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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Vidal, Léon: Die Rolle des weissen Lichtes in der orthochromatischen Photographie unter dem Gesichtspunkte der Photographie in natürlichen Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0300

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288

Die Kollo des weissen Lichtes etc.

dass dieses Lieht auf die wiederzugebenden Farben eine ab-
schwächende Wirkung ausübt. Diese Nachlässigkeit hat zur
Folge, dass die starken Lichter, oder anders ausgedrückt, die
am stärksten leuchtenden Theile des Originals sich auf den
Negativen mit einer Intensität wiedergeben, welche der durch
reines weisses Licht erzeugten gleichkommt; diese stark leuch-
tenden Partien können nun aber die Reflexion von Stellen sein,
welche farbig sind und dem Auge ihre, wenn auch in der Be-
leuchtung durch das darauf fallende weisse Licht abgeschwächt
erscheinende Farbe deutlich erkennbar zeigen. Wenn z. B. das
zu reproducirende Original glänzende Flächen von verschiedener
Färbung, etwa rothe, grüne und gelbe, aufweist, so wird das
Negativ an den entsprechenden Stellen an den hellsten Punkten
Dichtigkeiten zeigen, die denen der weissen Stellen entsprechen.
In diesem Falle muss die orthochromatische Correctur eine un-
zureichende gewesen sein, weil da, wo im Auge durch das
Original die Empfindung des Roth, Grün und Gelb erzeug
wurde, die Photographie statt einen Werth, der der Wirkung
der einzelnen Farbe entspricht, wiederzugeben, den Anblick
von reinem Weiss bietet.
Die Frage nach der Ursache dieses Fehlers ist leicht zu
beantworten, wenn man sich nur die Mühe gibt, die Verhält-
nisse etwas genauer zu erforschen. Gleich von vornherein mag
hier betont sein, dass, wenn man, statt im freien weissen Lichte
zu operiren, das Original, welches reproducirt werden soll, unter
ein einfarbiges Lichtbündel bringen würde, die Einwirkung des
weissen Lichtes unterdrückt wird, und, wenngleich zwar die
hellsten Partien noch durch schärfere Dichtigkeiten wieder-
gegeben werden würden, die Wirkung doch eine andere sein
würde, da man es ja dann nicht mehl' mit einem Uebermasse
von actinischem Lichte zu thun hätte.
Nehmen wir einmal an, dass der Gegenstand der Repro-
duction ein Bouquet, bestehend aus Blumen aller möglichen
Farben, sei. Wird dasselbe in gelbes Licht, welches keine
anderen Strahlen enthält, gebracht, so werden die direct
beleuchteten Theile, sowie auch diejenigen, welche am stärksten
glänzen, zwar noch eine grössere Summe von Strahlen reflectiren,
jedoch sind diese Strahlen gelb oder mit Gelb zusammengesetzt.
Eine orthochromatische, für das Grün, Gelb oder Roth empfind-
liche Platte wird deshalb die Wirkung dieser Strahlen ganz gut
wiedergeben, ohne dass das weisse Licht sich geltend macht
und das Resultat ins Gegentheil oder sonst wesentlich verändert.
Enthält das Original eine weisse Blume, so wird diese den
schärfsten Abdruck geben, wenngleich zwar jede orthochro-
 
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