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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0812

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vorsichtig verfolgt werden, würde Deutschland
um die Möglichkeit bringen, innerhalb der
neuen Staatengesellschaft den ihm gebühren-
den Einflutz zu gewinnen. Auf Jahrzehnte
hinaus wird die ganze Welt einig sein gegen
jede Macht, die den Frieden bedroht. Wir
müssen den Verlust des Elsatz als eine
Strafe hinnehmen für die heillose Po-
litik, die uns in den Krieg geführt und der
das deutsche Volk, nicht wie es mutzte. Wrder-
stand geleistet hat.

Damit ist aber keineswegs gesagt, das;
wir uns nicht mehr für die Vorgänge im
Elsaß interessieren dürfen. Das el-
sässische Volk bleibt nach Sprache und Kuliur
ein Teil des deutschen Volkes, und keine Macht
der Welt kann uns von der Gewissenspflicht
enlbinden, für die Erhaltung dieses Deutsch-
tums im politischen Auslande Sorge zu tra-
gen. Die 48 Jahre deutscher Herrschaft haben
die deutsche Kultur im Elsaß mächtig gestärkt.
Was da gewonnen ist, darf nicht wieder ver-
loren werden. Der Schutz nationaler Minder-
hciten ist eine der wichtigsten völkerrechtlichen
Verpflichtnngen, zu denen sich eiiie neue Staa-
tcnordnung bekennen soll. Eine Vrutalisierung
der Muttersprache. wie sie vor dem Krieae
Prcußen in Polen und Nordschleswig, Ruß-
land in den Ostseeprovinzen übte, soll in dcm
neuen Europa nicht mehr geduldet werden.
Wir sind daher im vollften Rechte, wenn wir
uns dafür einsetzen, daß dem elsäsiischen
Volke die deutsche Muttersprache, den
elsäsiischen Protestanten die Lutherbibel
und das deutsche Eesangbuch. den Eebilde-
ten der geistige Austausch mit den
Vertretern deutscher Wissenschaft und
Bildung erhalten werde. Das poli-
tische, imperialistische Alldeutschtum wird die
Katastrophe Deütschlands nicht überleben. Die
Pflege deutscher Sprache und Bil-
dung „so weit die deutsche Zunge klingt", ist
das richtige und gesunde Alldeutsch-
tum, das nach dem Kriege noch viel wich-
tigcre Aufgaben zu erfüllen hat als zuvor.

Dazu bedarf es der sorgfältigen Pflege aller
persönlichen Bezfehungen zu dem
Elsaß. Es ist uns schwer, angesichts der wider-
natürlichen Leidenschaft, mit der sich die
Mehrheit unserer Volksgenosien den zurück-
kehrenden Franzosen an den Hals geworfen
hat, gerecht gegen die Elsäsier zu sein. Dic
Zahl der Treugebliebenen ist klein. Die große
Mehrheit auch derjenigen, mit denen sich frü-
her auskommen ließ, hat den Mantel nack; dem
Winde gedreht und durch die Würdelosigkeit
des Wechsels üuch wohlwollenden Deutschen
^ine milde Beurteilung schwer gemacht. Aber
der Rückblick auf die Geschichte von fast zwei
Jahrtausenden läßt es begreifen, daß geraoe
Charakterlosigkeit den politischen Charakter
des Elsaß ausmacht. So unwürdig das Ver-
halten vieler Elsässer im November 1918 uns
erscheint, der Bevölkerung im ganzen kann
man aus ihrem Verhalten kaum einen Vor-
wurf machen. Wir haben keinen Grund, die
Eekränkten zu spielen und die persönlichen
Veziehungen zum Elsaß, soweit sie den Krieg
überdauert haben, absichtlich abzubrechen.

Ein reizbarer und affektvoller Patriotis-
mus war in der deutschen Zeit in steter Auf-
regung über die Nachwirkungen des franzö-
sischen Wesens und konnte es nicht ertragen,
wenn die Elsässer, um Vergangenheit und Ge-
genwart zu verschmelzen, das Programm der
„Doppelkultur" verkündeten, das ihnen ge-

statten sollte, bei gutwilligem Eingehen auf
die Forderungen der neuen Zeit die Traditio-
nen der zweihundertjährigen Verbindung mit
Frankreich in Sprache und Lebensgestaltung
zu erhalten. Jetzt werden wir uns dieses ver-
femte Programm aneignen müsien, wenn uns
daran liegt, daß unsere Volksgenosien unter
französischer Herrschaft nicht ihrer Mutter-
sprache beraubt werden. Alle persönlichen Be-
ziehungen zu den gebildeten Kreisen des El-
saß, die die Gemeinschaft der Kulturinteresien
erhalten können, sind jetzt von doppeltem
Wert. Wenn überhaupt die europäische Kul-
tur noch eine Zukunft hat, so kann diese nur
in der Richtung liegen. daß der seit hundert
Jahren gepflegte Nationalismus zu-
rücktritt und eine Eemeinschaft der
Jdeen und der Menschheitsinteres-
sen sich geltend macht, rvelche den naiionalen
Eedanken nicht zerstört, aber beherrscht. Die
Jnitiatioe dazu hat der Sozialismus ergrif-
fen. Die Eestaltung der Zukunft hängt davon
ab, ob auch Neligion, Wissenschaft, Kunst und
alle höheren geistigen Jnteresien diese Rich-
tung nehmen. Bei einer solchen Aussicht kann
es etwas bedeuten, wenn auf einem kleinen
Gebiet deutscher und französischer Eeist sich be-
gegnen, fich verstehen und ihre Eaben aus-
tauschen. Ls wäre vermessen, in der Not die-
ser Tage solche Zukunftshoffnungen ouszu-
malen. Aber das spütr jeder: es ist ein
neuer Tag der Weltgeschichte ange-
brochen, und nur das Verständnis seiner For-
derungen kann das Leben lebenswert machen.
Zn diesem Lichte kann auch das Verhäl-tnis
Deutschlands zum Elsaß mit seiner schmerz-
vollen Geschichte einen versöhnenden Abschluß
finden.

» * «

Anmsrkung der EchrMeitung: Mr unisersr-
scits möchten! dem aber himufügen, dah nicht imr
durch Voristü'ndNislosigkoit aogenüber der slsässischen
WolkL-seele im sogenannten „Llldeujschsn" Simre ge-
sünddgt worden ist. Die Ncrmen Mant-eus'fel
und Koeller genügen, um jedem Kenner der
Vcrbältnisie in Erinnerung zu rufen. wie Lurck
Nachlaiufe'n 'der deutschen Regierung hinter Lar
Eroßbviwgsotsie, dcm sogenannten „Notabelntum"
unjd nter de^ volitisierenden katbolMon Geisil'ch
keit die Eetster in Verwirrung gebracht wurden.
Der gemeine! Mann konnte nie begveifen. daß
Herr Wstterle. lr.'r in seiner Zeitung die Rogberung
Wochs für Woch-e beschimoste Und sie auf der P-ar-
lamentstribüne aufs heftigste bekämofte. ddch
J-ahrv lang der mächtigste Mann im Lande wy'.'
und datz stets Münsche an die Regierung. düe i h m
-vorgetragen wurden, erfülli wurden. wäbrend
der Kreicdrrektor und sogar der VeEirksvräsident
ai'ch für berechtigte Forderungen der Vevölkerirng
meksi nur taube Ohren fanden.

Die franzöfische Sprache im Llsaß

(.) Stratzburg. 6. Zuni. (ZnLirekt.) Das
franzöfische Oberkommando in Elsatz-Lothringen
hat für die Z i v i l b ev ö l k e r u n g den EeLrauch
der französischen Sprache neben der deut-
schen als obligatorisch vorgeschrieben.

E'cne schlnmnere Vergewaltigung der MivöÄc-
rung, die zu 87 v. H. das Fransösische Merhauyt
nicht versteht, ist nicht denkbar. Derartige
Sprachenevlasie waren bisher nur im zaristüchen
Rutzland üblich.

-i- Der Bclcrgerungszusiand über den Reichs-
staat Braunschweig isi wieder aufgelhoben woudeiv.

* Die Anerkennung Polens jst von Norws-
gen ausgesprochen worden.

Die Zahl der Slreikenden in Paris

im Distrikt von Paris Leträgt Millionen
Mann. Für den Sonntag haben die sozialist.schen
Parteien Frantreichs mehr als 350 Versammlun-
gen einberufen. in denen gegen den Frie-
densvertrag für Deutfchland und Oesterreich-
Ungarn 4>rotestiert werden soll. Der ursprünglich
aus Lohnbewegung entstandene Streik nimmt also
politische Formen an.

Die Zeitungen berichten trotzdem. datz in den
Pariser Streiks eine gewisse Entspannung
etngetreten ist. Es wird vor allem betont, datz
kein schlimmes Eretgnis diese Streiklage verun-
glimpft habe. Die Deputierten und Senatoren
hoffen einmütig, datz die Vorbeugungsmatznahmen
der Regierung und die Besonnenheit der Streiken-
den dafür bürgen, datz es zu keinen Kundgebun-
gen kommt, dre geeignet sind, die öffentliche Ord-
nung zu stören. Auch schildert der „Petit Parisien",
datz im Verlaufe der in verschiedenen Stellen von
den Bergarbeitern des Nordens abgehaltenen Ver-
sammlungen das Vestreben auftrat, gewisse For-
derungen zu ermätzigen und die Verhandlungen
friedlich durchzuführen.

Levinss Erschietzung

Die Erregung, die die schnelle Vollstreckung des
Todesurteils gegen Levine in Arbefterkreisen ver-
ursacht hat, macht sich in einem Generalstreik
Luft, der über ganz Deutschland ausgedehnt zu
sein scheint, und dessen erste Anzeichen in der
Re.chshauptstadt bereits gestern früh zu spüren
waren. Die Reichsregierung hat diese Folgen des
Urteils vorausgesehen und Ministerpräsident
S che idemann hat durch ein Telegramm an die
bayerische Negierung. dessen Wortlaut wir unten
mctteilen, versucht, vor Vollstreckung des Urteils
mit ihr Nücksprache zu nehmen. Das Urteil wurde
jedoch vollzogen. Jn München selbst ist es in
der Nacht zum Freitag sehr unruhig gewesen.
Maschinengewehr- und angeblich auch Artillerie-
feüer wurde in verschredenen Stadtteiilen gehört.

Jn Berlin sind bereits gestern morgen in
verschiedenen grötzeren Metallfabriken die Arbei-
ter und Arbeiterinnen in einen 24stündigen
Streik getreten. Jn den Siemens-Schuckert-
Worken in Siemens-Stadt baben allein über
30 000 Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbe'ck nie-
dergelegt, in der AEG. sind zwar die Arbeiter u.
Arbeiterinnen an ihrer Arbeitsstätte erschienen,
erklärten jedoch, 24 Stunden nicht zu arbeAen.
Jn ihrer vormittags tagenden Vollversammlung
haben dann die Arbeiter- und Soldatenräte
Erotzberlins einen Gen eralstreik beschlossen,
der Lis heute abend 6 Uhr dauern soll. Von De-
monstartionen wird abgesehen Die Arbeiter wer-
den aufgefordert. bei Eintrrtt der Dunkelheit die
Stratzen zu meiden. Die SLratzenbahn stellte be-
reits gegen 3 Uhr nacbmittags den Betrieb ein,
dagegen verkehrt die Staatsbahn und auck, die
Hoch- und Untergrundbahn weiter. Die Abends-
ausgabe der. grotzen Zeitungen mit Ausnahmo der
„Vosiischen Zeitung" sind noch erschienen, die
nächsten Zeitungen werden voraussichtlich erst am
Sonntng früh herauskommen können. Verlie bie-
tet wieder einmal das schon gewohnte Bild des
Verkehrsstreiks. Von besonderen militärischen
Vorbereitungen ist nichts zu bemerken. doch ist
man naturgemätz auf alle Fälle gerüstet. Es tst
aber auch nicht zu erwarten, datz es zu Ausschrei-
tungen kommt.

Die Leiter des Revolutionstribunals. der
Kaufmann Cronauer und der Bildhaucr Lud-
wig Miihlbauer. wurden vom Standgericht
zur gesetzlichen Mindeststrafe von je einem Zahr
3 Monaten Festungshaft verurteilt. Die Strafen
fielen so milde aus. weil die Anyeklagten selber.
wie fie nachweisen konnten, in den Verhandkungen
des Revolutionstribunals milde und mit ver-
nünftigem Eingreifen in die damaligen Verhält-
nisie vorgegangen waren.

Nosa Luxcmburgs Bestattung

Rosa Luxemburg wird nach einer Meldung
der „Freiheit" am Freitag, den 13. Zuni auf dem
städtischen Friedhofe in Friedrichsfeld zur Nuhe
gebracht werden: die Leiche wird neben Karl
Liebknecht beigesetzt wcrden. inmitten der Toten
vom Januar. Die Leitung der kommnnisiischen
Partei will sich mit einem Aufruf an das Prole-
taricat Deutschlands und der ganzen Welt wenden.
diesen Tag zu einem Feiertag zu machen.

Theater und Musik

. Neues Opereltentheater

„Polnische Wirtschaft."

Operettenposie von Eilbert.

Es w-ird nun ganz dem Tagesgeschmack >
huldigt, — und die Folge sind volle Häuser u
der in der Theaterstratze heimische Beifall. 3
„polnische Wirtschaft" mar neu, als noch Frir
war, jetzt, da nicht wieder Friede werden w
scheint sie noch nicht verbraucht!

Einige Hauptdarsteller in der männlich
Linie Haben mit denen von damals gleich
Schritt gehalten. Schüren als Fiedler war !
lusiig sprudelnde Hauptquelle, aus der der Erfc
gespeist wurde. Zn welchen Bühnenrock er ai
schlüpft, immer sitzt er ihm. Dann hatte s
Horst m die leichtlebige Musikwirtschaft zurii
Oefunden und ist auch hier, dank seiner sympati
schen Stimme und nicht zu verwischenden Vi
nehmheit der gewohnte Herzbrecher geblieben. E
prachtvolles Perlenkleid und gar der berühn
weitze Anzug bedeuteten auch für das widersiank
fahrgste Backsischherz den Todeostotz. Herr Schre
ber ,tand daneben ganz brav. und etwas textli
sicher, nls Mangelsdors. Zn zwei „wirkliche
Damenrollen haben die Damen Fork u
wenn auch stunml'ch offenbar zieml
ermichet. rhr Moglrchstes getan. Erstere tastet s
mit Erfer nach denr leichten Schwung der Opere
letztere hat das Temperament. mutz al
dre Erazre frnden.

Das Musikalische war. im Bereich der Mitt
gut besorgt sonst sab es in der Aufführung man
mal auch stark polnisch aus Or. 8

Mannheimer Nationaltheater

„König Richard der Dritte"

NichM> G-sell hgtte oin gewaltiges Stück Ar-
Lsit in Aussicht genommen. als er den Plan
fatzt«, d-i-eses gtaus-aMe verter allen Köntssdramen
Shaßchpocrres rreu zu inszenisron unid neiu emstu-
d'ieven zu lassen. Viel, gar viol kmnmt sa den auf
Wirkung berechneten Absichten des Regisseurs in
»Nichard III." emtgegen Noch mchr äber fttzt
seine Vünsfierische Drrrchbi'ldrmg desGeschmacks vov-

aius. Man mutz Shakespe>are doch im zwauzigsien
Zahrhundert spielen. vor -eincm P-ublikum. das sich
für HasMclewer. Kaiser und Kesser zu begeilstern
vermag; man dars also nicht die Schauertragödie
von 1592 aufführen. und in der ursprünglichen
Mhnenfähigen Fasiung -isi „Richa-rd III." eino
Schauertvagvdie mit nicht zu wenig Eesschmack-
losigkevten nach rmseren heutigen Begriffen. Für
den i-ungen Shabespoare freilich rvar das Sröbere
Empfin-den der schaulustigen Menge dcmnals noch
chefftimmender als die geWge -rmd dichterischs
Durchglühung des Stoffes; gleichwo-hl konnts
seinje gros^e dramatische BesabMivg. die mit allen
Mitteln des lebendig-en Lebens aus jeden M wir-
ken befftrM war. des Einflusses vines Meiffters
nicht entbehven. Auf dem englischen Thsater war
damrals Marloiwe Meister. Pathos -und Ueiüertrei-
bungen tm »R'ichard" sind ein Zeichen seines star-
ken Einslusses auff Shakespeare. der Marlowo cül--
lerdings bald überflügelte. Es war n>rm d-ie
Aufgcvbe Rrchavd Gsells. das Pathos vhve Echp
auf der Galerie des Theaters sprechen zu lassen,
die Uebertreibungen überhaupt zu entfernen und
dafür Wirkungen von nicht gewöhnfichsr Art dort
anzubringen, wo sie mithelsen konnten. das Eha-
vakterbild des Titelhelden hernluszuarbeiten. Hie-
rrn hat Esell einen vollen technischen wi« künstle-
rischen Erffvlg zu verzeichnen. DsmgegenÄber mag
nnr a merra vo<76 erwähirt weüden. datz dig Dar-
siellung im arotzen und ganz-en noch einig-o Un-
fertigkeiten aufwies, von denen die Beffucher der
nüchfften Auffführung cvber sicherfich nichts m-ehr zu
sehen LeEvmmen werden. Freilich HLtte. sich Effett
woh-l kaum <rn das gvotze, schwierige WerL beaoben.
rvemn or der resiloffeii Unterstützung des Haup-t-
davstellers nicht fficher gewesen wäre.

Wtlhelm Kolmar hatte sich nrcht mehr M-
«emut-et. als er wirklich vollbringen konnte. Ri-
chard III. zu ffipi-olen. nachdem mcm in die Eharak-
terzüge dieffes genialen Schsusals einmal ihffs iir
kleinsie eingödrungen war. isi natürlich ntcht mehr
allzu schwierig, ersordert nur körperliche Aus-
dauer unid stmunliche Mittol. Das trifft der ge-
wcvndtg Schauspielor, ohne den Shakespeaire über-
hauPt nicht auskomMen kcmn. ohne woiteres. Ver-
mag aber dffese Eorvandtheil die grotze godainkliche
Arboit des Künsilers in Lon Schatt-on zu stellen?
Wer einem Nicharb wie dem WiGelinr Koffmars
ffn die flackernden Augon unh wollengl-oich fyielen-

den Mtenen zu blickon> verstand. der mutzte von
der Kunst des Schauffpielors wicder Erotzes halto::.
L-osoin-ders wenn rhrn in letzter Zefft der trügerischs
Spiegel des Expressionismus ollzu vft vor-geha'lten
worden rvar.

Auch von den übrigen Leffstunsen isi Eutes zu
sagön. Sie traten ia, weil die Znszeni-eriung die
Hauiptgestalt äb-sichtlich in den Vordersrund führte.
stark zurü'ck, ohne mdes >auch nur im entserntesten
äbzufallen. Fritz Albertis Herzos voir Ela-
rence. Mar Grünbergs Herzog von Bucking-
ham, Fritz Odemars Lord Hasfings, ffa selbsi
der effne der beiden Mörder. von Ludwig Schmi tz
gegebon, rvaren klnssische Darbietungen des
Abends., D>te. Frauengesialten di-eses Drminas zei-
gen sffensichtlich b-eträchtliche psycho-logiffcho Uu-
reife, dock> linderte der dämonische Geisi der an-
tiken Trevgödie. den die Znszenierung zu beschwö-
ren verstaiid. zwar herb. immerhin -aber erlös-snd
den blei-ernen Dvuck der dumpfen Stffmm-uns.
Maria Petri, Lene V-lan ke nffe-ld, Zulie
Sanden und Lore Busch lelsteten da gleich
Vollwertig-es. Das Haus wa'r leider nicht gut be-
sucht, zeigte sich cvb-er sohr dankbar u-nd beifulls-
freudig. Alfred Maderno.

Theaterkulturverband Mannheim

Eoeths in der Musik

Em ebonso origineller wie gjlückliche-r Eodanke
war fener des hiesiaen ThMlerkulturverban-des
affs dritten Abend der Goethe-Reffhe „G-a-ethe
in d-er M-usik" vorzufAiren. drei Eruppen von
Lieder-n zogen so an don zMreiche-n Hörern iM
gutbesetztön, Harmoniesaalo voriilber: L'ied-or der
Zeitgenoss-on, Komposttioucn zu Eoothos F-asisi und
spätere Goethe-Vertonuugen. Fvau Kuhn-Brun-
n er. dffe sich -mit Herrn Kr-oMer in -dffe Wieder-
gabe terlte. lagen mehr -a-ls Boethoven Schiuberts
«Gretchon >ain Svinnrad" und vor allem Kleins
„Ach neige, Du Schmerzensreiche." das sie ebenso
tonschön wie wirksam erstehen lietz. Bosonders in
Wrom Eloment war sie bei Huso Wo-lf.

Teffllweiss imusikalisch interessanter waren die
Herrn Krom-er zuget-eUten Lffeder wie
Reichardts mfft Tonwärnre -gesrmgones »Fei-
ger Gedanken" und Wagners. mir -cvls Kdnrpo-
sttion noues »Cs war eine Ratt". Entschiisdon
mehr noch a-ls Spohrs koloraturreichs Arff« aus

Die Reichsfarben

Es ist geradezu unglaublich. datz in den, N»,
fassungsausschuß noch über die Reichsfarben ael
stritten werden kann. Wie die Nevolution un
serer Neichsernheit den Ke.-m der Zersetzung einae
pflanzt hat, so hat sie auch ihr ciutzeres Symbol'
die Farben schwarz-weitz-rot, zu ächten versucbt
Es rvar das betrübende Kennzeichen dieser Revo
lrrtion, datz sie die nationale Trtebkraft nicki
verstärkte, sondern M Eegenteil zerstörte Z»
diesem Sinne und Geist sollte dre schwarz-wern
rote Flagae verschwinden. werl sie angeblrch da°
frühere „verruchte System" deckte. An ihrer Stell-
wollte man in Zukunft als Zeichen einer aaw
neuen Zeit dio Flaaae schwarz-rot-gold weben
lafien. Der Verf-assunasentwurf des Herrn Preutz
hat neben anderen Revolutionselementen aucb
diese trmrriae Erbschasl des 9. November über-
nommen. Damals konnte man vielleicht noch blind
sein gegen die Folaen. die daraus entstehen mutz-
ten. Heute aber lieat doch die überaus ernste
Eefahr des Ne.ichszerfalls vor aller
Augen. Zn einem solchen Augenblick sollte wirklich
jeder Streit über die Reichsfarben schweigen Es
wäre Selbstzerstörung im wahrsten Sinne. wenn
wir heute auch nur den kleinsten Stein aus dem
Vau unserer Reichseinheit, soweit er noch feststeht
lösen wollten. Und nicht um erne Kleinigkeit
handelt es sich bei den bisherigen Neichsfarbeu
sondern um ein stolzes und hehres Symbol, das
unersetzbare nationale Kräfte in sich schlietzt. Auf
das anerkannte Band unserer Reichseinheit heuta»
verzichten zu wollen, wäre nichts weniger als fre-'
velhaft.

Es sei im übrigen noch darauf hingewiesen
datz die Einführung einer neuen Reichsflagge un-
übersehbare wirtschaftliche Folgen haben kann.
Bekanntl'ch muß eine Handelsflngge erst interna-
tional anerkannt sein. ehe sie sich auf dem Welt-
meer zeigen darf. Bis dahin kann sie nach d:m
Freibeuterrecht behandelt werden. Ob schwarz-
rot-gold überhaupt Aussicht hat. anerkannt zu
werden. unterlieat siarkem Zweifel. Die Belgier
baben bereits dagegen protestiert. weil sie eme
Verwechslrmg mit ibrer gleichfarbigen Handels-
flaoge befürchten. Zedensalls entstehsn Deutsch-
landi unabsebbare -Schwierigkefften, wenn wir
unsere alten Farben vreisgeben wollten. Vsille'cht
bat man für diese Eründe auch in den Kreisen
Sinn, die den ideellen Wert unserer Reichssarben
nicht zu verstehen scheinen.

Die deutsche Verfassung
Derlrn, 6. Zunff. Der Berffafiungsausschuh der
deutscheir Nationalverffammlung beendete bsutö die
zweite Lefung des Verfassungsentiwurfes mit
Ausnahme der Grundrechte. Uckber d'.ese
foll voraussichtllch Ende nächsier Woche m Weima'
beraten werden.

Der VaLer des Hundert MMarden-AnoeLsts

Der Reichsfina-nzmirMer. Dernihurg isi von
zahlreichen Se-iten. darunter vom Mheren St-aats-
minisier Helff-erich. wegsn des in den d-eutschen
Gegenvorschlägen der Entente gemWchten Ansebots
von hundert Milliarden zur Wiedergutmachung
von privaten Krffegsschäden. >auffs Wirffte ange-
griffen rvorden. Dernburg hat sick davauffhin ner-
teidffgend vor das Hunderl-Milliarden-AMebot
gestellt — -oibwohl es gar nicht serne Zdee isi. Der
Vater des Hundert - Milliarden - Ängebots ist
Ler Haimburoer Bankier Mar -War-burg. der
Mitglied der Friedensdel-egation ifft. Wavburg
l>atte zunächsi die Delegation in Verffafflles für sei-
nen Eedankeii g-ewonnen lund bei der Zuffonrmen-
kunst, dffe Bröckdoirsff. Dernburg. Bernstorfff und
Sch-eidenrann in Spa hatten. gölang es d-er Dele-
gatffon. die matzgeibenden Mitgfieder des Bcrll-
ner Kabffnetts ebenfalls fiir das Prajekt zv ge-
winnen.

Der sozialdemokratische Parteitag

ckrd am Dienstag nach Pfingsten ffn Wei-
car zuffa-mmentreten. Dio Sitzungen werden nn
iationa-ltheater siattsinden. Di-e.Tagun-g wffr
onausfichtlich die s-anz-s Woche -bis emschfietzlich
-amstag in Anspruch nehmM.

Der ..Vorwärts" bringt aus dem soebcn fertcg-
estellten Vericht des soz'rrldemokratischen Par-
eivorstandes an den Parteitag zu Wermar

en Oper Fanst lag -dffes und beffonders Huao
ilfs „Prometheus" Herrn Kromer, der mll
,1gcii-ann1>c,m. in dramatischer Stöigerung ge-
tet. de-n packcndsten Eindruck des A-bends M,
dcm Pau-l Schmitz am Flügel ernertt seine
ifiihlend nachschaffende Kunst «ls Bes-l-erter er-
:s So llcatte der ganze. von lMzficheni Bettall
räsene Nbeud Stil. Zenen Sti-l. binter dcm
n die s-orgsame literarisch-musikafischs Regre

s-pürte. __

Tonkünstlerfeft in Verlin

Dem allaemeinen deutschen MusU'
rein war es durch das sinanzielle und fimii-
ische Entqeaenkommen der Berliner Srng'
ademie ermöqlicht. zum ersten Male wrcder
scine Hauptoersammlunq Festkonzerte anzu^
lietzen. Zn euner solch grotzen Stadt. w.ce '
bieten ia lolcbe Konzerte autzer den Sitzung "
einzigen Möqlichkeiten. um die Versaminlu--g^-
lnehnrer in nähere Verührung zu brrngen. oa ö
vers ist es. wenn solche Feste in klemen ^
l stattfinden. wo naturgemätz dsr Zusuurmc -
lutz der Einzelnen viel inniger rst. Mtt rv^
itiger Erinneruna wurde dresmal bosono
olfrums und des von ihm gelerteten -rc."'
rstlerfestes in Hei-delberg gedacht. _
Die künstlerische Ausbeute blieb hmter den
rtungen zurück. Üm das Zustandekommen ^
nzerte hatte sich Prof. Georg Schuman n '
ders verdffent aemacht. Autzer stmer n-i -
»öpfung, dem Ständchen „Zunker Tavid u
salon" für Tenor- rmd Alt-Solo rmo OrÄm,
man noch in Siegmund v. Hcruseggc-.
ufklänge" Symphonische Variationen uber ,
nderlied rmd Lieder mit Orchester von -p
uiber. Die Srngakademie zeigte ryre uuv '
-entlich grtte Form in der Wiedergabe öw ,
tzer Chor-Werke: ..Sonnegeist" von Klose u
cühlingsferer" von Karl Pr-ibask---.
rmittagskonzerte waren der Kaminermultt u
r Liede eingeräumt Kompositionen von '
r Lendvay. Paul Zuon, Julius Kopl

gust Reutz. Nichard Strautz. Seinz T, e ^
r und Zulius Wersmann fanden nrehr o

r'ger starken Anklang. Von den Solrsten wu
znders Viraitt Enaell und Frau Neugebau



Das
je'ies e

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sonderll

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