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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Preis-Ausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0049

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vermischte Nachrichten. — Preisausschreiben.


-l

— Berlin. Die in Tagesblättern vielerwähnte Rede
Anton von Werners bei Gelegenheit der heurigen Preis-
verteilung an der Berliner Hochschule für die bildenden Künste
liegt jetzt gedruckt im authentischen Wortlaut vor. Nach der Er-
ledigung von Dankespflichten gegen die mit dem Tode ab-
gegangenen akademischen Lehrer geht Werner in dem eigentlichen
Inhalt der Ansprache aus von einer Erinnerung an den Studien-
ausflug zur Antwerpener Weltausstellung und gedenkt der dortigen
berühmten Akademie. Es heißt dann:

„Sie alle werden den Eindruck gewonnen haben, einer Anstalt gegen-
über zu stehen, welche, in vornehmster weise ausgestattet, auf breiter und
solider Grundlage das künstlerische Studium pflegt und fördert, vor 50
Jahren haben sich dort zahlreiche deutsche Künstler, unsere hervorragendsten
Manien, als es sich darum handelte, malen zu lernen, ihr Können und
Misten bei den wappers, de Keyser, Gallait, de Biefre und teys geholt,
und es wäre Thorheit, wenn wir heute verkennen wollten, welchen Schritt
vorwärts die deutsche Malerei damals damit gethan hat. Mögen uns die
Werke jener Meister, dem Zeitgeiste entsprechend, heute auch fremdartig
anmuten — eins ist sicher, Flunkerer und Flausenmacher sind diese Meister
nicht gewesen, und wer bei ihnen in die Schule gegangen ist, hat eine solide
Grundlage für sein ganzes Leben mitgenommen. Die pflege des Studiums
der Natur und der alten Meister, d. h. all dessen, was Jahrhunderte vor-
her in mühsamer Entwickelung Gutes geschaffen haben, war ihnen Richt-
schnur und wohl keine zu verachtende. Denn können im weitesten Umfange
des Wortes soll der Künstler vor allen Dingen. Heute macht sich ein
Subjektivismus breit, dessen amüsantesten Ausdruck wohl Herr Beinricb
Pudor alias Scham gefunden hat, als er die Ausstellung seiner Werke bier
mit einem Zuwort begleitete, das etwa lautete: „Ich bin weder Dichter,
noch Maler, noch Bildhauer, aber ich bin Ich und stelle meine Werke aus/'
.Ich habe mehr und mehr die Bemerkung gemacht, daß unter dem
Einflüsse dieser Zeitströmung ein Widerwille dagegen vorbanden ist, sich
für den Künstlerberuf eine solide Grundlage anzueignen und das, was man
früher als Vollendung eines Kunstwerkes bezeichnet bat, überhaupt an-
zustreben. Die subjektive Willensäußerung soll diesen Mangel ersetzen.
Auf diese Basis kann sich eine Kunstakademie als Unterrichtsanstalt nicht
stellen, ohne ihren Beruf zu verfehlen, wir müssen deshalb dahin streben,
den künstlerischen Unterricht immer praktischer zu gestalten und das Studium,
vor allem das der Natur, noch strenger zu betreiben und zu vertiefen. Im

Bruchteil der Studierenden die nötige Aufmerksamkeit zugewcindt wird.
Die vorher erwähnte Plakatkonkurrenz hat so deutlich gezeigt, wie weit die
Künstler, die Maler von Fach, in der Behandlung des Ornaments, in
Zeichnung und Farbe bei dieser Gelegenheit hinter den Kunsthandwerkern
zurückstanden und wie häufig ihre Leistungen durch fehlendes Können und
wissen nach dieser Richtung hin trotz bester Absicht ein unbeholfenes,
dilettantenhaftes Aussehen trugen. Und doch giebt es für die Künstler

und Sie müssen sich doch dessen erinnern, was in dieser Richtung Unver-
gängliches und Unvergleichliches Dürer und Holbein, Rafael und Rubens,
bei den Franzosen tebrun, Lerceau und ganz modern Galland u. a. ge-

sammeln und aufzuspeichern, für welche Ihnen unser Unterricht im um-
fassendsten Maße die Mittel darbietet.

Ich kann mn Sck'Iun^ nur wiederholen, iiNis

In dem Schlußteil seiner Rede geht Werner über zu
den Erinnerungen des Krieges 1870 und leitet so hin zu dem
üblichen Hoch auf den Kaiser. MS'r

— München. Die von E. A. Fleischmanns Hofkunst-
handlung veranstaltete Auktion der Gemäldesammlung Emil Seitz
erzielte einen Gesamterlös von 172480 M. (ohne das Aufgeld
von 10 Prozent); die höchsten Preise wurden erreicht für Anselm
Feuerbachs „Medea" 11700 M. (Konsul Henneberg in Zürich),
für desselben Meisters „Mandolinenspielerin" 10700 M- (Galerie
in Mannheim), Defreggers berühmtes Gemälde „Franzl" ging
nach hartem Kampfe für 9600 M. fort, eine Studie zum „Tanz
auf der Alm" des genannten Meisters erreichte 3800 M., zwei
andere seiner Bilder 3700 und 5150 M., Gabriel Max' „Magda-
lena" wurde mit 5220 M- verkauft, ein Spitzweg mit 2400 M.;
Paul Ritters „Alte Schau in Nürnberg" erzielte 5900 M, eine
„Abendlandschaft" von Siemiradski 5050 M.

* Dresden. Der Kunstausschuß des Vereins zur För-
derung Dresdens und des dortigen Fremdenverkehrs hat be-
schlossen, von Zeit zu Zeit Wettbewerbe für die Kunst
auf der Straße zu veranstalten. Zum erstenmal geschah
dies am diesjährigen Sedantage, indem der Verein für die
schönsten künstlerischen Hausausschmückungen Preise aussetzte.
Die Preise wurden zugesprochen dem Viktoriahaus (Besitzer Hof-
juwelier Mau, künstlerischer Beirat Architekt Lossow), dem Hotel
zu den vier Jahreszeiten am Neustädter Markt (Besitzer Herr
Heinze, künstlerischer Beirat Bildhauer und Maler Professor
Rentzsch d. Ae.) und dem Seiden- und Bandgeschäft von Karl
Schneider für vier, lediglich mit seidenen Bändern und Stoffen
sowie drei Bildwerken geschmackvoll dekorierte Schaufenster.
Als Auszeichnung für hervorragende Leistungen bei Ausstellungen
oder Festlichkeiten, welche in Dresden stattfinden oder auch aus
anderen Anlässen, beabsichtigt die Stadt Dresden ebenfalls Ehren-
preise zu verleihen. Diese Ehrenpreise sollen in einer künst-
lerisch ausgeführten Denkmünze (Medaille) aus edlem Metall
bestehen, deren Verleihung dem Empfänger durch eine vom
Rate zu vollziehende, künstlerisch ausgeführte Urkunde be-
stätigt wird. Zur Erlangung geeigneter Entwürfe sowohl für
die Denkmünze als auch für die Verleihungsurkunde veranstaltet
der Rat zu Dresden soeben einen Wettbewerb, für welchen er je
drei Preise zu 500, 300 und 200 M. zur Verfügung stellt.
Das Programm für den Wettbewerb ist vom Rate zu Dresden
zu beziehen, die Entwürfe sind bis 2. Dezember 1895 nach-
mittags 4 Uhr im Ausstellungsgebäude an der Stiibelallee
abzuliefern. Msss

tr. Düsseldorf. Der Ausschuß der Vereinigung Düssel-
dorfer Bürger zur Errichtung eines Bismarck-Denkmals in unsrer
Stadt hat beschlossen, einen allgemeinen Wettbewerb für die
Ausführung des Denkmals auszuschreiben. Der Antrag, den
Wettbewerb auf Düsseldorfer Kllnstler zu beschränken, fand
nicht die Zustimmung der Generalversammlung. Die zur Ver-
fügung stehende Grundfläche für das Denkmal, dessen Standort
in der Alleestraße, vor der städtischen Kunsthalle sein soll, hat
12 m Länge und 10'/- m Breite. Die Fignr des Fürsten
Bismarck soll ca. 3 m Höhe haben, doch soll dem aus-
führenden Künstler in Bezug hierauf die größtmögliche
Freiheit gelassen werden. Zur Beteiligung an dem Wettbewerb
ist die Einsendung eines Modells in '/« der natürlichen Größe
bis.spätestens 1. Februar 1890 erforderlich. Die für das fertig
aufgestellte Denkmal verfügbare Summe beträgt 100000 M.
Als Preise sind ausgesetzt worden: 4000 M. als ersten, 3000
als zweiten, 2000 als dritten Preis und 1000 M- als vierten
Preis. Zu Preisrichtern wurden gewählt: Bildhauer Professor
H. Stiller, Direktor der Kunstgewerbeschule, und Professor Georg
Oeder, sämtlich in Düsseldorf, Professor Fritz Schaper in Berlin
und Professor Rudolf Maison in München. l"n>i
 
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