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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Berger, Ernst: Einladungskarten für Künstlerfeste einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0209

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Lrnst Berger.

Cederström, Prof. Holmberg, Pixis,
Bever und Siegert stehen, unserem Vor-
haben entgegenkamen, sei ihnen auch an
dieser Stelle gedankt.

Es ist ein kleines Stuck Kunst- und
Kulturgeschichte der letzten 50 Jahre, das
uns entgegentritt, wenn wir die Einladungs-
karten, der Zeit nach geordnet, überblicken.
Von Künstlergcsellschaften, deren Namen
kaum mehr gekannt, finden wir Einladungs-
karten zu Maskensestcn, Kneipen oder länd-
lichen Unterhaltungen, und wie einfach, be-
scheiden muten die in Holzschnitt oder Stein-
druck ausgeführten Blätter uns au, gegen
die jetzt üblichen, überaus verfeinerten photo-
mechanischen Vervielfältignngsarten! Aber
der Humor, die starke Seite des stets heiteren
Völkchens, er war damals ebenso kräftig,
vielleicht noch gesünder als heute.

Von den ältesten Karten sei die von
Neureuther, dem Bruder des berühmten
Erbauers der Polytechnik und der neuen Akademie gezeichnete, vom Jahre 1839, erwähnt, die zu einer „Versamm-
lung der Künstler im Prater" cinladet; dabei steigt auch die poetisch gelegene, von uralten Bäumen beschattete Jsar-
insel in unsere Erinnerung, die lange Zeit verschlossen, durch die Schaffung der „Jsarlust" wieder ein beliebter
Aufenthalt an heißen Sommerabenden geworden ist. Die hier in Abbildung a. S. 161 gegebene Karte zum Masken-
ball der Künstler im Odeon im Jahre 1840, von Kaspar Braun, dem Holzschneider und Begründer der
„Fliegenden Blätter", entworfen, zeigt Albrecht Dürer und Kaiser Maximilian von einem Schalksnarren geführt.
Der „Bayerische Landbote" von damals berichtet ausführlich über dieses äußerst gelungene Fest, an dem über
500 kostümierte Personen teilnahmen. Der Festzug, der ursprünglich durch die Straßen der Stadt, aber wegen des
allzu schlechten Wetters nur vom Hofthcater durch die Gänge der Residenz und die Arkaden nach dem Odeon ging,
brachte im großen Ballsaale dem königlichen Hause seine Huldigung dar. Er bestand aus „1. dem Aufzug
der Bürger, 2. dem Zuge des Kaisers und seines Gefolges, 3. einer Mummerei zur Belustigung des Kaisers,
der an solchen Ergötzlichkeiten besonders Gefallen fand". Die Festlieder waren von Franz Lachner komponiert,
vr. Förster verfaßte die Gedichte für Hans Sachs w. Leider verschweigt der Bericht die Namen der Haupt-
darsteller, des Kaiser Max, Albrecht Dürer, Hans Sachs, und wie sie alle heißen mögen. Das Fest selbst,
welchem der große Nürnberger Meister Dürer seinen Namen gab, hat den Nus der Münchener Künstlerfeste
begründet, die fortan den Mittelpunkt karnevalistischer Vergnügungen bildeten.

Aus der folgenden Zeit sehen wir Karten der Künstlcrgesellschaft „Stubenvoll", nach dem gleichnamigen
Bräuhaus genannt, in welchem das in gotischem
Stile gehaltene Kneiplvkal sich befand; von diesem
besitzt die historische Sammlung einige aquarellierte
Abbildungen, sowie etliche Humpen, die bei frohen
Liedern die Runde machten. Die gedrückte Stim-
mung, welche dem Jahre 1848 vorausging, mag
den Mangel an größeren Festen erklären; bald
darauf sehen wir jedoch (1852) von der gleichen
Gesellschaft einen großen Künstlermaskenball im
Odeon arrangiert, zu welchem kein geringerer als
Moritz v. Schwind die Einladungskarte (Abb.
siehe oben) beistellte. Ein junger Genius bringt
herniedersteigend eine leuchtende Schale, die Freude,
dem im Dunkel befindlichen Arbeiter, der, geblendet
von dem Glanze, aufwärts blickt. Meister Schwind
hat auch die Zeichnung für das Plakat geschaffen,
das einige weibliche Figuren in Maskenklcidung zeigt.

Und wie billig waren damals noch die Eintrittspreise!

Für Damen 1 fl. 12 kr., für Herren das Doppelte!
 
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