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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Nr. 1

Heidelberger Zeitung

DonnerStag, den 3. Januar 19LS

VLe Deutsche demokratische Partei
und die KoLonien

'Non Staatssekretär a. D. Dr. Bernhard
DernLurg.

Unser Land hat reichliche, technisch hochentwik-
kelte, wirtschaftlich geschulte Kräfte, aber es hat
einen Mangel an Rohprodukten und Nahrungs-
initteln. Der Krieg und der jetzt kommende Frie-
den bringt es mit sich, dasz wir vielerlei Schulden
ins Ausland abzutragen haben werden, die nur
durch Erzeugnisse deutschen Eewerbefleißes bezahlt
werden tönnen. Die Sicherung des Rohstosfbezuges
und der Ernährryrgsbasis ist deshalb eine erste
Forderung. Nach dem Punkt 5 der Wilsonschen
BedinLUNgen vom 8. Januar 1918 hat Deutschland
Anspruch auf koloniale Betntigung, auf einen An
teil an den unentwickelten Ländern und eine Kul
turmission gegenüber schutzbedürftigen Rassen. Wic'
ich bereits im Zahre 1906 airsgesprochen habe, ist
K»lonialbesitz einer Vormundschaft vergleichbar, die
dem Vormund große sittliche Verpflichtungen der
Erziehung, der Entwicklung und der Eesundung der
Mündel auferlegt. Zndem wir die minderentwickel-
ten Nassen befähigen, ihren eigenen Boden in Afri-
ka und Asien in zweckmäßiger und tüchtiger Weise
zu bearüeiten und die Naturschätze zu gewinnen,
und sie durch Unterricht. Hebung dcr Volksge-
sundheit. Herstellung von Nuhe und Ordnung dazu
in Stand setzen. eröffnen wir uns gleichzeitig Noh-
,toffgebiete ü. Absatzmöglichkeiten, deren wir nicht
entraten können.

Der Staatssekretär Solf hat diese Aufgabe in
Ke Wortei „Kolonisieren und missionieren", zu-
ammengefaßt. Die Deutsche dcmokratische Vartei
-ritt für das Recht Deutschlands ein, an dieser Mis-
ionsarbeit beteiligt zu sein, sie verlangt einen
» n g e m e ss e n e n kolonialen Besitz unter
üenselben Vedinguügen wie die anderen Länder
und verfolgt. dabei ein kulturelles und
ivirtschaftliches Programm, wie es dem
Geist der neuen Zeit entspricht.

Der Auschluß Deutsch-
Ossterrerchs cm Deutschland

Eine amtliche Wieuer Mrtteilttttg
tom 1. Zanuar besagt:

Die Frage des Anschlusses an das Deut-
sche Neich und die Zollunion mit den neuen
Nationalstaaten sind in den letzten Tagen Gegen-
stand lebhafter Erörterungen in der Presse gewesen.
Diese Erörterungen gehen vielfach von unrichtigen
Noraussetzungen aus. Es besteht in Deutsch-
Oesterreich völlige U e b e r e i nst i m m u n g
oarüber, daß es im Jnteresse unserer Volkswirt-
schaft ist, gemeinsam das Wirtschastsgebiet mit
deu anderen aus dem Voden Oesterreich-Ungarns
entstandenen Nationalstaaten zu 'erhalten.
Diese dauernde Erhaltung eines gemeinsamen
Wirtschaftsgebietes setzt jedoch vorakis,
daß die Deutschen in den Sudetenländern nicht
der Fremdherrschaft unterworfen werden und das;
die neuen Nationalstaaten ihre wirtschaftliche Ge-
setzgebung und Verwaltung einheitlich gestnlten.

Zu Verhandlungen darüber sind aber die an-
deren Nationalstaaten nicht bereit. Unsere sla-
wischen Nachbarstaaten haben nicht den Wunsch ge-
äußert mit uns über die Bildung einer solchen
Union zu verhandeln, dagegen wollen sich nach
Erörterungen in der Presss unsere Nachbarstaaten,
zunächst die.südslawischen Nationalstaaten, zu einer
Föderation zusammenschließen, deren Spitze ge -
gen Deutsch-Oesterreich gerichtet wäre und
es soll dann Deutsch-Oesterreich gezmungen
werden, dieser Föderation beizutreten, ohne daß
ihm ein Einflußiauf den Znhalt des Bundes zuge-
standen würde.

Selbstverständlich könnte auf solche Weise eine
ben Zntereffen Deutsch-Oesterreichs entsprechende
Föderation nicht begründet werhen. Daher kann
Deutsch-Oesterreich, so lange unsere slawifchen Nach-
barn entweder überhaupt keine Neigung zu einem
föderativen Zusammenfchluß baben oder aber diese
Forderung nur unter Bedinqunaen annehmen
wollen, die unseren Lebensinteressen nicht ent-
sprechen,

nur in einem Anschluß an das Deutsche Ncich
eine- Sicherung seiner wirtschaftlichen und na-
tionalen Zukunft suchen und finden.

/ich auch Busse einmischte. Plötzlich zog der unbe-
kannte Mann einen Revolver und feuerte auf den
Kutscher und den Pförtner mehrere Schüsse ab.
Zitzerow brach tot zusammen und Busse wurde so
schwer verletzt, daß er in ein Krankenhaus
qebracht werden mutzte. Der Revolverheld ist mit
leiner Begleiterin entkommen. ^

Theatsr und Musik

* Vom Nationaltheater Mannhein^ Zm Hin-
blick -ainf di>e Demahilmachungsamvrdnung und auf
d-as Verlcrn-gen der Arbeiterschatt. beschloß dvr
Stadtrat in Mannhefm die Einführung der acht-
stündigen Arbeitszeit für das techn-isck-e
Perfonal des Rationalthtzaters. was vorerst rund
45 000 Mark Mehrkosten verursachk. Zu desson
Deckung wird zunächst vorüberüebend oin fünf-
pvozentiger Aufschlag auf.«.lle Eintvittskarton er-
hoben. Dio Abonnenten werden ersucht. freiwil-
!ia dem gleiichen Aufschlag ftir den Rest der
Spierzskt zu leisien.

Die Leituna des Weimarer Landestbeaters.

Wce aus M eimar aemeldtt wird. ist ^wistben
dem Sta.atskomm0iu.r Baudert. d-em> üeiter der
vcovi'sorischen revubükanischen Reaiavu>M unid ivlvm
Eenöaslcntenidanteir des obe-mcvliaen Koi- und ben-
tlgen Landestheaters v. Schirach, ein^ Art von
,.KoWi>eteiMkoMlikL" ausaebrochen, in dem der letz-
tere dsm- Noctterunasmann das Recktt. ilm iimner
Stelluna entb'be-n. üestreitet u-nd -außeüdem. stch
a.li seinen Nertraa als StaatÄbacimter b.rittt. Cs
konrmt daau Äast auch die.aus den mastaobcn/Men
K-Eiten des Künistlerversonccls bestobeude Mebvbeit
die We'.terfübruna üer Gckschäfte.durcki den gcgcn-
wärtiaen Leiter müstscht und Äie Mv'iaen stck neu-
tral vovbailten. v. SMrach wird.'.ur Entscheidnng
der Stveftfraae döH Nechtswea beschwiteii. Wa'
dre vlachfolgerschaft in der Leitung des Weimarer
Landestheaters anlangt. so scheidet der Dichter
Hardt. der nrftirünaUche KstnÄüdmt des Stcvats-
^miiftsicrvs. völlia ccus. La die nroste Mabrbeit des
K,üiM«!rver.s.on.cr:ls stck aeaen ffcki-n^ Bsiu>funK ans-
assvMch»--, >

Die neuen Steuern

Der Rat der VölksbeLustvagten. hctt im Ein-
vernehmen mit denr Stcratssekretä^ des Reichs-
schatzMnts fdlgendes befchloffenr

1. Zunächst sallen dts Kr'iegsgbew ilnne

eingezogen werden uich zrvar m Mrmi 1. er-
ner aiutzerordentlichen Krtogsaboabe ftir dsts
Nechnungsjahr 1919; 2. otne, ousterordentltchen

Abaabe vom V-ermögenszuw achs, wodurch
dte während der gefamten Dcnuer des Krieges ent--
stiandene Bevmögensverm-echrung desrgVstailt erfastt
werdm- soll, dast ste unter Schoimng kkeiner B-s-
träg-e in vollem Umsange micider der Allgcmetn-
heit zugeführt wird. Die beveits geMchtte Dteiuer
wird angerechnet.

2. Bon dein nach Einziohung der Kriiegsge-
wtim>e verbliebenen Bermösen soll erne groste
allgemeinei V e r m ö gen s.ab g abe erhobe,n
werdein, dis in starker P-rvgvession anstokgLn. je-
doch die Grenzen der vobtsivirtschastNchen Lei-
stungsfähigkM nicht überschroiten. Fanttlienstand,

Nur nsch 2 Tage

Steht Dein Name in der Wühlerliste? Wer keine
Postkarte erhalten hat, überzeuge sich durch Augen-
schein im Rathaus, Zimnier 5, ob er in der Wähler.
liste enthalten ist.

Atter. Evwerbsfähigkeit und steuerpflüchtiges Ein-
tommmen berücksichtigen. Zm Anschlust an diis
VermögsnsaibMbe soll dec Ausbcm der Besttzsteuer
erfotgon.

3. Di-e h-ohen Einkomm.en sollen stärker
Üeliafftet werdon, indem die Reichseinkamme-n-
steiuer mit weiter geführter Progresston minde-
stens siir diese Einkommensteiuerfftufen eing,cMirt
wird.

1. Zunächst sollen -die Kriegsgewinne
sollen in ermoifterteni Umljlange der Biosteuevung
erschlossen und döm Netchr zugämSlich gemacht
m-erden. Eme Kapit,als-ertragsteuer soll
die ErträiMisi's d-ss Kjapitals (Kupcm-s, Dividen-
den. HyMthekenzinsen uff,w.> eine Betriebs»
e r t r a g st e u e r. die einrn gewissen Mrndefftb-e-
tvag übersteigLnden Gsn»inne geffchäftlicher Un-
ternehmmngon erfaffe'i.

5. Die iErbschastsfteuer soll mnter Wsi-
torfübrung der Progreffion stark erhöltt wevden;
ste soll auf Abkömmlingr und Chegatten wusge-
debnt werden. Für -di^ Höhe drs Abgabesfttzes
soll nicht nur der Brtrar der Erbschaft. fondern
onch die Bevmögenslage der Erben b'rll'cksichtigt
w-ordeu.

iou oas-ur >-0

gen. dast die M crlas'enden Gossste auch
gleichmästig und »erecht ausgefüh,
werden. Die VeranlaMng soll übsmll in d
Hände finanztechnisch besonders vorglebildeter Pe
soi-en gelegt werden.

Wie dgM noch das WTB. meldet. b eginw
d,e Steuersätze mit 5. v «b. fttt di.e erffk
.'0 000 Mk Dcvs abgabepflichtigr Mshreinkni'
'iAn steigert stch ullmählich bis -aiulf 50 v H. Mc
die Abg.ab,e von Vermög-en .anlangt
bstubt oin Vermösen von nicht mehr-gls 100 Ol
Mark von der Nbgabe vollkonnnc-n befreit. Fi
dft darüber hinaiusgebendm V.srmöaen steige
sich die Steuier von 1—5 v. Taiusend.

Deutschgs Reich

Die kr'rnftigc N'ichsvcrfassnng

Zu der vor einiger Zeit von der Deutschen
Allgemeinen Zeitung gebrachten Ausführung über
die künstige Verfassung des neuen Reichs, wonach
es m Staatenbaus und Volkshaus geteilt wird,
briiigen die politisch-parlamentarischen Nachrichten
noch weitere Ausführungcn und schreiben u. a.:
Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den bei-
den Häusern oder zwischen den gesetzgcbenden Kör-
perschaften und dem Präsidenten soll derdirekte
Appell an das Volk in der Form des N e-
ferendums erfolgen. Weiter -heistt es dann:
Zn dem Staatenhaus wird den einzelnen Staa-
ten die Stimmzahl nach einem bestimmten Ve-
völkerungsschlüssel zugeteilt verden, doch soll kein
Stuat mehr als 23 Stimmen erhalten, wobei an-
genommen'wird. dast auf ie l Million Angehörige
des deutschen Volkes 1 Siaatenhausstimme ent-
fällt, so daß das Staatenhaus ungefähr 69 Stim-
men zählen könnte. Die 23 Stimmen des größten
Staates würde danach, gleichviel wie boch seine
tatsächliche Vevölkeruugszahl ist, höchstens ein
Drittel darstellen.

'' Nroseffor Mar Weber-Heidelücra war. wie
fuüber uemieüdot von der beutsckien demoLr-cftilstbc-n
Vartei bes beffen-naffauftcken Krk'iifes crls Kand'i-
da^ für d-'e beutiche Naiio nalverffam/mlmig cttiffge-
stellt worben. Wie nun bie Fran-ki. Zeituno mit-
teilt. vst bei dor letzten Entickeidu-n.a der betireften-
den Barteiinistanzen Vroff. Mttr Weber üb-er-
bauvt nickt aus die Liste Mommen! Das
Nlatt beftauert mit Recktt. bast boidi'i'ch eftrs der
marbrntosten Derffönlichke'ftk-n bes boutffchen valiti-
icken Lebens dar Nationalvevs.-rmmbvmia veirloren
aebcn wll. Es wirft aleick'.e'tiia die Fraae guff. oD
n.'ckt nock ein nnderer Wablkncis Mar M-ber auif
seiine L'ffte brinaen könnte. ftofffcntlich ist d-!>es
nock möalick!

Badffche"Politik

Kmrdädaten in Unterüaden. Die Deutffcks
D e mo k r-at ische V a r t e i Untcubaibkins wirld
den Handelskammerprasidenten Engelhard als

A.baeor.dmeten zu-r deutffch-n Natio-i >i.l-ver-s'am.mluna
an sicbersr Stvlle in Va.ffchl.aai br'lua.'n. Die So-
,tt'1d'einnkrntie in Mannbeiin bat w.irld-,r iibren bisir
be'.ft.aen Abaeordnöten Rcd-a/ktciur Qsikar Geck. ai'ift
avstellt.

Landwirlschyft

* Dcr Vadische LKndwirtichattlicke Tasckenkalen-
der für 1913 !st soeben im Verlaa d ?r G. Braimffch.n
fteckbuchdruckerüi in Karlsruibe c-rffchien-en. trotz diev
K-ri-sas^chimi'er.aLeitc-n miede« mit dein reicken sora-
räftia ausaswäibtte.n Znbalte wie fonit. Sckon im
ftinlblick auff den rom.menden Fried-e'N und dm Mie-
deraMaiU des w-irtschattlichen Lebens ffoltte sich
ickftw Lanldwirt dieffen n'iitzlichen unid zweckmästiaen
Taiichcjn-öalend-er a-nschatten. d,as Geld daftir ist wirik-
lick aut anaöleat. Znfolae der boben tterstellun-cvs-
kosten nMstte der Bsrlaa dveciiinar am5

1.60 M. fe-Meken.

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Seite 8

Die Wahlen zur badijchen

Nationalversammlung

* Versammlung für Kricssbeschädigte. Die vcm
dex Deutschen d ^ m okr a t i ff ch e n Partei.
ann Dignstiag nachmittag nach dem Artushof ein-
bevufene Versaninftung war von einer großen
Anzahl Kriegsbeschädigtec beffhcht. Zn längeren
A/usfüchrungen legte sodann Dr. Sommer-Het-
delberg den anwcffenden Krregsbeschädigten das
Progranftn der D.eutschen demokratischen Partei
vor, indem er zwischen disser und der Sozicft-
dem-ü>kratie. dre noch ganz und gar auif dem Bo-
den des Erfnrter Progvamms steb-e. einen scharsen
Trennungsstrich zog. Herr Bühler vom hieffi-
gen U - uind ^S.-Rat. der zwar Kri'egsb-oschäd-igier
.ist, ,aber. wie er s-e-lbfft Mgab. n-ur a,ls Parteimann
sprach, bskälnpfte vom so-zialistftchen Standpunkt
a-us heftig die Anschauungsn de§ R-efferent'on urrd
ve-rffuchte beffonders aus der Art der Zuffcmnmen-
setzu-mg der Deutschen demokratischsn Partei, M Äer
angeblich auch Schwerindufftrtelle und ehemalige
Annexion-iffte-n gehören, nachzuw-eisen. dast sie des
Vertra/uons der Kriegsbeschädisten nicht würdig
sei. Als Vertreter des Neichsbundes der Kriegs-
beffchädigten wünschte Herr'Engelhardt zu
missen, in welcher Weife dte Dsutffche demokratische
Portei ftir die Znteresien der Kriegsbcffchädigtsn
einzutrcte-n güde-nke. Er bsdauert. dast keln Ver-
tveter dieffer Partei in der am 23. De?-ember in
der Turnhalle abgehalten-sn Kr-ie.liÄbkffchädiglen -
Verffam>ml-upg zugegen Mweffen fei. wadurch sich
die Abha-ttiung diefer Verfaimmlimg erübrigt hätte
Dr. Leffer erklärt es sbenfalls für bedauerftch.
datz er ffowie dke a-nderien Mitglieider de§ Vor-
standes der Deutschen dLmokratischön Partei durch
Arbsitsüberhäufung von er Teilmahm-s an dec
ermähnten Vers.crmmlung ochgehalle-n worde-n seien.
Zn überzsU'gendein u!nd von H-erzen ssheniden Wor-
ten stellto -sr h-ierauf die Änsicht richtig, als ob
scins Pairtei weniger als die Soztaffdemoikratie für
-d-ie Kiriegsbeschädigtsn ziu tun gedemEe. „Nichts-
rrnrdig s-ei die Partoi. so führte er ans. di« nicht
-da'für sorgen würde, dast die. die mit ihrckm Blute
für Dsutffchland gszahlt haben. om ausvgichsndes
und würdiges Auskommmen finden". Zm wsi-
teren Verlcruf der Au^prache stellte es sich hsr-
aus. dast die Kroegsbeschädiglen sich MM Toil noch
kein genaiues Mld von dec Art nnd dem Umfange
der erwünffchten Fürfforge gemacht hoben. Dr.
Kaber fchilderte rn danksnswe.vter Wsise, we.lche
Berffuche gevade in Baden unter grostsn Ovfern
nnternommen worden seien. um den Bcffch'idigten
wiedür.di? Ausü-bung ibres alten Berufes zu er-
möglichen und stellte fest. M welch unmögli.k.m
<!rolgen der vielfache goivünffchte „Ginstöllungs-
zwang" fiihren kann.

Die deutsche dem»rratiscke Partei Hcidelürrg
hatte für den gestrigen Mittwoch nachmittng -
einer Versammlung für kaufmännisch- und
industrielle Angestellte im Hoft', Ta-'n
bouser eingeladen. Frl. E. FaLer sprach über die
Wllnsche und Forderungen der Angesteltten, deren
Ersiillu'ng durch den Anschlust an die Vartei er-
reicht werden könne. Die Sozialdemokratie ver-
lange, daß auch die weniger Tüchtigen. Arbeits-
scheuen und Faulen ebenso bezahlt würden, wie
. solche, die wirklich etwas leisten. Einem solchen
Programmpunkt könne absolut nicht zugestimmt
werden. Darauf nannte Frl. Faber einige Na-
men aus der Kandidatenliste und forderte zum
engen Anschluß an die Partei auf, da nur durch
ständiges in Verbindung bleiben der kaufm. Ver-
einigungen mit der Partei das erstrebte Ziel er-
reicht werden kann. Hieran schloß sich ein Vor-
trag des Herrn Wilhelm Zilling an, der da-
von ausging. daß die Hoffnungen, mit denen auch
die Angestellten der kaufm. und i-rdustriellen Be-
triebe, in das vergangene Zahr getreten sind, nicht
ersüllt wurden. Handel und Gewerbe liegen dar-
nieder und Forderungen, die die Angestellten schon
längst gestellt hatten, wurden nicht erfüllt. Er
warf die Frage auf, was von einer sozialistischen
Negierung unkttwas wir auf einer Grundlage der
Deutschen demökratischen Partei zu erwarten hät-
ten, betonte, daß der Feind innerhalb unserer
Landesgrenzen stebt und wies besonders auf die
gewissenlosen Treibereien in Verlin hin. Zn den
-alten Lürgerlichen Parteien wurde 'es den kaufm.
Nngestellten schwer gemacht, ihre Wünsche durchzu-
setzen und nur die unoerantwortliche Behandlung>
dcr Fragen mache es verstündlich, daß ein großer
Teil der Angestellten die Sozialdemokratie als die
Partei ansehe, die alle Wünsche und Hoftnungen
erfüllt. Die Angestellten trügen auch einen gro-
ßen Teil Schuld selbst daran, da sie nicht verstan-
den hätten, sich durchzusetzen, Klaö-""ttitik solle
der Angestellte nicht treiben, wohl aber solle er
politisch geschult werden. Der Nedner beleuchtete
darauf im einzelnen die Programmpunkte der
Sozialdemokratte, wie Trennung von Kirche und
Staat, Sozialisierung der Vetriebe, Verkürzung
der Arbeitszeit usw., um jeweils die Gegenpunkte
anzuführen, die eine derartige radikale Durchfüh-
rung nicht ermöalichen lasien, und forderte zuletzt
auf, der Deutschen demokratischen. Partei beizu-
treten, da diese das Proaramm der Angestellten
vertreten werde. Eine lebhaste freie Aussprache
schloß sich hier an, in der besonders der Abbau der
Frauenarbeit und die Ausbeutung der Arbeiter-
kräfte erörtert wurden.

Walldorf., 1. Zan. Eine übemius zahlveichs
Zuhöre'rffchast von Frauon und Niännern folglcn
im Saale zum „Ochsen ' den vvrziialichen Ausfiih-
vunsein boi ider Entwickttmg des PrMvamims der
Döuftchen demokratftchen Partei des Professor
Dib'elilUs -aus Herbelberg. Fra,'u vo-n St-ei-
nau - Steinrück mahnte die iFir-cmen. von
ihrem WwhlrechL unbedingt Gebrauch zu m-achcn.
Zn eiftiler lübhasten Ausspvache. Lei dcr auch dis
«nwesendem Parteini'it-glieder lder Sbzial!demokr>a-
trffckM Partei zu Worte kamon. mähnto Herr
Geier, di.e Linke solle sich aegenseitig nicht üe-
kämvffon.

Sandhausen, 1. Zan. Zm vollbeffetzten Saiale
des Gasthauffes zur „Krone" entwickelten Professor
Dibeli'Us und Fabr-lkant N. Marr aus Hei-
dslbevg das Programni der Douftch.'n dsmokratft-
schen Partei. Mit graßer Aufmsrki,a»nkeit soligteii
die zahlreichcn Zuhörer den Ausführungen. Zn
einer lebhaften Ausspvache und anft Anfvagen
konnte Prosesior Dibcli-us im Sck>liu߻vort seine
AiUsführuilMn ergän^'n.

Kleingemiind, 1. Zan. Die heute abend inr
, Schwan.sn" abgehalteue Vev.aimn'lung der Deut-
schen deiNÄkraliffchen Pa-vtei. in der Haiuptschrifft-
leitzer Kurt FNcher und Schlosiermeister Heu-
s e r von Hchdelberg ffpvachsn, war ffehr stark be-

Miten Bode-n. wie dsr Beisall und zahlreiche Bei.
trittserklarungen bezeugten.

Demokvatischen Parte, veranstalteten Versamm-
lung m Mauer und W.ieffenback ersreutsn stck
Desuches. Dee Ausführungen
der Skednsr, Sckstosiermeftter Heuser und Haupt-
schrrftlsfter Kurt F i s ch e r-Heidelbvra sanden den
ungeterltsn Beisall der Dersanvmluna. Die Stim-
mung fur die Deütffche demokratischy Partei isff
ffehr gut.

Donnerstaa. 2. Zanu«:

Nackin. 5 Ubr- im Gvo'nen Saal des Neuen Kolle.
arenbau/ies- .Deuticklanbs Wiederautticlttuna"
' Nsdne-r: Vroff. Mcir Weber - tte-'idslbei g
Freitaa. 3. Zanuar.

Skackm. 5 Ubr im Artusboi: 3. Aufklärunasnor.
tvaa ffnr Zrauen und Mädcken.

Abenids 7 Ubr im Deutffchen Kaiffer »zu Neuen -
beim sSabenbuvaerstr. 2tztt Osftentlicke Wäb-
lervevffammlunia. Redner: Scklosiermfftr. tteu-
ffer. Rsallsbrsr Bebrinaer. Rechtsanwalt
Dr. Sck o ck.

b. Dr. Zehnter über die Lage in Vaden uud rm
Rciche. Zn einer überaus zahlreich vesuchten
Versammlung, die die hiesige Zentrumspartei am
gestrigen Neujahrstage nachmittags in der Turn-
halle am Klingenteich veranstaltete, sprach der
Führer des Ladischen Zentrums, Oberlandesge-
richtspräsident Dr. Z e h n t e r - Karlsruhe, über
die zukünftige Verfasiungsform des badischen Staa,
tes, über die Zusammensetzung und Wahl des
künftigen Ministeriums, über Finanz- u. Steuer-
fragen, sowie über die auswärtige Politik des
Reiches und kulturelle Fragen. Der Redner stellte
hierbei als Forderungen seiner Partei auf: ra-
scheste Errichtung einer Verfasiung im Reich unt
in Baden, eine durchgreifende Finanzreform unter
intenstver Ersasiuug der Kriegsgewinne, wobeiije-
doch die Produktion nicht geschrvächt werden dürfe
und unter Schonung der kleinen, ehrlich durch
saure Arbeil verdienten Kapitalien, Errichtung
von Arbeitskammern, Ausbau der Lohntarifver-
träge. Schaffung eines Beamtenrechts und eines
Disziplinarrechts der Beamten einschließlich der
Lehrer, Vertretung derselben im Parlament, um-
fangreiche llnterstützung des Handwerker und des
gewerblichen Mittelstandes. Die Zentrumspartei
>ei in der auswärtigen Politik Anhängerin des
Völkerbundgedankens unter der Bedingung, daß
das Deutsche Neich als gleichberechtigtes Mitglied
darin aufgenommen werde. Ferner verteidige das
Zentrum entschieden den Eedanken der Einheit des
De'itschen Hkeiches u. Lekämpfte alle separatistischeu
Vestrebungen. Zn der Frage des Schutzes der
ttiiche imd Religion hofft das Zentrum auf die
ttitiqe Mithilfe der bürgerlichen Parteien. Der
Nedner begrüßte die Verleihung des Wahlrechts
an die Frauen und fordert sie auf, Helferinnen zu
sein beim Schutz christlicher Zucht, Sitte und Ord-
nung. — Dr. V i e rn e i s el-Heidelberg behan-
delte das Thema: „Trennung von Slaat
undKirche" und erklärte bei der Lösung dieses
Problems sei es erwünscht. daß die edelsten und
fähigsten Geister mitwirkten. Das deutsche Volk
in seiner überwiegenden Mehrheit lasie sich seine
Kirche und den Neligionsunterricht aus der Schule
nicht rauben. Die beiden Referate fanden leb-
baften Beifall. Dem Dank gab der Lerter der
Versammlung, Kanzleirat Schneider, namens
seiner Partei besaLderen Nusdruck.

Aus Badsn

Der Mord in Wiesloch

Wiesloch, 1 Zan. Vorgestern crbenv fiel. wie
schon kurz -berichtet. der geachtete -und pflichttreue
Sparkasienrechner Niemensperger in Wall-
dovf der Bfförderhcrnd des -nntreu-en Kassendiencrs
Mittmsr dastlbst Mm Om'er. Zm d-ortigen
Ncfthcuis verffetzte der Mördcr dem 'iSparkasienrcch-
ner einige Stiche. Auf desien Hilffemffe eilten
die noch ftn Gemeindehaus anmeffcnd-en Angc-
stellten, von denen der Täter nicksts wußte, zu
Hils Sie kvn'.'ten " dann festnehmen, ja
dnß -.r seiner gercchtc,'. Straffe n'icht ent-gchcn
wird.

Lei-der ist die vor vierzehn T-aaen bei Wies-
loch stattachcrbte Mordtat tmmer noch nicht auff-
croklärt. Atan weiß noch nicht einmal den >Namen
dcs Ernvordeten, trotzdem sich die Bchörde iu
dieser Bezichuna alls mögliche Mübe gab.

:: Wieslock. 31. Dez. Das MiiMerium dicr Zu-
stio bcft dsni ZuitMktuar Lu'dw. Heinrich beim
Notaü'rat Mannbeim »mn Amtsaerickt Wiesluch
verüetzt. . _

Unterschüpf Amt Tauberbischofshelm. 1. Zan. Zn
einer der letzten NäclÄe rtturde rn die hissige k a»
tholische Kirche eingebrochen und zwei
Att'tzkolche aestvhlen. Schon am Soiiiftag vor
Weihniachten wUvde währen'd der Auste-i-lung d v
heili-gen Kommimi-on der Kirchenportalffchlüjsel
vntwenidet. jedensalls zu dem Zweckc. den Di.b-
stnhl der Wertgegeiistünde dcr Kircke ausfführen
zu könnjen.

Karslruhe, 31. Dez. Am Sonntag fand h>er
eine von dem badischen Kleinhandel siart besuchts
Versammlung des Bundes badischcv
Detaillistenvereine statt, die sich mit ve«
Frage! „Wie stellt sich der Kleinhandel zur Wayl
am 5. Zanuar? und welche Förderungen mutz er
erheben? beschäftigte. Der Syndikus der Karlsi
?uher Handelskammer Dr. Erienen hielt daber
ein längeres Neferat, wobei er eine Reihe vc 4
Forderungen ausstellte. Nachdem noch Vertretec
der Demokratischen und der Zentrumspartei, sowir
der kaufm. Angestellten gesprochen hatten, wurd»
cine Entschlietzung angenommen. in dcr betonl
wird. daß eine stärkere Beteiligung der Kausi
mannschaft eine der wichtigsten Erfordernisse de»
gegenwärtigen Zeit ist. Die Tagung crmächtigts
den Vorstand des Bundes, alles daran zu setzen,
damit dio Knufmannschaft in politischer Hinsichtz
mehr zur Eeltung kommt. '

Karlsruhe. 1. Zan. evffbe Sund'Ms de»
hieffiaen H.wndslskanrmer. Dr. Ricka/Vb Fffanei^
der 40 Ziahre lang bei der Handelstwinmer ge-
dient lMt und im 72 Lsbensiabre stoht. tvat
dsn Nübestand. An ffeine Stelie tr-itt der scü
vier Zahren als zweiter Syndikuo ibei de«! Micnu
mer tätige Dr. Krienen.
 
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