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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0164

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s26

vermischte Nachrichten.

Bezüglich der Förderung und Ausführung einer weiteren Reihe
bedeutender monumentaler Werke schweben zur-Zeit die Verhand-
lungen. Aus dem Fonds L wurden in diesem Jahre
54 Kunstwerke zur Verlosung"«», die Mitglieder des Kunst-
vereins angekauft, 52 Ölgemälde, ein Werk der Plastik und zwei
Aquarelle, und die Summe von 38730 M. dafür verwendet.
Die Verlosung derselben fand ain Schluß der Generalversamm-
lung statt. Auch wurden die Wahlen für den Ausschuß für den
Termin 1896/98 vorgenommen. 14384s "

— Horic (Böhmen). Die hiesige, unter der Leitung W.
V. Dokoupils stehende Fachschule für Bildhauer und Steinmetze
hat unlängst ihren 12. Jahresbericht versandt. Aus den darin
enthaltenen Schulnachrichten ist ein gutes Gedeihen der Anstalt
zu ersehen. loo8vs

— München. Der Verein bildender Künstler
Münchens (Secession) hielt am 7. Dezember eine außerordent-
liche Generalversammlung ab. Es wurde beschlossen, 1896 wie-
derum eine Frühjahr-Ausstellung abzuhalten. Arnold
Böcklin und James Guthrie wurden zu Ehrenmitgliedern
des Vereins erwählt, eine Anzahl ordentlicher Mitglieder neu
ausgenommen. Aus den Mitteilungen des Vorstandes ist zu
erwähnen, daß Unterhandlungen im Gange sind, behufs Er-
werbung eines günstigen Platzes, auf dem das Ausstellungs-
Gebäude nach Räumung des jetzigen Platzes an der Prinz-
regentenstraße (Ende 1897) aufs Neue und erweitert zur Auf-
stellung gelangen soll. Eine Huldigung für Menzel bildete den
Schluß der Verhandlungen. l«iisi. '

— Salzburg. Der Gemeinderat hat beschlossen, dem
hiesigen Kunstverein aus Gemeindemitteln eine jährliche Sub-
vention von 300 Gulden, zunächst für 3 Jahre, zu bewilligen
— München. Der
Künstler - Sängerverein er-
ösfnete am Samstag den 14. De-
zember sein.neues Vereinslokal in
der Gabelsberger Brauerei mit einer
„Antrittskneipe". Es war ein
echtes und rechtes Künstlerfest, mit
welchem das neue, vornehm und
wahrhaft künstlerisch ausgestattete,
überaus trauliche Heim eingeweiht
wurde — ein Fest voller Witz,

Humor, Laune und tollen, spru-
delnden Uebermuts, wie es nur in
Jsarathen möglich ist. Die besten
Kräfte waren daran gesetzt, um
ein Heim zu schaffen, in dem
man sich wirklich „heimisch" fühlen
könne; unter den Schöpfern des
Lokals gebührt besonders Mein-
zolt und Backmund uneinge-
schränktes Lob. Die einzelnen
Leistungen des Abends au^usühren
ist uns unmöglich. Es genüge der
Hinweis, daß A- Marcks, Gobbel,

Arends, Bülow v. Dennewitz,

Strathmann, v. Reznicek u. a. ihr
Allerbestes boten; der beste Be-
weis von der unverwüstlichen
Schaffenskraft unserer künstlerischen
Jugend. Besondere Erwähnung
finde das „Festspiel", die textlich
wie illustrativ gelungene Kneip-
zeitung, und das ganz hervor-
ragende Couplet vom „Sammel-
vermerk". Wer aus der „Zeiten
Niederträchtigkeit" einmal auf
einige Zeit zu den Höhen eines
„göttlichen Humores" entfliehen
will, der ist im „Künstler-Sänger-
verein" wohl geborgen. I6i2is
— Zu dem in Heft 7 ver-
öffentlichten Artikel: „Heinrich
Leute mann" erhalten wir nach-
stehende Zuschrift, der wir im Inter-
esse der Sache gerne Raum geben:

„Es muß jedem fühlenden Menschen
weh ums Herz werden, wenn er
die Worte des erblindeten Tier-
malers H. Leutemann liest. Im

Brunnen-Entwurs./-von lvilh. Giesecke.

Alter hilflos dazustehen, wenn die Schaffenskraft, das Auge oder die
Hand erlahmt sind, ist wohl das Schicksal so vieler Künstler, nachdem
sie bereits während ihrer Produttionszeit mit materiellen Wider-
wärtigkeiten zu kämpfen hatten. Wie oft ist das ganze Leben
eines ehrlich strebenden Künstlers ein einziger Dornenpfad und
besonders im Alter ein bitterer Leidensweg, namentlich aber dann,
wenn, wie in dem Fall Leutemann, das Unglück sich so furcht-
bar einstellt. .Vielleicht bringt die Zukunft, wenn ich einmal
nicht mehr bin, in Deutschland auch für solche Fälle eine Besse-
rung, und ich will in dieser Hoffnung gern ein Lpfer dafür
gewesen sein.' — Sind diese Worte des so schwer heimgesuchten
Künstlers nicht an jedes fühlende Kollegenherz gerichtet? —
Müssen wir sie nicht als eine mahnende Aufforderung zu treuem
Zusammenstehen in Freud und Leid auffassen? — Soll es uns,
Ihr werten Kollege», nicht mit Freude erfüllen, daß bereits seit
zwei Jahren als fertige Thatsache dasteht, was Leutemann der
Zukunft anheimstellt? — Nur herbei, Ihr deutschen Künstler:
Maler, Bildhauer, Architekten re., tretet der Renten- und Pensions-
anstalt für deutsche bildende Künstler (Zentralanstalt in Weimar)
bei, diesem genossenschaftlichen Unternehmen, welches für die
Tage des Alters und der Invalidität einen Renten- und
Pensionsbezug jedem Mitgliede sichert. Abgeordnete deutscher
Künstlerverbände haben dieses humane Werk ins Leben gerufen
und das künstlerische Erwerbsleben ist ihnen hierbei Richtschnur
gewesen. — Aber nicht nur an die Bedürftigen ist dieser Appell
gerichtet, er gilt ganz besonders denjenigen Kollegen, welchen
es durch des Schicksals Gunst so leicht wird, Mitglied dieses
Institutes zu werden. „Alle für Einen, Einer für Alle!" das
soll und muß die Devise sein, wo jedwedes künstlerische Glaubens-
bekenntnis sich in einem gemeinsamen Interesse bethätigen kann,
um „in der Einigkeit stark" das
materielle Wohl so vieler hilfs-
bedürftiger Kollegen mit warmem
Herzen anzustreben. Ja, Ihr
großen Meister, ehrt die Anstalt
durch Euren Beitritt und Euer
Wohlwollen! Und Ihr gutsituierten
Künstler und jungen Kollegen haltet
es für eine heilige Verpflichtung
durch Erwerbung der Mitgliedschaft
dieses der Kunst zu großem An-
sehen gereichende Institut zu dem
zu machen, was es sein muß: Der
Ausdruck kollegialster Solidarität!
— Schaut auf die Schriftsteller
und Bühnenangehörigen, was diese
in ihrer Einmütigkeit für die Tage
des Alters ihrer bedrängten
Standesbrüder bezwecken und er-
reichen! — Was dem Invaliden,
dem alternden Kollegen zuteil
werden muß, ist keine Unterstützung,
die erst durch Bitten erwirkt sein
will, sondern ein wohlerworbenes
Recht darauf, welches von keiner
Beschränkung des Wohnsitzes ab-
hängig ist. — Einstimmig ehren
auch die geringsten Künstler die
großen Kollegen an deren Gedenk-
tagen — ehre aber auch der große
Künstler seine Mitbrüder durch
ein genossenschaftliches, segenbrin-
gendes Zusammengehen, damit für
die Zukunft die materielle Sorge
hilfsbedürftiger Kollegen in ein-
zig gebührender Weise gelindert
werde!

Prof. Paul Rieß-Weimar."
— Weimar. Im hiesigen
„Künstlerverein" schwebten seit
Jahren Differenzen, die durch einen
Beschluß der kürzlich abgehaltenen
General-Versammlung, wonach die
Mitglieder des Hoftheaters und der
Hofkapelle wieder in den Verein
aufzunehmen sind, hoffentlich ihr
Ende erreicht haben werden.

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