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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Rolfs, Wilhelm: Herkomers Maldrucke
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0255

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kserkomers Maldrucke, von w. Rolfs.

eilen. Dennoch wird er mit Vorliebe schnell arbeiten,
da das neue Pigment außerordentlich leicht die gewünschte
Wirkung hervorbringt.

Prüft man die so „aus dem Vollen" bemalte Platte,
so bemerkt man, daß das Pigment darauf verschieden
dick ist. Auf diesem Umstand beruht das Wesen der
Erfindung, ohne daß der Künstler deshalb sein be-
sonderes Augenmerk
darauf zu richten
braucht; denn die
verschiedene Ober-
flächenstärke des
Pigments stellt sich
ganz von selber ein.

Die noch feuchte,
bemalte Fläche wird
nun mit einem
besonderen Pulver
so dick überstaubt,
daß weder die
schwarze Farbe noch
irgend eine Metall-
fläche mehr sichtbar
sind. Dieses Pulver
setzt sich aus zwei
Bestandteilen zu-
sammen, deren eines
ihm den eigentüm-
lich körnigen Cha-
rakter giebt, wäh-
rend das andere sich
durch hohe elektrische
Leitbarkeit auszeich-
net. Überflüssiges
Pulver wird durch
Klopfen ander Rück-
seite der Platte ent-
fernt. Doch genügt
dies nicht, sondern
man fährt nun noch
mit einem breiten
weichen Kamelhaar-
pinsel so lange auf
der Platte umher,
bis kein Pulver
mehr abgeht. Die
gröberen und feine-
ren Körnchen haften
in einer eigentüm-
lich bestimmten
Weise an, indem
nämlich die gröberen
sich dort festsetzen,
wo das Pigment
dicker, die feineren aber, wo es dünner war, wie bei
den grauen und Hellen Tönen. Von dieser hervorragenden
Eigenschaft des Pulvers hängt die Vortrefflichkeit der
Platte ab: es überzieht sie, wie Herkomer hervorhebt, ge-
nau nach der Tiefe des Tones in verschiedener Körnigkeit.

Von dieser ursprünglichen Platte wird das Negativ
auf galvanoplastischem Wege hergestellt.

^ Dank der äußerst guten Leitungsfähigkeit des Pulvers
überzieht sich die Platte, die in ein galvanisches Bad ge-

bracht ist, in zehn Minuten mit einer feinen Kupfer-
schicht. Die Stärke des Stromes und Bades muß durch
sorgfältige Übung erprobt werden; arbeiten beide erst
einmal befriedigend, so ist die erfolgreiche Wirkung un-
ausbleiblich. — Die Platte läßt man in dem Bade, bis
sie mit einer Kupferschicht von gewöhnlicher Druckstärke
bedeckt ist, also je nach Bedarf 6—10 Tage. Beim

Herausnehmen fin-
det man, daß das
Kupfer über die
Ränder der Platte
hinausgegangen
und daß der neue
galvanische Abdruck
nach den Rändern
zu am stärksten ist.
Man trennt beide,
indem man die Rän-
der abfeilt, und hat
nun eindruckfertiges
Negativ.

So viel über das
Verfahren. Her-
komer ist selbst in
einiger Verlegen-
heit, wie er es be-
nennen soll und
sieht mit gutem Ge-
schmack von Barba-
rismen wie Her ko -
type, Komer-
gravüre ab. Er
entscheidet sich zö-
gernd für painter-
enZraviog, das wir
mit dem einfachen
„Maldruck" wie-
dergeben möchten.

Der Schabkunst
gegenüber, der das
neue Verfahren in
der Wirkung ver-
wandt erscheint und
die Herkomer wegen
der Weichheit ihrer
Töne ganz besonders
hochschätzt — er
nennt sie eine „wahr-
haft liebenswerte
Kunst" — hat der
Maldruck den Vor-
teil, daß er frisches,
unmittelbares Ar-
beiten vor der Natur
erlaubt, während die Schabkunst lange, mühevolle Arbeit in
der Werkstatt voraussetzt und viel Zeit, eine unglaubliche,
quälende Geduld und besondere Geschicklichkeit erfordert.
Als solche berechnete Werkstattkunst eignet sich das Mezzo-
tint daher besonders zur Wiedergabe von Bildern und
Gemälden, und wird stets begeisterte Jünger finden. Aber
es ist ein negatives Verfahren, und damit ist dem Maler
nicht gedient. Auch liegen darin Unvollkommenheiten,
die kaum ganz zu vermeiden sind. Der Maldruck hin-

Taxete „Das Hfauen-Muster", ausgeführt nach Walter Lranes Entwurf.
 
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