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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0032

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Wistrl. von virginie Demont-Breton.

Die IahreFarMellung 1895 der Lrünstlergenoffenschaft zu München.

vom Herausgeber.

HI» Nachdruck verboten.

^rind in unserer Ausstellung die Franzosen regelmäßig die letzten, weil sie ihren „Salon" nicht gerne ver-
6^ säumen wollen, so war das auch diesmal wieder der Fall. In einem Stück sind sie aber auch jetzt trotz-
dem die ersten geworden: gerade in der Non den neueren Kunsttheorien so gründlich verpönten Profan-
geschichtsmalerei! Hier trägt Oranges „Bonaparte in Ägypten" unbedingt den Preis vor allem sonst noch
in diesem Fache Vorhandenen davon, und zwingt uns ein Interesse ab, wie entfernt kein zweites Bild der
französischen Ausstellung. Freilich ist dieser Herr Orange auch ein geistvoller Mensch und nicht ein schwerfälliger
Pedant, wie so viele gelehrte Professoren, die Napoleons Stiefeln besser gewachsen sind als ihm selber.
Denn hier wird uns der achtundzwanzigjährige Oberkommandierende als genialer Abenteurer mit dem ganzen
Reiz der Jugend vorgeführt, wie er mit seinen Generalen neben einer Pyramide stehend, sich eben einen da
hervorgeholten Sarkophag hat öffnen lassen und den in selbem hineingebetteten viertausendjährigen Herrn
Kollegen mit ruhigem Ernst betrachtet. Hinter ihm, schon viel aufgeregter, steht der lange Kleber mit andern
Generalen und Soldaten, während Herr Denon seine archäologische Weisheit über die Mumien preisgiebt.
Das geschieht aber alles mit dem leichten französischen Wesen, ohne eine Spur der schwerfälligen Pedanterie
und des falschen Pathos, welche die Gros und Girodet, ja selbst noch Delaroche in ihre Darstellungen jener
Zeit legten. Es wirkt darum nur um so überzeugender und man möchte darauf schwören, daß diese leicht-
sinnigen Franzosen, die da im brennendsten Sonnenschein im Sande der Wüste unter den Pyramiden stehen,
so und nicht anders ausgesehen haben müßten. Ja, man wird so gefesselt von dieser Szene, daß man für-
gar nichts anderes rundum mehr Sinn behält — wahrscheinlich um die abgeschmackte Theorie wieder einmal
zu bestätigen, welche der Malerei verbieten möchte, große Menschen und merkwürdige Situationen zu schildern,
und sie auf Packträger als Apostel zu beschränken sucht. — Beim Herausgehen aus der Ausstellung traf ich
dann noch den achtzigjährigen Menzel, der uns in Deutschland zuerst gezeigt hat, wie man Geschichte schildern

Die Aunst für Alle XI, 2. 15. Oktober 1695.
 
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