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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0123

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Fron

— 106 —

Ful

FRONHAUSEN. RB Cassel Kr. Marburg. Inv.
Dorf-K. Im Kern rom., 11. Jh., ebenso der über dem Altarhaus
stehende T. Der im 13. Jah. angebaute got. Chor polygon, seiner
Gwb. beraubt. Spgot. Um- und Zubauten.
Steinhaus (Stiftsvogteihaus) stattlich got. 14. Jh.

FULDA. RB. Cassel. — Lange, Baudenkmäler und Altertümer
Fuldas. 1847. — F. Schneider, Führer durch F. 1881. — D.
Dom. (Hoffmann, der frühere und jetzige Dom zu F. 1900. —
Schmerber, Beiträge zur Gesch. der Dientzenhofer, 1900. — Weig-
mann, Eine Bamberger Baumeisterfamilie 1902.) Ehem. Benedik-
tiner-Klst. Erster Bau 744—751. Zweiter Bau 792—819; Basl. mit
O- und WChor. Wiederholte Brände und Restaurationen ließen
angeblich die Grundsubstanz des karolingischen Baues unverändert,
bis 1704—1712 ein vollständiger Neubau (der gegenwärtige) durch
Joh. Dientzenhofer aus Bamberg ausgeführt wurde. 1753 wurde Fulda
Bistum und die Kirche Kathedrale. — Der wertvollste Teil der Leistung
ist das Innere, das dem Besten der Epoche zuzuzählen ist. Es ent-
hält mehr als bloß allgemeine Erinnerungen an die Peterskirche in
Rom: die beherrschende Wirkung des Kuppelraums, im Lhs. die
rhythmische Travee. Die letztere in der Weise fortentwickelt, daß
die Pilasterpaare nicht in einem geschlossenen, nur durch Nischen
gegliederten Pfeiler liegen, sondern daß sich zwischen ihnen ein
wirklicher Durchgang in die Abseiten öffnet; darüber eine sehr
nachdrücklich behandelte Statuennische. Es wechseln solchermaßen
3 breitere eingeschoßige und 2 schmälere zweigeschoßige Joche.
Jenen entsprechen in den SSchiffen stark beleuchtete Kuppel-
räume, diesen schmale, schwachbeleuchtete, kreuzgewölbte Ab-
teilungen. So begleitet den kräftigen Rhythmus der Massen ein
ebenso wirksamer Rhythmus des Lichtes, der seinen Höhepunkt in
dem sehr hellen Raum unter der Hauptkuppel findet. Das Motiv
der Statuennischen ist im QSch. und Chor fortgesetzt. Beide haben
im Innern polygonale Abschlüsse. Die großen Altarbauten des
QSch. heben sich gegen mächtige Fenster ab und der Baldachin
des Hauptaltars steht vor der Öffnung gegen den Mönchschor,
woraus sich prächtige malerische Blicke ergeben. Die Formen-
gebung ist nicht so extrem barock, wie an anderen Bauten
Dientzenhofers, die Färbung weiß und hellgrau. Die Dekoration
der Gwb. scheint unfertig. Die alte Krypta mit dem Grabe des
H. Bonifacius ist durch den Umbau stimmungslos geworden. —
Weniger gut geraten ist das Äußere, zumal in den Seitenansichten.
Übrigens solide Quadertechnik. Das System der römischen Ba-
rockfassade mit dem deutschen der Doppeltürme verbunden. Ur-
sprünglich sollten sogar die alten rom. Türme beibehalten werden;
doch blieben sie wenigstens für den Gr. bestimmend. Der Bau-
 
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