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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0113

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tidtlbtrger Ztilmig.

Kreisverkündigungsbllitt snr den Kreis Heidclberg und amtlichcs Lerkündigungsblatt für üie Aints- und Aints-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wirsloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.


Mittwoch, 2 August


Auf die „Heidclberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
August und September mit 42 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Zeitungsträgern, sowie der Expedition (Schiff-
gaffe Nr. 4).

* Politischc Nmschau.

Das preußische Abgeordnetenfest oder viel-
mehr die gewaltsame Durchführung des Ver-
boteS deffelben wird als der Zeitpunkt eines
Umschwunges in der innern Potitik der
Regierung betrachtet. Jn Consequenz der in
Köln stattgehabten Maßregeln erwartet Man
weiteres Vorgehen, wie z. B. das Verbot von
Vereinen, zunächst von allen Arbeitervereinen
(mit einzelnen ist bereits bdgonnen), ferner
Anklagen gegen die bei dem Feste in Köln be-
theiligren Abgeordneten, Anklagen gegen alle
Zeitungen, welche die Schriftstücke des Kölner
Festcomite's veroffentlicht haben und endlich auf
Grund dieser, von der Negierung natürlich als
„durch die Nothwendigkeit bedingte" bezeichneten
Schritke: Aufhebung des Vereinsrechts und Er-
laß einer Preßordonnanz.

Eine in Remscheid stattgehabte Versammlung
von Wahlmännern wurde aufgelöst, als am
Schluß einer der Anwesenden ein Hoch auf
Classen-Kappelmann ausbrachte!

Die Verhaftung dc§ prcußischen Genieoffi-
ziers in Krakau bcstätigt sich. Auf telegra-
phische Erkundigungen in Berlin ist jedoch der
Verhaftete anf ausdrücklichen Befehl des Kai-
serö sofort wieder in Freiheit gesetzt worden.

D e u tsch l a ir d

Heidelberg, 27. Jnli. Das durch
Polizei- und Milüärgewalt verhinderte Abge-
ordnetenfest in Köln nimmt noch immer die
öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch, und
wiederholt hört man die Frage, was die preu-
ßische Negierung zu einem solchen auffallenden
Schritte bewogen haben mag. Wenn man sich
das ganze Auftreten des Hrn. v. Bismarck seit
seinem Eintritte in das Ministerium zurückruft,
sv sindet man vielleicht den Schlüffel hiezu.
Er halte mit seinen verfaffungswidrigen Prak-
tiken bekanntlich in sofern Unglück, als es ihm
nicht möglich war, bei dem preußischen Volke

Dresden, 26. Iuli. Am SonnMg Morgen l
fand unter allgemeiner Theilnahme das feierliche !
Leichenbegängniß des Hvfopernsängers Ludwig !
Schnorr v. Carolsfed auf dem Annenkirchhof !
statt. Der Trauerzug von der Todttnhalle aus i
war in folgender Weise georbnkt. Voraus schritten i
16 Damen des Singchors und streuten Blumen
auf den Weg bis zur Gruft. Jhnen folgte der
Kammkrmusikus Hr. Hiebendahl mit einem von
der königl. Kapelle gespendeten Lorberrkranz auf
weißem Atlaskissen. dann der Opernregisseur Schloß
mit der von dem Hoftheater-Personal gespendeten
Vrachtvollen, gleichfalls auf einem weißen Atlas-
ktssen liegenden silbcruen Krone. Hierauf kamen
Mitglieder des königl. Hostheaters mit Palmzwei-
gen, dann der Sarg, hinter dtesem der tiefbetrübte

neraldirector der königl. Kapelle und des Hofthea-
ters, v. Könncritz, die Mitglieder der köuigl. Ka-
pelle nnd des Hoftheaters, und außerdem noch viele
Leidtragenbe aus allcn Ständen. Nach Einsenkung
des Sarges hielt Hr. v. Könneritz die Ansprache.
Er wies darauf hin, daß, während bie Stadt zu
lautem Iubrl erwacht sei, wir hier ticf erschüttert

den Schein einer gesetzlichen Unterlage — wie
der König doch wünscht — zu gewinnen, daß
er dieselbe vielmehr lediglich auf Gewalt stützen
mußte Er hielt es daher wohl für nothwen-
dig, dem Könige zur Befcstigung seiner Stel-
lung einen Beweis der Macht dcr Regierung
zu geben, und es erschien zu diesem Endzwecke
früher sowohl die Preßverordnung^ als neulich
das Verbot des Abgeordnetenfestes in Köln,
eine Mnßregel, so ungesetzlich wie die andere.
Es war leicht und beqvem daran zu erinnern,
wie im Jahr 1830 eine ähnliche Preßordon-
nanz und im Jahr 1848 ein ähnliches Verbot
die Dynastie in Frankreich gestürzt habe, wie
aber in Preußen die Regierung so mächtig sei,
daß so etwas nicht geschehen könne'. Waö schadet
es, daß in Preußen in diefem Augenblicke sich
kaum eine Spur von eigentlich revolutionären
Bestrebungen zeigt? Man stellt die Sache an
gehörigem Orte im rechten Lichte dar, und der
Beweis der unerschütterten Macht der Bismarck-
fchen Negierung ist geliefert!

Aus Daden, 28. Juli schreibt der „Schw.
Merk.": Die Frage wegen Aufbefferung der
Lehrergchalte bcginnt zu einer brennenden zu
werden, da zu befürchten steht, daß der Lehrer-
stand nach und nach seiner besten Kräfte ver-
lustig geht und sich nur in ungenügendem Maße
neu recrutirt, wenn nicht so bald als möglich
eine Befferuug eintritt. Es herrscht üdrigens
überall die größte Bereitwilligkeit dazu. Die
Stände haben dieselbe wiederholt kund gcgeben,
und eine nicht unbedeutende Anzahl von Ge-
meinden unseres Landes hat die Gehalte ihrer
Lehrcr bereits freiwillig erhöht. Die Regierung
wird deßhalb beim nächsten Landtag einen leich-
ten Stand haben, wenn demselben das viclbe-
sprochene Gesetz über dieBefferstellung der Volks-
schulen vorgelegt wird. Hand in Hand damit
sollte abcr nothwendig eine Reorganisation un-
serer SchuÜehrerscminarien gchen, wenn der
begründeten Forderung eincr gesteigerten Volks-
bildung Genüge geschehen soll. Daran ist aber
so lange nichl zu denken, als der Seminarcurs
ein nur zweijähriger ist, und an der Spitze
von Lehrerbildungsanstalten Männer stehen, die
'einer' äußersten kirchlichen Richtung angehören.

Stttttgart, 28. Juli. Ein hicsiges Lvcal-
blatt erzählt ein gestern dem Prinzen Charles
Napoleon Bonaparte vor seiner Abreise nach
Frankfurt auf hiesigem Bahnhof zugeftoßenes
Abentemr. Der Prinz, der mit seiner Ge-

und Kraft, der Mund, eines Sängers verstummt
set, dessen Ruhm die Welt erfüllte. Denn er habe
noch vor kurzem geleistet und vollbrackt, was Kei-

Er betrachtete fie nicht alS Mittel zum Erwerb,
sondern fie selbst galt ihm als Endziel, alS End-
zweck seines eifrigsten ernsten Strebens. Darum
stehen wir auch so tief erschüttert an dcinem Grab,
Verklärter! Mit dir tst ein Stcrn erster Größe am
Kunsthimmel erblichen, mit dir geht daS Glück
einer hochbegabten Gattin, der Stolz und die
Freude trcffticher Eltern, die nunmehr binnen
JahreSfrist den Tod dreier Kinder beweinen, zu
Grabe. Sie hatten dir die Wohnung, in der du
bei thnen fortan leben solltest, finnig mit lieben-
den Händen bereitet und gcschmückt. Kaum von
dir betretcn, ward fie die Stätke deines Todes.
Aus vollstem Lebrn und vollster Kraft des Schaf-

mahlin, einer gebornen Ruspoli aus Rom,
mehrere Tage hier sich aufhielt und Stadt
und Umgegend besichtigte, war gestern Vor-
mittag im Begriff, mit dem Courierzug nach
Frankfurt abzureisen Utld löste selbst sieben
Karten erster Claffe für sich, seine Gemahlin
und Gefolge. Einem hinter ihm stehenden
Engländer mochte das Geschäft zu langsam
gehen und er lieh seinem Mißmuthe laute
Wörte in englifcher Sprache, was den Prinzen
indeß nicht kümmerte. Als aber der English-
man den Prinzen mit seinem Regenschirm auf
brulale Weise drängte und stieß, drchte sich
der Prinz rasch um und versetzte dem Eng-
länder eine derbe Ohrfeige. Dieser fuhr so-
gleich in einer Droschke auf die Stadtdirektion,
um stch Satisfaktion zu verschaffen, worauf
ein Secretär dieser Behörde erschien und Un-
tersuchung einleitete. Da sich indeß der Be-
sitzer des „Hotel Marquardt" verbürgte, konnte
der Prinz bennoch abreisen. Das Publikum
nahm entschieden Partei für den Prinzen.

(Fr. I.)

Darmstadt, 31. Jnli. Unter Zufluß
vieler Tausende begann heute das fünfte mit-
telrheintsche Turnsest von dem prachtvollsten
Wetter begünstigt. Der Zug nach dem Fest-
platz war imposant. — Dr. Wolff begrüßte
die Festgcnoffen und sprach seine Anerkennung
auS über die dem Turnwesen und insbeson-
dere dem Wehrturnen gewordene Betheiligung.
Auf dem Festplatz bewegten sich beilänfig
40—50,000 Menschen nnd innerhalb des Rau-
mes fand eine lebhaste Betheiligung an den
für heute bestimmten Uebungen statl. Abends
auf der Festkneipe sprachen Eckhardt und Ku-
nitsch über weitere Ausbildung im Wehrturnen
und Brehm, von früher hier wohlbekannt,
sprach seine Freude darüber auö, daß das Fest
so wohl gelungen. Dr. Büchner dankte für
die dem Komitee gewordene Anerkennung und
gab Mittheilung von mehrfach eingelaufenen
Telegrammen, u. A. von Kuhl, dcr zur Zeit
wegen Preßvergehens inhaftirt ist. O'Leary
brachte Grüße der deutschen Turner in London
an die Festgenoffen. Nachdem noch von meh-
reren Rcdnern, Wiener, Wilk u. A. mit Akkla-
mation aufgenommene Toaste ausgebracht wa-
ren, trennten sich nur ungern die zahlreich
Versammelten lange nach Mitternacht.

Mainz, 27. Juli. Jn der Untersuchung,
welche bezüglich der Entftehung des neulichen

fens und Wirkens hat dich der Tod unerbittlich

seine Wege unerforschlich, „was Gott thut, das
ist wohlgethan!" so muß unser gläubigeS Gebet
lauten." Nunmehr ertönte das von Anselm Weber
componirte Lied: „Rasch tritt der Tod den Menschen
an." Nachdem noch der Dtakonus Pfeilschmidt daS
Vaterunser und den Segen über den Verewrgten
gesprochen hatte, verließen die Leidtragenben unter
den Klängen des Ehorals „Auferstehn, ja aufer-
stehn!" den Kirchhof. Spater haben noch mehrere
Mitglteder des Wiener Gesangvereins, unter.der
Leitung ihreS Directors Herbeck, durch Vortrag
des Liedes von Schubert:

„Der Du von dem Himmel bist,

. AlleS Leid und Schmerzen stillest,"
den dahingeschiedenen Sänger gesetert.

Bremen, 26- Iuli. 2. deutsches Bundesschießen.
Von folgenden badtschen Schützen wurden Becher
grschossen. Auf Feld: Iultus Bogenschütz von
Steinen, Louis Bermeitinger von Sckopfheim,
Fl. Eonrad von Baden, Sutter von Schopfheim,
 
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