepolo beeinflußt; bedeutendster deutscher
Freskomaler des 18. Jh.); im Einzelnen flüchtig und manieriert,
stupend sicher in Massenverteilung und Perspektive, der lichten
Haltung des Ganzen trefflich angepaßt. Die Seitenaltäre stehen
zum Glück nicht an den Schiffspfeilern, sondern an den Seiten-
wänden unter den Fenstern; die antitektonische Tendenz des
Rokoko spricht sich in ihnen sehr unumwunden aus; einige sehen
aus wie aus Korallenriffen aufgebaut. Ausgeführt (bis nach 1760)
von Künstlern aus Würzburg. Ebendaher die Kanzel von Joh.
Wolfg. von der Auwera und die prachtvollen Abschlußgitter des
Lhs. von Gattinger. Verhältnismäßig sehr einfach die Chorstühle;
ein Teil soll zu Beichtstühlen in der kathol. Pfarr-K. umgearbeitet
sein.

Klostergebäude. An die rom. Epoche erinnert eine kleine Tür
am 2. Geschoß der SWand des s T., sie führte in einen Korridor
über den Kreuzgang. Aus letzterem 20 Säulchen von trefflicher
Arbeit, E. 12. Jh., erhalten. Die Hauptgebäude aus 17. und 18. Jh.
(jetzt Residenz des Fürsten v. Leiningen) groß, ohne spezielleres
Interesse. Im Innern bmkw. der Bibliotheksaal von c. 1790.
Kathol. Pfarr-K. (Archiv, d. hist. Ver. XIV) 1752—54. Das In-
nere höchst stattlich, mit klassizistischem Anflug, 3 sch. Halle; das
Äußere in Quadern von rotem Sandstein, durch Doppelpilaster
gegliedert, von guter Wirkung die mit der Chorapsis gruppierten
Türme Deckengemälde von Zick. Die trefflichen Skulpturen
des Hochaltars von Joseph Keilwerth aus Würzburg (einem sonst
unbekannten Künstler); besonders der h. Sebastian durch feine Emp-
 
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