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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Heidelberger Zrltung erschr^ », jedkm WochriUas mtttug« 12Ilhr. Grat!»veigllb»n llnd das
oir-ztg Eilich» v»rvLastgv«g-»lg« k,rs SqirLr t.rldrNikrs. Lt» ^.«ldrsbrrgkr Fau.ilSenblSttex.
antierdem D»hgun-»i,»««iKe«. 'Di« KeldeNxrger Leliung knnn durch aH« Po'kanslalten,

bnr- dts Agenluc«« ow i.iltt v!« L7»e,rinn«r. und b«I b«r B«Ich»N-sl»ll« r-klvsr --> Hau-rsL. ss —
vu>nu?lch unb slerleljätzrltch t>«>!el>r n>«rbea.

L,uvUci>rMI«tl«r: Kurt Fi > cher ln Heidelderg

Dru «t u.ye rlag: r»'»or B erllenditlch - - Hcldelh«rger verlagannklal« unv SinrSset. delSswsrg.

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Bet Wtederholungen Nachlatz nach Tarif. Erfäklu«g»»rt lst Httdekber-. Etnzeloeestauf l» Pfg.
Druck n. B»rlag: Theodor Brrtkenbasch-tzeldeSergec DerlageanstaU u. Druch«r»t Hrld«kd«g.

Postsch«^«»-^ tzarlsrich« Nr. SS«7. ^ernfprech«: «eda»tion l82. G»schSft«st»kl<! SL

MnabhangigeTageszekkmrg)

Neröttnolgungsblakf fürNtordbadcu itttb hie angrenzenbelt Teilr vsn Dnfsern, Asffen uud DürklentberA
26 Frertag, den 31. Ianuar 1919 61. Iahrgang

Das Zeilsihen um unsere Roionien

DLe Stellung Wilsors

Expedition gegen Bremen

Berlin. 38. Jan. Die Neichsrcgierung hat sich
genötigt gescben. wcgen der Unruhen in Breiucn
eine Truvvennbteilung dorthin zu entsm-
den. Die ersten Trnvpenziige sind bci Bremen ein-
getroffen. Es ftrömen viele Freiwittige zu.

Aus einer Unterredung mit den Mngliedern
der Neichsregierung hat Noske über die
Eründe vnd das Ziel der Expedition noch fol-
gendes mitgeteilt:

Aller Welt, ausgenommen die Spartakisten, sei
klar, dast die Zustände in Vremen unhaltbar
waren. Die Stadt gehörte zu denjenigen, in denen
eine kleine Minderheit durch Eewaltmittel ver-
suchte, ihre Herrschaft über die beträchtliche Mehr-
heit zu behaupten. Bremen hat eine besondere
Bedeutung als unser zweitwichtigster Handels-
hafen. Anfangs Februar soll das Auslaufen
von Lebensmittelschiffen beginnen. Vei der abso-
lrrLen Unfichrrheit de: Verhältnisse bestand keine
Sicherheit dafür, datz beim Ein- und Auslaufen
der Schiffe Zwischenfälle oder Störungen unbe-
dingt nicht vorkommen würden. Die Zufuhr von
Lebensmitteln muß aber unbedingt sichergestellt
werden. Deshalb sind Truppen von erheblicher
Kampfkraft in Vewegung gesetzt worden. Von den
einmarschierenden Regierungstruppen wird gewitz
kein Schutz abgegeben werden, wenn nicht von den
Bremer Spartakisten oder Unabhängigen zuerst
gefeuert wird.

Verhaftung vou Kommunifteu

Berliu, 31. Zan. Bom Arbeiter- und Solda-
ienrat Pirna wird der „Freiheit" mitgeteilt, datz
dcr friihere Reichstagsabgcordnete Otto Nühle
und viele andere Kommunisten verhaf-
tet wurden.

Die Polengefahr

ist n«ch wie vor cruhcroridentlich grotz. trotz der
„beruhigerÄ>en" Nachrichten, die gswisse A.-> unü>

S.-Mte d>es Ostens aus begreiflichen Eründen ve-v-
Lrv'.t.-n. Jm Eegensirtz idazu wivd -aus Berlin
sedvcrbtet:

Vrrlin, 31. Zan. Die letzten Nachrichten. dre
aus dem Osten an die Neichsregierung und an das
Kommavdo des Erenzschutzes Ost gelangt sind, las-
sc,l es unzweifelhaft erscheinen, datz die Polen
eincn starken Vorstotz nach Westvreutzen
vlanen und diese Peovinz schon in allernächster Zeit
eheirso rn ihre Eewalt bringen wollen, wie es
ihnen in Posen leider gelungcn ist. Die Eesghr für
Westpreutzen ist nach dcn rüngstcn Meldungen der-
artig dringend, und die Notwendigkeit, im Ostsn
überSauvt einzugreifen, so grotz, datz Lie Reichsre-
gicrrmg eiligst wird Matznahinen trcsfcn müssen.
Die Verlegung des Erotzen Hcmptquartiers nach
dern Osten ist Lis jetzt noch nicht erfolgt. Zur
Sicherung dcs Lstens sind insgesamt 308088
Mann erfordcrlich.

M'vs vrrlautot, wied Minister Hirsch mit sivet
Kollegen uvld einer Abo^dnung der A.- und S.-Mte
etne Reise nach dem O ste n, teils sur eigeivcn
Altfklävung. teils zur Velahrung der wödMspe'nsti-
gen A.- unld S.-Mte antreten.

E!n Erfolg der Deulschen

Bromberg. 30. Zan. (Nmtl'ch.1 Am 29. Za-
nnar wurde Erünthal, Wunstheim, Zaru-
? chin und Gr. - Samolenck von unscxen Trup-
pen genommen. Zwet Maschinengewehrs, so-
w>e Gewehre und Munition wirrden eingebracht.

Die Tschechen räumen Dcntsch-Bölilncn

Berlin, 30. Zan. Wie der Wienex Mitarbei-
tex der Kreuzzcitung mitteilt, bestätigen sich dr'e
Meldungen, nach denen bei dcn tschechischen
-^euppen in DeuLsch-Vöhmen Niickzugstzewegun-
6e» bemerkbar wevdon. Die Tschecheu sstten von
dcr Entente eiwen deutlichen Mi nk erhnl-
ten Hahen, DeuLsch-Vöhmen ru räumei,.

Nnsere Verlnfte

Verlin, 31. Jan. Die Truvven drs Grenzschutz-
^schvlttes Bro-mLerg haben, nach einer M.ll-
des Berlinsr Lokalcrnseigsrs a.us Era dens»

Der Ausschutz der 10 Vertrcier dor Erotzmächts
hat stch nach einem Havasbericht am Dienstag
weiter mit der Fragederdoutschen Kolo-
nren hesiatzt Am Vovrnittag sprach man übcr dis
deutschen KL-lonien im fernew Osten und im Ero-
tzen Osean. Die Karolinen und «die Mar -
schallinfeln fordere Javan. Neuguinea
Austrcrlien, Sam oa werde von Neüseeland bean-
svvucht unid Kiautschau wivd von Eh'na ver-
langt. Am Nachnnttag vertrat der svamösischs Ko-
kannt, datz Kamerun sast ausschlietzl ch von fran-
sischen und englischen Kolonici'lansvEche. Es sei l>e-
kannt, datz Kainerun fast autzWietzlich von svan-
zösischen Truvoen dc-n Deutlschcn entrisscn woüden
se'i und dwtz bereits im Jachre 1916 zwk'chcn Framk-
reich und EWand Berträge zux Abgvenjzung der
gsgensmtigc-n Einflutzsvhären albgeschlossen wurden.
Frankreich will sich verpflichten, bci Ucderlassung
dieses Gebc-ctes insbesondere eine lrbsvale wirtschaft-
liche Verwcrltung elnzufüöreni. Es will sich Ler
Eingsborenen annehmen, um diese aüf eine höhere
Kulturstufe su hsben.

Die Darlegungen Simons machten auf die Ver-
sammkung levhcrften Eindruck. Lloyd Eeo gs gab
se'msv Zulstiimnunig Aurdruck. Das Kvmitce bcschäst
ligte sich dann wieder m'ct den am Dovmittag bv-
handsltcn Fvagsn. Wtlson bsmerkte, datz die
Souveränität über die dentschen Kolonien dem Völ-
kexLund nnterstehen müsse und datz die Vsrwal-
Lung dcr in Fraae kom-memdeil Gobiete unter die
intcirnat'louale Kontrolle des Dölkerbundes kommen
müjse. Um dies in die Tat umsetzen su können,
müsse man wuf die Prinzipren dcs Völkevbundss
selbst zurückkommeu. Eiir Vsschlutz in dissen kom-
vlizierten Fvagen wurde bsi dsr Sitzung nicht
gefatzt.

Nach dem „Matin" wird Wikson, um stine Vot-
schast vor dsm Kongretz verlclen su können, Frank-
re ich um den 12. Fobruar henmm verlassen und
fünf Wochsn sVäter dorthin wicder zurückkshren.
Die Avbeiten der Konferenz werden Lmrch diose
Rei^e nicht unterbrochen.

JapanS For'Äeruttgerr

Drr Matin will wisseil, datz das iavantsche
Kabinett dem von Matsui sormuliertcn Frie-
dcnsprogvamm sngestimrvit babe. Dteses Prvgvcrmm
Lnthnlt folgends neun Punkte:

in l'isn Kämwfen gmen dte Polen bis sum 23. Za-
nuar 1919 7 Tote, 24 Verwuudete uud 159 Ver-
mibte vevlovon.

Was die Polen alles schlucken
nröchten

Das Pariser polnische Nationalkomitee, in dem
die Entente oie vorläufige berechtigte Vertretung
Polens sieht, hat der Friedensronferenz eine
Dentschrift überreicht. die sür Polen ein Eebiet
von 150 000 Gevierttiloinetern mit 38 Mtllionen
Einldohnern beanspruchst uud zwar oon D eu t sch-
land: Oberschlesten bis Oppeln, die Provinzen
Posen und Westpreutzen, und den ostpreutzischen
Negierungsbezirk Allenstein: von dem früheren
Oesterreich Ealizien und das Eebiet von Te-
schen: von Rutzland das Eouvernement Minskj
von der Ukraine, der Podolien und Wolhynien
verbleiben sollen, das Cholmer Land,' endlich von
'Litauen die Eouvernements Wilna und Erodno
lDsn Nest von Ostpreutzen verschenkt das polnische
jNationalkomitee gütig an Litauen. und für Kö-
'nigsüerg, dessen Deutschtum selbft es nicht zu
bestreiten wagt, schlägt es vor, datz einv deutsche
jEnklave oder eine unabhängige RepuMlk, in je-
>dem Falle aber mit PWe n wirtschaftlich
verbunden werden müsse.

Die ganze Kmnödie nennt sich „Selbstbestim-
mungsrecht der Völker".

* Militärifche Grenzsperre. Die im Laufe des
Kricges verhängten militärischen Grenz-
fperren gegen spionageverdächtige Personen und
sonstige unzuverlässige Perfonen stnd allgemein
aufgehoben worden.

ein/skiimnung mtt den Anstchten Frmlkre'ichs, Eng-
lanüs unÄ Amerikas.

2. DeutschlanÄ und Nuhkand: Zavan wird in
diefem Paenkte sna mit Englanv und Frantreich zu-
saminenuvbsiten.

3. Die Frage dec Entschädigungen: Jn d'eser
Hlnisicht stellt Icwan dte Regolung der Konse-renz
ailheim.

4. Das Schic^ak Samoas wivd in Uelberetn-
stimmung mtt Engkcrwd und den Vereinigten Staa-
ten geregelt.

5. Neugutnea konimt an Auistralien.

6. Der Archtpek, die Marschalk-, Kavo-
linen- avnld Mariannen-Jnseln werden
unter iavaivtsche Kontvolle -gcstellt.

7. Tsi ngt au, dcr Hafen von Ktautschau, und
die Eisenbahn von Tsinan kommt an Japan.

8. Japan wird sich mit den Alliterteü über die
Aufvechtevhaltung der Ovdnung inSlbt-rien ver-
stänldigen. Ketne Macht soll etn'e Vovzugsstellung
einnshmen betresfs der dort su evwerbenlden Kon-
sesstonen.

y. In Cbina wtvd das Prrmtv dcr offenen Tür
crufvecht erbalten. da Jaoan an der Aufrechterhak-
tuna des Friedens im fernen Osten interessiert G

Franzöftsche Wünsche

Etne Partser Konferenz der Vorsitzenden der fvan-
zöstschen Ha n de ls k a m m er n, dca: auch die ek-
sab-lothri'wgiischen Handelskaulmerpväsidonten bci-
wohnten, nahm etnsttmmrg eine Nesolrrtion air, datz
Fvankreich dis Ha nde l s f re i h e i t wieder
einführe, ieidoch dwbei die A u f r e ch ter bal--
tungderBlockadezu berückstchttgen habe. Vev-
langt wird ome Bcgünlsttgun.g des engl'.sch-fvavsö-
stjchsn' Eogenbandels durch ZoNvorgünst.>aungen und
Einführung oincs Zuschlases für alle aus Dsutsch-
lanid an die Entente gelioserten Prdduikto. Das
linke Rheinufer soll zmn Schutz Fvankreichs
gegen ireue Angr'dsfe in einen autonomen
Staat umgewandelt werden. dcr durch wtrtschaft-
l'che Vorträge mit Westeurova vevbundon nst uild

Lis rur Erfüllung der Frtedensbeding-

ungen» an deren Lvfüllung das ltnrsrbcinlsche
Gvbrot als mitoevantwortlich am Krtsge auch teib-
zun-ehmon halbe. militärisch b sctzt blsiibcn soll. Nach
der Bvsetzung soll das Laüb unter franrösischem
Protektorat bleiben ckcr, falls die Bovölkerung
will, Fvankreich bder Velg''on ange -gltederr
wevden. Landau und das S -aarbeckvn sollen
an Elsatz-Lothringen fallen.

Kehl. 30. Ian. Dte für gcsterir angekiindigte
feindliche Besttzung bochränktr sich zunächst auf
die Vcsetznng des Bahnhofeg und des Post-
amts. Das Eros der franzöMch'U Bssatzungs-
truppen für den Kehler Drückenkopf und Umgobung
ist von> heua« früh 3 Uhr a,b eingcrückt. Der Ei-
sonbahn-, Post- uud Telephonvsrkehr mit Kehl
und Umgebuug ist erngestellt marden.

Jnsolge der Besetzung der 10 KtlEtcrzo-ne
dos vechrsrherntschen .Festun gsgebiet.es von Stratz-
bu-vg. wodurch ein Dsi'l des Hanaueriaudos abg-e-
sporrt wird, wird die Ernührung amdcnr
^auloestelte nicht unwesenclich er chwert.
So ber.og d-i^ Stadt Ettli-ugen lälst ch gegen 800
Liter M-ilch aus der Esmeinde Sand bei Legels-
hurst, dte insolge der Besttzung nun ausbletben.

Verlim 30. Ian. Nachdenl der duitschen M >ffen-
stillistandskommission bekannt goword ul ist. datz die
HasenaiAagen dsr Thnssemschen StMwerke in
Strahbura von den fvanzöst'chm Wevwaltungs-
he-hörden mr,ter Zwangsperwaltnn'g gestcllt worden
stnd, hat sie in Spaa gegen di-ese neue Vcrletzung
dos Waffeustillstan-dsalbkonnnens Protest eingelogi.

Dex s ü db adi s ih e M a re n v e r k e h r ist durch
d'ce fvauzösische Besetzung von Kehl starS gesährdet
worden. Die deutsche Waffenstlttstandskonnuission
bat Schritte unternommcn, um die Lenutzung des
Kchlcr Kohle,chafe„o nnd den Warenaustausch zwi-
schtn Keh! nnd dem Hrndischen HintcrLand auch fers
nerhin zu stchern. _ '

1. Westlichos Europa, das Valkang.ioiet und d'ie
afrtkLnüschen Kolonien: Iavan ist in vollor Uober-

Die Besetzrrni Kehls

Die Veamten im neuen Reich

Von Geh. Reg.-Rat Dr. W. F r t s ch - Berlin.

Nicht davon soll dte Rede sein, wieviel Gehalt
und welche Ehrenstellungen die Beamten tm neuen
Neich haben sollen. Jn unseren Tagen wird nur
allzuviel davon gesprochen. was jeder haben will,
aber sehr jelten davon, was zu leisten ist: es soll
auch teine jener Verwahrungen eingelegt werden,
die uns Deutsche nachgerade in den Ruf bringen,
wir hätten das Arbeiten verlernt und könnten nnr
noch protestieren. Der Partikulartsmus, der in
allen möglichen Entwürfen und Aeutzerungen heute
wie in oea ichlimmsten Zeiten des hetligen römi-
schen Neiches deutscher Nation die Einzelstaaten,
Provinzen, Landschaften und Gruppen von Znter-
essenten erfatzt hat, droht. wenn er seine Ziele ein-
seitig erreicht. die Erundlagen eines für die grotzen
Aufgaben des Retches genügend vorgebildeten Be-
amtentums zu zerstören, Wir haben noch keine
Aeußerung darüber vernommen, aus welchem
Quell dem Reiche die Beamten zuströmen sollen,
die Erfahrung und weiten Blick genug beptzen, um
die wirtschaftliche und politische Verwaltungsar-
beit zu leisten, die unsers unsagbar schwterige
Stellung unter den Völkern Europas und unsere
Veziehungen zur gesamten Welt verlangen. Wenn
Preußen zerschlagen wird, zersällt das Reich m
kleine Republiken. deren Beamte in mehr oder we-
iMiger provlnztellen Aufgaben ihre Verwaltungs-
^Latigkett erschöpfen werden. Beamte, die in solchen
Staatengebtlden erzogen werden, können gewitz
fleißige. gutgeschulte und tüchtige Männer inner-
halb ihres beschränkten Eebietes werden. aber da
sie nur in kleinen staatltchen Verbältnisten ausge-
wachsen sind. muß ihnen im Durchschnitt der Blick
für das Eanze, für die Bedürfniste anderer Landes-
teile. sür den Ausgleich der Jnteresten im gesam-
ten Neich und die Fragen unserer Beziehnngen
zum Auslande fehlen. Preußen mit seinen vicl-
gestaltigen Interesten in Ost und West war in der
Lage. seinen Veamten einen weiteren Blick und
etne umfastendere Ausbildung zu vermitteln: und
wenn im letzten Menschenalter diese Etgenschaften
an preußischen Beamten oft vermißt worden sind,
so liegt dies an der einseitigsn Weltanschauung. §n
der ein großer Teil dieser Beamten erzogen wurde.
Die großen Traditionen der älteren preußischen
Veamtengeschichte beweisen, daß das quer über
Deutschland hinqelagerte Preußen vor allem be-
rufen gewesen ist. der deutschen Nation ein weit-
blickendes vielseitig gebildetes Beamtentum zur
Verfügung zu stellen. Wer Preußen zersplittern
will. ohne neue Wege fiir die Ausbildung und die
Verwendung der Beamten in weiteren Erenzen als
in ihrem Heimatstaate zu finden. zerstört die
Erundlagen unserer Beamtenausbildung und stürzt
unser öffentliches Leben in die Gefahren der Kräh-
winkelei. ^ .

Schon vor dem Kriege tst manches uber den
Austausch von Bamten der Bundesstaaten uuter-
einander und mit dem Neiche gesprochen worden.
W es uns ernst mit dem Wunsche. das neue Neich
einbeitlicher und kräftiger zu gestalten. einen Aus-
gleich der Interesten aller seiner Teile bester als
bisher zu ermöqlichen. seins Fähigkeit, mit den
anderen Völkern in Verkehr zu treten. auszubilden
und zu stärken. so muß der Bildung der neuen Ver,
snstung dein Eedanlen der Freizügigkeit der einzel
staatlichen Beamten und ihrer universalsn Erzie-
hung weitester Naum verschafft werden. 5iterzu
gebüren eine eii'hcitllche Negeluna der Ausbildung
nach Art und Zeit der Dienstgrade und des Be-
förderungswesens. eine Festleguna des Erundsatzes
elwm daß ntemand in einem Neichsminillerium
als vortragender Nat beschäftigt werden darf. der
nicht in mehreren Einzelstaaten oder im Auslande
Proben seiner Fähiqkeiten abqelegt hat. eine> ein-
beitliche Renelung dsr Eebälter und Vension^an-
sprüche: endlich auch weitgehends Möalichkeiten.
datz dte jtingeren Beamten durch Dienstleistuna bei
unseren Konsulaten Gesandtschaften und Botschaf-
ten ibren Blick im Auslande erweite'-n. ohne d-s-
halb dem auswärtigen Diemst angehörsn zu müs-
sen. Wenn der Entwicklungsgedanle im neuen
Reiche lebendig gehalten werden soll. mutz er nnch
in der Erziebung unseres Veamtentums seinen
Ansdruck finden. dann mutz fnr die Ausl-s- de.r
Tüchtlgen sreie Babn obne die Leenqe"den Schran-
ken des kleinen Etnz-lstaate^ geschaffen rverd-nl
Nnr dann werden auch die Beamt-n im neuen
Neiche Dienste leisten, die unfere Hosfnungen er-
füllen. _

^ Deutsche dsmokratische Partei. Am Dienstag,
4. Februar, werden sich tn Erfurt der Hauvt-
vorstond der Deutschen demokratischen Partei u"d
dis Fraktion der deutschen demolratischen Abge-
ordneten für dte dei'tsche Nati-'"'al"ersam'"llma ztt
einer gemeinsamen Sitzung vereintgen. In diescr
Sitzung sollen dic polltische Lage und dic Auch-'r'cn
dcr Partei für die Nationalversammlung befpro-
chen werden. .

* Eine Douaul'ottfercnz. Dle serbische Reale-
ruiig wtrd demliächst nach ^Lr ad eine ^onau-

konferenz einbcrufen, um dic Donauschlffahrt auf
dem Balkan endgültig zu reaeln.
 
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