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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Schmidt, K. E. F.: Ueber Wolkenaufnahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0223

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Ueber Wolkenaufnahmen.

dann auch die absoluten Geschwindigkeiten aus den Bildern
feststellen könnten.1)
Die Apparate würden mit Vertical- und Horizontalkreis zu
versehen sein, die in ähnlicher Weise wie beim Theodoliten
Winkelbestimmungen ermöglichten. Systematisch in dieser
Weise durchgeführte Aufnahmen würden unsere Kenntnisse
über die Luftströmungen in diesen hohen Regionen in frucht-
bringendster Weise erweitern.
Auch für manche andere wichtige Frage scheint mir die
photographische Methode Resultate zu versprechen, z. B. für
die nähere Kenntniss der Wolkengestaltung beim Aufsteigen
eines Gewitters und den Verlauf der Wolkenbildung während
der Annäherung desselben. In gleicher Weise dürfte meiner
Vermuthung nach mit Rücksicht auf die Wetterprognose eine
photographische Festlegung der Gruppirung und Gestaltung
der Wolken am Abendhimmel nicht ohne Aussicht sein.
Auch für die Malerei ist die Aufnahme von Wolken von
hohem Interesse. Die Gestaltung und Gruppirung der Wolken
trägt oft, namentlich in der Ebene, ausserordentlich zur
Stimmung in der Landschaft und zur Erhöhung ihrer Schön-
heit bei.
Wie oft findet man aber auf den Gemälden diesen Punkt
entweder vernachlässigt oder gänzlich entstellt und verfehlt,
indem entweder Verstösse gegen die Beleuchtungsverhältnisse
gemacht oder die Grösse und Gestalt der Wolken unnatürlich
wiedergegeben wurden. Die photographische Aufnahme schöner
Wolkengruppen würde dem Künstler nach dieser Richtung
dankbare Anregung geben.

Die Schwierigkeit, gute Wolkenbilder zu erhalten, ist zu-
nächst durch die Bewegung der Wolken begründet, man ist also
meistens zu kurzer Exposition gezwungen. Ferner wirkt das blaue
Himmelslicht chemisch fast ebenso kräftig wie das Wolkenlicht,
so dass feine Nuancirungen in den Contouren der Wolken auf
dem Bilde schwer zum Ausdrucke zu bringen sind.
Gelingt es, das blaue Himmelslicht abzublenden, so ist
Aussicht auf gute Bilder gegeben.
Zu diesem Zwecke schlug ich einen doppelten Weg ein.
Einmal schien es möglich, mit Hilfe eines Nieol’sehen

1) Die beiden Stationen müsston natürlich zur Ermöglichung der
Verständigung telephonisch verbunden werden und ihre Entfernung müsste
genau bekannt sein.
 
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