dmch die politischcn Parteien nicht geniigend
ivahrgenommen würden.
Ob der Einzug einer besonderen Bauernfrak-
t'ion in den Landtag das politische Gesicht die-
ser Körperschaft zu ihren Eunsten verändern
wird, ob die Jnteressen der Bauernschaft wirk-
lich durch diese Form der politischen Vertretung
gefördert merden, ist allerdings zweifelhaft. Es
gewinnt aber den Anschein, als ob die Bewe-
gung sich mit einer gewissen unwiderstehlichen
Notwendigkeit fortpflanze. Sollte sie zum Zie!
führen, so würde sie jedenfalls die Auffassung
bestätigen, daß es unerläßlich notwendig ist,
den Berufsinteressen in einer besonderen Kö,--
perschaft ein Ventil zu verschaffen, wenn nicht
das ganze bisherige politisch-parlamentariscye
System gefährdet werden soll.
Versailles
Neutrale Zone auch im Norden
In der Frage von Schleswig scheint nach Pa-
riser Meldungen die Kommission für die geo-
graphischen Erenzen die Schaffung einer neu -
tralenZone festgesetzt zu haben, welche sich
von Norden nach Süden, also von dem Eebiet
nördlich von Flensburg bis südöstlich von
Hamburg ausdehnt, sowie von Westen nacy
Osten in einer Linie, die östlich von Stettin
verläuft und bis zu einer Linie westlrch bis
Hamburg reicht. Deutschland soll verpflich-
tet werden, in diesem Eebiet die gleichen Ne-
geln zu deobachten, wie auf dem rechten Rhein-
ufer, das heißt, es darf keine Befestigungen er»
richten und keine Earnisonen unterhalten.
Es geht aus dieser Meldung hervor, daß die
Häfen Hamburg und Stettin vom mili-
tärischen Standpunkt aus in die neutralisierre
Zone einbegriffen werden.
Die Pfalz soll deutsch bleiben
Zu der Versammlung inSpeyer, in der
die Schaffung einer selbständigen Republik un-
ter Zustimmung aller Kreise der Bevölkerung
abgelehnt und Lekannt worden war, daß die
Pfalz unlöslich zu Deutschland gehört, erfährt
die Deutsche Allgemeine Zeitung:
Zn eingeweihten Kreisen wird damit gerech-
net, daß die unverantwortlichen Elemente, die
für die Lostrennung der Pfalz agitieren und
die im wesentlichen aus Ehrgeiz und Habgier
handeln, die Agitation auch nach der ersten
Niederlage nicht aufgeben werden. Es ist mir
weiteren Umtrieben von ihrer Seite
zu rechnen. Da aber diese landesverräterischen
Persönlichkeiten tatsächlich über keinen größe-
ren Einfluß in der Bevölkerung verfügen und
keine Eefolgschaft in ihr haben, so ist mit dem
vollkommenen Mißglücken ihrer weiteren Agi-
tation zu rechnen.
Wie die französische Propaganda arbeitet,
deckt die Südd. dem. Korr. auf. Sie teilt mit:
Am 10. Mai abends wurde ein Direktor F.
in Landau zum Vorstand des Friedensbüros,
Hauptmann Meyer, gerufen. Der Zweck der
Berufung war, ihn zu bestimmen, Propaganda
dafür zu machen, daß sich die Pfalz als neutrale
selbständige Republik erklärt. Meyer sagte:
Cie würden Jhre Volksgenossen zu Dank ver-
pflichten, wenn Sie dieses schöne, reiche und ge-
segnete Land vor der allgemeinen Derarmung,
der Deutschland jetzt entgegengeht, schützen.
Frankreich würde der Pfalz die deutsche
Sprache garantieren, deutsch unterrichten in
den Schulen. Deutschlands Recht über die
Zoll- und Wirtschaftsfragen soll die neue Ne-
Romain-Rolland
und die Schuld am Wettkriege
Es ist ja eigentlich ein Unsinn, noch weiter
über die Schuld am Kriege zu reden. Wir wis-
sen es nun ja, Kriege entstehen aus natürlichen
Ilrsachen, die Völker selbst werden mehr oder we-
niger gegen ihren Willen zu ihnen fortgerissen.
Daß fie nur von der einen Seite mit diploma-
tischer Schlauheit geplant werden und dem er-
lesenen Opfer die Schlinge über den Kops ge-
worfen wird, ist ein überaus seltener Fall, der
eigentlich schon ganz der Geschichte angehört
und aus den Zeiten der allmächtigen Kabinette
stammt. Mit diesem Ausspruch könnte man
Schluß machen.
Daß aber trotzdem und nachdem die Angele-
gcnheit reichlich breitgetreten ist, noch immer-
fort von der Schuld am Weltkriege die Nede ist,
hat einen ganz anderen Erund, nämlich den,
daß uns die Entente gerne die Kriegskosten
bis auf den letzten bezahlbaren Nest an den
Hals hängen möchte. Zu diesem Zwecke knüpft
man an die volkstümliche Darstellung von
Krieg und Kriegsursache an, wobei die klein-
bürgerliche Moral von Gut und Böse aus die
Politik übertragen wird m usum Oeipbini (d.
h. plebis) zum Eebrauch für die große Masse
der in die Feinheiten der Diplomatie nicht
Eingeweihten. Danach ist das Töten des Fem-
des, das noch soeben in der kriegerischen Be-
gcisterung als höchste Mannestugend gepriesen
rourde, afu einmal Mord und Totschlag, und
mer zuerst damit angefangen hat, dcr ist das
Karnickel, dem man das Fell über die Ohren
-ieht und dann dem gtüälichen Verteidiger sei-
nes eigenen Lebens als Schadenvergütung zur
gierung entscheiden. Für den Fall der Durch-
führung würden Erleichterungen ln wirtschaft-
licher und finanzieller Hinsicht zugestanden
werden, zum Veispiel Kohlen. Die Besatzungs-
truppen würden schon nach 2 Jahren zurückge-
zogen werden, Homburg verbleibe der Pfalz.
Auf die Bemerkung des Dr. F., daß man docy
an Hand schriftlicher Unterlagen bezw. Vor-
schlägen zu dieser überaus wichtigen und ern-
sten Frage Stellung nehmen könne, entgegnete
Hauptmann Meyer: Nein, schaffen Sie erst
die neutrale Regierung und dann
erst können Verhandlungen und schriftliche
Earantien gegeben werden.
Dr. F. und seine Partcifreunde haben das An-
stnnen einmütig abgelehnt. ^
Weitere Ententekritiken
Die englische Wochenschrift „Nation" spricht fich
in ihrer Nummer oom 10. Mai rückhaltlos gegen
die territorialen und wirtschaftlichen
Vedingungen aus und weist auf die Eefahr neuer
Kriege hin. Die Bcdingungen. sagt das Blatt,
sind ein Triumpf der französischen Diplomatie.
llnter dem Deckmantel des Völkcrbundes wird dre
Nacktheit von Annexionen und die Vcrgewalti-
gung von Nationalitäten verborgen. Die Fort-
nahme der völlig deutschen Stadt Danzig mit dem
breiten Korridcr durch das Gebiet und das iso-
lterte Abgeschnittensein Ostpreußens, bietet die
allervollkommenste Eewähr für den künftigen
Krieg. welchen die geisteskranke Diplo-
matie Frankreichs ersinnen konnte.
Die sozialistische „Humanite" bemcrkt. daß der
Wilsonismus, nachdem er eine Konzession
nach der anderen gemacht hat, nunmehr seine
Erundsätze völlig übsr Bord geworfen
bat. Amerika. das beschlosien hatte, einen libera-
len Krieg zu führen und keinerlei Eroberungen an-
zustreben. legt die Hand auf Konsiantinopel und
Armenien mit seinen beiden südlichen Ausgangen
Adana und Mersina. Die öffentliche Meinung der
Welt wird mit schmerzlichem Erstaunen erfahren,
daß der hohe Eeist der 14 Punkte in einem solckien
Kompromiß aufgehen konnte. Die Erwähnung
von Adana und Mersina isi ein Hinweis auf die
für Frankreich wundesten Punkte in dem ganzen
Falle, denn diese beiden HLfen hat Frankreich als
zu seiner Einflußsphäre gehörig betrachtet und gr-
dachte fie bei einer Aufteilung der Türkei zu er-
wetben. Darauf weist auch das ..Echo de Paris"
bin und saat. man habe Frankreich das wichtigste
Stück entrisien, das es von dem enalisch-ftanwsi-
schen Vertrag von 1916 zu fordern hatte. Dieser
ganze Artikel sei ungerecht und man müsie dagegen
protestieren. solange er noch nicht abgeschlosien ist
Jm „Zournal" weist Saint Brice auf die in -
dische Gefahr hin. die durch die Vcrgewalti-
gung seines muselmannischen Elementcs herauf-
beschworen werde und er warnt vor unüberlegten
Schritten.
Die falsche Aechnung auf die
Internationale
Von einem Führer der sozialistischen Partei
in England ist einem holländischen Ausfrager
folgendes mitgeteilt worden:
Die großen Hoffnungen, die die d e u ts chen
Sozialisten auf die internationale
Sozialdemokratie stellen, werden sich
nicht erfüllen. Man verkennt unfere
Lage vollständig. Die Not der Arbeiterklasien
ist in den Ententeländern beseitigt. Die
Demobilifierung hat fich schnell vollzogen. Dte
Arbeiteransprüche hat man im wesentlichen be-
willigt, besonders in England, während in
Frankreich noch eine llnterdrückung der Arbei-
terschaft herrscht, aus der aber eine Sympathie
für die deutschen Arbeiter nicht gezogen werden
kann. Zm allgemeinen find die Arbeiter in
den Ententeländern zufriedener als man denkt
und kein Führer wird es daher wagen, sich ge-
gen die Mehrheit der Ueberzeugung der Arbei-
Verfügung stellt. Die Politik bedient sich wie
immer der Zweizüngigkeit.
Für sich selber wisien unsere Feinde es ficher-
lich anders. Aber offiziell darf das Eerede von
der Kriegsschuld nicht aussterben. Es ist
das die denkbar beste Eeschäftsreklame, uno
dazu wird auch der Nachedurst der im Kriege
Eeschädigten zu immer wilderer Flamme ange-
blasen. Und zum llnglück haben wir auch im
eigenen Hause feige Seelen, die aus kleinlichen
Parteiinteressen in den Schrei an der Schuld un-
seres Militarismus mit einstimmen, obgleich
letzterer im Erunde doch nichts anderes war als
die starke und zuweilen unbegueme Spiye
cines tüchtigen Volkes, das im Eedränge zwi-
schen mißgünstigen Nachbarn sich seiner Haut
mit ungewöhnlicher Energie zu wehren ge-
zwungen war.
llnd wie steht nun der Dichter Romain
Rolland zu dieser Angelegenheit? Eanz
einfach. Vald nach Ausbrnch des Krieges hörte
man, daß er vor den Augen des eigenen
Volkes in llngnade gefallen und nach der
Schweiz übergesiedelt sei wegen unpatrioiischer
Aeußerungen in seinem Nomane „Zean Ehri-
siophe", der kurz vor Ausbrnch des Krieges er-
schienen war. Daraufhin große Nachfrage nacy
diesem Romane in Dcutschland. Abcr wohl nur
Wenige werden die zehn Bände ganz zu Ende
gelesen haben, obwohl sich diese Aufgabe lohni.
Denn so schlecht die Komposition, so breitgetre-
tcn die Schilderung ist, so ist die Sprache doch
oft von hinreißender Schönheit, und überall
sind die feinsinnigsten psychologischen Veobach-
tungen eingestreut. Was aber die Policik an-
geht, so findet man erst im letzten Bande den
Schlüssel zu des Dichters Mißliebigkeit bei sei-
nen Lompatrioten, denn im übrigen hat er bei
ollcr Liebenswürdigkeit und Eerechtigkeit im
ter mit internationalen Verpflichtungen zu
belasten. Wir haben zwar der deutschen So
zialdemokratie unsere Unterstützung ver-
sprochen, wenn die Znteresien der deutschen Ar-
beiterschaft auf dem Spiele stehen, aber auch
nursoweit, als sie i n t e r n a t i o n a l e
Fragen betr'effen. Zn dieser Hinsicht haben
wir bereits Schritte bei den Regierungen der
Entente unternommen. Es wäre aber töricyt
von den Deutschen, anzunehmen, daß wir e«ne
Aenderung des Friedensvertrages bewirken
könnten. Wir stnd in England der festen Ueber-
zeugung, daß es mit diesem Frieden gehen
wird, wie mit dem Frieden von Brest-Litowsk:
Die Zukunft wird Ereignisse bringen, die den
Vertrag annullieren. Damit es dazu kommen
wird, wird die Znternationale in kurzer Zeit
eine Zusammenkunft anberaumen, um die Re-
vision des Friedensvertrages zu bewirken. Der
Erfolg dieser Schritte hängt im wesentlichcn
von den neuen Regierungen ab, die jedenfalls
in kurzer Zeit in den Ententestaaten ans Ru-
der kommen werden. Die deutschen Arbcit^i-
massen müsien ebenso wie wir mit allen Kräf-
ten die internationale Macht des Kapitals be-
kämpfen, sonst gehen die durch diesen Krieg er-
rungenen günstigen Aussichten wieder verloren.
Die Eefahr ist groß.
DieVergewaltigungderUniversität
Stratzburg
Der Senat der Verliner Universität
erläßt folgeiiden affenen Brief an dre Uni-
versitäten der Welt:
»Als die doutschs Regierung 18?0 von Slraß-
burg Basitz nahm, fand sie drei Universitätstoile
vor: eine protestantisch-che-ologische Faikultät m
Anlebnung an das Tholmassiift. ein^ Academie
des Droits und eine Faculte de Medecine. Sie
ließ die Lehrer und dio Znsiitutsle'iiter. den Un-
terricht imd die gcrnz^ rvisienschaftliche Arbeit un-
gestvrt Wer bleiben odex weiterarbeiten wollte,
der war willkommen. Noch im Mai 1872, «ls die
neue Eesanituniversität Straßbarrg ins L-eben trat,
waren zehn Profesioren an der chemaligen Aca-
demie tätig. und sieben Profesioren der medtzstni-
schon Faku<tät fühkten den begonnenen ZachresLur-
sciL zu Einde. Wer sich nicht sebber woigerte. an
der neue-n Universität weiter M L-ienen. wurde
gern i'ilbernommen. Dies taten an der cheologi-
schen Fakultät die Ordinarien kWuck( den dser
Kaiffer Win ersten Rektor ernannte. Baum, Cunitz
und R«uß. an der medizinischen Fakultät die Pro-
fessoren Äubenas, Zoesiel. Strohl rmd Wieger als
Ordinarien; an der philosophischen Weber, sowie
der Eynrnasialprofesior Heitz; rn der nakurwissen-
schaftichem Fakultät dex MusEmsdirektor Schim-
per mrd der Gymnasialprofesior Roth. Aber auch
solche französischen Profesioren. bi,e nicht in die
neue Universität übertraten. wie der Kliniker
Schötzenberger u. a.. sondern sich offen auf die
franzöUche Seite sicllten und NWmentlich bei ber
Verwaltung bes Bürgerspitals. wo man ihnen
ihre Zlbteilungen beiieß, nicht gerinse Schivieria-
keiten bereiteten, wurden ruhig in ihrer
Ste.llung belassen; man behelligte sie auf
keine Weise. Sie burften zum Veispiel in der
Verwaltungskommisiion des Svrtals wie vorher
die französische Sprache gebrauchen. obwolst sie Lei
Verhanblungen mit elsäsiischen Landleuten, bie
kein Frvnzösisch verstanben, recht gute Dcutsch-
kenntnis verrieten.
Ms die fvanzösrsche Regievuing 1916 ouf Erund
bes Waffenstillsiandsabkommens vom 11. Noivein-
ber Straßburg iu Befitz uahmen. ließen franM-
sche Bea.m1e am 30. Noveinber dem Rektor sagen.
er f«>i abgesetzt unb verlangten vo>n den Znsti-
tutslertern die Namen altelsäsiischer Studenten.
blvmit biese die Znsiitute übernehmen könnten. Am
1. Dezember wurde ungefähr einem halben Dutzend
Profesioren die Abreise anbefoihlen. Das Ge-
päck wurde ihnen auf 40 KAo bofchränkt. Sie
mußten mn nächsien Tage aufbvechen und auf ber
Rheinbrücke anderthalb Stunden warten. wobei
sie der Besch'rmpfungen preisgegebon wurden. Am
2. Dezeinber gelangte an die Dckane unb Znsti-
Eroßen und Ganzen, Deutschland bei der Auf-
zählung seiner kleinen SLnden und Eeschinack-
losigkeiten nicht geschont. Daß Romain Nol-
land mit Deutschland zu glimpflich umgegrn-
gen sei, kann somit der Erund des Verlustes der
Eunst seines eigenen Volkes nicht sein. Erst im
zehnten Vande wird die Sache offenbar. Auf
Seite 220 stehen die Worte: „la Lenöration
nuoveUo, ro-du8te ei LMerrie aspirait au eom-
dat" usw., auf der folgenden ,/e8oi8ine natio-
nai, 8an8 puckeur, qui loule aux pteä8 la iu8tieo
äe8 autres et Ie8 autre8 nationaüteL". Das
gilt für Frankreich, und auf S. 249 wird das-
selbe von Ztalien bezeugt. ,,1.a Lranäe pe8le
cl'orLeui! natronalkte 8'etait repanclue lä wird
da gesagt und des Weiteren ausgeführt. Man
begreift, der gefeierte Dichter, der gleich seine
Werke in 20 Auslagen erscheinen läßt, als
Kronzeuge für den aufgeregten nationalen Ehr-
geiz nicht allein für Ztalien, wofür ja schon das
tripolitanische Unternehmen als schlagender
Beweis genügen würde, sondern auch für
Frankreich, das jetzt so gern die einträgliche
Rolle des unschuldig in den Krieg Verwickel-
ten spielen möchte, um so viel wie möglich wie-
der auf seine Kosten zu kommen. Das war cin
Skandal, der nicht geduldet werden konnte, dies
„Aus-der-Schule-Schwatzen." Dmait können,
wenn es gar Wilson zu Gesichte kommen sollte,
Milltarden und Milliarden verlorei. gehen.
Nur Schade, daß gerade der Spektakel, den man
um die Sache machte, diese erst recht an die
große Elocke brachte. Hätte man den Aerger
geschluckt, so wäre ein Nertuschen vielleicht noch
möglich gewesen.
Wir aber wollen in unserem eigenen Zn-
teresie diese Entdeckung etwas höher hängen.
Adolf Mayer.
tutsleiter vom „Direktor des ösfentlichev Unter-
richts". gezeichnet Eugen Müller. eine Vcrfjk.
gung, wo.nach die Vorlefungen und llebun -
gen mit diesem Tage suspendiert und die
Priifungen in derselben Woche beendet werden
sollten. Dorselbe Müllcr erklärto es für MZ-
sichtskos. die Weiterzahluiia, der Eehälter vom l
Zauuar ab auch nur zu berühren. Zni Zanuar
erfolgten zwei weitere Ausweiisungen. sidaf'
jetzt tatsächlich fast die gesamten Professoren und
Dozenten der Straßburger Universität im Exii
sind. Die Abziehenden burften diesmal 100 Kilo
Eepäck mitnehmen. Aber inzwischen war aller
altdeutscher Besitz, bemeglicher und uubeweglicher
sequestiert und iier Transport von Möbeln und'
dergleichen ausdrücklich untersagt worden Die
Privatbibliotheken. Sa m nr l u 'ngen
Jnstrumente. Präparate. Manuskrip«.'
kurz, bas sanze Eenschaftliche Arbeitsze-m. chne'
das der Gelehrte lahmgeegt isi. w-urde hie'rdiurck
den Vertriebenen vollstäiidig enlzogen
Für ebne Roihe von Zntelligenzen. deren selbsilos.-
Lebensarbeit der gosamten Kulturwelt zuguie kam
und weiterhin zugute gekommen wäre. bedeutet
dies einen Zusammenoruch. Auch die Stubierenden
die sich an andere Unioersitäten wenden wollten'
wurden burch eine absolute PMperre geschädigt'
durch die alle Akten und Prüfungspaipiere unab-
geliefert blieben.
siand über der Schwelle der
Wissenschaft: est civtta.^ clei. Vox ihr hörte
damals alle Fe-indschaft auf. Betreffs dessen, was
letzt geschah. stellen wir objektiv die Tatsacken zu-
samimen nnb überlassen das Urteil don akademi-
schon Bürgern der Welt".
Badische Politik
* Bci einer Betrachtung der bab schen Ge-
mcindewahlen kommt die aantliche Karlsruher
Zeitung zu dem Ergebms. baß nach Maßgabe der
fniheven Wahlergebnisfe diefes Zahves es der So-
zralbemokratie sicherltch nicht rmmöglich gewesen
wäre. in luehreren Städten die Mehrheit zu er-
obern. wenn sie nicht unter der schlechten Wahlbe-
te-Uvgiung am meisien zu leiden gehaibt hätte. Die
Unabhängigen sind es. so schrebbt der Staatscrnzei-
ger weiter. die bei den Wab'.en relatip am besten
abgeschnitten haben. Zrgemb einen brsiimmenden
Einfluß werden sie allerdvngs in keinem ber städt.
Parlcvmente ausüben könmen; bcvzu isi dix. Zahl
Üjrer Stadtverordnete-n doch im Vergleich zu denen
dex übrigen Parteien zu gering. Aber der Erfolg
zeige boullich, wie weit es eine Pcrrtei bringen
kann. wenn sie mit rastloser Enersie agitiert. umd
so den letztem ihrer Anhänger an die Wcchlurue
bvimgt. Leidliche Ergebnisse haben Zentvumi und
Deutschnationale erzielt. währeich die deutsch-
demokratische Partei von den bürgerlichen
Parteien wohl am schwersien unter der schlech-
ten Wcchlbeteilisung und der allsemeinen Verän-
berimg der politischen Lage gelitten haben
bürfte.
-r- Beamtenausschuß der ZuMzverwaltung. Nach
bem Vorgang anderer Verw-aitung-en isi nunmehr
auch für die I u st i z ver w a l t u n g. bis ein aus
allgemeiuen Wahlen heroorgeKingiemer Beam-
tenausschuß geschaffen ist. ein vorläufiger Be-
Etenausschuß gebilbet worden. dem al§ Mitglie-
der cmgehören: Oberlamdeslgerichtsrat ,'Zäckle.
Obercrmtsrichter Dr. Zolly. StaLtsamw>a!lt Dr.
Huber umd Notar Stocker in Kiarlsruhe. Gerichts-
assesior Schörlin - Pforzheim. Oberiusiizsekretär
Motsch - Triberg. Obersustizsekretär Schweimsurth-
Karlsruhe, Oberiustizsekretär Eieser - Frerburg,
Zusiizsekretär Zimmermann - Münnheim. OLer-
jusiizsekretär Arnold unb Eerichtsvollzieher We n-
ger -Heidelbers, Büroasiistent Dörr - Karls-
rube. Aufseher Keller - Bruchsal. Eefamgenenwart
Scheuerinann - Philippsburg umd Maschinenschrei-
berin Erund in Karlsruhe.
* Eegen ben Zusammeuschlnß m'.t Württemberg
Die Handelskammer Lahr hat sich in ihrer letz-
ten Sihung u. a. auch mit der Vereinisuns von
Baden und Württemberg befaßt und sich bahin
Wusgesprochen. baß sie in einer poliküschem Bcr-
schmolzumg von Vaden und Württemberg kei ne
überwiegenden Vorteile für unser Laird
erblickvn kann und einer Bereinigumg deshalb ab-
lehmend gegenüber steht. Dasesen, würbe bie
Kammer es begrüßen, wenn sich zwischen beiden
Länbern ein engeres Zu sa m m e n gehen
in allem wirtschaftlichen umb Verkehrs-
fragen heräusbilben würde und bei Vergebung
Dl' Ä So'.'c.
E sei, dai
- uirll
^aoben. ind
der t
^ Lwie de"^
ü
^Srofibetne
KSn'.
A Sozialinei
°''L'
aeietzes >ur
gesetz ni.cht ge
soll bostinunt
d-m ^memen
lehrmvert und
^r gegnwarti
»ollen Wert n
s-erste Spekulo
Mnstschancc
Mgswahn wi
grund stürzen!
Hani -unde
inneren Wirts
in der nächste
sührbar. Eera
wirken das P
Miative. H>
tigte System
Räte mit de^.
und Arbeiter,
ihm eigenen
den. durch Ve
eaniscrtionen
Abeiter-. Ko
Em dsrartige
dis cmgesührtl
bensbvdingunx
nötis hat, ,
eine Earantic
üt in keiner
schafßmg betr
ein amtlicher
Mo sozicrlisie
Lage sein wi
von Handelsg
der freie Han^
Mtücher Ap:
u>enn er ersi
Wsten Spih
'IIIMMng zu
M die Bezu
evwähnl
d'« Iich auf
L Wischon
clnfrage. die
'M Stande.
L-ilh d>- w
knegswirtschc
^Was die
^"ren und E
Theater und Musik
Veues Operettentheater
„Der Soldat der Marie" von Ascher. —
„Zigeunerliebe" von Lehar.
Die leichte Muse ist Mer die Siraße in eind
ue Wohnung gezogen. Gewitterschwül 'st da'
mzugswetter grwesen; möge das Unternehmeu
>r einem Wolkenbruch bewahrt bleiben!
Mit zwei Neuheiten hat man sich nun schou bn
m Publiium eingeführt. — mit Veifall emgc-
hrt — der reizenden Ascherschen Operette
rer zierlichen Musik und der »halben Oper oon
:har. die geradezu musikalischen Wert hat. ^
hr zahlreiches Publikum konnte die beiden
lende" mit recht viel Behagcn hmuehmen Ma"
lt aus den Harmonreraumen mit Fuleni
-mack herausgeholt. was menschennwglich ^
id einen lustigen. bequemen Aufenthalt deu o"
»auern geschasfen. Auf der Buhuc ist alles rciw
ch „cng b-isammen", eme M'inaturattsgab. a
ne niedliche. Muh dekorativ ein lnscheidr.er
rsatzbild hiugenommen werden. so ha o^ - ,
on dafür mit geradezu glanzend.r 'lusstnttu".!
wundervollen Kostümen entschadigt. uno i i.
hor gar dünn bestellt. so ist dafür iu De'n «oi -
mpersona! ein Stimmaterial zusammeug- . "
ls dem des verflossenen Winters weit "ber > -
Das Orchcst.r ist auch von kleinem oor'".
it Klavierergänzung. wie man es m cira
lüberall antrifst. Es geiiügt. wenn «uch > '
trcicbern etwas hart, durchaus rmter
arts Leitung, der mit Feuereifer (nur p
ch zu zappelig) sicher und gewandt >uh.t-
ärs jcdoch zu wimschen. daß dies Orchest r b«i ^
tustik des Saales gerade auf die Halfte o
en wäre. damit die guten Stimmen mehr
wn können. Zn der „Zigeunerliebe ^
irchgebildeter erstcr Erigcr das chrrrlchende v
lrchgeführt.
Den beiden Aufführungen darf nachgesagt ^ ^
n, daß eine Spielleitung. die in der :
bt. dcr ganzen Sache cinen flotien ^chwulig >
ben hatte nnd nirgcnds Lote Punlle ^mpl v
mj.- . ermißie man. sclbst bei drn -ged.'U^'
erikauiii
ivahrgenommen würden.
Ob der Einzug einer besonderen Bauernfrak-
t'ion in den Landtag das politische Gesicht die-
ser Körperschaft zu ihren Eunsten verändern
wird, ob die Jnteressen der Bauernschaft wirk-
lich durch diese Form der politischen Vertretung
gefördert merden, ist allerdings zweifelhaft. Es
gewinnt aber den Anschein, als ob die Bewe-
gung sich mit einer gewissen unwiderstehlichen
Notwendigkeit fortpflanze. Sollte sie zum Zie!
führen, so würde sie jedenfalls die Auffassung
bestätigen, daß es unerläßlich notwendig ist,
den Berufsinteressen in einer besonderen Kö,--
perschaft ein Ventil zu verschaffen, wenn nicht
das ganze bisherige politisch-parlamentariscye
System gefährdet werden soll.
Versailles
Neutrale Zone auch im Norden
In der Frage von Schleswig scheint nach Pa-
riser Meldungen die Kommission für die geo-
graphischen Erenzen die Schaffung einer neu -
tralenZone festgesetzt zu haben, welche sich
von Norden nach Süden, also von dem Eebiet
nördlich von Flensburg bis südöstlich von
Hamburg ausdehnt, sowie von Westen nacy
Osten in einer Linie, die östlich von Stettin
verläuft und bis zu einer Linie westlrch bis
Hamburg reicht. Deutschland soll verpflich-
tet werden, in diesem Eebiet die gleichen Ne-
geln zu deobachten, wie auf dem rechten Rhein-
ufer, das heißt, es darf keine Befestigungen er»
richten und keine Earnisonen unterhalten.
Es geht aus dieser Meldung hervor, daß die
Häfen Hamburg und Stettin vom mili-
tärischen Standpunkt aus in die neutralisierre
Zone einbegriffen werden.
Die Pfalz soll deutsch bleiben
Zu der Versammlung inSpeyer, in der
die Schaffung einer selbständigen Republik un-
ter Zustimmung aller Kreise der Bevölkerung
abgelehnt und Lekannt worden war, daß die
Pfalz unlöslich zu Deutschland gehört, erfährt
die Deutsche Allgemeine Zeitung:
Zn eingeweihten Kreisen wird damit gerech-
net, daß die unverantwortlichen Elemente, die
für die Lostrennung der Pfalz agitieren und
die im wesentlichen aus Ehrgeiz und Habgier
handeln, die Agitation auch nach der ersten
Niederlage nicht aufgeben werden. Es ist mir
weiteren Umtrieben von ihrer Seite
zu rechnen. Da aber diese landesverräterischen
Persönlichkeiten tatsächlich über keinen größe-
ren Einfluß in der Bevölkerung verfügen und
keine Eefolgschaft in ihr haben, so ist mit dem
vollkommenen Mißglücken ihrer weiteren Agi-
tation zu rechnen.
Wie die französische Propaganda arbeitet,
deckt die Südd. dem. Korr. auf. Sie teilt mit:
Am 10. Mai abends wurde ein Direktor F.
in Landau zum Vorstand des Friedensbüros,
Hauptmann Meyer, gerufen. Der Zweck der
Berufung war, ihn zu bestimmen, Propaganda
dafür zu machen, daß sich die Pfalz als neutrale
selbständige Republik erklärt. Meyer sagte:
Cie würden Jhre Volksgenossen zu Dank ver-
pflichten, wenn Sie dieses schöne, reiche und ge-
segnete Land vor der allgemeinen Derarmung,
der Deutschland jetzt entgegengeht, schützen.
Frankreich würde der Pfalz die deutsche
Sprache garantieren, deutsch unterrichten in
den Schulen. Deutschlands Recht über die
Zoll- und Wirtschaftsfragen soll die neue Ne-
Romain-Rolland
und die Schuld am Wettkriege
Es ist ja eigentlich ein Unsinn, noch weiter
über die Schuld am Kriege zu reden. Wir wis-
sen es nun ja, Kriege entstehen aus natürlichen
Ilrsachen, die Völker selbst werden mehr oder we-
niger gegen ihren Willen zu ihnen fortgerissen.
Daß fie nur von der einen Seite mit diploma-
tischer Schlauheit geplant werden und dem er-
lesenen Opfer die Schlinge über den Kops ge-
worfen wird, ist ein überaus seltener Fall, der
eigentlich schon ganz der Geschichte angehört
und aus den Zeiten der allmächtigen Kabinette
stammt. Mit diesem Ausspruch könnte man
Schluß machen.
Daß aber trotzdem und nachdem die Angele-
gcnheit reichlich breitgetreten ist, noch immer-
fort von der Schuld am Weltkriege die Nede ist,
hat einen ganz anderen Erund, nämlich den,
daß uns die Entente gerne die Kriegskosten
bis auf den letzten bezahlbaren Nest an den
Hals hängen möchte. Zu diesem Zwecke knüpft
man an die volkstümliche Darstellung von
Krieg und Kriegsursache an, wobei die klein-
bürgerliche Moral von Gut und Böse aus die
Politik übertragen wird m usum Oeipbini (d.
h. plebis) zum Eebrauch für die große Masse
der in die Feinheiten der Diplomatie nicht
Eingeweihten. Danach ist das Töten des Fem-
des, das noch soeben in der kriegerischen Be-
gcisterung als höchste Mannestugend gepriesen
rourde, afu einmal Mord und Totschlag, und
mer zuerst damit angefangen hat, dcr ist das
Karnickel, dem man das Fell über die Ohren
-ieht und dann dem gtüälichen Verteidiger sei-
nes eigenen Lebens als Schadenvergütung zur
gierung entscheiden. Für den Fall der Durch-
führung würden Erleichterungen ln wirtschaft-
licher und finanzieller Hinsicht zugestanden
werden, zum Veispiel Kohlen. Die Besatzungs-
truppen würden schon nach 2 Jahren zurückge-
zogen werden, Homburg verbleibe der Pfalz.
Auf die Bemerkung des Dr. F., daß man docy
an Hand schriftlicher Unterlagen bezw. Vor-
schlägen zu dieser überaus wichtigen und ern-
sten Frage Stellung nehmen könne, entgegnete
Hauptmann Meyer: Nein, schaffen Sie erst
die neutrale Regierung und dann
erst können Verhandlungen und schriftliche
Earantien gegeben werden.
Dr. F. und seine Partcifreunde haben das An-
stnnen einmütig abgelehnt. ^
Weitere Ententekritiken
Die englische Wochenschrift „Nation" spricht fich
in ihrer Nummer oom 10. Mai rückhaltlos gegen
die territorialen und wirtschaftlichen
Vedingungen aus und weist auf die Eefahr neuer
Kriege hin. Die Bcdingungen. sagt das Blatt,
sind ein Triumpf der französischen Diplomatie.
llnter dem Deckmantel des Völkcrbundes wird dre
Nacktheit von Annexionen und die Vcrgewalti-
gung von Nationalitäten verborgen. Die Fort-
nahme der völlig deutschen Stadt Danzig mit dem
breiten Korridcr durch das Gebiet und das iso-
lterte Abgeschnittensein Ostpreußens, bietet die
allervollkommenste Eewähr für den künftigen
Krieg. welchen die geisteskranke Diplo-
matie Frankreichs ersinnen konnte.
Die sozialistische „Humanite" bemcrkt. daß der
Wilsonismus, nachdem er eine Konzession
nach der anderen gemacht hat, nunmehr seine
Erundsätze völlig übsr Bord geworfen
bat. Amerika. das beschlosien hatte, einen libera-
len Krieg zu führen und keinerlei Eroberungen an-
zustreben. legt die Hand auf Konsiantinopel und
Armenien mit seinen beiden südlichen Ausgangen
Adana und Mersina. Die öffentliche Meinung der
Welt wird mit schmerzlichem Erstaunen erfahren,
daß der hohe Eeist der 14 Punkte in einem solckien
Kompromiß aufgehen konnte. Die Erwähnung
von Adana und Mersina isi ein Hinweis auf die
für Frankreich wundesten Punkte in dem ganzen
Falle, denn diese beiden HLfen hat Frankreich als
zu seiner Einflußsphäre gehörig betrachtet und gr-
dachte fie bei einer Aufteilung der Türkei zu er-
wetben. Darauf weist auch das ..Echo de Paris"
bin und saat. man habe Frankreich das wichtigste
Stück entrisien, das es von dem enalisch-ftanwsi-
schen Vertrag von 1916 zu fordern hatte. Dieser
ganze Artikel sei ungerecht und man müsie dagegen
protestieren. solange er noch nicht abgeschlosien ist
Jm „Zournal" weist Saint Brice auf die in -
dische Gefahr hin. die durch die Vcrgewalti-
gung seines muselmannischen Elementcs herauf-
beschworen werde und er warnt vor unüberlegten
Schritten.
Die falsche Aechnung auf die
Internationale
Von einem Führer der sozialistischen Partei
in England ist einem holländischen Ausfrager
folgendes mitgeteilt worden:
Die großen Hoffnungen, die die d e u ts chen
Sozialisten auf die internationale
Sozialdemokratie stellen, werden sich
nicht erfüllen. Man verkennt unfere
Lage vollständig. Die Not der Arbeiterklasien
ist in den Ententeländern beseitigt. Die
Demobilifierung hat fich schnell vollzogen. Dte
Arbeiteransprüche hat man im wesentlichen be-
willigt, besonders in England, während in
Frankreich noch eine llnterdrückung der Arbei-
terschaft herrscht, aus der aber eine Sympathie
für die deutschen Arbeiter nicht gezogen werden
kann. Zm allgemeinen find die Arbeiter in
den Ententeländern zufriedener als man denkt
und kein Führer wird es daher wagen, sich ge-
gen die Mehrheit der Ueberzeugung der Arbei-
Verfügung stellt. Die Politik bedient sich wie
immer der Zweizüngigkeit.
Für sich selber wisien unsere Feinde es ficher-
lich anders. Aber offiziell darf das Eerede von
der Kriegsschuld nicht aussterben. Es ist
das die denkbar beste Eeschäftsreklame, uno
dazu wird auch der Nachedurst der im Kriege
Eeschädigten zu immer wilderer Flamme ange-
blasen. Und zum llnglück haben wir auch im
eigenen Hause feige Seelen, die aus kleinlichen
Parteiinteressen in den Schrei an der Schuld un-
seres Militarismus mit einstimmen, obgleich
letzterer im Erunde doch nichts anderes war als
die starke und zuweilen unbegueme Spiye
cines tüchtigen Volkes, das im Eedränge zwi-
schen mißgünstigen Nachbarn sich seiner Haut
mit ungewöhnlicher Energie zu wehren ge-
zwungen war.
llnd wie steht nun der Dichter Romain
Rolland zu dieser Angelegenheit? Eanz
einfach. Vald nach Ausbrnch des Krieges hörte
man, daß er vor den Augen des eigenen
Volkes in llngnade gefallen und nach der
Schweiz übergesiedelt sei wegen unpatrioiischer
Aeußerungen in seinem Nomane „Zean Ehri-
siophe", der kurz vor Ausbrnch des Krieges er-
schienen war. Daraufhin große Nachfrage nacy
diesem Romane in Dcutschland. Abcr wohl nur
Wenige werden die zehn Bände ganz zu Ende
gelesen haben, obwohl sich diese Aufgabe lohni.
Denn so schlecht die Komposition, so breitgetre-
tcn die Schilderung ist, so ist die Sprache doch
oft von hinreißender Schönheit, und überall
sind die feinsinnigsten psychologischen Veobach-
tungen eingestreut. Was aber die Policik an-
geht, so findet man erst im letzten Bande den
Schlüssel zu des Dichters Mißliebigkeit bei sei-
nen Lompatrioten, denn im übrigen hat er bei
ollcr Liebenswürdigkeit und Eerechtigkeit im
ter mit internationalen Verpflichtungen zu
belasten. Wir haben zwar der deutschen So
zialdemokratie unsere Unterstützung ver-
sprochen, wenn die Znteresien der deutschen Ar-
beiterschaft auf dem Spiele stehen, aber auch
nursoweit, als sie i n t e r n a t i o n a l e
Fragen betr'effen. Zn dieser Hinsicht haben
wir bereits Schritte bei den Regierungen der
Entente unternommen. Es wäre aber töricyt
von den Deutschen, anzunehmen, daß wir e«ne
Aenderung des Friedensvertrages bewirken
könnten. Wir stnd in England der festen Ueber-
zeugung, daß es mit diesem Frieden gehen
wird, wie mit dem Frieden von Brest-Litowsk:
Die Zukunft wird Ereignisse bringen, die den
Vertrag annullieren. Damit es dazu kommen
wird, wird die Znternationale in kurzer Zeit
eine Zusammenkunft anberaumen, um die Re-
vision des Friedensvertrages zu bewirken. Der
Erfolg dieser Schritte hängt im wesentlichcn
von den neuen Regierungen ab, die jedenfalls
in kurzer Zeit in den Ententestaaten ans Ru-
der kommen werden. Die deutschen Arbcit^i-
massen müsien ebenso wie wir mit allen Kräf-
ten die internationale Macht des Kapitals be-
kämpfen, sonst gehen die durch diesen Krieg er-
rungenen günstigen Aussichten wieder verloren.
Die Eefahr ist groß.
DieVergewaltigungderUniversität
Stratzburg
Der Senat der Verliner Universität
erläßt folgeiiden affenen Brief an dre Uni-
versitäten der Welt:
»Als die doutschs Regierung 18?0 von Slraß-
burg Basitz nahm, fand sie drei Universitätstoile
vor: eine protestantisch-che-ologische Faikultät m
Anlebnung an das Tholmassiift. ein^ Academie
des Droits und eine Faculte de Medecine. Sie
ließ die Lehrer und dio Znsiitutsle'iiter. den Un-
terricht imd die gcrnz^ rvisienschaftliche Arbeit un-
gestvrt Wer bleiben odex weiterarbeiten wollte,
der war willkommen. Noch im Mai 1872, «ls die
neue Eesanituniversität Straßbarrg ins L-eben trat,
waren zehn Profesioren an der chemaligen Aca-
demie tätig. und sieben Profesioren der medtzstni-
schon Faku<tät fühkten den begonnenen ZachresLur-
sciL zu Einde. Wer sich nicht sebber woigerte. an
der neue-n Universität weiter M L-ienen. wurde
gern i'ilbernommen. Dies taten an der cheologi-
schen Fakultät die Ordinarien kWuck( den dser
Kaiffer Win ersten Rektor ernannte. Baum, Cunitz
und R«uß. an der medizinischen Fakultät die Pro-
fessoren Äubenas, Zoesiel. Strohl rmd Wieger als
Ordinarien; an der philosophischen Weber, sowie
der Eynrnasialprofesior Heitz; rn der nakurwissen-
schaftichem Fakultät dex MusEmsdirektor Schim-
per mrd der Gymnasialprofesior Roth. Aber auch
solche französischen Profesioren. bi,e nicht in die
neue Universität übertraten. wie der Kliniker
Schötzenberger u. a.. sondern sich offen auf die
franzöUche Seite sicllten und NWmentlich bei ber
Verwaltung bes Bürgerspitals. wo man ihnen
ihre Zlbteilungen beiieß, nicht gerinse Schivieria-
keiten bereiteten, wurden ruhig in ihrer
Ste.llung belassen; man behelligte sie auf
keine Weise. Sie burften zum Veispiel in der
Verwaltungskommisiion des Svrtals wie vorher
die französische Sprache gebrauchen. obwolst sie Lei
Verhanblungen mit elsäsiischen Landleuten, bie
kein Frvnzösisch verstanben, recht gute Dcutsch-
kenntnis verrieten.
Ms die fvanzösrsche Regievuing 1916 ouf Erund
bes Waffenstillsiandsabkommens vom 11. Noivein-
ber Straßburg iu Befitz uahmen. ließen franM-
sche Bea.m1e am 30. Noveinber dem Rektor sagen.
er f«>i abgesetzt unb verlangten vo>n den Znsti-
tutslertern die Namen altelsäsiischer Studenten.
blvmit biese die Znsiitute übernehmen könnten. Am
1. Dezember wurde ungefähr einem halben Dutzend
Profesioren die Abreise anbefoihlen. Das Ge-
päck wurde ihnen auf 40 KAo bofchränkt. Sie
mußten mn nächsien Tage aufbvechen und auf ber
Rheinbrücke anderthalb Stunden warten. wobei
sie der Besch'rmpfungen preisgegebon wurden. Am
2. Dezeinber gelangte an die Dckane unb Znsti-
Eroßen und Ganzen, Deutschland bei der Auf-
zählung seiner kleinen SLnden und Eeschinack-
losigkeiten nicht geschont. Daß Romain Nol-
land mit Deutschland zu glimpflich umgegrn-
gen sei, kann somit der Erund des Verlustes der
Eunst seines eigenen Volkes nicht sein. Erst im
zehnten Vande wird die Sache offenbar. Auf
Seite 220 stehen die Worte: „la Lenöration
nuoveUo, ro-du8te ei LMerrie aspirait au eom-
dat" usw., auf der folgenden ,/e8oi8ine natio-
nai, 8an8 puckeur, qui loule aux pteä8 la iu8tieo
äe8 autres et Ie8 autre8 nationaüteL". Das
gilt für Frankreich, und auf S. 249 wird das-
selbe von Ztalien bezeugt. ,,1.a Lranäe pe8le
cl'orLeui! natronalkte 8'etait repanclue lä wird
da gesagt und des Weiteren ausgeführt. Man
begreift, der gefeierte Dichter, der gleich seine
Werke in 20 Auslagen erscheinen läßt, als
Kronzeuge für den aufgeregten nationalen Ehr-
geiz nicht allein für Ztalien, wofür ja schon das
tripolitanische Unternehmen als schlagender
Beweis genügen würde, sondern auch für
Frankreich, das jetzt so gern die einträgliche
Rolle des unschuldig in den Krieg Verwickel-
ten spielen möchte, um so viel wie möglich wie-
der auf seine Kosten zu kommen. Das war cin
Skandal, der nicht geduldet werden konnte, dies
„Aus-der-Schule-Schwatzen." Dmait können,
wenn es gar Wilson zu Gesichte kommen sollte,
Milltarden und Milliarden verlorei. gehen.
Nur Schade, daß gerade der Spektakel, den man
um die Sache machte, diese erst recht an die
große Elocke brachte. Hätte man den Aerger
geschluckt, so wäre ein Nertuschen vielleicht noch
möglich gewesen.
Wir aber wollen in unserem eigenen Zn-
teresie diese Entdeckung etwas höher hängen.
Adolf Mayer.
tutsleiter vom „Direktor des ösfentlichev Unter-
richts". gezeichnet Eugen Müller. eine Vcrfjk.
gung, wo.nach die Vorlefungen und llebun -
gen mit diesem Tage suspendiert und die
Priifungen in derselben Woche beendet werden
sollten. Dorselbe Müllcr erklärto es für MZ-
sichtskos. die Weiterzahluiia, der Eehälter vom l
Zauuar ab auch nur zu berühren. Zni Zanuar
erfolgten zwei weitere Ausweiisungen. sidaf'
jetzt tatsächlich fast die gesamten Professoren und
Dozenten der Straßburger Universität im Exii
sind. Die Abziehenden burften diesmal 100 Kilo
Eepäck mitnehmen. Aber inzwischen war aller
altdeutscher Besitz, bemeglicher und uubeweglicher
sequestiert und iier Transport von Möbeln und'
dergleichen ausdrücklich untersagt worden Die
Privatbibliotheken. Sa m nr l u 'ngen
Jnstrumente. Präparate. Manuskrip«.'
kurz, bas sanze Eenschaftliche Arbeitsze-m. chne'
das der Gelehrte lahmgeegt isi. w-urde hie'rdiurck
den Vertriebenen vollstäiidig enlzogen
Für ebne Roihe von Zntelligenzen. deren selbsilos.-
Lebensarbeit der gosamten Kulturwelt zuguie kam
und weiterhin zugute gekommen wäre. bedeutet
dies einen Zusammenoruch. Auch die Stubierenden
die sich an andere Unioersitäten wenden wollten'
wurden burch eine absolute PMperre geschädigt'
durch die alle Akten und Prüfungspaipiere unab-
geliefert blieben.
siand über der Schwelle der
Wissenschaft: est civtta.^ clei. Vox ihr hörte
damals alle Fe-indschaft auf. Betreffs dessen, was
letzt geschah. stellen wir objektiv die Tatsacken zu-
samimen nnb überlassen das Urteil don akademi-
schon Bürgern der Welt".
Badische Politik
* Bci einer Betrachtung der bab schen Ge-
mcindewahlen kommt die aantliche Karlsruher
Zeitung zu dem Ergebms. baß nach Maßgabe der
fniheven Wahlergebnisfe diefes Zahves es der So-
zralbemokratie sicherltch nicht rmmöglich gewesen
wäre. in luehreren Städten die Mehrheit zu er-
obern. wenn sie nicht unter der schlechten Wahlbe-
te-Uvgiung am meisien zu leiden gehaibt hätte. Die
Unabhängigen sind es. so schrebbt der Staatscrnzei-
ger weiter. die bei den Wab'.en relatip am besten
abgeschnitten haben. Zrgemb einen brsiimmenden
Einfluß werden sie allerdvngs in keinem ber städt.
Parlcvmente ausüben könmen; bcvzu isi dix. Zahl
Üjrer Stadtverordnete-n doch im Vergleich zu denen
dex übrigen Parteien zu gering. Aber der Erfolg
zeige boullich, wie weit es eine Pcrrtei bringen
kann. wenn sie mit rastloser Enersie agitiert. umd
so den letztem ihrer Anhänger an die Wcchlurue
bvimgt. Leidliche Ergebnisse haben Zentvumi und
Deutschnationale erzielt. währeich die deutsch-
demokratische Partei von den bürgerlichen
Parteien wohl am schwersien unter der schlech-
ten Wcchlbeteilisung und der allsemeinen Verän-
berimg der politischen Lage gelitten haben
bürfte.
-r- Beamtenausschuß der ZuMzverwaltung. Nach
bem Vorgang anderer Verw-aitung-en isi nunmehr
auch für die I u st i z ver w a l t u n g. bis ein aus
allgemeiuen Wahlen heroorgeKingiemer Beam-
tenausschuß geschaffen ist. ein vorläufiger Be-
Etenausschuß gebilbet worden. dem al§ Mitglie-
der cmgehören: Oberlamdeslgerichtsrat ,'Zäckle.
Obercrmtsrichter Dr. Zolly. StaLtsamw>a!lt Dr.
Huber umd Notar Stocker in Kiarlsruhe. Gerichts-
assesior Schörlin - Pforzheim. Oberiusiizsekretär
Motsch - Triberg. Obersustizsekretär Schweimsurth-
Karlsruhe, Oberiustizsekretär Eieser - Frerburg,
Zusiizsekretär Zimmermann - Münnheim. OLer-
jusiizsekretär Arnold unb Eerichtsvollzieher We n-
ger -Heidelbers, Büroasiistent Dörr - Karls-
rube. Aufseher Keller - Bruchsal. Eefamgenenwart
Scheuerinann - Philippsburg umd Maschinenschrei-
berin Erund in Karlsruhe.
* Eegen ben Zusammeuschlnß m'.t Württemberg
Die Handelskammer Lahr hat sich in ihrer letz-
ten Sihung u. a. auch mit der Vereinisuns von
Baden und Württemberg befaßt und sich bahin
Wusgesprochen. baß sie in einer poliküschem Bcr-
schmolzumg von Vaden und Württemberg kei ne
überwiegenden Vorteile für unser Laird
erblickvn kann und einer Bereinigumg deshalb ab-
lehmend gegenüber steht. Dasesen, würbe bie
Kammer es begrüßen, wenn sich zwischen beiden
Länbern ein engeres Zu sa m m e n gehen
in allem wirtschaftlichen umb Verkehrs-
fragen heräusbilben würde und bei Vergebung
Dl' Ä So'.'c.
E sei, dai
- uirll
^aoben. ind
der t
^ Lwie de"^
ü
^Srofibetne
KSn'.
A Sozialinei
°''L'
aeietzes >ur
gesetz ni.cht ge
soll bostinunt
d-m ^memen
lehrmvert und
^r gegnwarti
»ollen Wert n
s-erste Spekulo
Mnstschancc
Mgswahn wi
grund stürzen!
Hani -unde
inneren Wirts
in der nächste
sührbar. Eera
wirken das P
Miative. H>
tigte System
Räte mit de^.
und Arbeiter,
ihm eigenen
den. durch Ve
eaniscrtionen
Abeiter-. Ko
Em dsrartige
dis cmgesührtl
bensbvdingunx
nötis hat, ,
eine Earantic
üt in keiner
schafßmg betr
ein amtlicher
Mo sozicrlisie
Lage sein wi
von Handelsg
der freie Han^
Mtücher Ap:
u>enn er ersi
Wsten Spih
'IIIMMng zu
M die Bezu
evwähnl
d'« Iich auf
L Wischon
clnfrage. die
'M Stande.
L-ilh d>- w
knegswirtschc
^Was die
^"ren und E
Theater und Musik
Veues Operettentheater
„Der Soldat der Marie" von Ascher. —
„Zigeunerliebe" von Lehar.
Die leichte Muse ist Mer die Siraße in eind
ue Wohnung gezogen. Gewitterschwül 'st da'
mzugswetter grwesen; möge das Unternehmeu
>r einem Wolkenbruch bewahrt bleiben!
Mit zwei Neuheiten hat man sich nun schou bn
m Publiium eingeführt. — mit Veifall emgc-
hrt — der reizenden Ascherschen Operette
rer zierlichen Musik und der »halben Oper oon
:har. die geradezu musikalischen Wert hat. ^
hr zahlreiches Publikum konnte die beiden
lende" mit recht viel Behagcn hmuehmen Ma"
lt aus den Harmonreraumen mit Fuleni
-mack herausgeholt. was menschennwglich ^
id einen lustigen. bequemen Aufenthalt deu o"
»auern geschasfen. Auf der Buhuc ist alles rciw
ch „cng b-isammen", eme M'inaturattsgab. a
ne niedliche. Muh dekorativ ein lnscheidr.er
rsatzbild hiugenommen werden. so ha o^ - ,
on dafür mit geradezu glanzend.r 'lusstnttu".!
wundervollen Kostümen entschadigt. uno i i.
hor gar dünn bestellt. so ist dafür iu De'n «oi -
mpersona! ein Stimmaterial zusammeug- . "
ls dem des verflossenen Winters weit "ber > -
Das Orchcst.r ist auch von kleinem oor'".
it Klavierergänzung. wie man es m cira
lüberall antrifst. Es geiiügt. wenn «uch > '
trcicbern etwas hart, durchaus rmter
arts Leitung, der mit Feuereifer (nur p
ch zu zappelig) sicher und gewandt >uh.t-
ärs jcdoch zu wimschen. daß dies Orchest r b«i ^
tustik des Saales gerade auf die Halfte o
en wäre. damit die guten Stimmen mehr
wn können. Zn der „Zigeunerliebe ^
irchgebildeter erstcr Erigcr das chrrrlchende v
lrchgeführt.
Den beiden Aufführungen darf nachgesagt ^ ^
n, daß eine Spielleitung. die in der :
bt. dcr ganzen Sache cinen flotien ^chwulig >
ben hatte nnd nirgcnds Lote Punlle ^mpl v
mj.- . ermißie man. sclbst bei drn -ged.'U^'
erikauiii