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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0879

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Truvvcn.

Samsiag, den 21. Iuni 1919

kfeitzelverger Seitung — Nr. 141

SeUage

Die Bestrafung der

Verantwortlichen

Von Major Niemann/')

Zn ibrem „letzten Worte" verlangt die Entente
anch dio Bestrasung derjenigen, die
„naulvtslichlich sür den Kriog verantwortlich roaren
und vie ihn in vo-vbrecherischer Weise" gemlirt ba
l,en sollen. Ma>r will cdlso anschein.end dcn Kai
ser. Hindenüurg (ü). Ludendorff und
aMere liochvcrdients Führer des dcut-schen Hoercs
icnd der dcutichen Flotte vor o'mon su ldiosenr Zweck
adbildetsn Gerichtshc.f stellon. Die Marchen, mi'.
denvn 'iran dre -Welt im Kriege fütterte. waren
von nnsorrn Fcinden evso-nnen. uim auch das Gc
hirn des deutschsn Volkes zu verMten. Jn bewr.f,
ter Fätschung iidentifiziert ld-ie Entente cheute noch
die Begriffe „Alngviffskrieg" unld „angrrffsweife
Fiihrung des Krieges". sucht den Untcrjch.ed zwvschen
gewaltj'crmor Kriegsvolitik und Anweudung von
(öewalt rm Kriege zu verwischen.

Wce lange wird es dauicrn, üis das Denlen der
Massen die Fälschung erkannt hat? Es gcchört ein
gowisses Matz von Urteüsfcrhigkeit dasu. um zu
bcgrerfen, datz der Angriff >die vrimitivlsts Forde-
rung einer gchunden Verteidigung rst.

Den enMchen Staatsmännern z. B. war immer
klar. datz Deutschland oinen Verteidigungskrieg a n
griffswoise führen mutzte, wenn es nicht in
kllrzester Frist evdrückt werden ivollte. „Da man
die strategvsche Notwendigkeit eines EinfaLs
Deutfchlands m Belgien vorhevsuh - tzerichtet
Bernard Shww — wurds dioses gc-warnt und ihm
llnteristützung zuge'aat. Die Zatzl dex Trui>pe-n uno
die Zeit. rnnerchaltz deren eine Landung in itzel-
giijchen Häfen vorge'nommen werden wütde. wur»
den naher angegeben. Lvufgefordert ader nicht, so
sagte nvan t>en Belgiern, wiirde England im Falle
ciner deutschsn Fnoasion belgischen Bod»n verte
d-igen."

Die Vsweise für unser militcrrisches Recht zum
Einmav'ch rn Belsien sind so sahlroich und so schla-
gend, datz jsde Erörterung darützer üiberflüssrg er-
scheint. Zweifel künnen nur bckstshen Mer seine
volttisch« Zweckmäßi'gkcit. Diose Zweifel dür-
fen laut werdsn, sie dürfen aber nie und nimmer
ausklingen vn ein Bekenntnis «bewußter Schutd.
Wir dürfsn zugeü en. datz wir uns der AufMüe.
4ns volitisch in die Weltwirtschaft emzugl-iie.
ecrn, nicht Mwachsen geze'igt tzaüen. Wir müssen
atzer eneirgi'ch tzestreiten, datz wir irgend etwas
ui'ternommM häben, was über das AOatz einer tz
vechtigten Wwtzvu-ng völkicher Interessbn hinaus-
glng. Qder war unser Ziel, dem deutschen Moli-
üandel eme friedliche Ausbreitung zu sichern, im
veriali'stischec als Englands „Ldbonsnotwondi'g-
keiten"?

'Alir Deutsche tzaben uns jahrsebntolamg ützer die
Nichtlimen der tzritischen Politik täuschen lassen
uivd verffäunnt, uns die notwendtgen Geaengewichte
gegen den JmperiaUsmus des Jltselrerchs zu ichaf-
scn. Mährend England seme „Lcckensiwtwendig.
keiten" duvch mächtige Bündnisse sicherte. tzotza-r.
ten wir starr tzei unserer tzrüch'gen Dvettzuiid-polttik,
die rms motzr tzel-astete als stävkte. Das war n-ichr
Güwalt. soE>ern Sch-wäche, war eine.Sülids wide-.
den Getst unserer weltvolitischen LetzensnotwLn-
digkeiten.

Erst, als der Krieg ausgcbrochen war. tzatzen wtx
miseve Zrr-ung und Schwäche crkannt. In vierjäb-
rigem. furchttzarem Ringen tzatzen mir versucht. un.
ser bcLrotztes Dasein mit dem Schiwerte zu vertei-

*) Mäbrentz des Krieges im Großen Hauvl-
quartier. _

digen. Jst es „Schuld", wenn unsere HesMtzrer
tzemr Moscn des Krieges entsprechenÄ tzandelten, d -.
Gowalt, wie Cl>ausemitz sagt, „mit den Erfmdungen
der Künste lrnd Wissenschaften ausrüsteten. um der
Gewalt zu tzegcgnen?"

Dom Genrus eims Hlndentzurg wäre es geluin-
gen, das Schichal von uns zu wenden, das tzeute im
Vovsailler Ültimatum vor uns liegt. wenn das
deut'che Volk sich nicht tzätte innertzich serrcitzen
lassen von Hunger und Rot, weirn es w'lderstanden
hätte dem Grft der Lügen. Eine Vestrafung der
„Vevantwortl'ichen" sowotzl von eine-m feiiMichen,
als mich non eincim eigenen Eerichtshojfg ist ein
llnding. Wir Dmtschen müsson stets den Mstn-nern
daivken, die dio Last des Schicksals so mutig und
kvaftvoll auf thren Schultern trngen. Im übrigen
muß das llrteil der Weltgoschickste übeülaffen
werden!

Annahme oder Ablehnung?

Wir erhalten folgende Zuschrift:

Die Feinde tzatzen keinen Zweifel darützer ae-
lassen, daß sie gewillt sind. uns ihre Bedmgungen
aüfzu-zwin-gcn, Daß sie tzei unserer Wehrlosig^lt
auch diazu t,n Skande stnd. ist außer Zwdifel. Die
Möglichkeit- weiterer Vertzandlungen ist uus durch
das llltimat-üm atzgeschnitten und eiue Antwort,
die umereStellllngnahme zu den fomdlichen Frie-
denstzedi-nguugLii von dex Abänderung dieser oder
iener Punkte abtzänglg nrachte. trägt dresielbem
Gofatzren in stch. wie die Ablelinrmg. Es kann sich
also nur ui>n ein glattes Ia oder Noin haudeln.

Hinter de,n Neln steht IMglich dte stchere Aus-
ffcht auf eins wsitere unerträgliche Schwächung
der aus Krieg und Neoolution geretteten kärglr-
cheil Ncste unserer nationalen uird wirtschastllchen
Existonz. Irgeirdwelche Hoffnungen darauf. daß
der Verzwoifbunasschr'.tt der Atzlohrmng die öf-
fentlichs Mermmg der Welt zu einem Druck auf
die Vorsailler Machttzaber zu unseren Gunstsn ver-
alilaffen könnte, tzestetzt nicht Mit Fug und Recht
bann nmn datzcr das Nein. das noch invmer setzr
viele, namentlich auch die Metzrzatzl der domokra-
tischen Fützrer, glautzt auSsprechen zu müffen. als
ome nur dem Gefützle entsprinrgemde heraische
Goste Lezeichnen. Mr müssen aber nrit Unter-
drückung allcr gefützlsmüßiaen Nosungon das tun.
was unsere Lage uns getzietet.

In einom Punkt. allerdings nur in deim einen.
habsn die Gegner recht. W'ir verkennen
noch immer unsere Lage. Mir stotzen vor
der Datsache. daß d'.e öffentliche ?Mi.nung der
Welt übermiegon!d uns als die Friedensstö'ver be-
trachtet. .Mit Unrecht sicherltch. Aber natzesu
fünf Iahrs Krwg u»d Haß imd Ab chLi-estimg ge-
gen uns töunen nicht dalu tzeigetragen hatzen.
diose 'rrtümliche Auffaffmig zu tzerichtigen. Unser
Nein wird auf keinen Fall den Erfolg tzatzen.
daß dadurch das Gewiffen der Melt zu oiner, vor-
urtoilslo'eren Vetrachtung über die Kriogsschuld
«uf'geviittelt wivd. Im Gegenteil. unfer Nein
wird uus die Schubd auBürden dasür. daß es noch
nicht zu Ende kommt. daß der Kriegszustand seine
Fortsetzuna finldet. Unser N»in wird atzermals
die öffentliche Mei"ung der Welt gegen mrs etn-
ncchmen. Dariiii beurtoilen die Gegwer unsero
Lage zweifellos besser >als wir. UEere Lage er-
tzeischt von uns kei-ne auf falsche Etzrtzogriffe zu-
geschnittene tzevoische Eeste. scmdrrn don etgonen
Volksaenossen gegenüber dio Ertzaltimg deffon,
was uns kärglich und unzureichend genuq. zur
Wiiddrvaufrichtung unseres nationalen imd wirt-
schaftlichen Lebens verblieben iit. und der Welt
geaeilüber ein herotsches Opfer: daß wir.
öbwotzl wir den Fridden als uilinöglich und un-
aiusfützrbar und unserecht om-vfindon und erken-
nen, deNnoch der W-e l t den orsehnten
Fr-ieden geben.

Sagen wir. unter dem Vovbetzalt der üesserön
Einsicht in die Unmöglichkeit der Ausfützrung des
Friedensverlvages a.uch bet unseren Gognerin. fa.
so tzatzen wir dazu beiaetvagen. der Welt den not-
weutzigen Frieden zu gebon. Sagon rvtr nein. so
wivd Clemenesau der alloinige Fviodenstzrbnger
sein wenn rms. nach Mochon oder Monaton roei-
tcren fürchterlichsten Letdcns und der Zoritöruug
der Neste uüfsrer nationalen und wirbschnstlichen

Existenz, Friedensbedingungen auferlegt worden,!
-dio wir noch nicht konnen. Von unserem Fa -wus
werden wir am besten den Weg zu donen finden, !
die sich nicht gänzlich der Einsicht verschließen wol-1
l e n. daß der Friede. der jctzt der Welt gsgetzen
wird, dantit cudlich der Friede werd-e. eincr tzaldi-
gen gründlichen Nevisian bedürftig ist

Dr. A. R o t tz-Heidelberg.

Nach wie vor unannehmbar

Die Stettung ver Deutsche»» Volkspavtei

Die Fraktion der Deutichen liberalen
Boltspartei tzat den einmiitigen Beschluß
gesaßt, an ihrem frützeren unbedingten Unannehm-
bar gegenüber dem Friedensoertrag von VersaUles
sestzuhalten. Sie brmgt damit zum Ausdruck, daß
die geringfügigen Aenderungen. die in dem Frie-
densvertrag vorgenommeu worden ffnd, nichts
Wesentliches an seinem Intzalt ändern. Die MU-
glieder der Fraktion sind otzne Ausnahme zur Ab-
lehnung entschlossen gcweseu. sobald sich die Ant-
wort der Entente in itzren Grundzügen erkennen
licß. Selbstverständlich ist. daß im Schoße der
Fraktion das Für und Wider der Abletznung oder
der Annalime in seiner ganzen Tragweite erwogen
und eingehend erörtert worden iff. Selbstver-
ständlich deshalb. wetl natürlich nichts verkehrter
wäre als eine Entschlußfassung otzne genaueste
Ueberlegung und Abwägung aller Folgen. die sich
-aus ihr ergeben können oder ergeben müssen. Wir
müssen unsere Rechnuna mit der fast sichercn
Wahrscheinlichkeit abschließen. daß die feiffdlichen
Truppen im Falle unserer Abletznuna weite Strek-
ken deutschen Landes beseßen. unsere Kraftquellen
abschneiden und allersckärfste Verketzrs- und Wirt-
schaftsschwierigkeiten mit allen bitteren Folgen
einer Hungersnot über uns heraufbeschwören wer-
den. Wir müssen uns vor Auaen balten. daß die
Franzosen dte Gelenentzeit des Einmarsches dazu
benußen werden, gewiffe UnabhänLigkeitsbestrebun-
gen in dem bisber noch unbesetzten Deutschland
lhrer Politik dtenstbar zu macken.

Vor diesen und anderen schlimmen Möglich-
keiten die Augen zu verschließen, wäre falsch. Trotz
alledem ist die Fraktion der Deuiicken Volkspartei
in ihrer Gesamtheit nicht einen Auaenblick zwei-
felhaft gewesen. daß sie auch geaeuüber dem heute
vorliegenden Friedensvertraa tbr unweigerliches
Nein wieberholen muß. Und das aus absolu 1
zwingenden Gründen. Bei näherer Ueber-
legung muß es iedem zur Eewißtzeit werden. daß
die drotzenden Scbwieriakeiten w^tschaftlicher u.
sozialer Natur. die Nabruimsnol. die etwaigen
Revolten und ebenso die sckiwsren Eefabren, denen
der Neichsbestand ausgesetzt iff. nicht von der
Ablehnung des Friedensvertraaes abhän-
gen. Das deutfftze Volk muß die allerschwerste
Probe auf seine innere Lharakterfeffigkeit. seine
moralische Ausdaucr und seinen ttatwnalen Zu-
sammenhalt untcr allen Umffänden durchmachen.
Diese Probe wird ffcüer nock unendlick viel schwe-
rer. wenn wir den Friedensvertraa annehmen.
Denn gerade dann aeben wir der Entente das
Werlzeug in die Hand. mit dem ffe uns auf un-
absehbare Zeit derartig fesseln kann, daß
wirtschaftliche und nationale Not uniere ständige
Begleiter für alle Zukunst iein werden. Wer
glaubt, durch Annahme des Frredensoertrages den
Hungerrevolten und dem Re.chszerfall auswetchen
zu können. der irrt iick icknoer. Aber schließlich
gibt uns das Eefübl natio- naIer Ehre die
einzig denkbare Antmort ein Der Friedensver-
trag der Entente entbält Beffimmungen — das
Schuldbekenntn's. die Auslieferuna von Schuld
opfern. dte Abtötuna unserer Webrkraft —, die in
jeder Brust den Entschluß zum äußersten Wider-
stand wecken müffen. in der auck nock» ein Funken
nationalen Ehraefukls lebt.

Im Kabinett Sckeidemanu gehe sowohl wte in
den Fraktionen der Neaterunasmebrbeit eine ver-
antwortungsscheue Mutloffakeit um. die ffch in den
Mantel der Kluabeit hüllt uud das frühere Un-
annehmbar des Kabinetts der Natiüllalversamm-
lung zu erjlhiillern suckt. Aber demaegenüber ist
eine andere Tatsacke von fast entsLeidender Trag-
weite: Brockdorff Nankau und dte übrigen Mit-
glteder der Friedensdelegation fordern die unbe-
dingte Ablebnuna. vön deren Notwendigkeit ste
nach thren Erfahrunacn und Besvrechungen in

Versailles ohne Ausnahme aufs tiefste durchdrun-
gen sind. Aus ibnen svrickff niLt ein leichtfertig
gefaßter Entschluß. sondern die aewiffenhafteste
Ueberzeugung sachverständiger und charnkterfester
Männer daß der uns vorgeleate Vertrag als eine
Fälschung des Ententeversvrechens und als ein
Dmg der Unmöalictzkeit als unannetzmbar und
unerfüllbar abgeletznt werden muß. Gegenüber
dieser Ueberzeugvng müssen alle Bedenken schwet-
gen. Findet sich. aber doctz eine Mehrheit für die
Annahme und eine Reaieruna. die ffe vertritt. so
ist ihr ein unrühmliLes Anvenken in der
deulschen Geschicbte ffcher. Das Unbeil aber. das
uns bevorstetzt. wird arößer als alles sein. was
man als Folge der Abletznuna ausdenken kann.

Niedriger tzänqenl

Das „Heidelberaer TaaeLlatt" bringt
ohne ein Wort der Kritik folgende Meldung ihres
Weimarer Verichterstatters:

„Die Deutsche Volkspartei tzat am Mittwoch
den Beschluß gefaßt, die Vedingungen der En-
tente abzulehnen, und zwar vermutlich des-
halb, weil ibr Führer Stresemann. auf
der Liste der 125 Leute stehen soll, die an dte
Entente ausgeliefert werden sollen."

Daß sich das „vornehme" demokratifche Blatt
dazu hergibt, eine solche UntersteAung überhaupt
aufzunehmen. beweist, wie grotz seine politische
Reife bereits gedietzen ist. Jrgend etn Wort sach-
licher Errviderung auf derartige Niedrigkeiten
wäre Verschwendung!

Einige Ungeheuerlichkeiten

aus dem Eutente-Memorand-um mögen
Aie BereitwilligEeit, den Frreden zu untsrizeichnein,
stärken:

Euveü und Malmady: Dr<e getzövsn
ä-war seit 1814 zu Preutzen, die wallonijchs Spvache
tzat sich zwar n-ur tzei ein paar Tcvusond Msenschon
svhLltelr, atzor das Land ist eine „Angrvffsbaisis
gegen Belgven" gZworden. Straiegische Lrniem
fützren hiirdurch". Demnach ist die Vereimiiguna
diesjes Landes mit Belgien gerechtf-ertbgt.

Das Saargetziet: ... Den EinW-ohneru
wiri!) >Ä2r Ectzrauch i-hre Svrache sslaffem."

Elsaß-Lothringen: „Die Ungerecht'rgkeiit,
es strd 50 Iatzre her. tzat bestanden -in dex Amreck-
tion frrrnzösischer Erde..." „Di-e Histo-^
rischsn und spvachlichen (!) Gründs, dis Deutfch-
land wieder einmal vorgetzracht tzat. rverden vai»
den alli-ier'ton u-nd assoziierten Msächten sörinlich
bestritton und ändern nicht itzven Stnndvmlkt."

Oesterr,eich: Dvei ganze Zörlen. 'Kein Wort
M>r dcrs angerüfene Recht der Döller auf Seltzsk-
bestimmung. Dr'c Zeilen! „Die Mächte netzmen
Kennt'wis von der Eltlärung, nach der Dsutschland
versichcrt, datz es dre Msicht, die deutsch-österrÄ-
chischs Grenzs mit Gewalt zu verändorn, nienvcrls
getzcvtzt hat, noch tza-ben wird."

Polen: „Der Rautz der westlichcn Prov'rnsen
Polens war für Preutzen eineZ dex tza.UVtsächlichstrn
Riittel. durch die es seine militävrschs Macht er-
richtet tzat. Die Pflicht (die Ungerechtigkeit gegsm
Polen wieder gutzumachen) tzatzen dio Allrierteil
ohne Untevbrechung während des ganizen Kriegss
veckündet", n-amemtlich zn der Zeit. in dsv sie noch
RiMands VevMndete waren und dre Polen für
revolut'ronäre Narren erklcrrien, rricht wcvhr? Ini
übrrgen wird tzetza-uptet, wir hätten z. B. Bro-M'
tzerg.geriuanisrert. das hiistorische Recht wäre a<uf
Seiton Polons. Und Elsatz-Lothringen?

Otz e r s chl es i e n: Au-f der nächsten Seite de:
Antmort stebt tatsächl'ch: „Es ist watzr. diatz diese
Goüiete nicht zu-m Kön'igreich Polen gotzöct batzrn,
atzer es geltzärt ru demselben nach d»m Recht dsr
Prinzipien des Präsidentcn Wilson." Für Brom-
tzrrg -und Schneidemützl kein Recht amf.Sektzstbsstim-
mung. sondern tzistorischs polnischs Nechte. 'sür Obär«

> Wer ist wetse? Ä

Wer von jedermann lernt.

Wer iff stark? K

Wec sich selbst Uberwindet. v

Wcr ist reich? , „ . ^

Wer sich mit dem Seimgen begnügt.

Wer ist cichtbar?

Wer die Arenschen achtct.

Talmud

Oer Ooppelgänger
des kserrn Emil Schnepse

Romau von Carl Schüler
Anierikanisches Topyright by Robert Luß in
Stuttgart 1916
(44. Fortseßung)

„Ia." sagte der Konsul. -Ick onWnne mick über
nicht' daß der Herr bei mir gewesen ist. Der No.mo
> mir unbckannt. Ictz tzatzs mtt i'tzm ni-e -stwas
/ tun gehabt". ^ ^ .

„Akerkwüvdia. Wie kommt denn dis Kwcte tzler-

^„Intereffiert es dich? Dann werde ick mal Ls-
bevmann fragen". ^ ^ m

Er klinselte dem Drenor und licn somen Pro-
kuristsn tzitten, zu ibm zu kommen. Eleich davauf
trat der kloime tzewegltche Herr ein. der sevnsrzeit
Dorival daraufhin gspvüft tzatte. atz er auch wirk-
liih dsr Beffker des Pestzmäntels war. don der
Konsul mit aus dem Kai.svhaf getzrluht hatte.

„He-rr Koirsul^" ^ ^

Sa-gen S:e. Lebsrmann.' der Konsul reichie
seieem Prcikr-.risten die Klarie Dortvals. „mer >st
d.tz.c Herr und was wollte er voN uirs? Wie
Loin.nt Vie Karte hicr auf memen Tisch?"

Der Prokurist las den Namen und besaim sich
sinen Augenb ick —

„Herr Kontzil er'mncru sjch wcitzl noch dsr Ee-
sch'chte mit dem Aiantel Dem Hervn Konsul war
wätzrend eii er Ko-nfcrenz im Hotel Kaiscvhof der
Pelz vc,n ginem Spikbuben gostoh!>en worden. Der
Me-nsch tzaite seinen Maiitel mr Stich ge.affen.
Den M-antel h.lite dec Hsir Konjnl pra-

visorüsch angUogen n-nd ani anderen Tag

mit hierher gebvacht. In dem Man-
tel fanden wir eine An.zatzl Besuchskarten dieses
Herrn von Avmlbrüster, der in dor Alsenstvaße
wotznt. Wir schrieben an itzn. ob itzm vielleicht
ein Polzmantel gestohlem wotzdei, sei. Er bestä-
ttgte dtes, kam hierher und holte ffch den Man-
tel .Dabei haite er wotzl diche Befuchskarte abge-
gotzen. Das ist alles".

„Danke. Lobermann. Sie können aehen".

Der Prokurist verließ das Zimmier.

„Sietzst du. liebes Kiud." sagte der Konsül.
„der Mensch ist auch ein Päletotnrarder. Du mußt
dir das inrmer alles vor Augen tzrltem. dann ^
dwnn wivst du wieder ganvz mit dir in Ordnnng
kommen".

Ruttz antwortete nicht.

Sch gwtz itzrem Vater einen Abickiedskuß und
tzatte es plöklich sehr eiliig. nack Herpick zu kom-
men. um für die Mutter die Beiärgungon zu erle-
digen. Heimlich hatte ffe die Karte Doribals in
itzr Täschchen bugsiert.

Sle nmßte jetst mit sich allein fein.

In itzrsm Köpfchen schwirrten ganz ungoheuer-
lichs Geidanken tzerum!

Das war doch meLklvüldig I

Ein unbostimmter Berdacht stieg tn itzr auf.

Es war ll.üsinn — atzer einerlei — ffe wollte
sich Eewißhell v>'rschaffen! St« beschloß. festzustel-
len, wer drr — Mann — .gewesen — war. der var
dam Hotel Kaisertzof iim M-antel itzres Vatsro sich
zu i-tzr in das Anto ges-ekt haite!

15.

Der Maior von Umback, — soetzeü tzefördert
nnd züin Eroßen Genevalstatz kommandiert — be-
kam einen Br'i-eif von Ruttz Noiontzer«. der Lurz
v.nd tzüivdig besagte. daß itzre Adutter ffck setzr
freuen würde, wenn ste heute nackmittag den
H°errn Major z-u ei-ncm Tee büi ffck setzsn könnte.

„Nanu?" nru-rm'elte dsr Herr Maior.

PunEt fünf Uhr trat e-r.durck die GartentüvS
der Villa Rosentzerg.

Gauz in der Nähe tzel den hochstämmigsn Ro-
fen. stand Mi-l-h. Sbv fftziHn ihn erwartet zu Hatzen.

^Moinen Glückwnnsch. Herr Major! D,ie Uni-
form steht Ihnen famos. Di-e tzroiten Stvobfon an
den Holsen tzvauchen nur ein bißchen umgeffävbt zu
werden, und der General tst fertig. Herzlichon
Glückwunsch. Horr von llmbachl"

Er küßte itzr die Hanid. Si'e lächte harnclos s

.ll/ild vergnügt.

„Weshaltz tzatzen Sie ffch denn so selten bei
uns blicken laffen! Einmal ffnd Sie tzrer gswessn.
seit dom Besuch danmls, als Sie den Hewrn von
Arnctzrüster nrltbrachten. Atanra und mir hat es
schr lerd gvtan. daß mir Ihrcm Bäsuch verfstzlt
hatzon. Aber es ist nott von Itzn-sn, daß Ste HSute
gleich „ceinem Ruf gefolgt sind. Dak Sff> mein
«uter Fround asbliebeu ftnd. obwotzl ich dama-ls.
Sie wiffen schon, nicht so hösl-ich gegen Itzren
Freund gewesen biu. wie Sie es wünschten. Ich
war an dem T-aae wotzl setzr schlechter Lauue. Es
hat mir nachtzer auch loid getan. daß ich nnigezogen
war. Nein. ünauSstchlich I Herr von Armtzrüster
wird yinen schönen Begriff oon m'ir bekoiiuiren
hvtzen. NLtürlich, Herr von llnitzach. nehmve ich das
EinfutzrvLl'bot zurück. Ste können Herrn von
Armtzrüster lüitbrtngen, so oft Sie woll-en. Er
wivd nvich küuftig von einer etmas netteren Seite
kennen lernen!"

„Das — das gotzt nicht!" stotterte llmbach.

„Wechatb nicht?"

„Ia. — tch fürchte. ich bm üngeschickt gswe.sen:
Dorival — mein Freund von Arnibrüste«: he-isst
Dortval — scheint gemerrt zu hatzem. daß er Ih-
nen unwillkoinin-en war. Fräulein Nuttz. llnd ich
vani« mich schändlich tzatten... nee. fch werde
mich sstzr hüten. wollte ich sägen, itzn an die Sache
zu erimvern. Zu dumm! Uebrrgens. wir sind doch
die alten Freunde, Fräülein Nnttz?"

„Natürltchl"

„Dann seien Si-e doch nett und fagen Ste mir,
was los war? Mavum war Ihnen mein Frsnnd
damals so unsympathisch. daß Sie den Bannfluch
«ogen Itzn schl-suderten? Mas veranlaßt Ste. fekt
anders ützer rtzn zu denken? Ist frützer oinmal ir-
gsnd etwas vorgekommNl. das Ihnen Herrn von
Armbrüster tn einem -- nun. sagen wir. nngün-
sttgen Licht erscheinen laffen konute? Ich iveiß,
er tzaE Sie etil.ural in der Over gesetzen. Hat er
Sie -angestarrt? Waren Sre dariiber böse?"

Er satz wie Ruth ertzlaßte.

„Der — Herr — war — Herr von Arm-
tzrüster?" stammelte ffe zamtzaft. stockend, jedes
Wort nrützscvm tzcrvo.rstoßend.

»Ia 1"

. „Sie ntüffsn stch trven. Herr von Umtzach l Der
Herr kcrnn siar nicht Herr von Ärmbrüster gewe-

Herr kan-n aar nicht Herr von Armbriister geweffen

Er saß in der Üo-ae notzen meiner Sckwester Zilly.
Es war miir uucmgenetzm. daß er mich durck das
Opevirglas so. scharf aufs Korn nahm. Ich konnte
iiroiner Schwester gar nicht zülächeln. weil ick ini.
in-er fürchten mußte. er köiine däs Läckeln aürf ffch
tzeztohen. Ich tzabe es dann dock geban".

„llnd er tzat dies tzeinrl-iche Gvüßsn dock auf
-ffch tzezogon!"

„Das ist ja schrecklich!" rref Ruttz verwirrt
„Aber der Herr n>.rr ja gar nickt Herr von Arm-
brüster. Nein, ganz gswiß nicht. Der Herr war
-" ffe stockte.

„Nmr. wex war dsnn der Herr?"

,T>or wurde von der Polizei gesticht u-nd ist
in der Pause vor dem zweiten Akt vertzästet wor-
dc-n. Dex Logeüschließer tzat es m-eime.m Schwa-
ger or.zählt. llivd dersekbe Herr. der vevhastet.
wurde. und der also ga-r nicht Herr von Arnirtzrü-
ster gswchen sein kann, ist mir ein vaar Tage spä-
ter tm Tiergarton begegnet. Er ariißte mrch. Ich
tzatze es natürlich gssetzen. atzer ich kat so. als ob
rch es nicht bemerkte."

Eortseßung folat).

Iacques Offenbach

Zur hundertsten Wtederkehr seines Geburtstaqes
am 21. Iuni.

Nichts kanu in d'.esen Tagen wilden Nölker
haffes und machtgierigen Matertalismus so sinn-
fälltg die innerliche Verarmuna unseres Lebens
und die trostlose Verflachung aller Freudigkest tn
unsevem Bewußtsein wachrufen. wie die Erinne
rung an den unveraleickl cken M-ifter mustkalischev
Heiterke t und sonnigen Frohsinns. der vor huw
dert Iahren das Licht der Welt erblickt hat. Jn
unerreichbarer Ferne lteaen für uns die Zeiten.
da die Melodten Ostenbachs. sprudelnd vor tolles
Ausgelaffenheit. auf aller Livven waren und Na«
tionen durch das Band der Tonkunst miteinandeL
vereinten. die politisch in wilder Feindschaft zü
etnander standen. Es war etne Zeit glücklicher unq
fruchtbarer M schuna deutschen Getftcs und sran-
zösischen Esprlto. Dteser Sohn des letchtlcbtge^
und sangessteudtaen Rhetnlandes war beretts m
setner Iuacnd nach Franstetch geganaen und lsi
 
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