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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Riegel, Herman: Die Betrachtung der Kunstwerke, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0219

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«7»

German Riegel. Die Betrachtung der Kunstwerke. — Personal- und Atelier-Nachrichten.


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* Dresden. Ter Ausschuß für das Ludwig Richter-Denkmal
hat beschlossen, dem Preisausschreiben gemäß mit dem Bildhauer Eugen
Kircheisen, dem Träger des ersten Preises, in Verhandlung zu treten.
Da dieser Künstler aber noch kein größeres Werk geschaffen hat, welches
das Gelingen eines so hervorragenden verbürgen würde, ist ihm auf-
gegeben worden, zunächst seinen Entwurf in V- der Denkmalsgröße und
den Kopf Ludwig Richters lebensgroß zu modellieren. Nach dem Aus-
fall dieser Arbeiten soll weiter beschlossen werden, ob Kircheisen den Auf-
trag für die Ausführung des Denkmals erhält oder nicht. In der be-
treffenden Sitzung des Ausschusses traten verschiedene Redner für den
mehr volkstümlich gehaltenen Entwurf Peter Pöppelmanns ein, wie
überhaupt für ein volkstümliches Denkmal viel Stimmung vorhanden
war, während man der monumentalen Auffassung gerade bei dem
Richter-Denkmal im ganzen mehr abgeneigt war. Allerdings traten zwei
Mitglieder des Ausschusses in Uebereinstimmung mit dem Urteil der
Preisrichter, das insbesondere Schaper verteidigt hatte, für den Kirch-
eisenschen Entwurf ein. IS074Z

— Innsbruck. Im Laufe des Winters wird von den beiden
Malern Zeno Diemer und Franz Burger ein Panorama der
„Berg Jsel-Schlacht" gemalt werden, für das als Hauptscene mit dem
Anreger desselben, Schriftsteller I. C. Platter, der Moment vereinbart
worden ist, in welchem am Abend des Schlachttages der letzte von
Marschall Lefebre geleitete Ansturm auf die Berg-Jsel-Höheu von Andreas
Hofer und seinen Tirolern auf der ganzen Linie und vielfach im wilden
Handgemenge abgeschlagen wird. lsrisi

^ München. Der als Mitinhaber von E. A. Fleischmanns
Hoskunsthandlung in München in weiteren Kreisen bekannt gewordene
Kunsthändler Albert Riegner ist mit Beginn dieses Jahres aus ge-
nannter Firma ausgeschieden, um unter seinem Namen einen neuen

weniger die verstandesmäßige und gelehrte Bildung,
sondern mehr die poetische Begabung, und wer diese
nicht hat, wird nie, auch nur auf annähernd befrie-
digende Weise, den eigenen Eindruck eines Kunstwerkes
äußern und in Worte fassen können. Zwar nichts ist
ja leichter, als wenn man ein Bild vor sich hat, zu
sagen oder zu schreiben: „rechts steht ein Haus, davor
sitzt ein Kesselflicker, neben ihm zieht sich der Weg in
den Hintergrund, links sieht man Enten und Schweine,
hinter denen Bäume stehen u. s. w.". Solche Be-
schreibungen, die für gewisse Fälle allerdings ihren
Wert haben, können jedoch als Schilderungen der
Kunstwerke und der Eindrücke, die diese Hervorbringen,
nicht erachtet werden. Goethe sagt ganz treffend:
„Wollen wir von bildender Kunst Rechenschaft geben,
so muß wohl überlegt werden, wie dasjenige, was
neben einander vor unserm Auge steht, in einer
Wortfolge wieder lebendig werden könne. Zu dieser
Kunst des Darstellens gehört freilich ein eigenes
Naturell, es läßt sich aber auch manches überliefern
und anffassen, da eine solche Arbeit an das Rhe-
torische grenzt". Die vollkommene Schilderung eines
bedeutenden Kunstwerkes müßte eine philosophisch-
dichterische Wiedergabe desselben sein, die an innerer
Tiefe und reifer Darstellung jenem in der Weise
gleichsteht, wie dies etwa ein meisterhafter Kupfer-
stich gegenüber dem Originale thut.

(Der Schluß im nächsten Hefte.)

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