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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0926

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rwr Lereit, mit allen unseren Kräften mitzu-
arbeiten, alles aufzuwenden, was in unserer
Macht steht, um die Welt aus ihrem Jammer
herauszuführen in eine schönere Zukunft. ALer
an dieser Zukunft teilzuhaben, verlangen wir.
Für andere wollen wir wirken, aber auch für
uns. Menschen wollen wir bleiben, vollwer-
tige, geachtete Mcnschen, deutsche Menschen,
die auf ihre Art sich ihr Dasein gestalten kön-
nen. Unendliche Opfer an Eut und Eeld wer-
den wir noch bringen müssen, neue Leistungen
vollbringen, die in einer besser gewordenen
Welt, wenn erst die trüben Nebelschwaden des
durch Vcrblendung erzeugten Hasses verflogen
stnd, dem Deutschtum seinen alten guten Nuf
wieder verschaffcn werden.

Mag man unser Land verkleinern, unser
Volk bedrängen und uns unerträglich drückende
Lasten auferlegen, eines kann uns nie und
nimmer geraubt werden: der dcutsche E e i ll
und der Elauben an unsere neue Zukunft.

1914 — 28. Zuni — 1919

Ein Zufall hat es gewollt. daf? die UnterMich-
rmng des Fricdens gerade an demise.Len Tage
stnttfand. an d-cni oor nunm-ohr 6 Zahven das Erz-
F-riodensbadingungen sicher zu stellen". Vor noch
det worden ist uwd d-annit ber Stein ins Nollen
kam, der sich zu einec vevhsersnden Lawime fur
die gesLinte Kulturioelt auswucks.

Französische Uebergriffe

Zm Hanaucr Land

Die völkerrechtsw.drrg n Uabergrme der Fran-
zoson imBriickenkovf Kehl scheinen sich fort-
«uetzen. V<ckanntlch hab»n> die F>ranso<sen drei
'.icht rliche Bsainte in Kehl vevhaften laffen, L-ie
die B-Vhaftung des Hochvexrüters Homva in Le-
gelshurst betriaben. Es sollen nämlich neu-eödings
zrvei Gendarmen inKork übeirf-alls von d'n
Franzdsen festgenommen woitden sein. Of-
senibar bestcHt die Abstcht, den Tve-berc-ien der hoch-
vcrräterischen Kreise im Kchlex Buückenkovf ida--
-nrch freie Vahn zu schaffen. dak das vom
ganAM dautschen Volk gc-forderte Borgehen gegen
die Hochverräter durch Inhaftierung -ir
damit bekcktsn Iustizorgane lahmgelegj
w'id. Die Entrüstun-g ii>bor das völkerrcchtsmidrige
Vcrbalt m der Franzosen ist allgemoin. Die b a.
dische Bevölkerung insibösonderH imtevstützt
lobhcvft die Bitte der badischen Regierun>g
an die Reichsstellen, gegen die UilberMffe energisch
zu vrozefficren und die Hastentlassung der Beamten
hciöbeisu'führen.

Französtsche Zustiz in der Pfalz
llns wird nritgeteilt: Das Mllitärgericht
in Ludwigshafen a. Rh. verurt ilte eineu
Herrn zu 6 Monaten Eefängnts nnid 2000 M. Eekd-
strwfe, wcil er ern gegen die Bestr-ebung'n d?r Se-
vLvatisten (Haa-s und Kvmv.) gerichtetes Flugblatt
las und weitergab. Ms erschwereud wurde seine
Stellung als Ressr-veoffizier in Betracht gezogen.
Eine Frau, die sich bei der KommarLi-antur darüv'r
beschwerte, dah der bei ihr einqua-rtierte O-fffzier
oibends „Damen" von eindeutigem Nuf m-it in dw
Wabnuug Lrachte, mußte wegen Beleidigung (!)
1000 M. BuHe za-blen.

Noch keine Antwort auf den deuischen Protest

Auf die an die Alliierten am 25. Mai gerichteiv
Ertiävung de-v deutschen Negierung, di-e stch mir
dem völkerrechts- und v'rtragswidrigen Derhalten
dev fvamösischrn Bcsatzungsbehörden, beisonders des
Gcnevals Gerard^ bsi denr hochverräte-
rischen Vevsuch, in dev Psalz düe Revuibli-k aus-
zurufen, befakte, ist noch keine Antwort ein-
gsgangen. Da die deutsche Regierung in il>r d-le
Erwartung ausdvi'skte. datz der sransöstsche Oberibe-
stHlsHaibev der Pfal; abberufen und se'me Vsr-
riHMrltigmugsmatzregeln sosort rückgängig gemacht
roürden. hat Lie deutsche Kommiffion iw Sva Ec-
neval NEiant am 18. Iuni um eine Laldige
Antwort aus die Erklärung effucht.

Vadische Politik

Der Land-sausschutz der Demokratischon Partei
in Baden war am Samstag nachnrittag in eine:
Sitzung, die vom Parteivorsitzenden Minister
Hummel geleitet wurde, zur B^svrechuing der po-
litischen Lage in Karlsruhe versammslt. Mnistc-r
Dietrich gab in eimm einleitenden Mservt
eül-en Uciberblick über die politischen Er-eigniffe, vor
allem über die Vorgänge in Weimar. insbesondeiH
im -Stlmteuausschutz. Der Minister teilte dabei u.
a. mit, datz im Staatenausschuh sich insbchondere
dic vreutziche Rogieiung untex Führiumg der bel^
dcn Isozdsm. Mnister Hirsch und Heine «ünnrütig
unid geschlossen gegen die Unterzeichnung ausgc
svroch'n hüben. Die Meinungen der Vertreter dvr
ülbngen Negierung seien g'leilt gewescn. Taktisch
habo man in Weimar denkbar ungeischickt
ov eriert. da die seindliche Prcffe sosort ührr
alle Cmzslheitsn der internen Verhandlungen un
terrichtot war und daher die-Abstchtcn der Reichs
regierung und der Parteicn genau kannte. In-
solgedeffen war es ausgcschlossen. nioch irgend welche
bedeutcnden Zuseständnisse zu -erzielen. Die Rede,
m't dc r der demokvatische Abgeovdnete Schiffer
die Haltung de-v Fraktion in der NationaiVversamm-
lung begründcje, l-abo in ihrem zwoiten Teil dcn
Eindruck hervorgerufen. als wolle die Partei nach
rcchts abmarschiersn. Dieser Eindvuck war, wie
der Mgeordncte Schfffer dcm Redne, gegcnüber
stllbst mitteilte, beabsichtigt.

Staatsvat Dr. Haas borichtote Mer den Stanld-
punkt der demokratischen Fraktioin» uud bcgcichnei«

cs als bodauerlich, dab durch die Rede Schissers
eine ganz f-alfche Votstellung von dc-x Politik der
dcnr. Fvaktion entstanden sei. Die Fraktion wolle
und wollte nicht nach rechts «rdschwenken.
Dc^ Rcdner gab der Mieinung Ausdruck. datz die
alte Koalition seibr bald wieder hevgestellt werden
müsse. Wie der Dorredner, so bctonte auch Staats-
mt Haas, dah die Unterzeichnung dos FrieDens-
pertvagos kevmo Partcisache sei, und datz darüber
jedc-r Einzelne nach soincr Ueberzelvgumg entschöi-
den mutzte.

An die beidcn mit starkem Bsifatt asufgenomme-
neu Verichte schloh sich eine lebhafte Aussvrach?.
i" dcx alle Argumente für und gagen die Unter-
reichiulng des Friedonsvertragcs und die Mufgaben
der Partei in d?r nächsten Zuknnft eiörtert wurd-er,.
Es wiurd' solxrnn eine Entschliotzung angenommen,
dre in 'chrem ersten Teil einstimnrig und in ihrem
zweften Teil mit Uiberwiegender Mohvheit ange-
noimncn wurde. In dem ersten Teil L-r Entschlle-
tzung kommt zum Ausdruck. dätz dte Unterzcich'iung
des Fricdensvertrages nicht^zu ejneir Parteiiache
gcmacht werden könne. Es wird dcr Erwartung
Ausdruck gog ben, datz diesr Frage jetzt aus der öf-
fentlichc-n Diskuffion verschwindct. weil sich das
ganze Volk in diesen schweren Stunden zu gem-eiiv-
samcr Arbeii zusanimmfinden müffe. Ini de-m
zwerten Toil der Entschlictzung wrrd der Pa.r1eilei-
iurg, der Reichs- und Landtagsivaktion und dcn
dcm. Ministern der badischen Negiorung das Ver-
tra-uen ausgesvrochen, und dev Hoffnung Ausdruck
gogaben, datz die dem. Mnister in Baden in ihren
Aemtcrn Lleiben.

» » »

Abg. Denedey hat laut Oberl. Ztg. scinen

us 1 ri 1 r aus dem Ncrem der Deutschen Demv-
krati^chen Part^i in Ko".na'iz erklärt.

» Deutsche Nberale Volkspartei Karlsruhe. Am
Samstag wurde na-cy einem einleitenden Reserat
dcs Vorsitzondcn des Lc'ldssverbandes d<°r Partci,
Dr. E u r t i u s - He'delb-rg eine Ortsgruvve in
Karlsruhe gegründ r die sofo.'t nn die Organr-
sat'.on und den Aufbuu gehcn wird. Aus Len Er-
ört'rnwgen ging hervol, datz auch M Karlsruihe
rücl Strm-mung ffir ais überale Sache rorhan-
v.el Sttmmung für die Uberale Sache voihc.it-
den ist.

Aus Ltao uno Umgegsnd

Die Senkung der Lebensmittelpreise

Wir haben am Samstag an der Spitzs des
Blattes Mitteilung von der beabstchtigten Sen-
kung der Lebensmittelpreise gemacht. Das
Reichsministerium hat nun bereits in sei-
ner Samstags-Sitzung die Regelung der Verbilli-
gung der Lebensmittelpreise für ausländische Zu-
fuhren endgültig festgesetzt. Zu den Verkaufsprei-
sen, die die Re.chsstcüen Lünftig in Rechnung stel-
len sollen, sind die Verteilungslosten der Kommu-
nalverbände hinzuzurechaen. Die Kleinver-
verkaufspreise werden sich hiernach für das
Pfund je nach den Unkosten des einzelnen Kom-
munalverbandes etwa wie folgt stellen:

Amerikanäsches Wackmehl, von dem
auch fernerhin 250 Eramm die Woche verteilt wer-
den sollen, 80 bis 85 Pfg. (statt bisher 2.20 bis 2.50
Mark); Reis, der abwechselnd mit Hülsenfrüch-
ten mit lä Pfund pro Kopf und Woche ur Vcrtei-
lung gelangen soll, etwa 1,10 bis 1,30 Mark (statt
bisher über 3 Mk.): ausländisches Fleisch,
soweit dies infolge des Mangels an inländischem
Fleisch auf Nationen verteilt werden muh, 4,50 bis
5 Mark. während bis jetzt 7—11 Mk. für das Pfd.
gezahlt werden mutzte; amerikanisches
Speck, 125 Gramm je Kopf und Woche. 4 bis 4,50
Mark (stait bisher 7 bis 8 Mk.): ausländi-
sches Speisefett. 50 Eramm je Kopf und
Woche, 5 bis 5,50 Mark (statt bisher 6 lüs 7 Mk.):
ausländische Kartoffeln sollen so weit
verbilligt werden. datz die Preise für Jnlandskar-
toffeln nicht überschritten zu werden brauchen. Nach
überschläglicher Verechnung wird der Gesamt-
betrag der Verbilligung über Il^ Mil-
liarden betragen. Es soll zu gleichen Teilen auf
das Reich, de Freistaaten und Kommunal-
verbände übernommen rverden. Datz die Frei-
staaten und Kommunalverbände bei dicsen grotzen
Opfern des Reiches in dieser Weise sich beteiligen
werden. kann vorausgesetzt werden. nachdem der
vrcutzische Finanzminister sich bereits mit diei
Negelung einverstanden erklärt hat. Die Matz-
nahme so llin aller Schnelligkeit durchgeführt. auch
soll dafür Sorge getragen werden. datz die Zu-
schläge der Kommunalverbände keines-
falls über die wirklich entstehonden Unkosten
hinausgehen.

* Liberale Volksvartei. Houte «bend findet.
wie üblich. evire zwan glose Zus-ammen-
kunft vm »W-eitzen Bock" statt.

* Der neue S^adtperordneteiwsrstand. Me wir
schon mit-geteilt haben. ist eine Wahlhaudlrmig für
den Stadtvevmdnetenvorstaud du'-ch das Ueber-
oinkomMen der Parteron über.fliMg g-cworden.
Die Ram-en der Mitgilieder des Stadtverordn-eten-
vovstau-des sind aus dec-n Anzeiaienteil zu er-
sohen.

* Ein ErdbeSsn. Der Apparat der Landes-
sternwarte meldete am 29. Iuni ein sehr hef-
tiges, das um 4 Uhr 7,6 Min. nachmittags cin-
setzte und seine langen Wellen 4 Uhr 8,8 Min.
Lrachte, Die Herdentfernung beträgt etwa
500 Kilometer. Friib am Morgen 9 llhr 17 Min.
war ein schwaches Beben vgrausgegangen. wäh-
rend heute früh 12 Uhr 51 Min. ein etwas krästi-
geres fernes Beben folgte.

> Musikdireltor Karl Haffe-Osnalbrück wurde zum
UnioersitätsmusiEdirektor in Tübingen ern-annt
mit dom Titel und Rang oines auherordentlichen
Proseffors.

* Zirkus Henny. Die Niesenreklame hlat ihrs
Mirkun-a üickt verfohlt. deirn die Eala--Eröff-
nungsvo-vstellung am Samstag wa-r beroits evue
halhe Stnnde vor Anfang ausvorLMft uind dic
Polizoiorgane hattcn Mül>o umd Not. die noch
Einlatz hoilsche-nden whzuwehren. Mit einom gut-
Ms-amm-enge-stellten. unterhaltsamen Pr-ogvainm
Mrte stch Zirkus Henny aufs Bcste eiy. Er-wahnt

seien n-ur die vo-rzügtichen Leistungen aus dem
Eobieto der Pferdodreffureu. die erstcmnlichen
a-krobatischen Lei-stungen des drährigen „Nöschen".
dre gorn gesehenon D.rciht-ssiillünste der Clou des
Aben-ds die Vorführung der Lörven durch Donrp-
tour Eiese. Wcvhre Prachtcxomplare sinh es, die
von ihvem Herrn u-nd Aüeister vovg'e-frchrt werden
umd es zeugt von grotzein persönlichem Mut. wenn
Frau Direktor Glsich es wagt. inmitten der Lö-
wen im 'weitzen Gewando den Serpentintan.z vor-
zrff-ühren. Die suten und m jeder Bo.;i-ohuing zu-
stiedenstelleNden Darbietungen berechtigen zu dem
Wunsche. datz dein Unternehmen weitevhtn volle
Hänser beischieden seln mögen.

^ Bolkswehr und Paketbeschlagnahme. Zu dem
letzten Vericht der Volkswehr schreibt uns das
Postamt: „Jn der gestrlgen iltummer Ihres
geschätzten Blattes ist ein Tätigkeitsbericht der
hlesigen Volkswehr veröffentlichl. der sich auch m.t
der Beschlagnahme von Postsenoungen befatzt. Hier-
bei ist bemerkt. datz die Unterbeamten sich gewei-
gert hättkm, die Pakete herauszugeben. obgteich
der Postdirektor die Beschlagnahme genehmigt
habe. Das ist in dieser Form nicht richtig. Die
Herausgabe ist von den beteillgt n unteren Be-
arnten zunächst und zwar mit Necht verweigert
worden, weil die Hilf^beamten der Staatsanwalt-
schaft, die sich zuerst nicht an das Postamt. sondcrn
an unt-ere Beamte g.wandt hatten. die für solchc
Fälle gesetzlich vorgeschr-ebene Beschlagnahmeoer-
sugung der zuständtgen Eerichtsstelle nicht vorzei-
gen konnten, ohne die eine Abgabe der zu beschlag-
nahmenden Sendungen unzulässig ist. Naä, Be-
schaffung der ordnungsmätzigen Beschlagnahmever-
fügung und Zustellung an das Postaint ist die
Herausgabe ohne weiteres erfolgt.

^ Kartoffelnöte. Zu unsercr Notiz unter die-
ser lleberjchritt jchreibt u.is die Dlrettion der Ho-
heren Atädchenschule: „Der Hinweis auf o.e u.i-
erfreulichen Wiriungen der Kartosfeilageru-ig in
den Kellerräumen der Höheren ttnc . , i,

der Donnerstagsnummer). der im wesentlichen den
Sachveryalt rm)lig darstellt, entyält eiiien Satz
der wörtlich aufgesaht zu M.tzverständniffen Antatz
bieten könnte. Es jei daher ausdrücktich festge
stellt dah nicht Lehrer und Schulecinnen in eine.-
Streiks eirgetreten sind, fondcrn datz wegen des im
ganzen Haus herrschenden ubeln Eeruchs am letz
ten Mittwoch der Unterr cht aus Anorouung dei
Anstaltsleitung von 9 Uhr an aussiel." — Atm
das städt. Nahrungsmittelamt überschickt
uns zu unseren Auslaffungen eine Zuschrifi dc
wir folgendes entnehmen: Erst seit 1916 sind
Kartoffeln in die Keller der Höheven Mädchen-
schule eingelagert worden. D e Lagerung der
Kartoffeln in sämtlichen der Stadt zur Verfü-
gung gestellten Kcllern wurde schon im Jahre
1917 durch einen Beamten der Bad. Kartoffeloer-
forgung nachgeprüft und als sachgemätz bezelchnet.
was uns noch besonders schriftllch von dem betr.
Beauftragten bestätigt wurde. Dicfe anerkannte
Form dcr Lagerung wurde demgemätz beibehalten.
auch fur die letzten zwei Jahre und von dem glei-
chen Personal ausgeführt. Die Stadt hatte se.t
Beginn der Einlagerung von Kartoffeln niemat
Verluste durch Frost: roohl aber sind ohne unser
Derschulden Kartoffeln bei den Tansporten er-
froren. Mitte Mai trafen Schweizer Kar-
toffeln ein, die sofort zum Preise von 45 Pfg
per Pfund abgegeben rourden. Ende Mai wurden
uns durch die Badische Kartoffelversorgung hol-
ländische und englische Kartoffeln ange-
Loten. Diese bemcrkte dabei, datz die holländi-
schen Kartoffeln fast keine faulen aufwiesen, wäh-
rend die englischen nicht einwandsfrei feien. Im
Einvernehmen mit dem Stadtrat wurden sodann
5000 Zentner mit dem Vemerken bestellt datz une
womöglich nur holländische Kartoffeln gcliefer^
werden wollen. Die Vadische Kartoffelversor-
gung erklärte jedoch, datz auch engl sche Kartoffeln
abgenommen werden mützten. Statt der bestellt n
5000 Zentner Kartoffeln wurden iudessen 9496
Zentner in 43 Waggons binnen 4 Tagen gelie
sert. Hiervon waren 21 Wagen englische 2^
Wagen holländische Kartoffeln. Wegen der Mehr
lieferung wurde sofort bei der Badischen Kartof-
felversorgung reklamiert und um E-nstellung de
Lieferungen ersucht Wir wurden aber gezwungen.
die von der Vadischen Kartoffeloersorgung dispo-
nierten und teilroeise unterwegs befindlichen Wag
gons abzunehmen und bei Eintresfen sofort zv
entladen. Zunächst wurden die englischen Kar
toffeln. welche teilrveise bis zu 50 Prozent fanl
enthielten, verlesen und die brauchbaren Menae '
der Vevölkerung zugeführt. Ein Teil der Kar-
toffeln wurde einer auswärtigen Trocknuna-^intt
zur Herstellung von Kartoffelmehl überw esen. da
die hiesige Anstalt für Maffentrocknung nicht aus-
reicht. Eleichzeitig haben wir die besseren hollän
dischen Kartoffeln, die nach dem Gutachten der
Sachverständ'gen vollkommen einwandfrei schio
nen und d« sie unbedingt aus den Waggons ent-
fernt werden mutzten, in 8 Kellern dtt Höhere
Mädchenschule eingelagcrt. Die ausgelesenen eng
lischen Kartoffeln wurden zunächst mit 40 Pf--'
per Pfund abgegeben, obwohl uns der Zentner
nach dem Auslesen auf 70 Mk. stand. Jnfolge der
geringcn Abnahme entstand die Befürchtung. datz
durch längere Lagerung noch weitere Verluste ent-
stehen tönnten. Es wurde daraufhin der Preis
auf 20 Pfg. und später auf 8 Pfg. herabüesetzt. da
ein weitercs Aufheben der Kartoffeln ausgeschlos-
sen war. Von den gelieserten holländischen Saat-
kartosfeln wurden etwa 3000 Zentner in der Hö-
heren Mädchenschule gelagert. Auch dies Kar-
toffeln hatlen durch das öftere Verladen. den lan-
geren Schiffs- und Bahntransport wesentlich ge
litten was äutzerlich allerdings nicht zu Leinerken
war. ' Kurz nach der Lagerung trat der merkwur-
dige Umstand zutage. datz in zwei Kellern der Ho-
heren Mädchenschule und zwar auffallenderwelse
in der Nähe der Fenster. die Kartoffeln von oben
nach unten stellenweise zu faulen begannen. em
Uinstand, der noch nie bemerkt wurds Nach Bo-
sichtigung durch landwirtschaftliche Sachverstandlge
wurde sofort mit der Entleerung begonnen und
zwei Keller geräumt. Die Zersetzung gmg infolge
der damaligen sehr warmen Witterung rasch vor
sich was natürlich einen unangenehmen Geruch
hervorrief und auch unsere Anstrengungen beim
Wegschassen stark beeinflutzte. Um einen Verlust
der in den anderen Kellern der Schule eingelager-
ten Kartoffeln zu vermeiden- wurden auch diese
Keller sofort geräumt. die Kartoffeln zu 8 Pfg. der
Bevölkerung zur Verfügung gestellt u. markenfrer
verabfolgt. Nichtig ist, datz wir insolge der Lage-
rung der Kartoffeln Verluste erlitten haben. W r
mutzten unbedingt Kartoffeln für die Bevölkerung
herbeischaffen. umsomehr als wegen der gespannten
Lage die feindliche Besetzung zu befürchten und
eine weitere Beschaffnng von Kartoffeln ziemlich

ausgefchlossen war. Wegen der fchlechten
fenheit der Kartoffeln war ,dcr Absatz an NL
volkerung nrcht auf dem wünschenswerten rascken
Wege inogllch. umsowenrger. als ein Teil der R?
volkerung mcht in der Lage ist. Kartoffeln
langere Zett emzulagern. Wir haben es am mL
8,e" bedauert. datz dro Absicht. der Beoölkem^
?5-?F^^uäUweisen. infolge der schlechten QZ
^st ganz abgesehen von
dem Schaden. der uns durch den niedcren Verkai-s?
preis entstand. Auf em neuerliches TelegrL
der Neichskartoffelstelle hat die Stadt von
wetteren Bestellung von Auslandskartoffeln A?
pand genommcn. selbst auf die Gefahr hin dak i^
als Ersatz kein Mehl oder sonstige Nährmittel ae
lnfert werden. solange die Reichskartofselsielle
noch genügende Mengen ausländische Karto feln
fur die Kartoffelverbände zur Verfügung hat We-
gen des entstandenen Schadens ist die Stadt avck
bei den zuständigen Stellen vorstcllig geworden

» Der falsche Postaushelser, I„ Neuenbeim
trerbt em Schwi'vdlcr sem Umvckien der sich
Post-aushelfer ausgibt. und unter ber Varspieg^
lung. datz Lebensmittelpakete auf der Post lägen'
Porto einzinziehe'i ver'"cht.

Polizeibcricht. Verhaftet wurLen Mei
Arbeiter wogen Bettelns. ein Knecht. ein Soldat
ern Dienstmädchen wegen Diebi'tahls. vier Ar-
be-'tter wegen Obdachlofigkoit. drei Frauen,zimmer
wegen Umh-erziehens ein Kaufm-ain wegen Ver-
gehens gegen das M-cldeweisen. — Z»r An-
zeige knmen vier W'irte weg-e-n Uobertretung d«r
Pottzeilsbunde. em Mri we-g-en unerlaubter Ab-
baltung v-on Tanzpergnügen.

* Ungliicksfatt. Ds-n Zimmernrann Karl
Ortlieb fiel im Zementwerk Lettnen am
Samstag sin Balken sn unglücklich nuf den Kopf.
da.si er gestern im Ak-idemischen Kranke-nhaius ver-
schieid.

Letzte Drahtberichte

Unsere Gefangenen

-- Vase 1, 29. Zuni. Die Hmnanite inel-
dci: Die sranzösische Regierung hat die Ent-
lassung und Heimbeförderung aller Kriegs-
gefangenen in Frankreich angeordnet, die in
Elsah-Lothringen und im Saarge,
biet beheimatet find. Die Nückbeförderung
der Kriegsgefangenen gefchiehl in 9 Sonder-
zügen nnd wird bis Mitte Zuli beendet sein.

-- Vasel, 39. Zuni. Die Nückbeförderung
der deutfchen Kriegsgefangenen ist eingeleitet.
Sämtliche in Frankreich noch befindlichen
deutschen Zivilinternierten werden entlaf-
sen und erhalten Nückkehrerlaubnis nach
Deutschland. Zm Saargebiet ist schon ein Zug
mit Zivilinternierten aus Frankreich einge-
troffen.

Der Eifenbahnerstreik

Vsrlin, 30. Iuni. Wä-Hrenid der Eisenbabner-
streök albMflaiuen schsrn-t, Leschloflen die Angcst'll-
t'n der Eroßen Berlinsr Straßenbahn uno
d-er Hoch- und Untergrundbahn. am 1.
Iuli in den Ausstcmd ru treten.

Berlin, 29. Jnui. Eine Vevscnnmlnug der E'sen-
bcchniboamten nnd -Arbetter im Zirkus Bu ch svrach
sich ü'berwiegend für die Wiederaus-
nahme der Avbsit aus. Vo'm Minffter Oese^
wuvdo z-wffchen den Be.mnten und ihm volles Em
rerständnis erzislt. Der neu gcWÄHlte Präsidenr
des Boamtentzewerkschastsbundes erklarte nach-
drücklich, datz die Bsamten auff dcm Land? sich von.
den V^vliner Kollegen und Mrbeitcrn trennen rvÄr-
den. falls diefe im Stre't verharren ssvten. Der
Streikcrlatz d?s Reichswc'hrminffters fft d-M'n am
Samstcrg wicder auffgeboben wo-dsn. Die A 'H-'-
bu-ng rourde sofort allen B-'rliner Effen-bcchnh'.ensi-
stellcn bekannt gegeben.

* Drr dttrtsch-östcrreich'sche Vertrag fft sast voll-
ständig sertig. Die übrigen Bedingungen werden
na-Agech-olt.

* Dis ^Deutsche Zeitung" verSoLcn. Dffe Dcutsche
Zsitung" wurde wegen d.s Auffruss: „Rachc sü:
Lie -Schmach von 1919" verboten.

* Nücktritt unabhängig r Volksbeaustragter. Dis
Braunschweiger Landes - Versamm-
l 'ina sffetzte d'i-e beüden zurückgetretenen Volksbe-
anftragten Junke uttd Ecr-ecke (Ilnabh.) durch de
A-bgeordnsten Antrick (Soz.) und Renn-ebur-g (Tem.)
Die Unabhängigen scheidcn damit gans aus der Re-
giernng aus.

Libau von reichsdeut^ch^u Truppen geräumk.

Muff Vefch-l der Reichsregior'ung habon die re chs-
deutschon Trupven Libau g-eräumt. Sie bleibm
nber vorläiufig in der Näbe der Stadt. Die doutsche
Eascrndffchafft siedffte nach Rigcm übcr.

Washington. 28. Zuni. Der Seimt naW
elin-e Entschli-etzun-g an, in der Wiffon um Aus-
kläruirg über die Polrtik der Regrerims m
Sib-irien -und die Belaffsun g amerr-
kanischer Truppen in Scbirren ersticht
wird.

WittkriülBbcöbillhtliWkisittSÄkl^.ZcitiiU

Am 39. Iuni 1019, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Grade
n. Cels.

niederst. ^ höchster

Wärmegrad seit
gestern

Wind-

richtung

Himmel

Lufldr.

mm

9.0

9.0

Niedersc

Mittelir

Temper

Dunstd,

Relativ

15.6

hlag
erte von
itur
uck

Feuchti.

Süd-Ost

gestern:

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bed.

7,5 mi

12,6
10,2 m:
92.7 °/o

749.1

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Heidelberger Verlagsanstalt u. Druckerei G.in.b.S'

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