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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0178

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Personal- und Atelier-Nachrichten.

,57

Getreu bis in den Lob. von Albert Baur.

H Karlsruhe. Ferdinand Kellers Jubiläum.
Am 30. November vorigen Jahres war es ein Vierteljahrhundert,
seit Ferdinand Keller als Professor der Historienmalerei an der
hiesigen Akademie der bildenden Künste im weitesten Kreise segens-
reich wirkte. Die Bedeutung des Meisters für die Deutsche Kunst
und für die Kunstblüte seines engeren Vaterlandes ist an dieser
Stelle in den beredten Worten des hochverdienten Herausgebers
dieser Zeitschrift des öfteren schon rühmlichst hervorgehoben
worden, so daß wir es hier unterlassen können, näher darauf
zurückzukommen. Die gesamte Karlsruher Künstlerschast wollte
es sich nicht nehmen lassen, diesen Ehrentag ihres hervorragendsten
und herühmtesten Mitgliedes in würdigster Weise zu feiern. Der
Verein bildender Künstler ernannte den Meister zu seinem Ehren-
mitglied, das Lehrerkollegium der Akademie, unter Führung des
derzeitigen Direktors Prof. Schönleber, die Schüler der Akademie
und die ehemaligen „Keller-Schüler", unter Führung des Direktors
der Kunstgewerbeschule, Goetz, der präsidierende, kunstsinnige
Staatsminister Nokk — der im Auftrag des Landesherrn dem
Jubilar einen hohen Orden in Brillanten überreichte —, der
Stadtrat der Vaterstadt des Künstlers, Karlsruhe, an deren un-
geahntem künstlerischen Aufschwung dieser so große Verdienste
hatte, sie alle gratulierten persönlich unter Ueberreichung von
zahllosen Lorbeerkränzen und Blumenspenden. Abends fand in
dem entsprechend festlich dekorierten Saale des Künstlervereins,
unter Anwesenheit der Obengenannten, sowie überhaupt der Elite
der hiesigen Gesellschaft die glänzende Hauptfeier statt, die sich
zu einer einzigen, fortgesetzten Ovation für den großen Meister
gestaltete. Der künstlerische Mittelpunkt derselben war ein von
dem Maler Otto Eichrodt geschickt verfaßtes, die Hauptgestalten
der Kellerschen Muse in wohlgelungenen lebenden Bildern ver-
führendes Festspiel. Von einer ursprünglich geplanten öffentlichen

Ausstellung der Werke des Künstlers hatte man hauptsächlich
aus dem Grunde abgesehen, weil man wußte, daß derselbe
diesem Unternehmen in seiner bekannten Bescheidenheit und
Zurückhaltung abhold war. Nur das Großh. Kupferstichkabinet
veranstaltete eine Ausstellung der in Brasilien gefertigten meister-
haften, mehreren Kundert Studien des Jubilars, in welchem
Lande derselbe bekanntlich als Jüngling mehrere Jahre in an-
gestrengter künstlerischer Thätigkeit zubrachte Möge es dem, in
der Vollkraft seines Alters und seiner farbenprächtigen Kunst
stehenden Meister vergönnt sein, noch recht lange zum Ruhme
der Deutschen Kunst, wie bisher, zu schaffen. — Professor Heer
hatte jüngst das gußfertige Modell seines hiesigen Kaiser-
denkmals, an dem er mehrere Jahre in angestrengtester Thätig-
keit gearbeitet, öffentlich ausgestellt und fand damit allseitige,
wohlverdiente Zustimmung. Das am hundertjährigen Geburts-
tage des Heldenkaisers zu enthüllende Denkmal, dessen nähere
Würdigung wir uns für diesen Zeitpunkt Vorbehalten, verspricht
eine Meisterleistung unter den teilweise künstlerisch ziemlich minder-
wertigen Kaisermonumenten in deutschen Landen zu werden. —
In die engen Räumlichkeiten des hiesigen Kunstvereins — schon
so oft der Tummelplatz ziemlicher Talentlosigkeit und Geschmacks-
verirrung — war für die letzten Wochen ein wirklicher gott-
begnadeter Künstler, Hans v. Bartels, eingezogen, vor dessen
unübertrefflichen Meisterwerken, namentlich seinen farbenprächtigen,
aus dem Vollen geschöpften, naturwahren Aquarellen, es manchem
wie Schuppen von den Augen fiel, der sich bisher in dem engen
Horizont des einheimischen Kunstgetriebes vielleicht für ein großes
Talent gehalten hatte. Diese enorme Vielseitigkeit der künstlerischen
Motive, diese spielende, virtuose Leichtigkeit des Schaffens, dieses
ursprüngliche, tiefe und poetische Naturgefühl finden sich heutzu-
tage nicht leicht so bei einem vereint, wie bei Hans v. Bartels,
und sie stempeln den Meister deshalb zu einem der bedeutendsten
unserer lebenden Maler. — Auf dem Gebiete der vervielfältigenden
Kunst versucht sich Professor Krauskopf neuerdings in meist
nicht gerade allzusehr gelungenen Lriginalradierungen; sein

iS

Die Run- für Alle XI.
 
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