Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (7.1893)

Fortschritte in der Anwendung der Photographie.

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aufmerksam verfolgen und ihre Förderung in jeder Weise be-
günstigen, fehlt es in dem Vaterlande eines Niepce und
Daguerre noch immer an einer Schule für unsern Stand.
Auf diese Weise lassen wir Andern den materiellen Vor-
theil aus unserem Erfindungsgenie ziehen, indem wir still-
schweigend abwarten, bis sie durch die Wissenschaft, welche
sie sich aneignen, in den Stand gesetzt werden, uns durch
neue und hervorragende Erfindungen den Rang abzulaufen.
So bildet bekanntlich die k. k. Lehr- und Versuchs-
anstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien
Schüler aus, die sämmtlich die gleiche allgemeine theo-
retische und wissenschaftliche Ausbildung geniessen, jedoch
je nach den besonderen Zweigen der Photographie, welchen
sie sich zu widmen gedenken, besondere Curse durchmachen,
durch welche sie sich einmal eine vertiefte Kenntniss der
für jede Specialität im besonderen passenden Technik aneignen,
zugleich sich in derselben jedoch auch durch die Praxis ver-
vollkommnen.
Wer sich später mit dem Lichtdrucke befassen will, braucht
in der That nicht solche ernste Zeichenstudien zu treiben, wie
der Retoucheur den dieselben fernhalten sollen, solche grobe
Fehler zu begehen, wie man sie mit Recht nur zu oft noch
dem Photographen zum Vorwurf macht. In gleicher Weise
muss der Geschmack des Porträt-Photographen durch ein ver-
tieftes Studium der Regeln der Kunst noch ganz besonders ent-
wickelt weiden.
So wird eine grosse Anzahl von Photographen ausgebildet,
die den unsrigen überlegen sind, und naturgemäss wird unsere
Industrie, indem sie hinsichtlich der Güte ihrer Leistungen in
die Hinterreihen tritt, dem Niedergange zusteuern.
Dank der höchst anerkennenswerten Anregung des Obersten
Laussedat war uns in diesem Jahre hier in Paris Gelegenheit
gegeben, einer Reihe von Vorträgen beizuwohnen, welche, von
hervorragenden Männern gehalten, die hohe Bedeutung der
mannigfaltigen Anwendungen der Photographie darlegten. Wir
wollen hoffen, dass diese Vorträge wenigstens den Anlass zur
Errichtung eines öffentlichen photographischen Cursus im
„Conservatoire des Arts et Metiers“ geben werden, wie auch
zur Errichtung einer besonderen Lehranstalt, die unumgänglich
notwendig ist und nicht lebhaft genug gewünscht werden
kann, noch abzuwarten bleibt.
Wir dürfen allerdings hier nicht mit Stillschweigen die ver-
dienstvollen photographischen Curse übergehen, welche seit einer
langen Reihe von Jahren Professor Leon Vidal im „Institut des