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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0845

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Samstag, den 14. Iuni 1919

Der „Donaubund"

Lon unserem diplomatischen Mitarbeiter

Nicht nur vom Standpunkte dcr Wilsonschen
Lrundsätze sollte eigentlich die Entente gegen
dcn Anschluß Deutsch-Oestcrreichs au Deutsch-
land nichts eiuzuwenden haben; sie hat gar
kein Interesse dagegen. Aber auch hier spricht
wiedcr die sonderbare Eefühlspolitik d^r Fran-
zosen, die dem deutschen Neiche einfach den
,.Rekrutenzuwachs" nicht gönnt. Aber da man
in Paris dahin unterrichtet i-st» daß der deutsch-
österreichische Rumpf derzeit ein lebensunfähi-
ges Gebilde darstelle, so zerbricht man sich jetzt
dort den Kopf darüber, was man mit diesem
Wien und seiner Umgebung anfangen soll.
Dabei ist der Plan aufgetaucht, eineDo n a u-
Konföderation zu schaffen, die nach den
ersten- phantastischen Nachrichten außer
Deutschösterreich und der Tschecho-Slowakei
auch Ungarn, Polen, Rumänicn und Vulga-
ricn. ja, nach besonders großzügigen Entwür-
fen sogar das Südslawenreich umsasien- sollte.
Italien war von der Idee der Schaffung eines
so mächtigen Nachbarn nicht entzückt und hätte
sogar lieber den Anschluß Deutschösterre'ichs an
Deutschland gesehen. Die Vertreter der Tsche-
cho-Slowakei in Paris scheinen gefürchtet zu
haben, daß die neue Föderation ihren Schwer-
punkt in Wien haben würde, Erund genug,
um sich gegen sie ablehnend zu verhalten.

Jnzwischen ist das Projekt in der Pariser
Sonne schon etwas mehr zusammengeschmol-
zen. Bon irgend welck)en bundesstaatartigen
polttischen Eemeinschaften, die ja von Anfang
an nur in spielerischen Hirnen auftauchen
konnten — die neuen nationalen Staaten
sreu'kir sich ihrer Sclbstäudigkeit viel zu sehr,
als daß sie auch nur auf Teile verzichten woll-
teu —, ist heute gar keine Rede mehr. Auch
der Kreis derjenigen Länder, die in eine wirt-
schaftliche Eemeinsamkeit zusammengezogen
werden sollen, ist immer enger geworden. und
jetzt spricht man überhaupt nur mehr von einer
deutschösterreichisch - tschechoslo-
wakischenZollunion.

So bestechend dieser Eedanke auf den ersten
Blick stch auch darstellen mag, so stehen ihm
doch einige große Schwierigkeiten entgegen.
Abgesehen von dem Valutaunterschied, auf den
die Tschecho-Slowakai nicht verzichten wird. ist
jedenfalls damit zu rechnen, daß die Wirt-
schaftskreise der Entente und insbesondere auch
Amerikas stch für Deutschösterreich als eine
Ari Plantage lebhaft interestieren werden.
Wenn nun auch die Tschechen vlel Liebe für die
Weststaaten übrig haben, und es vielleicht
selbst gerne sehen werden, daß das außer>
deutsche Kapital sich ihnen zuwendet, so wer-
den sie weniger davon entzückt sein, durch
Amerika und England von Deutschösterreich
aus im Rahmen einer-Zollunion konkurren-
ziert zu werden.

Die Dinge liegen nicht so einfach, und es ist
in Paris gewiß noch nicht das letzte Wort a--
sprochen. Die Frage, was mit der österreichisch-
ungarischen Monarchie von ehedem zu gesche-
hen hat, darf cben nicht als Frage der
Bajonette aufgefaßt werdcn. Frankreich
zählt die deutschen mit den deutsch-österreichi-
schen Vajonetten zusammen und fürchtct dis
Neoanche. Italien wieder scheint eine blutiae
Abrechnung mit den Südslawen vorauszusehen
und will ihnen die deutsch-österreichischcn Ba-
jonctte nicht zuführen. So kommt im Zeital-

^ Die Ehr' ist nur cin Mlsichtbarcs Wcsen,

X llnd oft besitzt sic dcr. der sie nicht hat. ^
Shakespeare (Othcllo) ^

Der Dsppelgünger
des L?errn Emil Lchnepfs

Noman von Carl Schüler
AmerikanischeS Eopyright by Robert Lutz in
Etuttgart 1916
(39. Fortsetzung)

Darcvcrl schlug halb ärgerlick. halb belusttgt,
mit der Faust auf den Tisck. Ictzt alio wurde i.hm
die Au7kläruing.üoer jer.es Eerücht. das sick leincr-
.)eit so hartnäälg im Regiiment (»ehluvtete. er
hätte we-gen der Erbschaft seinen Abschied neh--
men miisien.

.-Donnerivetter'" rief er. »Ietzt weisi ick evd-
lich. wicho oin Kamcrad damals im Kasiao dciM
kam. >,nir den b-edanken unterzuschieben. ich hätte
wegen des -eng.iljchen Eeildes meinen Leutnalts-
roä -an den Nagel gehängt. Ich habe daiirals et-
nen scharfen Sluftritt .a.t de»n, Uechtritz gehabt.
Diche Gejchichte verdanke ich al'a auch Ihnen

..Ich bcdaucre lebhast. Herr von Armbrüster.
dcch ich Ihnen Uaannchnllichkeiten verursacht habe.
Es ist nicht gaaz leicht. imm-er das Nichtige zu
tresfen, wenn man die Nolle eines -aaderen spi-e>lt".

..Ich habe damals dem Kameräden «nns energi-
sche Äbfnhr zutei- werden lasien -und ihm gesagt.
datz ich -die Erbähast ausaeschlagen haben wiirde.
- wenn nn ihre Ann-ahme mein Onkel eine Bedin-
gung getniipst hätte. die sich -auf meine Stellung
als deut'cher Offizier bezogen hätte. Und dann
habe lch den Le-uten gesagt, dak ich beim Reginient
I sein werde. wenn ein Krieg ausbrechen sollte. ei-
nerlei. gegen iven".

Eine kleine Pause trat etn. Enrll Schnepfe
Miidcte sich etwas uiiiständlich eine neue Zigarre
an. Dann sagte er. ernster als b'isher:

..Eeschast.ich wären wir im rc-.-nen. Herx van
Armbrüster. Nun hattc uh Ijhnen abor vorhin
sefagt. das, ich crns einem gan?- bä.wideren Erumd

kjeldelberger Ieitung — Nr. 136

ter des angeblichen Völkecbundes wieder eine
Kabinettspolitik zutage, die nicht nach kultu-
rellen oder wirtschaftlichen, sondern nach mili-
tärischen Maßstäben mißt.

Sozialdemokratischer

Parteitag

Nach Bejprechung der Rede Scheide,nanns nahm
der Parteirag folgende Entschließung ein-
stimmig an:

Der Parteitag spricht seine Entrüstung
iiber di-e Zumutung der Entente aus, dem deut-
schen Volke einen Gewaltfrieden aufzuzwin-
gen, der die mirtschaftliche und kulturelle Entwick-
lung des deutschen Volkes unterbindet und ein
politisches Dasein Deutschland unmöglich macht.
Diese Friedensbedingungen erklärt der Parteitag
für unvereinbar mit den Grundlagen der Wilson-
schen Friedensbedingungen. Sie sind ebenso unver-
einbar mit den Richtlinien der internationalen
Beschlüsse und Konferenzen in Bern und Am-
sterdam. Insbesonder« stellt er sich rückhaltlos
auf den Boden der Beschlüsie der internationalen
Sozialistenkonsercnz. die ini Februar dieses Jah-
res in Bern getagt hat. Er begrüßt diese Ta-
gung und den Geist, der ste beseelt hat, als ein
hocherfreuliches Zeichen dcr Wiederanknüpfung der
durch den Krieg zerrisienen internationa-
len Bezichung'en der Parteien des sozialisti-
schen Proletariats und der Ermöglichung gemein-
sainer Aktionen der soz-.alistischen Parteien für
die grotzen Interesien des Völkerfriedens und des
Befreiungskampfes der Arbeiterklasse.

In bezug auf die allgemeinen Ursachen
des Weltkriegs haben die Sozialisten der Länder
der sogenannten Entente schon im Iahre 1915
folgende Erklärung vereinbart. der sich der Par-
tellag gern anschlietzt: „Die Konferenz denkt nicht
daran, die allgemetnen und ttefen Ursachen des
europäischen Konflikts zu verkennen, der das un-
geheuerliche Produkt ist der Gegensätze, welche die
kapitalistische Wirtschaft zerreitzen, sow'e der ak-
tiven kolonialen und imperialistischen Politik, die
der internationale Sozialismus nie unterlassen
hat zu bekampfen und an der alle Reg!^rungen
ihren Teil der Verantwortlichkeit haben. Aber
der Einfall der deutschen Armeen in Belgien und
Frankreich bedrobt die Existenz der Natianen und
untergräbt den Elauben an Verträge."

In bezng auf dis Feststellung der persön-
.lichen V e r a n t w o r t u n g für den Ausbruch
dcs Kr'eges und die Art der Kriegführung fordert
der Parteitag der S. P. D. von der Negierung
ein rücksichtsloses Vorgehsn. Er fordert einen
neutralen Staatsgerichtshof. der alle
in Frage kommenden Personen zu vernehmen und
in alle Akten Einsicht zu nehmen hätte. Dte Aus-
lieferung einzelner Personen an einen cinseiti-
genGerichtshof der Gegner lehnt er als
entehrend ab.

Der Parteitag spricht die bestimmte Erwartung
aus, datz Deutschlands Erklärung. die Bedingun-
gen des Völkerbundes zu unterzeichnen. für voll-
wertig angenommen. d e deutsche Republik gleich-
zeitig mit den übrigen Nationcn als gleichberech-
tigtes Aittglied in den Bund aufgenommen und
bei der Feststellung der Erenzen das Selbstbestim-
mungsrecht der Emwohner gewahrt wird. Der
Parteitag spricht^ sich für den Anschlutz
D e u t s ch - O e st e rr e t ch s an Dentschland aus
orotestiert gegen jede Fremdherrschaft in Deutsch-
land.

Die deuische Sozialdemokratie ruft die Inter-
»ationale auf zum Proteste gegen den unerhörtesten
Eewaltfrieden der modernen Eeschichte.

Zu Beginn der Freitags-Sitzung stellte der
frühere Abgeordnete Emmel die Forderung auf.
datz der Parteitag sich vorlaufig in Permanenz
erklären möchte. damit er als Parlament der Ar-
beit zu der Antwort der Entente Stellung
nebme. Vorsitzender Schulz: Wir können über
diesen Antrag Beschlutz fassen, sobald wir über-
sehen. was auf dem Eebiet der auswärtigen Po-
l lik vor sich gegangen i?t (Allseittge Zustimmung)

Hierauf wurde der Antrag Göttingen der den
Rücktriit dcr sozialdemokratischen Mttglieder
aus der Neichsregierung verlangt und im einzel-
nen aufführt, weshalb der Parteitag mtt ihrer

ein Intevcsie daran hütte. Ihren Ncrmen zu scho-
nen Sind Sie nicht neuAierig. diefen Ernnd ken-
n-en zu lcrnen?"

Dorirral dlickte betrssfen auf.

..Ich wollte Sie scho,i fviraen —

..ZiMäckA noch eine an-dvre ?fra>ae: Ist,IH>ren
,rie dsr Eedanke sekommen. datz die Aehbn hkeit
zwstchen uns einen recht ncrheliegenden Erund ha-
ben könnte? Datz sie nicht mn klei-ner Scherz der
Nakur. sondern die Folge des Ee-setzes von der
Vererbung ist?"

Doriva^ sprang miif-

..Was wollen Sie ldmnit fagen?"

„Ihr Vater, der Freiherr E-gcvr Friädrich Ka-rl
vow Ärmbristtcr ift auch ineim Vater!" saate Einil
Schnepfe. ..Setzt Ste das s>a sebr tn Erst>aun«n?"

..Ällerdtngs!" stotterte Dorival. „Ich habe
bishcr an diese Löfung des Mtsels nickü sedacht.
Aber Sie werden eine Frage begretflich finden.
Herr Schnepfe. Haben Sie ftir ihrc Bcihaupiung
Boweste?"

„Die habr ich. Aber she ich Ihnen dielse zoige.
geskatten Sie mir, Ihnen eine kleine Erblärung
laüzugebeil. AZeder nieine vsrstovbene Mutt-er noch
ich hcvben ieinals versucht. eänen Vorteil für uns
aus dem llmstand zu ziehen. datz die Bevwandten
meines Vakers verniögende Loute sind. Meine
Mutter hat mich crzogen. .sc, -gut sie konnte. und
wenn sich auch über di-e Methode ihrer Erziehung
streiten latzt. so hat sie doch an eiirean fcistigehalteil:
Sie hat nrich. der ich soE nur wenig auf Lieser
Welt achte. die Achtung vor dem Ncvmen nl«ines
Vaters gelehrt. Ich hcrbe von nieinom Vater
nlcht n-ur einige Aeutzerlichkeiten. sondern leidrr
auch gewisse Neig-ungen aeerb-t. und so ist aus mir,
da ich-kein cchter Aristakvat sein konnto. jenrr
Pseudo-Aristokrat gewordon, -der sich die Miltel zu
seiiller Scheineristenz ohne Bodenken da nah-in. wo
sie sich ihm boten. Aber dao soll nun anders wer-
don

Wie Schuppen fiel es Dorival von den Augen;
so cinfach. so natürlich war ditzse ErSlärung der
rätselhaften Aohnlichkeit zwtschen ihm und soi-nem
Eegei'.vbei: —

„Es bedars kein-er weiteven Bowetso." scvate er.
„Ich gla:u.he Ihnen. Ich weitz. datz meine Mutter
in violen Dtngen andrre Anschauungen hatte. als
nrein Bater Daraus ergaben srch Vetzslimmungen.
dt« stch n-acki und mvch ^rtieften u.,vd beide Dette

Tätigkeit nicht einverstanden ist. zurückgezo-
gen. (Lebhafter Beifall.) Angenommen wurde
gegen wenige Stimmen ein Vertrauensvo-
tum für den Parteivorstand und für die
sozialdemokratischen Mitglieder der Reichs-
r e gi e r u n g.

Sodann wurde über die Einlgungsentschlictzung
abgestimmt. Der Einigungsantrag selbst,
der den Wunsch nach einer Einheitsfront des klas-
senbewußten Proletariats Deutschlands Ausdruck
gibt und seine Bereitschaft erklärt, in Verhand-
lungen zur EiniguNg mit den Unabhängigen auf
der Erundlage des Erfurter Programms einzu-
treten und sobald die Unabhängigen den Grund-
satz der Demokratie rückhaltlos anerkennen und
jede Gemeinschast mit den mit den Mttteln des
Putschismus und unter Verwerfung aller demo-
kratischen Erundsätze arbeitenden Kommunisten
aufgegeben haben, wird mit grotzer Mehrheit an-
genommen.

Badische Politik

Das neue Landwirtschaftskammergeseh

Dfe Vadvsche Lcviideszeitung brinigt -aus führcn»
den lanbwirtfchastlichen Kresten emen Lemerkens-
wertcn Artikel über das in Aussicht gcnommens
Lail,dwirtschcvftska-mmergesetz. Es wird darin aus-
gesührt, dcvtz gegen- die Vermohrung dor Wahlbe-
rrrke von 28 aus 53, die dadurch erfolgen mützte,
dntz fllr jeden Amtsbezirk ein Vertreter in der
Kaimner sitzen sollte, nichts einsnwendon sei, weil
man in landwirtschaftlichen Kveston schon lcrnge
gowünischt hatte. datz möglichst sür jeden Amtsüo-
S'rk ein Bertreter in die Landlorrtschaftskammer
komme. Diose Msicht würde abor dädurch wieder
gründlich vorwäsiert werden, datz sür die Lcrndwiri»
scha'ftskammerwahlen das Proportlonalwahlver-
sahreiv eingesührt werdcn soll. Die Lllahlen sollten
deshakb kreisweste und nicht amtshezirkswstfe er-
folgen imd nur d r Zähl nach sollte dann für jcden
Amtsbeztvk ein Mrtglied üewäblt werden. Das
könne kein Baucr wollcn. Die La.ndwlrts-Hast sei
iirnerhcrlb dor Kreise dcs Lan-des mitunter rccht
verschteden. Kurz. jcder Amtsbez'rk miühte cbsn
seftren eigenen Bertreter haben. Ebenso grotzes
Ausschen wcrds der Fortfall der Vertrctung dcr
landwirt chcrftlichen Verbände und Veretne crre«
gen Die bisherige Vertretnug dicser Organiso-tio-
nen Kabe stch sebr gut bincingelobt und d°a Fach-
verbünde logtoir grotzen Wert darauif, hierdurch iivii
der Lairdwirtschaftskammer in ständigcr pclsön-
licher FMlung zu sein. Sie hätten als Svezial-
vepbände grotze Erfahrung in ihren bstonderen
Fachbetriebm. Sache der Landwkrto uvd tnver
Fachverbände wcrd? es jem, Stellung ^gen die
grplanten neucn Bestimmnngen zu nohmen, damit
ihncni nicht ein Eeletz aufgezwimgen iverds, das
niemanld in der Landwiriichait wüns.chcn könne.

Nus StaÄk und Umgegend

* Das Räte-system. Wie bereits mitgete.lt, wiid
Dr. Iultus Curtius am Montag albend inr
.M'itzen Bock" in cincr von der D e u 1 s ch e n li -
ber-alen Volksvartei emberufenen Ver-
sanrmlung über das im Brennvu.nkt der palitrschen
D'rskussion st'hende Rätcsystem reforieren. An dm
Bortrag soll sich c-ine freie AuSsvvache ailschlictz-n.
Wir westeil nochmals auf dieso wichtrge Ver>an!stal
tuug hin und bitten unfere Parteifteunde. vollzäh-
lig zu erschernen. Eäste sind gern willkommen.

" Dttftsche libttcle Volkspartci. Aus deur Par-
teistikretariat wird uns g>'schriebon: Die grotzv
Rede, die Abg. Dr. St-resema n n awf dein
Ienaer Pauteitag über die- PolitÄ der Drutschm
Volksvarte-i aohaltcn bat, rst jetzt als Sondevdnick
evschrenen. Das Heft rst sum Pre'ste von> 40 Pfg.
in dor Eoschcrstsstelle orhältlich. Die inhcrltsrorch:

mrgliickstich machten. Sie wisisn wülft. datz meii'.
Vater, unser Bater. mit eigener Hand seineiur Le-
ben ein Ziel setztc. Er hat sick erschosien".

Emtl Schnepfe hatte ein Päcken Briefe hervor-
geholt. Es waren alte. vc-rgi-lbte Briefe. zrrsam-
menashalten vo>n einem verblatzten. rvsas'avbenen
Bändchen.

„Dcrs woitz ich," sagte Emi>l Schnepfe. „Erner
diefer Briefe ist nur wenige Stunden vor sei>cm
Todo soschrioben worden. Ich wcrr dainals acht
Icchre alt. Meine Atutter retste mtt mir an e-ins>n
ka-lten Wintertag znr Beerdiguna. Bon weitem
habeu wir -aes-ohen. wie der Sarg rn die Gruft ge-
senkt wurde. Damals habe ick Sie zum ersten
Male sesohen".

Er euhob stck.

„Meine Mutter." f-agte Dorival „hat nach dom
Tode meines Vaters in einer Aufwallung von
Devbittevung alles verbvannt. was an ihn erin-
nerte. Ich wäre Ihnen dankbcrr. wsnn Sbo mir
die Briefe für einige Tage überlasion wiirden. Es
soll keine Nachprüfung Ihrer Anaaben seln. Ich^
möchte nur etnmal einige Stunden hncinem Vä-
ter widmen. mid ich -gl.au.be. datz dichs mich ihin
näihor -bringvn. als die Erzählungon .metner ena-
lstchen Borwandten. Wollen Sie?"

Einen Augenblick zögerte Emil Schnopse.

„Sie lurben Pin Rocht darauf." saaie or dann.
„Hoben Sve die Briefe auf; sie stivd bet Ihnien bes-
ser aufaehaben als bei mir. Die Polizet tst oft so
— so zudrtnglich neuaierig!"

„Sie können die Briose nwvgen wloder haben".

„Morgon htn ich schan we'ft oan hier." lächelte
der andere. „Behalten Sie die Brieso. Sie sollen
etne Sühne seiu für die Unannoh,niick,keiten. die
Sie durch „vich hatten und — vielloicht noch ha-
ben werden. Lebon Sie wohll"

°?Erinnern Sie sich an mich, wenn Sie Hilfe
bvauckenl Wenn Sie —"

„Danke! Herr Baron. ich habe die Ehrol"

Eine fövmliche Verbeuignna uiib — er klappte
die Türe hinter stch zu.

Als Dorival etne Stunde fpäter -ausgehen
wallte. vermitzte er seine polizeilicke Legitima-
tionskarte. Sie war nirgdnds zu finden.

13.

Im Earten des Konsuls Rvseirberg nobon dcm
Tennisplatz versteckt htnter einer Hecke von aelb-
bliihenden Vevbvritzen war eine Schankel.

veilage

Schrift ist von grohex volitisch r und vrogcamma-
tischor VeAeutung und ein wertoolles Stück uiste«,
Parteiliteratur: sie verdient im Bositz einer jcden
Parteifreundes zu seln.

» Freireligiöse Eemeinde. Um Sonntas. 14.
Jani, vorinittags 10 Uhr, im Earteistaale derHar^
inonie Somitagsfeier.

Dex Demonstrationezug, dcr goftern vom „Ak-
tionsausschutz" iistzeniert war, hat sicher seine N'-
aisieuro sehr enttäuscht. Kaum 200 Männe/'und
Franen nahmen daran teil, obwohl in mehreren
Vetrichen nicht geavbeitet worden war. Nach zwei
Ansvrachen setzts sich der Zug von Äer Berghoimer-
stratze zuni Ludwigsvlatz in Deweaung. Eine rote
Fahne mit Trauerflor wurde dcm Zuse vovausgei
tragen.

* Poftverkehr mit Südtirol. Nach estier neueren
Mitteilung der dsutfchösterreichstchen Postverwal-
tung sind im Verckchr zwischen Deutschland und don
beietzten Esbieten Südtirols vorläufig nu»- ge-
rvähnliche Briefe und gewöhnliche Pvstkarten zu»
lässig. Einschreibscndungen nach de» genannntc-n
Gcbicten sind daher zur Beförderung nicht wehr
zugelasscn.

Eedankenlosigkeit

stt cs, wenin sich uns-ere deustchen Fvcruen und Mcrn,
nex von der Aisticht leiten lasicn: Der Kries is
nun vovüber, roir kausen jetzt, wenn äuch teuer-
alle bbe laiigentbehrten Wlaren des Auslandes
wre Stoffe, Schokolads. Serfe und Aehnltches.

Uebe^egung

reigt, dcrtz wir nur Schuldscheine ftir diste Marek
geben, die wir später mit der grohen Krregsschu-lt
cm unsere Feinde zurückzahlen nrüsien: der B»
sitzcnde durch Steuern. der Prdlet-crrter durch sc'rnej
Hände lArbe'rt. Ilm ALillioneni und Milliardo»
vcrgrötzern wrr dadurch unsere Nationalichuld uiK
ebeistovicl gelangt in die Hände ider Schmuggle»
und Schletchhändler. Verständlich rväre cs, wenn
nur das unmngänglich Notwendige gekauft würde
das ivgend Entbekrliche äber vermieden wirid, da-
mit unsere Schuld n nicht ins Unermshliche itnl.
wachsen. P-

Landwirtschaft

Die Kohlenzusuhr hat sich in den letzteu
Wochcn etwcrs gebesiert. Dab die FLrdersrffer vor
der Revolution oder gar im Frieden erreicht wivd.
dam-it stt freilich in absehbar-'r Zeit n'icht su rech-
nen. Die Föiberlsistung bcträgt angenblicklich
etwa 2 Drrttel der Leistung in den letztcn Krtegs«
monaten. Für dte Verssrgung Süddrutschlands
mit Nuhrkohlcn siiid die Aussichten aber jctzt wib
-der besser. Die am Oberrhein ankommenden Men^
gcn g hen zuniichst in den Besitz dsr B-ahnen, Eas«
und Elektrizitätswerke, um deren stark zusamnien»
Leschmolzene Dorräte miedec zu crgänzen. Die Jn-
dustrie wird erst in deir nächstd'i Wochen Kohlen er-
halten könncn.

^ Ecfährdung der Frühobstversorgung. Zn den
Kresten der Obstkändl-er und Obsterseuger wivh
eine Flugschrift ocrbreitet, nach 'der die Bsstim«
niung der balot/chen Regierung, datz Kirschrn uud
anberes lStcinpbst, FrMäpfel und Frühbirnsn! im^
tsr dis Zwairgswirtschast gcstellt wevdrn scstlen,
den Aniorvnungon d'r Reichsstelle Pr Eemüse unv
Obst w'.idersprochen ^ill. Darauf b nierkt dic Karls«
vi'her Zeitung amtlich, datz kvi'e badstche Regiernng
ihre Bcschlüsie dm Rsichsernährungsministerium
und dcr Reichsstelle für Eemüfe un-d Qbst -am 4.
Mai übermittelt hat. Eine AntwortodercmWidiev-
spruch aegen die Ladichcn Aiio.dnun>gcn- die sich
auf dic Bunidcsratsverordnung vom 26. Dezembev

Iu der SckMkol satz Ruth Rosenbsrg.
öcIlft Brudsr Otto. dem das Hamburger Erport-
baüs. in doin er sein kauftnännstckss Einjährrges
abdiente. ciniige Tase Urlaub bowilligt hatte, sasi
rittlings auf einem Stuihl -neben der Sckaukel und
versuchte kra»npfl,aft. seiner Schwoster d«e neuesten
Hamburger Räubergeschilhten zu erzählen. Aber
er hatte k-ein reckstes Elück damit. Rut>h sagte ae-
lcgentlich einmal cinsälbig fa. lien sick> anch zu
cinem Nein herbei. lachtc dann und mann ohns
bchondercr Herchastigkeit. und schien tzck im übrigen
wsit mehr sür die dunklen Krefern n zu interesiie-
ven. deren Stänvnici im Nachmittagssannenscheitt
rot le-ucktsten.

„Du bstt scheutzlick lanaweil'rg!" erklärte schlietz-
lich der beleidigte Bruder.

„Findcst du?"

„Ich finde schr' Was stt denn eigeiftttch los
mit dir?"

„Ntchts!" .. .

„Du>nmie Giansk" erklärte Bruder Otto nut ic-
ner brutalen Osfenheit. die dio „lesttcn Vrüder im
Verkchr init ihrcn Schwesiern haben.

„Du solltcsst dir dlese krüftige-n Msdriicke ab-
ge-wöhnen!" bemerkte Rubh gemütlich.

„Bstt dn wi-oder mal verliebt?"

„Erstens bin ich überhaupt nie verlisbt. -zirci-
tens btn ich gegemvärtig bestiinmt nicht vcrlicht.
arnd drittens gcht das dick niichts aill"

- Diose geharnstchte Erkliirung. die tn ihren er-
ston iboiden Teilen glatt crlvsen war wic di? moi»
sbcn Dementis. tat Ruth sehr ivclhl uud stc schau-
kelte vergnügt. Ietzt glaubtc sic säbtsst davan. datz
sie nicht vorltebt war! Es ist oine etgentümliche
Erscheinllmg. datz stch vielc Leute «m bosten selber
ctwas vorschwindeln können, wemi sie den Schwin-
del recht laut lmd deutltch spvechenl Wie schön
doch dte Kiesern waren...

Auf einnral wuvde Ruths Gesicht starr.

Sie konntc von der Schaukel aus in das Tei-
rassenziininer hineinsthen, desien br-eite Fonstcr
wcit goösfnet wlarc>n.

„Otto'" sage ste. »

„Na?"

„Es ist Boslich gekomvmcn". ^

„Mcinetiwogen." bvununte dcr Bvlidcr. »WV
fühle mich hier sehr wohll"

„Du. Otto!"

(Fortsetzung folarl.
 
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