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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Nadar, Paul: Fortschritte in der Anwendung der Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0155

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Fortschritte in der Anwendung der Photographie.

Arts decoratifs“ abhält; doch ist bekanntlich der Saal, welcher ihm
dazu zur Verfügung steht, ganz unzureichend, so dass er die
Fülle von Leuten, welche zu diesen Cursen sich einstellen, nicht
zu fassen vermag; ausserdem steht ihm leider keine besondere
Atelier- und Laboratoriums-Einrichtung für diese Curse zu
Gebote.
Und doch ist heutzutage, wo das Arbeitsfeld der Photo-
graphie ein so gewaltig ausgedehntes geworden ist, für die-
jenigen, welche sich ihrer bedienen wollen, unumgänglich noth-
wendig, sich eine bis ins Einzelste gehende Kenntniss der
Mittel, über welche sie verfügt, anzueignen. Man muss sich
davon Bechenschaft geben können, dass für die Mängel, welche
man zu oft der Photographie vorwirft, durchaus nicht dem
Verfahren die Schuld beizumessen ist, sondern dass dieselben
allein durch die von Unkenntniss oder geringer Uebung gewisser
Photographen herbeigeführte mangelhafte Ausführung des Ver-
fahrens verursacht werden. Nur einzig und allein dadurch,
dass man sich einen genaueren und ausgedehnteren Begriff von
dem, was man von der Photographie erwarten darf, aneignet,
wird man dahin gelangen, die Vorurtheile zu besiegen, welche
ihr Ansehen ohne Berechtigung zu lange herabgesetzt haben.
Die Haupteinwürfe, welche man der Photographie gemacht
hat, liefen besonders darauf hinaus, dass man sie eines sog.
Mangels an Naturtreue bezichtigte und ausserdem auf den
Umstand hinwies, dass ihre Bilder nicht haltbar seien, Wir
. haben gesehen, dass für die Unveränderlichkeit photographischer
Bilder durch gewisse Verfahren Gewähr geleistet wird; die
photographischen Glasbilder haben jedoch eine Haltbarkeit,
welche diejenige aller mit der Hand gefertigten Zeichnungen
und Gemälde weit übertrifft.
Die erwähnten Vorwürfe wurden erst dann richtig beurtheilt,
als die Wissenschaft sich der Photographie bemächtigte, sie
als Mittel zur Controlle oder zum Registriren ihrer difficilsten
Versuche benutzte und erklärte, dass die Photographie die wirk-
samsten, oft auch die einzigen Hilfsmittel zur Forschung liefere.
Man muss den Gelehrten, welche als Erste diese Wahrheit ver-
kündet haben, noch um so mehr dankbar sein, als das Ge-
ständniss, dass sie die Photographie bei ihren Forschungen zu
Hilfe nähmen, sie in den Augen mancher Leute geradezu bloss-
stellte. That doch, als Janssen anfing, sich mit der astro-
nomischen Photographie zu befassen, auf die Frage eines seiner
Collegen, was Janssen treibe, ein Anderer den Ausspruch:
„Ach, bleiben Sie mir doch mit dem weg, der ist auf die
Photographie reingefallen.“ Diese Versagung gerechter Beur-
 
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