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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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^eite 2

Heidellei-gör Zeitung

Freitug, deu 14! Februur 1919

Fernsprccher Nr. 82 und 182

»ernen etnzelnon Terlen. Die Regic
rung hosft in ernstem ZusammDnarbeitcn mi.
N)ncn, dns schmcre Werk vollenden zu können, da.
Ichwere Werk, dcn indeel!en Erundfatj Zu verwirt
lichen, die Cinheit und dic Freiheit, wie die un-
derbrnchliche Solidarität aller deutscher Stämmc
auf dcm Boden der Rcpublik in die Tat umzu-
fetzen.

Die Negierung ist sich auch dessen bewrrtzt, dnß
Staatsverfassungen, auch die voluommensten. nu>
leere Forinen sind, die ihren Inhalt durch dic
g e s e l t i cha ft r l ch e n u. w i r i, ui a f l t l e >.
Zustände crhalten. Bescitignng der Klas-
je n u n 1 e r sch i c d e. das rst die grosie Aufgabc,
oic wir uns gestellt haben. Jch will an dieser
Ctelle ein treffendev Wort zu ihnen sagen: es
murde sinnlos sein und hresie die Tatsache verdun-
leln, dasi innerhalb der neugebildeten Regierung
nbcr das Jdeal der liinftigen Gesellschaftsordnnng
verschiedene Auffassungen herrschen.

Die Volksabstimmuiig voin 19. Januar hat
keiner diescr Anschauungen eine allein herr-
schende zu sein erlaubt, aber ich glaube sagcu zu
durjcn, lein Mitglied der Regierung vcrichliehi
sich der Lrlenntnis. daß wir uns im Zustande einer
Entwicklung befinden, dle weder zurückge-
schraubt werden kann, noch ohne dic schwerste
Eesahr für das ganze übersehen wcrden kann.
Auch die nicht sozialistischen Mitgliedcr wissen,
lnrb die Sozialdemokrat'en nicht aufhoren
werdcn, Sozialiften zu sein und demgemäsi auch
uach ihrer sozialistischen Ueberzeugung zu handeln.
(Bravo bei den Sozialdemokraten.)

Nicht aber denken wir daran, auf unsere Kol-
legen oder auf diese Verfammlung eine un-
zulässigo, mit dem Eeiste der Demokratie unverein-
bare Pression anszuüben. (Sehr gut.) Die
Nationalversammlung wird bleiben, solange bis
das Volk sie durch cine andere Vertrctnng crsetzt,
die volle Herrin ibrcr Entschlüsse. Wir aber wol-
len. solange wir däs Vcrtrauen Jhrer Mehrheit
geniegen. gemeinsam arbeiten im Dienste des
Voltes. das durch seinen Spruch vom 19. Ianuar
EemeinsamkeiL der Arbeit oon uns gefor-
dert hat.

Was uns zusammenführie, das war das harte
Mutz, die bittere Not. Wieder hat sich das Wort
bestätigt, dah die Not gute Kameradschaft
Lringt. Nun, deutsche Männer und deutsche
Frauen, Bahn srei für alles, was aus der Tiefe
zum Licht strebt, Bahn frei für das drängende
Neue, dann werden wir es schaffen. (Lebh. Beif.)

Nach der R-ede Schkidemanns svrach Mg.
Gröber oo-nr Zentrimn. der den Eintriil des Zem
tvums in das NeichsnnniistLrlunr au rechtfert'igen
knchite und fur die dÄutschen Demokratcn Abg.
Raumann. W r kommen E seine Mde. <m>,f de-
ren Wilchergaüe mir houte wus technischQn Erün-
den verzichten müssen, msrgen zurück. Als Nau-
mann die IlSbergrÄs dcr Handetsschifse an die En-
tente bEaM'e. suchte Erzberger seinen Stamdpimk:
L«i den Verchaü.vlnnic«en der D. W. K. z.u vccht>fer-
jigsn, Die grosie Aiusspvache. sür dis 'dr^i Rcdner-
Earnituren vorgesehen stnd. wrrd voraussichtlich
füus Tage in Anspruch nclnnen.

Die Arbeit dee Natioualvcrsammlung

Verlin, 14. Febr. Die Roichsregierung wiinscht,
laut Doutscher Allgeinoiner Zeitung. Lte notwerid:--
gen Arbeiten der Nalionalver's<l.mmlui!g bis An-
fang Aoril -u beendigen und wenn nach
Lstern moch einmal ein Zufammentrilt notig ist, fic
in Ve rlin tagen zü lasfen. Auch für dis svä-
tere Tagnng des Volksliaules !st Berlin in Aussicht
«enommen. — Wio aus Weimar semeldet wird, ist
«inallgemeinesVerbot der Aussabe
von Waffon an Ziv'lversonen durch örtl'che A.-
und S^-Rüte und die Uebernabme der gefamten
Mwsfenkontrolle von reichswegen nmnittelbar be-
vorftehend.

Von den weiblichen Abgsordneien
fämllicher Fraktionen wird an die Natio-
nalvcrfammkung ein Antrag voübe-reitet. in Liom
di« unversügliche Aufhebuny der Hungsrblockade
und die sofortige Zurücksendnn g dor dcut->
schen Kriegsgefangenen verlangt wird.

Der 25 Milliardenkredit ist vom Staatencvusschuh
ei»>stimrmig genehmigt worden.

Nr. 36

Llnersteuliches aus Bayern

Zuerst imd vor allein wieder einiNal der grosie
Ht'i>manil L«r Dnyorn. Kurt Eisner. der 32
M'Nl bri Lcr Wahl zux Rati onMuersaMMlrmg
DurchMallenc! Dicher Mann. der allcs andere
als om grosier Poüüiber und Staatsmann. viel
eher ein -o'wavrbarer Schwärmer ist. hcrt serner
ersten ,.Holdentat". der Berüfsentlichnns von Ee-
heMlakten. eine nene folgen lassen Der „Vor-
wärts' stellt sie mit folgEen Worten ins vollo
Llcht:

Die Komik des Herrn Wsner scheint ,ich in
der RichtnnH Mr N iederträcht lgkett zu
entwickeln Anf der Vorner Konferen^ hat er er-
klärt. er spreckie dc,n DvuLschen das Nechi ab. im--
lnen die-r Zurückhaltnng dex Eesanaenen
Protest zn erheben. da lle ke-invn Protcst üegen
die Deportation der Belaier srlVben hä'tcn.
Was können die avmen Gefangenen dMir. gesen
die Hekr Eisner totsichcr van der Entente aus»ze-
spielt wird! 2lnf Ernnd welcher geiftigen Er-
bouchiung und menschlichen Emviinduna fällt er
Opfcrn des Krieg.s in den Riickvn dcren Schick-
fal öhm freilich nicht zufftvsien konnte? Es fcheinj
wirklich. als wolle Herr Eisnvr diurch seinen chro-
nischen 5i<riia zum Kotau die rühinlichsn Eigen-
schaftvn deuischer DiploMalcn am die der Wiirde-
losigkeit ergänzen!

In Banern selbst erhsbt sich ein wahrer Sturm
ker Entriistnng gegen den fairwscn MnistervrW-
denten. Die sozialdemokratische ..Mmichner Post"
rcchnet folgendorimaken nrit ibm ab: Eisner habs
in s-sinem Fvnatrsmvus sevn Land moralisch
wehrlos zu machen gosucht. indem er
Männnern itm -schn-ersten Kamps um Sein ümd
Nichtsvin bes Reichcs Tveuo und Glaubon albiPc-
sprochen. ihren elxrlickvm RÄllsn sörmlich veichörmt
und ihre F-ried.fcrstsLeit durch vartMcbe Darle-
gungcn in Zwe.fel sestellt habe. Dicses alles.
während in Frankvmch der FmrpcriMiüvvuv soiue
letzte Krcrst zu-slcrmmenraffe. um Demtschland Vs
<vuifs Wochbluten zu schwächen und es üm b.rn-
beutsche Eobiote ärnner zu macken,

Die „Süddcutsche Dcnoakratricli - Korrefp-onL-cnz".
dcrs Organ der deinokrat fchen Pnrtei in Banvrn.
scbrelbt unter der Uebor^christ: ,.Ein Nrvrr
ooer ein V-er-br e cker^": „Die nLrirLtrm
Ausfiihrungon Kur' Eisner--. in Bern veNiNlallLn
uns. an die provisorüche Rogierung des VoLks-
straates Vmiern in aller F-orm die Fnise M vich-
ten w>e lauae sie noch dew sthändlichM und ge-
nreingiefährlich'en Tre'ben diescs Narren oder Mr-
brechers untätig znsehen will. Ean.z Vaycrn und
ganz Deutschland sind snb einig in der Bvurtvi-
lmna des u>i!de.rliche,i An'ftrstvns Kurt Eis-nvrs."

Das schönft« ist. dah Eisner in solbftgefälliger
Eite^keit stch noch brüM. D-"tschland mit sieinem
Austreten einen Dianst erwie^en zu l-aben, ba
Nran ohne ihn di^ deustchen SozmlisteN -in Vern
N'Icht anaebört bätk'! Dennoch scheinen di« Tnae
stiner L-<rrlichkeit g-°zäblt zn sein. b'nn er llch
bere-it g«zÄlgit. iii' Danern die volitische Macht
dvs Rätesnstems n-oben dem Va.rlament an-
znerkennsn und ibnr so'-ar Kontrollbvsiugmisse über
die östontlcckien Körvertch^ste" zuNlgesttLhen. Auch
der verl as ete SincrrtakilteTrführcr Lev-ien ift
m'.<der freigegebon w^rden. ka Eisners Frrniide,
d'e Uimbbäng'gen. mit DvmmnstiatioiDen drobten.
s>n den V^rhandlnngen darük^r st.nh abcr a>"ber
der FreUast-ung L^^ens d«n Soldaten-. Arbester-
nnd Bauernrätvn fehr weitg-benLe BefugniNe
ziiMdanden worden. Die Rät« sollen nicht mir.
ebensv, wne die Rechevnna. LEand'a Eesebesvor-
lagen eimbringekn uHd iin Varlanve-nt vertre'eii,
sondern ansterdem Kontro"argane in die östeiü-
lichen Körverlchgsten znr Ueborlvachung ibrer Tä-
tiokest erstsenstm dürs>-n allo Toistv-stlgn-rlle dsr
Legislative und Erest-tivs in rmklorer Vermeng-
ung und ferner d"rch die Zuerkenimrng der Knr-
w.'mitcit Stra-flostnkeit für iede Art pol'Mlen
Vergehens ot'cki gegen dst gresechgLbende Vokkskrnl-
mer Den Rst»n w?"^en damst Mis die Dnrer
politische MachtbofuMlille ipierkannt. die iroch iiber
dieienigen emcs Stantemlvruses hinausgingen.
und don Strstt ivr dst Mack^ iinmer «iufs neue
hervorri-feu. d>e Ü^/ksvetrrstm« und die ihr ver-
«rntnwrtl'cku' RoaieN""a -ttber in ihrcr Bedeustmg
«usterorbetttich berab^sticken mü^te.n.

Di« Enstcheiidung lleg' natürlich boi der bay-
rikchon Lanid-svei-ramml-ung. di« ieüt end-
lich auf den 21 Febrnar eiuberuken woüken iit.
Es liebt nicht darnnch ae's. als ob sie stch vcm
einer gtan-, a-nttn<"-77 Nttn^rbeit so abne weiteres
an die Wand drück^' lar>n ivird. Denn wie der
F-Nbrer dcr 1snnbl»s"giaen. Landauer. stn
Vdünchaner Arb^iterrot l'Lkannt aab. b-mben Atehr-

beilsfoziailistiün. Dc-Wokralen und BauernMnidler
gcmernsam bcschloss-en. ein Koasttlonsmst isterum
zu lb-illden und Eioner. Iscrsfe und Unterleüthner
an s zu jchal t e n. Er fordertL u.n-ter ZuMm-
inung der Versammlung zur Gegr.nmchr M»f.' Der
Kamps wm d-e Macht in Vanern ift nllo ent-
branist. 5>offentlich eirdet er init dem Siea der
Esfehstchkeit!

Können wir „Nein" sagen?

Präsident Eüert sprach in seiner Eröstnungs-
rode in L-er Nationalversammi-lung das kermige
Wort: „Liebrr entbehren. als entcchrt werden:"
Und ein Antrag Dr. Heinze und Een. ersiucht
die Ncttionaloerftmvnlllmg. eine Erklärung
zu beschstesien. wonach das deutsche Vo-Ik sinen
Eewaltfrieden ni-cmals annehmen
nnb noch weniger sich einenFrieden
diktieren lassen rverde

Sehr gut unld aiusgezeichniet. und scber deutschs
Mann und fede dvustcklv Frau. denen das Ungimck
unseres Vaterlandss auf dcr S-ecle brennt. wird
freudig-ernst de,n Msstmmen. Dennoch drängt sich
Banz von selbft dt« Frage cmf diie Livvon: Kön-
nen es wix bei der einer A-b-lch-nu'n-g dor nourn
Ententeford-evungen m,f oiiie Kraftprobe an-
kvmnren lasien. Kann überhaluvt von einier Krast-
probe die Rcde sai-n. weinn alle Macht -n»if der
Seite des ecnen ift luind drr -cmbere lich lirllbst zur
Ohiimacht verurtsilll hat? Der Zweiistl fft herech-
st-gl. Jiiidess-en bl-eÄit uns i-nvmer «ine Waffe:
die moralische Widerstandskraft. Von
ihr hat ELert in slein-er Rede.ge^oroche-n. Noch der
Sprache. diie die Pariser Blätter stihven. ist cs
allerding, sehr Mt mögstch. Lak nnsere movastsche
Widerstnnd^rast vciii b.m M-achtgesühl d-rr En-
ticnte auf die Pr-obe g'stvlli wird. Da.nn iviüd sich
zeigien. welche ZuMaft die Varo-le. dne Gbert
ausgc'gebc» bat. böi dvn Massen bcisiht. D'« So-
zlaldemokvaien sind reich'ich spät zu der ErSennt-
nis sekoinimen. dasi Entbehrmia leichter zzr trag«r
fein inusi. als Entcilmuilg. Albsr a.vch ietst kann
nwch viel geret'st w-rrden. w»mn Lccvs döut'che Volk
sich in seiner E-esamthoit von -dMer Erkennbms
dsurchdrnng'en zchg-t.

Dt« oigeive W-dersiicmdskvast wird aisto vsrtmiuk-
lich unsere einzige Wcvffe sein. Es könnte isti Enr-
tmchchungen fübren. we-nn ,,m» sich ams die Stroik-
unruhen verlassen wollte. die in Englcrnd ausge-
brochen sind und die Llorid Eeorae veranlafst ha-
ben. sMennigft nach Loudon MrückziiLehven. Es
scheint ein kleiner Wdlle-schlag des Bolschewismus
auch an das Gestade Euglands aelongt zu sein.
Vergellen wir a.ber nicht. dak in Erosibritamsten
die Staatsnutorität völlig ungeschwächt M. A.-
und S.-Räte wardcn dort sicher keinen Boden sin-
den, auf d«m sie Wurzol fallen und üvvia «cdeilv.-n
können. Fm übriaen ist CnglanL von iÄier das
Lcvnd der Strciks -sewesen und die Arbester h-lben
sich die Vcrnunf^ niemckls Sänzlich trüben lassen.
N-ennenswerte Hilf« wird uns also nicht krroachsen.
M?-nn «s z.u einern Konfli'kt niit der Cntente
kcmriiren sollte. so werden wir nichts stir ung hr-
be-n.. als de-n si.cvenen Willen. un« d«m Schl'imin-
sten nicht zn bsu-aan. sondern mit einbe'stlichem
und stnrkein Volkswillen aus unsercm Rechte zu
bestchen. Für die ncne Rcgierung uÄrtz da§ die
Probe sein. ob dre Zeit der grosien LLor'e und
der fämmerstchön Halhheiten vorüber ift und ob
der gebroch'ne do-utftbe Wille sich endlich rviodcr
zz, Taten anfrasfen kann.

Eine militärische Konvention?

Das Jourwail des Debats arMirt, der Oberste
Kttegsrat habe die Entento ermahnt. dio Mblt
nicht länger unter dem Eindruck «ines bewaffne-
ne'ten Friedens mit Deutschlai'd ru lassen
sonLern ru oi-nein definitiven Fr ieden su ge-
laNgen. Deshcvlb habe nrcm die MöülichkeiL ins
Auge g-efabt, auf die andauornden Erneuerunsen
des Wa/fenstillstandes zu verzichten und den neuen
Waffensbillsta.nL» vonr 17. Februar in eine dauernde
-militärischoKonvention zu verWLndeln.
Diese Misttärkonvention ivürde der erste Mt L«s
destnitiven Friedens fein, dem svätcr territoriale.
wirtschaftliche und politische Besstnvinungen hinzu-
gafügt wer-den sollcn. Dis miliiäriischs Kon,vention.
deren Balsis die B e gre n z n n g der den 1 schen
N ü st n ivg e n sein rverds, soll den Mlli'srten ge-
ftattcin. in-aller Ruhe zu demobilisieren.
Zwei Methcden fe-ien dastir ins Auge gefasit. Die

erste bestcnibe ÜMrin, den deutschen Rü stu n gc »
eine dösinil'we Erenzv zn sehsn, die smeite M-
thode würe,die. von Deutichland die Ausliefc -
rungde-s Kriegsmaterials in e inem Um->
fang-e zu verlangen, der Deutfchland Iwingon
würde. seinc Effektivbrständst innarhalb der von den
Allliertcm fchgesetzten Erenzen zu hcrlten. Sollte
die zweite Methode angenommen werdsn. so rverde
Deubschland eine genaue Uebersicht iiber fein Ma-
tarial tiefern müssen.

Die ZurückhaLtung der deutschen
Gefangenen

Zürich, 13. FeHr. (Privattelegr.) Die Zürich.
Albrgonzeitu'ng meldet: Jm Baslex Postge-
bäude liesen feit Desembcr 5906 Säcke aufgeska--
velt mit Lcbensmttteln und Liebesgaben Les aucge»
hungerten deutschen Volkes an soine in frcrnKMcher
KriegsgeffanMnschast schmachtenden Sohne. Vev-
gobens stnd bisher Briefe und Dooeschen an diel
fransölsischen Dehörden abgegangen. um Lie Sen-
dilng von Eüternmgeni zu veranlassen, damit die in
grosien HMifen, völliger Zerstörimg v-reissigclbenen
Speiseiwaren endlich an die Adresse der fcbnsüchtigs
Harran-den gebmgen. -Mber bisher kmme Antrv-ort,
keins Wagen. keinc- Entschuldiguns', schon verfaw-
len die Vorräte und verbreiten einen üblsn- Ee->
ruch. Viel iibler als Lics« Maren aber, so Le-
tont das Züricher Vlatt, rie-cht derNnf den
Na 1 ion. dio solches geschehen läsit. Wir Neutrale!
müsiten uns selbst vsrachten, wenn wir solche Uw-
gechenerlichk-eii-en nicht mit aller uns su Eabote ste--
henden Macht in die bartnäckrge Mjckt HImamLN-fens
würden. in de-r Hoffnuns, dcvß idsr fteje Tro-feni
-doch auch hler den Eranit höhle! ,

Frankreichs Kriegsverluste

Ter Te-mvs Lsziffert die f-ranzösischenf
Men s che n ver l u ste, die diurch dan Krieg enk-
standen sind, auf 2 MMionen. Es sink' in dstseL
Berechnung die französischen Kriegs.verlufts mit 1,4
Millionen Toten und Vermisiten- und der Ausfalll
an Männerg^burten mit 690 000 varanschlast. Jmi
Jahre 1913 betrug der Eeburtenüberschutz 17 366,
im Iahre 1917 der Ansfall 269 839. Jnegefamt hc>
trug der UebersHutz an Toten beiderlei Eeschlechts
während dvv vier Kriegsiahre 883160. — Im Se^
i'.at sagte Llaveillo in Beantwortung einev Jntex-
vellation zur Vervflegungsfrage n. a.: Es müsseni
zuim Wiederaufbau 105 Kilometer Stratzett,
115 Schleusen m-h 490 Briick'n wied« hsvgestelltl
werden. ebenso 105 Kilometer Kabel. die ganz zer«,
stört feien. Die De-utschen hätten bisher 36 biq
37 000 Waggons und 1400—1500 Lokomotiveni, d.
d'ce Hälste ides gcschuldeten Matericrls absettefert. ,

Die Spartakistenbewegimg

im Reich ift immer noch nickft zur Nuhe sekom--
men. So wird aius Breslau berchtet. datz
dort etwa 690 Mcmn das Esrichtsgefängnis sstir-
men wolltcm. Die Sicherheitskomvasnie grfst mit
MaschinengLweh-rvn ein. wobei es 15 Tote MÄ»
40 Vcrletfte gnb. darunter 20 Schwerverletche.

Fn Miinster f. W wolste 'Ler Zentralfok
datenrat Les 7. A -K.. ber ganz spartaklstisch
versitt'cht ist. die Militärbehörden auf-
hebcn. Die iwn den VegirksfoldalenrLLen ainf
Anordnnng entsandten Mannschaften waren M-ni
Toil bewafffnet und mit reichlichen GeDmistelnt
verfehen. Die Lmtte wnrden aber anf dem Vrchn-
hof Münster entwaffnet nnd abaefchoben. H
MaschinenMwehre rmd zahlreiche rmders Wasfsrv
wurden iinie'l abgeilommen.

Anlätzlich oiner Demonstration ist <s in Dnis ->
bnrg z-u grosien Unruhen gekomm«,. dle aber beu
gttogt werden konntcn. Jn Hamburg nehn,eft
jcdoch dce Unruhen wieder cinen bedrohlicheni
Eharakter an. Es wird das Einrücken vM
Milstär eruMiet.

v Das lvar von jehcr uiiscrs Loge. Nnd wir ^
haben darunter gelitten, wie kein anderes Volk A
L Europas. Feiude ringsum, das bleibt unscre

Lage für alle Zulunft.


Er n st Hesse

Oafsels verhaftung

Hnmorist. Berliner Noman von Friedrich Hey.

(29. Fortsetzung.)

Wre ein Hopfnungsstrahl zuckte der Eedar.ke in
ihm cruf: Ietzt wäre der Hochnnit bei Dasst-ls ge-
witz n'icht mehr vorhanidcn. Und Ler MÄilsch, den
endlich ftin Schickjal erreicht haste, den fio imn
dicht hior in der Nähe in VerwrchrunK hi-cste-n,
würde ietzt alles andero stm, als cinvm M-ftändi-
gen jmigen Voamten die Tür -u woiffsn. blok weil
er nicht mit vinem grotzen Scrck voll E-M-stücken
sti'iwern konntei Mer Hildo? Mar es nur das
Uebenmasi von Angft und AnsreMng. das fie jeno
entschuldigeniden Worte. di« Bitte nm Verzeilmng
stanlinaln ttesi? Oder schlug hier in der Seelcil-
not und Verzweifluiig das w-cchre und cchto EcWhl
ihres Mcidchnlhsrzens durch? Hatte fie ichn wirk-
kich ernstlich .gelrebt? Dann konnte er ihr auch
jetzt nicht melhr gle'cchgültig ffein. O. da bcttte eiir
Aiist-otz von cvusien die Schrankcn hinweggerisftn.
die -d-sn Weg zrvm Miicks versverrt hielten. T'tber
dia schob es ihm dnrch den Kopf: Ach Eott, ich bin
ja auch ein crrmer Korl, wie sollte das wM ge-
hcn? Und die Tochter eines scbcanldimarrten
Schivindbers und verurteiltrn Ba.n?.ottourL I Was
wüllden s-eine Vsrgel-etztcn dazu ffasen? -Sein 'i Lir-
vii bcbtcn. Aber noin! Es mn-site sich ffchon irgc-nd
rin Ausmog fiuldon lasse-n. Me, wenn «r Dünger-
mc^scinc in «tnnn klcinen Orte nnirbo cid»:r Vado-
ir» et-nem OiLiecbädchen? Standeso

bocrmter? Er, es gab doraleichom Eeselenheiten
genug, ein Unterkommen ru finden nnd fich oin be-
fchc-'Lenes Nost su Lrmen. Weg mit dcm letzten
Rest von Uniform und SMolschlcvven! Äls jun-
ser, tateistrohcr Mann vertrautc er auf die Krast
feiner Armo und seines Kovfes. Das Schicksa!
fchivn ihm nnt diefer Dasselschen FamUientrngödi.'
auf wunid-vllbare Wöiffe die H-and reichen su wollan.
Trotz HillLens Famimer und Tranen kcnn er in Ver-
snchung, auszu-rufew: Licbes, crrmes, klrines Mäd-
chen! Komnr und vertrcm' dich mir an! Komm,
wir wollen uns einen Weg durch ldas Lcbcn
babnen!

„FräuLem Dnssel", Easte, ru weich, „vortva: on
Sw mi-r!"

„H-elfen Sie meiMm rrrmrn Pava, beffleien Sie
ihn, crch Evtt, mnchr krnn ich nicht sage-Nl ajöer. Sie,
Sio können ihm helfen!"

Mar ward es schwer ums Herz; nnr mühsam nnd
stottLrnd bvachte er es rnwege. ihr zu erklären, datz
rn ein gorcchtliches Verfahrcn koine Macht drr
Welt eln-sreifem. könne, anr allorwenigsten e-in
schlichter Polizorleulnant. Das arms Ding hcttts
ja keine Mmuns! Tlber «r bot allo Mittel auff,
Hi'l-e ru beruHigen. Er verssteg sich sogar so weit,
Herrn Dassels bokannte Ehretthast'lskeit M preisrn
und ihr oinäuredan. dasi die ga-nse AMage voraus--
sichtlich nur auff Böswilligkeit beruhe; aber mas
auch komimen mögN, sie br-auche nicht zit verMgen.

„2ch dauke Jhne-n hvrzlich, Herr Leutna-nL", sagte
sie schlicht nnd betriilbt, „ich wusite das nicht, dah Eie
in solchen Dimsen nich-ts zu tun vernröson. Eonst
lrätte ich gewih nicht gewcrgt, Sto sit beffässtsem, Sie
auszusuchen. Benz-eihen Sie! Leb-'n Dis wochl!"

Eanz rrttvrg war Hilke Mi.fsosttlnidc-n nnd wandte
sich in.it leiffenr, traurigem Eruh ^br Tuve zu.

Himmel, was ifft das? Sie wusits, dasi du hier-
disi? Eerade Ll» dir ist fie gekmnm-cn!?,

M-i« dep Mnd wrr sr um den Schreübtilsch hev-
um-, dicht stand er vor i-hr

„Fräul-ein Dassel!"

Elffchrocken' drchte sie sich nm^

„Sis haben-haben nn'ch — aussefticht?"

„Ja, Herr Leutnantl Entschuldigen Sie viel-
mals. Ich wusite mir weiter kcinen ande-'en Rctt.
Oukel Köcke war nicht su Hanse. Und ich dcrchte.
wett — weil Sie ein gutes H<rz haben und eine
edle, grotze Eeffrimung, würden Sie nicht an das
denkcn, was zwMen uns gewesen rst — und wür--
'den mir eincn üuten Rat gebcn — wie jed-or an^ern
auch!"

Jn ilivem Auge lag so viel Nuho, Sichrrbeit und
tveiuherzioer Elaübo, aber auch so viel Ernst und
Traurigkeit. datz Mar Lange rosvektvoll eiirige
Schvitte zurückwich.

„Ja natürlich,' selbstverständlich hätte ich das auch
gcrn getan!" Untvillkürlich fchlug er die Hacken
zu^mmei,. Und Hilde reichte ihm freundlich zum
Abschied die Hand.

„Frikttein Dassel. bitte ein Wort noch! Sagen
S»e mir, was soll denn aber aus Zbnen werden?"

„Aus mir?" Jbre schönen Augcn sahen ihn klar
und fost an.

„Ainf mich koinmt es doch am wenigsien an. Jch
bin ta stei und sclbständig . Ich werdc ar-beitcn fär
mich unid für Mstma. Das schadet ja nichts." Sein
Blick be-ruhigte sie-. „Zch habe schon cine Stellung.
Onkel Köcke will sic mir verschaffen!"

„Ich denke, Sie -aben Jhren Onkel sar nicht —"

Schr-ecklichor Monsch, so ein Pottseima-nn! Alles
nlerken sre sich. alles halten sie einem vor! Hildc
war glühemd rot bis unter den Hut hinanf.

„Onkc-l Köcke wird sio mir besorgen, me'mte ich.
Nochinals herzlichen Daiik, Herr —"

Co «in Aiädcl! Wcvhrhaftjg — fie. würLe so et-

Acar nabin mit staunenden Augen ibre Erschei^
nung in sich cnlf. Was das noch die kleine, lnsstge,
harmtose HUde? Noin. das war e'nr selbstbewuhr
ter, enorgisches, iapfercs M-eib! Der Poliseileut
nant Max Lmige vergab Mntslotal und Llmtsc
vflrcht und stürzte aus stin geliebtes armes Mäd-i
chen zn: „Mollen Sie d-en Kamvf nms Lcben wirk^
li-h alleftr- führon? Oder —"

Ihre -MiMn leuchtetcn vlötzttch wie swei Bln-j
men, öie 'chre Kekche dcr Ssnne erschttesien.
«.ui'.dert hinsen ihre Blicko an dcm Mund deq
jungen M,annes.

„FräuLein Hil-dc, wen'i Jhncn ittivas a r mcinet,
Fceuildschaist licgt, seien Sie übcrzeugt, kch werbe
Sle nie veclassen!"

sForlsesiung solgi).

Aumor vom Tage

Märchen. Grosimutter sehte sich an den war-
men Ofcn. Die Kleinen drängten sich um sie hcr-
um. und Grosimütierchen bcgann: „Es rvar ein-
mal ein Deutscher der haiie noch nie gefteeikt!"
Da riefen alle siinf Kinder wie ans einem Munde:
„Oller Schwindel!" Und entrüstet lrehen sie die
Alte sitzen, gingen ins Nebenzimmer und ipielteir
Stroik.

Das klasfische Vorbild. Als ich gestern Nacht
aus dem Heimwcge war, trat mir ein Spcrrtakilii
nnt geladenem Reoolver entgegen, um mrch ge-
waltsam zu exproprieren. Na und Du?
SNachte es rvie Alexander der Eroße. Jch hab-
den Knoten durchgehauen.

" Schmiercnankiindigung. Wtr sehen uns g<-»
nötigt, heute die „Lustige Witrve" zu geben stäft
,^amlet", da der Eeist streikt. Die Dircttioi»'

' Am Telephon. „Hcrr Doktor! Herr Doktor)
Denken Eie nur, . . . also hier ist Minkwitz. Alft
denlen Sie nur, was meiner Frau passiert ist. Iht
Mund steht weit offen, und sie kann nicht spre,
chen .IZabrscheinlich hat sie sich die Ki,inlad(
ausgerenkt —„So? Na, wenn Sie mal Zer.
haben. kommen Sie doch mal nächste Woche i>>.
vorbei!"

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icitrn. die die ihnen nach
itv deii Reichsgssetzen obliesc
Ä ckllen, mit Hilfe-der beu
tzn Khalten kmm. Ebenffo
ivem in einem Freisstlat Äst
Ä llÄ OrldnMg gestört od«
«rch cillerdinas unver-üglich )
^ütichstages einholen. Er ba
-!Ndir Recht der Begn-aloigung
^s-llen abtt in Zukuirfl nur '
^ri werden. Er soll einen
sMig "balten. wie der Kaift
B^mgungen, i

^PniDnt des StEn^
^"'erung biüdot er
^eorovisorische !
itz,^^v!sorrschen Re'.ch

weirrger k-
a dex Schwou -f
 
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