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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0289

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22S

Die Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession ;sye.

Bildnis, von ffieronymus Lairati.

Keines von Segantinis Bildern, die Zeich-
nungen inbegriffen, ist Experiment. Keines zeigt spie-
lende Geschicklichkeit. Sie haben nichts Einschmeichelndes.

Alles atmet eine gewisse herbe Schönheit, weil es wahr
ist und den Menschen im wirklichen Verhältnisse zur
Natur zeigt, nicht in einem erdichteten oder gar anekdoten-
haften. Ihnen fehlt alles und jedes, was sie zur de-
korativen Erscheinung stempelt, sie sind „bedingungslose
Hingebung an das Wirkliche". In ihm ist das Wort
Millets zur leitenden Idee geworden: »se vouckrsis gue
les etres <pue je repcesente niest l'nir voues n leur
Position et ign'il soit iinpossidle ck'imuZiner gu'il lenr
puisse venir L l'ickee ck'etre untre cliose gue cs gu'ils
sont.... Bes oeuvres gue nons uimons ce n'est gu'
ä cnuse cm'elles procäckent ck'elle (cks ln nnture näm-
lich)" u. s. w. S. wird oft mit Millet verglichen. Das
beruht hauptsächlich auf der Verwandtschaft des Dar-
gestellten dem Thema nach. In beiden ist der »cri cke
ln terre« die bewegende Kraft, in beiden das Zurück-
weisen jeglichen Zugeständnisses an das Publikum auf
Kosten der Wahrheit gleich stark, in beiden die Be-
tonung des Lebensernstes vorwiegend. Indes ist
Segantini als Maler eine vielfach durchaus von Millet
differierende Erscheinung. Stellt er auch wie dieser z. B.
die Gewänder fast niemals durch Falten gegliedert und

mit Betonung des Stofflichen dar, so liegt doch in der ganzen Farbenerscheinung seiner Bilder etwas weit
klareres, tonigeres, luft- und lichtdurchwobeneres, als das bei Millet der Fall ist. Segantini beherrscht die
Mittel der Farbe in ganz anderem Maße als der große Einsiedler von Barbizon es that. Er giebt dem
Räumlichen durch dieses Mittel einen weit prägnanteren Ausdruck, er strebt selbst bei seinen mit ganz wenigen
Tonmitteln zur Wirkung gebrachten Zeichnungen auf die malerische Erscheinung hin und hat darin Resultate

erreicht, die geradezu einzig dastehen. An diesen
offenbart sich wieder einmal im vollsten Maße die
Wahrheit, daß wirklich bedeutende Menschen mit den
einfachsten Mitteln weit gewichtigere Resultate er-
zielen, als andere es mit Aufgebot von Pauken und
Trompeten zuwege bringen.

Die zweite der ausländischen Künstler-
Erscheinungen, welche gerade dieser Frühling-Aus-
stellung einen Stempel besonderer Art geben, ist
Walter Crane. Seine große, in allen bedeuten-
deren Städten Deutschlands und Österreich-Ungarns,
ja sogar der Schweiz, gesehene Kollektiv-Ausstellung
ist nun endlich auch nach München gekommen, freilich
nicht auf Veranlassung jener Kreise, die eine Be-
fruchtung ihrer allmählich in konventionellen Formen
erstarrenden Arbeit dringend notwendig haben, der
Kunstgewerbe Treibenden nämlich, nein, nein, die
Maler haben ihn gerufen. Befremdend wirkt es in-
dessen, daß aus dem Ensemble des Craneschen Werkes
wichtige Glieder von der Ausstellung ausgeschlossen,
andere nur bruchstückweise und unzusammenhängend
vorgeführt sind. So ist z. B- aus dem höchst bedeu-
tenden Cyklus: »Bcboes ok lckellns« — er zählt ca.
hundert Blätter — nicht ein einziges zu sehen; das
für Crane außerordentlich bezeichnende Bild »BKe
Sxiegelbildnis. von Max Slevogt. bliche of I.iLe«, von dem einige unwesentliche Studien

Frühjahr-Ausstellung Is896 des Vereins bild. Künstler („Secession") in München. AN sk^kN sind, ist gleichsvll§ Nicht d(l ^ dkv ÜdeiMN§
 
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