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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0899

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dre NoMpitzel esng^'
rerloren halbe unddabeiüo
er Zeit in UobereinstmnW
L«r kommunistischen Penu
l d st babe. Me Kundsch „

> Aktionen. die unter d-n Ne-
ldatenHundes" üder äUz
ch unternommen wecken sti'i
als SvitzelaLbe t gekcnWch
üchkeit, mit dex all s so östa!!-
't etmcrs aufsällig.

steuer. Im Reiche tragt sij,
der ,.N. Bad. LandesM",
leuer Re'.chsschatzministei ml
allem die Vermögen oÄ
>ch ganss besonderem Mche tz
chen. Wie weit da noch
lÄalichkeit gelasten se n M
,en ^u belasten. muh abscim
.lls geht man nicht sehl, vm
in Zukunst die Finanziest!
m den Dundcsstaaten aus l«
hrt werden. datz einschlM
en 50 Prozent d-s kt'
NT für Steuer heigd
sen.

Oraanifation der HanUungs-
ia 'tagte die Hauptv-ck^

ndes Deutscher S°^

zu Leipss'g. ,.^"2
rstand und Aufsichtsrat

^andlun»mdi°D-A

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setzt neberi kaufmannW -
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Mittwoch, den 25. Iuni 1919

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Deutsche Volkspartei und
Friedensvertrag

In der Sonntagssitzung der 9l!ationalversainm>
lung Legründete Abg. Dr. Kaht die ablchn.-nde
sraltung der Deutjcho,, (^'beralen) Volk.'par-
Ni mit folgenden W^rten.

„Die^ Deutsche Bolkshar «, lehnt einmütig
diescn ,trleden a h uud sieht sich daber zu chrem
N-edauern auch nicht ,n der Lage. ein>.r Rcgie-
rung. die oben gu dem Zweck sich gebildet hat.
diosen -Lertrag ,;u unte>i!chrelben. ihr bc'onderes
Vertrauen zu Lekunden. 26ir bringea seder ab-
lveichcr.den Aukffassung dPjeni^ Achuins und
LLürdigung entgcgen, die man erner gewlssenhcf-
ten Uederioguna Ichuldig ist W,r „ui'.on cs cber
luch als unser Recht Anspruch nehme,,. unjeren
Ztaildpunkt mit bex sachlichen Schärse unb Rüik-
sschlslüjiökelt zu uertreten. die der surchtvare Ernst
der Stunde und der Zwcrng dcr absoluton Wahr-
hLftrakelt jetzt erfordern. Wir täujchen uns richt
darübcr. dag im ,j-alle der Ablochnung namontlich
dte erste Vrufungs- uud Lerdens.zeit die uns
dann bevo.rstehen mürde. besondcrs schwer sein
würde. Aber Beschlüsse. dte auf Generationen
hinaus riire Wirkung ausüben würdon. fasit nran
nicht nach dem Bedürfnis uiid irach der Nützlichteit
dcs gegeiiivartlgen Ausonblicks! Negierung und
Lo ksvertretung haben am Akai einmütig cin
Uiiannehmbar'/ ausgesprochen. 5>at sich seitdem
irgend etwas geandert^! M au irgend eincr
S.elle e-.n W.lle ,;ur Gerechtigkoit. der Eeifft der
VerjÄinuiig uvd dor Menschlichkett uiig entgegeu-
getreten!! . Es ist der crfte woltgeischichtliche Fall.
vast ein Friede ohne mündliche Verhand-
lungen abgeschlossen worden ist. Auch das ist
cin Zeichon des Haises. der Geringjchätzung und
der selbstüofälligen Stiinmu-ng der Sieger! Unserer
Friedensdelcgativn und uamsntlich dein Giasen
Vrockdorff-Rantzau jpricht die Deutsche Volksp'ar-
lci ihre ganz bejondere Anerkennnng sjjr ihre
ausgezeichneie Arbeit aus. (Veifalll. Unerträg-
iich rst der Znhalt des gan.zen Bertrages. Die
lierden Säulen staatl'chcr Kraft: Finanzho-
heit und Milttärhoheit sallen durch die-
,cn Vertrag gestürzt werden. Mir lehnsn den
Lertrag ab. weil wir belogen und betro-
gen worden sind! Wir haben uns auf den
schmählichen Waffenstillstand doch nur eingclassen
gegea die Zusicherung eines R e ch t s friedens und
hier soll nun an die Stelle des Rechts dio Unge-
rechtigkeit. an die Stelle der Froilheit der Zmang
und die Sklaverei treten! Aber das Unerträs-
lichste ijt. dasi sür dieses Spstjem der Knechiiung
nun oben die Figur des Völkerbundes erfun-
den und verwertet werden >oll. der nach der ur-
imünglichen Zdee dos Erfinders die Meitbürg-
fckmft sein sollie für Froihoit nnd Gl-oichheit dcr
Menschheit. Ob Wiljon von Anfang a„ ein sal-
fchs Sv'el gejpielt hat, oder ob cr uaterlegen ist.
das weitz ich nicht. In diesom Erge-biüs aber ist
der Bolkerbund nichts andercs ais cin Zerrbild
von lstreiheit und Elotchhoit! (Bcnfalll. Mir lcch-
nen ab. weil voa den bcriihmteu t l Punkte.n. die
wir als Grundlage chrlich angemominen haben.
sa,usaaen nichts übriggeblieben >st. Sie sind in
der Antwort der Entente entweder von nhrcm ur-
sprllngkichen Sine umge-dogen oder direkt in >hc
lA'genteil verwandelt worden. namontlich im
Punkte der Selbstbeftimmung. Wir sechen da.; ja
chc'ute schon an dcr beifpiellosen Agitation in uu-
serem be-setzten Gebiet. Go.1t sei Dank si'id alt-e
Machenschaflen b>s fetzt daran aibcreorallt. dast die
Preusien, Bayern und Hessen in ihrer überwiegon-
den Mohrln'it trcu doutsch sind. aber der ganze
Vertrag ist darauf angelegt. iie mit der Zeit
mürbe zu machen und ab.iuspl-ittern. Wir lehnen
ab. rveil w>r andevnfalls an uns selbst zu Lüa-
nern wevden würdeni denn dieser Vertvag iit un
crfüllbar! (Sehr richtigN Wii: haben. Gott weitz.
eii, woitgehendes und fast beängftigendes Angobot
dc,n Feinde gemacht. Mir hattem ebrlich bamit
gcrechnet. dasi wir in lfarter Acbsit und unter
vielen EntbehruiiGen im Stande iem würden. die-
se,r Bertrag zu erfüllen. Wir nnd abgewivse.ii
worden nnld man mutet einsm schwerkrankAi
Körper zu. eine Arbeit ?,u loisten. die er nicht lei-
sten kann. W>r löhnen ab. weil uns dle Schänd-
lichkeit der Auslieferung ,zugemutet
wird. der ein,zige Punkt in dcm wir Gott sei Dank
alle einig stnd. Nicht auf die Persan des Kai-
sers kommt es dabei cm. sondern daranf. dast

^ Was ist mir naher als das Va t e c l a „ d ?

^ Die Heimat n»r kailii uns beselige», Verratecei, ^
die Fremde voiziehn. Faust tn Grabbe ^

Oer Doppelgänger
des kferrn Emil Schnepfe

Amerltaiusches Eopyright by Ro'bert Lutz in
Stuttgart 1916
(40. Foitsetzuilg)

„Eine unerhörte Dreistigkeit von io einem
jchcn hier einzudringen und die Gäite zu belasti-
gen. 'Wir sind doch kein Verbreck-erketler. Ra. der
soll uns 'ioch eimnal kammen!"

lch —! Dbk ^>0^^ichült^lto

die Fäuste. ... ..

„Konnen Ste niir die Adrene oes Man les
angeben. der den Schlag bckommen hatfragte

^ "!.Die Adresse? Danach habe ich den Mens.chm
incht gefragt." antwortete der Portier

^ie Abreste des Mannes erfahren >-le m dem
Fnstüut „Prometheus". erklärte der Herr vom
Büro froh. dcr iungen. hübschen Dam? die ge-
wunschte Auskunft erleilen zu könuen „Der
Maini wai e'N Angestellter dieser Firma. Ich
- war dabei. als der Neoierschutzmami seme Per-
sonaüen aufnahm". _

„Wo — liegt dieses Imtitut?

Der Herr schlug im Adrestbuch nach und gab
der Tochter des Konsuls Noseirberg die gewünschte
Adreste an

Ruth dankte.

Als Heirn Direktor Zahn gemeldet wurde. dast
ein ini'ae Dinie 'bn >u ciner wichiiigen Angele-
geuheit ,;u spreck>en w!>n>che. war er iofort beroit.
oie Besuchcrin zu empfa»gen. Er begrüsste Ruth
in dec ihm cigencn. turzen. militarischen Art. wo-
bc> cr sie durchbo-hrend anblickte. bloch eche er
wusste, was die jimge Dawe von ibni wollte. kal-
kulii.rle cr schon die Höhe des Vovchu.sses. den er
dieser gulgokleideten bundin voraussichtlrch a!b-

7öpfen f ..

tfeidelberger Seitung — Nr. 144

ein Deutscher ausgeliefert werden soll. Das
ist eineSchamlosigkeit die wir zurückweisen? (Lebh.
Boifalll. Wahrhastig: die Fsindv müsten uns
heute sck>o,n tief einschätzen. wenn ste es wagen.
solche Forderungen an uns zu stellienl Wir leh-
nen ab. iveil wir nicht unser eigenes fa'lsches
Schuldbekenntnis unterzeichnen tönnen. denn die
uns in dem Vertrag zuaeschobvne Schuld ist eme
Lüae! (Beifall). Mit der Drohung des Ein-
Marsches sucht inav uns zu schrecken. Sie mögen
einmarschieren (Unruhe links). ste mögey stch mit
dem Ruhm bvdecken. in ein wehrloises Land einzu-
marschieren! (Unriihe und Zuruse links). Gerade
cvus ben besetzten Eebieten. denen ietzt die grotzie
Eefahr droht. erhalten wir d>e dringonde Bitte.
unser Land nicht'zu Grund aohvn zu lasten D>e
Nichtunterzeichnung ist das eingiae Mtttel imt
dem wir uns vor der Wolt mit Ach'una behaup-
tcn töniien. Wir sind nicht weltfrvnide Phanta-
sten. sondern eg stnd gcschichtliche Notwen-
digkeiten. wenn wir haffen. dasi stch aus dem
erschreckton Weltgewissen Kräfte lstlsen wsrden.
die im Dienste der Menschlichkeit und Gerechtigkeit
wirken. Gewisi: wir befinlden uns in einer er-
bärmllichen Lage. wir habsn beute nur wenig ent-
gegenzusetzen: aber wir können ontgvgensctzen d.e
stttliche Kraft des Leids eines grosien und stvtzen
Volkes und einen pastiven Mderstcvn'd und in die-
som Leid und passiven Widersdand liegt allerdings
eine Kraft. an der sich unsere Feinde die Zahne
ausbeisicn mögen! Der blosie Proteft HUst nichts:
auch ein Unterzeichnen mit Protcst Üt ein Unter-
yeichnen. Fn deni Ziel sind wir mit de,g Abge-
ovdneten Löbe einverstanden; abor dieses Ziel er-
reicht inan nicht, wenn nmn stck bedinMNgslos
einem göamsamen Feinde u.nterwirft. (Sehr rich-
ttg! rechts) Gewisi wtrd zunäM e'cn Defühl der
Erleschtcrung aufkommen. cvber wenn dieses ersto
Gefühl eimnal vorüber sein wird. wird stch bald
das traurige Erwacken zoigen. die Erkenntnis. dasi
man dock vielleächt kürzcr und wentgor gelttten
hätt« als unter dieser lange andauernden auf
Iahrzehnte hinaus wtrkendcn Wahl. Deutsches
Volk verzage nicht, — Tu. was Dein Gewissen
spvicht! (Lcbhafter Beifall rcck's).

Die Fraktion dcx Deutschen Volkspar-
tei wendet sick^mit einom Aufruf an Las deut-
sche Volk. in dem ste nock einmal die Grllnde
der Ablehnii'ig aufzählt. und dann zum Sckffusi
fvlgendez iaat: -

„Die Welt hält den Atem an ob des Stau-
nens. wie ein Volk von Solbstahtung ein sol-
ches Werk e n t se tz l i chster Vernichtung
auf sick zu nehmen vermiag.

Wir leben in dieser Stunde tiefster Erniedri-
gung der 5)offnung. dgsi ein Volk von so grosier
Bergongenheit sich ni-ht dcruernd knechtsn lassen
wird. Das deutsche Bolk hat sjch lo ost aus tief-
ster nationaler Not zu nouem Leben emporgerun-
gem. dig Me.ltgeschichto hat io oft ein gerecktes
Eericht gehalten. dasi wir die Waffen des politi-
Ichen Kampfes >>m Deutsck^ands Erneuerung nicht
mutlos senken. sondern lcruk ins Land den Ruf er-
ichalley lassen: Deutshland ist tot' Auf zum
Kampf fur cin neues Deutsckland? Zu-
rück von den Mächten der Zersetznng u»d Auflö-
sung der Ordnuiig! Hinwog »iit der nationalen
Schwäche und Akutlosigkoit würdeloser Taae Aus
tiefster Rot 'nusi dex Geist erstobsn. der "ein neues
Gescblecht zur Errettung des Vaterlandes in allen
doutschen Ganen «mvorfübrt

Furchtbar steht die Zuknnst vor nns! Masilose
Not und erbarmnngslases Ele>id wird unser Ȋck-
stes Schick'al sein. Tragon wir es mit nationalxr
Würde ols nnabwendbares Verbängnis. Aber
Kampf gegen alle V e r d e r b^, i s I
Glühende Liebe u»d Hürgobung znm Vaterl-i-ide
in den Stunden tiesster Bedrängnis! Ein schlechter
Deutscher. der so>n gepemigtes uird zertreteies
Vaterland im Stiche losit!

Anf deutsches Volk! An der Bahre dei-
ii er Grösie pflanze dis Hoffnung aufl

Das italienrsche Kabinett

setzt stch wie folgt zusammen: Vorsitzender und
Inneros: R i t t i. Auswärtiges: Tittoni. Kolo-
nien: Luigi Rossi, Iustiz: Mottara, Finanzen:
Tedesco, Sckatzminister: Schanzer. Marine: Kon„
treadmiral Sacchi. Oeffentlichcn Unterricht: Bac-
celli, Oeffentlicke Arbeiten: Antani, Transport:
Davito, Industrie. Handel, Arbeit und Verpfle-
gnng: Ferraris. Post und Telegraph: Chtnientt
Militär und Pensionen: Dampomo, befreite Ge-
biete: Cesare Nava.

„Wamit kan» ick dianen? Wollen Sie sich bitle
recht kurz fassen. meine Gnädige!"

Ru>th war verlegen.

Sie suchte nach einer passenlden Einloitung.

„Eino junge Fkau. die von ilhreim Mann ge-
schieden sein will!" dachte Direktor Zahn. „Ich
soll ihr d-ie Scheidungsgründe besorgen".

„Es hanldelt stch >u,n den Vorfall vm Hotel Kat-
'sorhof." begann Ruth „Dort hat oiner Ihrer Be-
amten vor etnigen Wochen oinen Zulsamnienstosi
init oiinem Herrii von Ärmbrüster gohcvbt. Ich
möchte gern den Namen des Boambon wisten"

Direktor Zahn war enttäulscht. Etne sinfache
Auskunst lobnt sich nicht. Er musite versuchen.
aus der Sache cin Geschäft zu lmachen. Er steltte
sich unwissend.

„Ich vevstehe nicht. mas Sie meinen. meine
Gnädige. Em Zusammonstosi? Können Sie stch
nicht etwas bestimmter ausdrücken?"

„So oiel ich mich enffiirne. war es vm März.
z-ur,zeit des Fünfuhrtees. als einer Mrer Becvm-
ten Herrn von Armbrüstor im Hokol Kaiserhof
verhaften wollte. Herr von Annbrüster -hat cvber
Ihrem Angestelkten einen heftigen Schla« versetzt
und iist dann woggegangen. Ich möchle gern die
Adreste dieses Veainten wtstcn!"

Sie h'atte absichtlich den Namen des Herrn von
Arnvbrüster genannt. obwahl ste tiniirer noch nicht
ganz sichex musite. ab er wirklich sener Herr gswe-
sen war. der cum Tage nach dein Borfall mit dem
Boamten Äes „Prometheus" im Hotel erschienen
war. u»i die Bcrwechslung cvufzukläron. Sie
wollte durch die Nennun« des Nanrons dem Direk-
tor Zahn Gelegenheit geben. sto ,-m berichtigen.
wenn ihre Annalhme nicht zutraf.

Aber dex Direktar des „Promethous" dachte
üar nichl darcvn. sich über den Namen des Herrn
von Armbrüster zu ciusiern, oder stch gar auf eine
Besprechung ienes fatalen Vorfalles etnzulasten

„Meine Gnädigste." sagte er und blrckte in
neroöser Ungoduld auf soime 'Talsckenulhr. dadu-rch
seiner Bosucherin aivdeuteivd. dasi seUve Aoit kuavp
bemessen sei. „jch weisi setzt. n,n was es sich han-
delt. Ich werde. ivenn Sie es wllnfchen. ein-
gehende Nachfovschuiigen über jenen. mir völlig
unhekcmn'en Vorfall aiistellen lasten und vor al»
len Dingen auch unter der grosien Anzahl moiner
Boamten nach demjenigen fucken. den Sie zu spre-
chen wü»7cken. Nun >st - möglick. dasi dieser Be»

Aus Baden

Nlannbeim, 23. Zuni. B«i den Plünderun.
gen am Samstag nachmittag siiid cillein aus deni
Lager deg Kvmmunalverbandes Mannhcim-Staldt
in dev Zollhalle am Neckar sür 80 000 M. Zucker,
Mar-melade, Seffciipulver ufw. sorlgeschlcppt wor-
den. Das sür die Mannheimer Bcvölkerung a-1-
Einmach Zucker -besttmmte Ouantum ist nun schon
verteilt. aber nicht die Mlannlstimcr Einwohner-
schaft vm gosamten hat ihn crhalten, fondorn nur
einigo Leute. Auch die aus den and'ren -Geschcrf-
ten gevcvuibten Waren stellen einen grosien Wert
dar und man dcrrff mit Einrechnung der Bffchcün-
gungen an Schaufenstern und Einrichtung n mit
einem Scha/dcn von einigen hunderttau.-
sond Mark rechnlen.

Gcrnsbach, 23. Juni. Aus Stuttgart wird gc-
nreldet: Dcr Auslbau der württembergiischen Ver-
bindungssticcke dep Murgtalbahn von dev ba
dischen Eridstation Schönmünzach bis nach
Klosterreichenbach (Änschlusi nach Freuden-
stadt) soll jetzt in Angriff genommcn werden. Eine
Verfügung de-r württembcrgischen Regiernng er-
mächtigt su dem für dc,i Baubegiiiii! notwcndigen
eiils-achen Enteignungsver'fabren. Die Verbin-
dungsstrecke wird 11,1 Kilometer lang.

Triberg, 23. Junr. Ilnter dem Vorsitz dcs Stadt-
reckMingsrats Weilex aus Karlsrube faii-d am
Freitag in Schönwald bei Tri'berg die Landesver-
sammlung des Verbandes städtischer B e -
amtex statt. Den Tätigkeitsüericht erstattele
Stadtrechnungsrät Weiler. Wegon Eowährung voa
Te u e r u n g sb e z ü g e n trat der Vorstand dafur
ein.ddasi die Städte sich dcm Vorgehen des Staates
anschliesien. Auch dre LVusgleichsrulage. wie sle
den Staatsbeamten -ugesagt wurde, soll sür dle
städtffchen Veamten angestrebt wcrden. Die ins
Leben su rufende E e m e i nd e b e a m t e n k a m -
mer soll sich um die we-itere berusliche Ausbildung
der Gemeindebeamtcn annehmen. Anstelle des
Garten'insvektors Livvel - Mannheim wurde
Stasienbahivdirektor L e w i t--Mannheiin zum 2.
Vorsttzendcn gewählt. Vaurat Pere > l aus Man'^
heim berichtete'über den Entwurf eines Gehalls
tariss füv Mannheim und die Awfstellung ein-'s
Einheitstarifs. Der Entwurf wurde einem Aus,
schusi übevwiesen. Der Kassenbericht und der Dor-
anschlaa für das laufende Iabr wurden geiiehmigt.

Salcm, 23. Iuni. P rinz M- ar von Badv „
bat seine Gutsverwaltung angewtesen. auif sämt -
liche Flscheroiberechtigungen zugunsten
der Gemeinden ohne Entschädigung zu ver'
z i ch t e n.

Boxberg. 23. Iuni. Zu einevos ch w e r e n G e-
fa n ge n e n b e f r e i u n g ist es nun auch hier
gekommen. Die Gendarmerie hatte zwei Brüder
aus der hiesigeii Gegend verhafict. weil sie ein
fettcs Schwe'» gekauft hatten. um es ichwarz zu
schlachten. Als der dritte Bruder daoon crfuhr
bot er ungesähr 1 Dutzend kräftige Burschen auf
dte m>1 Gewehren versehen nun den Verhaftcten
nachspürten In der Nähe von Neustetten holtcn
sie die Gendarinen ein. die gezwungcii wurden ab
zuschnallen. Sie befreiten die beiden Brüder. nah-
mcn das schön beschlagnahmte Schmein mit und
fuhren ihrem Heimatsort Assamstadt zu. wührend
die Gendarmen zu Fusi nach Boxberq gehen musite».

Turnen. Sport und Spiel

^ Fusiballergebnisse am So-intag. Phöii:r?1ie>:cu-
heim empsing auf dem Neckarv)>.land d'ie inm-
pathische Elf des Mannheimer Fusibnllvere-irs von
1910. Dis 1. Mannschaften lieferten sich ein hoch-
interessantes. gleichwertiges Spiel. das Phönix-
Neuenheim mit 1:0 für sich entscheiden konnte.
Auch die 2. Elf von Phönip blieb gegen Mann-
heiins 2. mit 4:1 siegreich. wogegen sich die 3.

amte gar nicht „lehr in meinen Diensten ste-ht.
Solche Lsute wechseln vhre Stellungen von l>eute
<ruf morgen. Wenn Sie mir den Auffrag erteilen
wollen, die Ermittelunge,, anzustellen. so hoffe ick.
Ihnen spätest-ens ach! Tagen alles das mrtteilen
zu können. was Sie zu wtssen wüirschen. Ich würde
wenn nicht bosondere Umstünde eintreten. die die
Sache verteuern. meineBsmühungon. nur mit zwei-
hundert ZRark in Anrechnung bringcn. Es fft
Eebrcmch. dasi bei s-olchen Airfträgen die Hälfte
rm oovcrus bezcrhlt wird".

Rut,h geriet durch dtese Forderung des Herrn
Divektor Zahn oinigermasien in Verlegenherr.

Sie hatte sich die Ermittelung lder Adresie senes
Bocrmton so einfach gedacht. Run sollt-e sip sich nech
-acht Tage gedulden! Und zweihundert Mark
hatte sie auä, iiicht bei sich. Äber dre Sache war
ihr zu wich ig. crls dasi sre nicht nll-e Hindernisie
gern übevwunden hätte Wozu hatte „ran schöne
unld kostbare Ringe?

- Ich gshe -a-üf Ihre Bedingungen ein." er-
klärte sie ds,n Direktor. zog elnen Vrillantriiig
vom Fin-ger un-d reichte ihn dem goschäststüchti-
gon Leiter des Instituts „Promethous".

»Bitts. lassen Sie diesen Rina von.eiiiem Ih--
rer Angestellten auf das Lorhhcvus bringen. Er
soll darauf zweihundert Mark entnehmen Die
kön,nen Sie a-ls Honorar bohalten. Den Psand-
schein -uird die Auskunft hole ich nür i» acht Ta-.
gen"

Sie gab ihve Adresie an und verliesi. von Di-
rektor Zahn his an die Türc begloitet. die Ge-
schäftsräume d-es „Prometheus".

Schon vier Taae spätor erhielt Nutih von de,n
Meisteedetoktiv den schrifflichen Beschoid. dasi er
den Beamten ernrtttelt habe. der tm März di-eses
iIcvhres jim Hotel Kaiserhof ionen Auffritt »rit
Herrn van Avnrbrüster goha-bt habe. Dor betrc-f-
fende Beaimte. Herr Crustus. wiivde dann und
dann im Institut ..Proinethous" airwesend sein.
um Fräulein Nvisenberg mündlick zu berich'en

Frä-ulein Nosenberg ging hin. Schlennigst.

Und Herr Crusius erzählte ihr kange von dem
Freiherrn von Armbrüster und -sei-no.m Doppelgän-
ger Emtl Schn-epfe Was Herx Cru-stus nicht wusite.
kaii'nte stch Ruth sechr leicht eraänzen.

Jetzt war alles sonnenklar l

„Edn li-ober He-rr. dteser Herr oon Arinbiüsterl"

VeUage

Mannschaft mit 1.2 gegen F.-C.-Edingcn bsgnib
gen musite.

In den Ligaspielcn des Nordkreises spielteü
KickerS'Offenbach gegen Sp.-Kl. Bürgel 5:0. Ger«
mania Bieber gegen Franksurter Fusiball-Verein
2:1, Hannu 93 gegen Fusiball-Sp.-V. Frankfurt
2:2.

p. Dosienheim, 23. Zuni. Bet dem Ceüirsturn-
fest des Bergstrasi-Neckar-Turngaues verbunden
mit Eedenktafeleinwerhung zu Ehren seiner gefal-
lenen Mitglieder des Männerturnvereins W a l l-
stadt, errangen sich solgende Mitglieder des
Turnerbundes „Einheit" Preise: Oberstufe: Franz
Gries einen 24. Preis. Unterstufe: Karl Büchlcr
einen 4.. Emil Eaus einen 6.. Heinrich Bähr etnen
8.. Wtlhelm Haberkorn etnen 9.. Philipp Kunkel
einen 10.. Leonhard Pabst ei-nen 10-, Nikolaus
Meisel einen 13.. Adum Nidinger einen 16.. Wilh.
Müller einen 18.. Iosef Rcinhard einen >8. Karl
Pfeiffer einen 22.. Philipp Reinhard den 24. und
Ädam Hanibald den 25. Preis.

^ Dcrby-Woche in Hamburg-Horn. Der Soun
tag leitete die Derby-Woche inff prachtvollem Wet-
ter ein. Den mit 45 000 Mark dotierten grosien
Hansapreis gewann S. A. von Oppeiiheims
Marmor unter Zimmermann ganz überlegen mit
2'/L Längen vor dem erst zum Schlusi aufkommen-
den „Abschlusi". „Einsiedler" plazierte sich als
Dritter. Das Eröffnungsrennen sah O. Schmidt
auf A. u. C. von We'.'iber.is „Merlin" siegreich.
während das Peicr Rennm (16 000 Ml' n. n Kaj-
oer auf „Baldur" sihcr » ich Hause geritt.m wurde.

Aus dem Leserkreise

„Dcr 23. Iuni 1919 in Herdclberg."

Der W. Iuni 1919! Wer wird ihn jemals ver-
gessen! — Werden um 8 Uhr abends feindliche
Geschwader über den Odenwald brausen. Mann
heim und Frankfurt unter feindlichem Feyer im
Brande stehen. schwere Granateinschläge am Hei
delberger Bahnhof. ain Karlstor und an der
Hirschgasse das Neckartal sperren und französische
Radfahrer und Panzerwagen die menschenleeren
Strasicn Heidelbergs durcheilen. oder — oder wird
im Stadtgarten die Musik spielen? — Eott sei
Dank. die Musik hat im Stadtgarten
gespielt. Heidelberg wusite nichts besieres, als
dcn 23. Iuni 19t9 ducch ein Stadtgartentonzert zu
krönen. Solangc die Moral unserer Führer keine
Haltung kennt. brauclst man sich über die Demo-
ralisation des Volkes nicht zu wundern."

Neue Bücher

* Völkerbundnunmier der „L.I.Z." Der Geister
lampf um den rechten Völkerbund ist ent
brannt. An die Spitze der duetschen Pharlanr.
ihm die Gasse in das Rechtsbewusitsciii der
Menschheit zu bahnen. hat sich der Verlag I. I.
Wcber, Letpzig mit sciner jungsten Sonder-
nummer dcr Illustrierten Zeitung ..Der Völ-
kerbund" (herausgcgebeil von Hcinrich Psetsser)
gestellt. Es ist eine Gigaiffomachie der Moderne.
das beweiscn die an d:e letzten Gründe und die
ticjstcn Ticsen dcs m-enschlichen Lebens und gcgen-
einander ruhrenden Fragen. dic der Eedankenkom-
pler dcs Völkerbundes auswirst und die auch in
dei Sondeinuinmer der Illustriertcn Zeitnng etn
weithin dröhnendes Echo jinden. Iungdeutschland
suhrt sein schwerstes Geschütz auf. Schücking. Kon
rnd Haenisch und Marlm Rade sind zwar nicht
von der jüngsten Generation von hcute, aber sie
haben einmal zu den Iungen aehört und ichre Iu
gendgedanken haben heute in Deutschland cine
Heimstülte Von d::i Künstlern »enuen wir nur
eincn Nainen. der siir viele sprichl -- Max Klin
ger. - Aber auckr das Weltgewiiien redet in die
sem Kulliirdokuinent se »e allgeinei» gülttge
Sprache. Hollünder und Schweden. Spanicr «nd
Iapaner rcichen sich die Hüiide und verteidigen
auf dem Wall rcinen Geisies — und Menschentums
den rechte» Völkerbund. deii gerade jetzt brutale
Machtiiistinkte uud kurzsichtige veraltete Diploma
ten mit Vernichtung bedrohen. — So ist die Vol
lerbundiiuimner der Illustr. Zeilung eine Kultnr
tat von emiiiciiter volitischer Vedeutung

M msnii 8ts>WMij

schlosi Crustus und dackste daM'ar au das Schmer-
zensseld. Abcr eines ist nicht schon oon ih-m ae-
wesen: Dasi cr „ür durchaus iffckst fWwi wollte.
wie er es anMtellt hat. an dein Ab-end unbemerkt
aus dmn K-ai-serhof heraus.zukommen! "

Ruth hätte Herrn Crusius ausklaren köirnen...

So sonnenklap war alles jetzt!

Uad Nuth fasite einen E'ffscklusi — —.

10.

Der Oberkobold iibcr alle lustrgen Zus-.üle
machte in dem Winkel zwischrn Dorivals Schreib-
tisch und- der Fensterirai'.d die tollsten Sprünke
und lachte sjch halb.ot.

Das hatte er wieder ein-mal ffin geniacht. —

Deiin Dorival hatte soebe,, elnen Vvief er-
halten. Der Bri-ef war sehr kurz:

„Geehrter Herr von Arinbrüster: - Ick» bffte
Ste. mich -heut? nachmfftag um füiif !sh,: an der
beSaniffen Ecke bei dein bewusiten Kaffee zu er-°
warten. — Nutb Rosenbecg".

„Fabelhaft'" sagte dieser Herr von Llrmbrüstcr.

Und nrachte Freudensprünge! Wirküche Freu-
densprünge! Gaff>ino steckte erfchrocken den Kopf
zur Türe herein...

„Mach. dasi du nauskom-mstl" sagte selii Herr.
„Und iiebenbcü bemerkt: Ich b>n nicht verrücki
ge-wordenl"

D>e Unge-duld plagte Dorival. wie Ung'e-duld
chn noch nie i,n Leben geplagt batie.

llm halb fnnf llhr. dreisiig Minuten vor der
Zeit. stand er schon zehn Minuten lang anf der
Korneliusbvücke. -gequält von allen Oualen dcs
Wartens. Als drnbeii. am anderen Ende der
Bvücke. breit und behäbig der Schutzmann auf-
tauchte, sein Sckmtzinann. freute er sich sshr. Der
.'Atann des Gesetzes erschien i-hm wie e'me gute
Vorbelde-utmng Ausierdem aber. und das wär noch
viol wich iger. konnte er stch qn'it ihm fünf Minu-
ten lang die Zeib vertreiben

„Guten Morgen!"

..'-morgen. — 'inorgen'" lachte lder Schutzi»alim.

. Na. wie waren die Zigarren?"

„Ich werde mir doch nicht für zwanüa Akark
Zisarren kaufen!" sagte der Maim verannak, ader
ein roenig vonvurfsvoll.

(Schlusi folsO
 
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