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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Soret, A.: Ueber die Verwandlung der mittels der optischen Instrumente erhaltenen virtuellen Bilder in reelle Bilder, welche sich photographiren lassen, und Anwendung dieser Methode auf die Telephotographie und Photomikrographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0263

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Die Verwandlung virtueller Bilder in reelle Bilder etc. 251

Der vierte Fall (Fig. 66,4), bei dein eine Sammellinse in den
Weg der Lichtstrahlen vor ihrer Vereinigung zum primären
Bilde gebracht wird, findet Anwendung bei der Herstellung
zusammengesetzter Objective, bei denen die Hinzufügung des
zweiten Linsensystems die Brennweite des Instruments ver-
ringert und die Grösse der Bilder reducirt, jedoch die Correction
der Aberrationen gestattet.
Die fünfte Abbildung stellt den Gang des Lichtes im
Mikroskope oder im astronomischen Fernrohre, wenn diese
Apparate zur Beobachtung eingerichtet sind, dar, mit der Be-
sonderheit für das Mikroskop, dass, weil das Präparat sich dem
Brennpunkte des Objectivs sehr nahe befindet, das primäre Bild
vergrössert ist. Dieses primäre Bild wird nun mittels des als
Lupe wirkenden Oculars betrachtet. Die vergrössernde Kraft
dieser Lupe (welche man übrigens nicht mit ihrer Vergrösserung
verwechseln darf) ist um so stärker,, als das virtuelle Bild,
welches sie liefert, unter einem scheinbar grösseren Durch-
messer, d h. dem Auge möglichst nahe sichtbar ist. Deshalb
bringt man auch bei der Beobachtung mittels des Mikroskopes
das Ocular dem Auge so nahe, als es das Sehen nur gestattet.
Eine Grenze bietet in dieser Hinsicht nur die Weite des
deutlichen Sehens. Aus diesem Grunde hat bei mikro-
skopischen Untersuchungen das kurzsichtige Auge vor dem weit-
sichtigen einen wirklichen Vortheil.
Das Instrument kann, wenn es so für die Beobachtung
eingerichtet ist, übrigens auf keinen Fall zur Photo-
graphie dienen.
Ich betone dies noch ganz besonders, weil ich mich er-
innere , genau die gegentheilige Behauptung in gewissen Zeit-
schriften gelesen zu haben. Der betreffende Artikel führte
aus, dass, wenn der Apparat ein Mal für das Auge eingestellt
sei, er sofort ein zum Photographiren verwendbarer Apparat
sei, ohne dass man irgend eine Veränderung in der Anordnung
der Linsen in ihrer Stellung zum Präparate zu treffen brauche,
man habe eben bloss das Auge durch eine lichtempfindliche
Platte zu ersetzen; weiter wurde in dem Artikel gesagt, dass
das Bild, welches entstehe, auf diese Weise auf die Platte
scharf einzuwirken vermöge, in jeder Entfernung derselben,
ohne dass eine vorherige Einstellung nöthig sei.
Es ist jedoch durchaus falsch, zu behaupten, dass, wenn
ein Mikroskop für die Beobachtung eingestellt ist, es sich auch
ohne Weiteres in der richtigen Einstellung befindet, um auf
einem jenseits des Oculars aufgestellten Schirme ein reelles
Bild zu erzeugen.
 
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