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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Künstler und Kunsthändler
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Conrad, Michael Georg: Künstlers Leitspruch
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0131

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Künstler und Knnstbändler. — Künstlers Leitspruch.

Axsopus, Märchen erzählend, von Ls. Möller.

etwas bringen." Und wohin geriete ein Kunsthändler,
der dem jeweiligen Urteil der Kunstkompetenzen folgend,
seine Ausstellungen nach ihrem Urteil einrichten wollte?
Zunächst muß er sich fragen: Wer ist kompetent? Soll
der einseitige Geschmack dem Stamm der ganzen Be-
völkerung okuliert werden? Gerade in unserer Zeit, in
der es so viele „Richtungen" wie Akademien giebt, würde
die Bevorzugung der einen in das Gebiet leichtfertiger
Spekulation fallen. Heute ist der Kolorist en vogue,
morgen der Pointillist und übermorgen der korrekte
Zeichner ä In Cornelius. So schnell wie der Geschmack
sich ändert, bringt der Händler aber seinen Vorrat nicht
an den Mann. Die Folge davon wäre, daß er, wenn
er dem wechselnden Geschmack Rechnung trägt, doch am
Ende eine Anzahl von Werken verschiedener Richtungen
auf Lager behält und dann im Besitz so reich ist wie
jetzt, wo er alles zu bringen bestrebt ist, was Kennern
und Käufern g> fällt. Wir haben eben gesagt, wenn es
keine Kunsthändler gäbe, wäre der Künstler auf den
direkten Verkehr mit den Kunstfreunden und auf die
Ausstellungen angewiesen. Wie steht es aber mit den
Ausstellungen? Nur um sein Licht leuchten zu lassen,
beschickt der Künstler doch nicht die Ausstellungen, er
will auch verkaufen. Bedarf es da nun nicht auch eines
Vermittlers? Werden da nicht auch 10°/o abgezogen —
zur Bestreitung der Unkosten? Warum will man einem
Einzelnen verbieten, was man einer Gesamtheit gewährt?
Warum erscheint die geschäftliche Seite des Ausstellungs-
wesens dem Publikum klarer als die des Kunsthandels?
Weshalb? Weil der Begriff des Handelns die Un-
lauterkeit des Gewinnes qualifiziert. Weil in den
Marktberichten nicht verzeichnet steht: „Ein Böcklin,
3 Meter ä 1000 M." und weil das Publikum in dem
irrigen Wahn befangen ist, ein Kunsthändler sei der
Vampyr des Genies. Von den Opfern, die mancher
Händler bringt, im Vertrauen auf die Entwicklung eines

Talentes oder zur Erhaltung einer entfalteten Kraft,
dringt nichts ins Publikum, wie überhaupt von diesem
Stande geflissentlich alles verschwiegen wird, was einem
Großkaufmann zur Ehre gereichen würde. Wie viele
Kaufleute giebt es wohl, die einem Lehrjungen die
Mittel zuweisen sich auszubilden und auch ein Geschäft
zu gründen — wie wenige achtbare Kunsthändler haben
die Förderung eines jungen unbemittelten Akademikers
verweigert! Bei der Beurteilung des Standes gehe
man ehrlich zu Werke. Putz Deine Brille rein — dann
wird's Dir klar erscheinen.

Anultt'ers Neitsprnch.

Was ängstigst Du Dich als Schassender nur?
Such zur Natur die rechte Spur!

Wie findest Du sie ohn' schlimmes Irren?

Sei selbst Natur, so wird sich's entwirren.

Schau in Dir Dich um wie in einem Garten,
Wo tausend u.riebe der pflege warten.

Lass''die fiebengescheidten Nachbarn gackern,
lllußL Deinen eigenen Acker ackern.

Nb»' eigenen Wesens tiefstes Ergründen
Taumelst Du nur von Sünden zu Sünden.
Gbnc kseilignng durch Geist- und Seelcnwnnder
Bleibt aller Naturalismus Plunder.

William länger, von lsans u.emple.
 
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