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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0147

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Hai

— 130 —

Hai

darüber Bogenfeld mit der Halbfigur Oott-Vaters. Von dem-
selben interessanten aber unbekannten Meister die prachtvollen
Weihetafeln0 mit dem Wappen des Kardinals 1523, die Kanzel
1526 und die Pfeilerstatuen0 (usp. reich bemalt). Vgl. diese
wichtigen Zeugnisse der beginnenden Ren. mit den 30 Jahr jüngeren,
aber viel mehr am Oothischen haftenden Arbeiten des Nickel
Ho/man in der Marktkirche. Ein Teil der vom Kardinal für
diese K. bestimmten Kunstwerke kam später nach Aschaffenburg.
Markt-K. Usp. standen hier dicht hinter einander 2 Kirchen, S.
Marien und S. Gertruden. Kardinal Albrecht v. Brandenburg ließ
sie 1529 abbrechen bis auf die Türme und verband diese durch
einen Neubau, das jetzige Lhs. Charakteristisches Werk der spä-
testen Gotik, im Anschluß an die Schule des sächsischen Erz-
gebirges. 3sch. schlanke Hlk. von 10 schmalen Jochen; die
SSchiffe noch einmal geteilt durch eingebaute steinerne Emporen.
8eckige Pfl. mit glatten, im Gr. konkav gekrümmten Flächen. Das
wirre Rippenwerk der Netzgwölbe hat keine struktive Bedeutung
mehr und verschmäht auch formal jeden Zusammenhang mit den
Stützen. Ein gesonderter Chor fehlt. Das ö Turmpaar (vor der
Marien-K.) sprom., Obergeschoß got. mit ren. Helmen von 1551,
durch eine Brücke verbunden. Im W die «blauen Türme", spgot.
mit rom. Resten. Die Helme deformiert, sie entwickelten sich ehe-
mals aus einer Krönung von 8 kleinen Giebeln. Das Hauptportal
ein Muster jener komplizierten Stabwerkverflechtungen und Über-
schneidungen, in denen sich besonders die sächsische Schule gefiel.
In den Profilen der Rippen und der Fenstergewände herrschen
matte Hohlkehlen. Die Emporen0 (von Nickel Hofman 1554)
geben eine interessante Verbindung got. Strukturformen mit ren.
Ornament. Eine zierliche, doch höchst verzwickte, lediglich mit
geometrischem Ornament rechnende Komposition ist die Kanzel0
aus Sandstein; der Meister sucht nach neuen Formen, aber kommt
von der alten nicht los. Ausgeprägte Ren. in dem Tafel- und
Stahlwerk0 über den Emporen. 1562—1575 von Ani. Pauwart aus
Ypern in Flandern. Die weiteren Wandlungen des Ornaments
veranschaulichen die Bräutigamsstühle0, eine ausgezeichnete
Arbeit von 1595. Aus derselben Zeit der originelle Schall-
deckel der Kanzel. Taufkessel 1430 gegossen von Ludolf
v. Braunschweig. Großer Wandelaltar mit je 3 Flügeln, in
allen Teilen gemalt, 1529 nach Cranachs Entwurf von geringer
Gesellenhand.

Moritz-K. Hlk. von 8 schmalen J. bei breitem MSch.; Schluß mit
3 Polygonalchören in gleicher Flucht. Die 4 O-J. und der Chor
1388 ff.; die w Hälfte (an Stelle des bis dahin bestandenen rom.
Sch.) M. 15. Jh. Die beabsichtigten w Doppeltürme nicht aus-
 
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