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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Geldmacher, F. W.: Das frühere Solar-Vergrösserungsverfahren
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Das frühere Solar-Vergrösserungsverfahren.

15 zölligen Sammellinse und eines 271inigen Voigtländer Por-
trätobjectivs, etwa 3 Minuten betragen. Die Umrisse müssen
schwach sichtbar und die Schattenpartien leicht angedeutet
sein. Da das Bild auf dem Bogen negativ erscheint, kann
man nicht beurtheilen, wie weit es positiv vorgeschritten ist,
man bedient sich daher einer gelben Glasscheibe, welche auf
einer Seite matt geschliffen ist; wenn man diese zwischen Ob-
jectiv und Staffelei hält, erscheint das Bild positiv. Tn der
Regel braucht man, namentlich bei kurzen Expositionen, den
Reflexspiegel gar nicht während der Belichtung zu drehen,
was aber bei langen Belichtungen deshalb nothwendig wird,
weil sich der Stand der Sonne fortwährend ändert. Wer als
professionsmässiger Vergrösserer, wie ich, die Negative aus
aller Herren Länder zugesandt bekommt, hat mitunter so
dichte darunter, die stundenlange Exposition erheischen, doch
sind das glücklicherweise nur Ausnahmen, denn wären alle
Negative von dieser Art, dann müsste jeder Vergrösserer wer
weiss wieviel Solarkammern aufstellen, um ein einigermassen
nennenswerthes Quantum fertig zu bringen. (Heute bei den
hochempfindlichen Gelatine-Emulsionspapieren liegen die Ver-
hältnisse zum Glücke ganz anders, da man im Stande ist, mit
dem Momentverschluss und hierbei mitunter noch durch gelbe
Scheiben zu exponiren) Wenn das Bild den richtigen Grad
erreicht hat, wird das Objectiv wieder geschlossen, der Bogen
herunter genommen, und entweder gleich entwickelt, oder auch
auf bewahrt, bis alle an diesem Tage zu fertigenden Vergrösse-
rungen exponirt sind.
Bevor der belichtete Bogen auf die Entwickelungsflüssig-
keit kommt, wird er noch einmal auf dem citronsauren Silber-
bade so lange schwimmen gelassen, bis er sich vollständig ge-
streckt hat, oder, wenn das Negativ hart und zu contrastreich
war, auf einer Lösung von 2procentiger Citronensäure in Wasser.
Die Vergrösserungen werden saftiger und bekommen mehr
Tiefe als ohne diese Zwischenbehandlung, auch legt sieh der
Bogen dann sofort glatt auf die Entwickelungsflüssigkeit, was
mitunter, besonders bei recht trockenem Papier, seine Schwierig-
keiten hat, wodurch leicht Fehler entstehen können, entweder
dadurch, dass der Bogen an einzelnen Stellen länger trocken
bleibt, oder auch, dass die Lösung über die Rückseite schwimmt,
was ebenfalls Flecke verursacht.
Die Entwickelungsflüssigkeit wird zusammengesetzt aus
Wasser, Gallussäure und Eisessig, doch kann der Concentrations-
grad nicht ein für alle Mal feststehend angegeben werden, da
sich derselbe dem Lichte, dem betreffenden Negativ und der
 
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