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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0294

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Die Habresausstellung im Wiener Künstlerhause.

Nus Dachau, von Ludwig Dill.

„Jungblut" ist die Parole. Seit dem erfolgreichen
Gastspiel der Münchener Secessionisten konnten die
Jungen kühner werden. Und sie sind es geworden. Die
Ausstellung trägt ihr Gepräge, vorwiegend wenigstens.
Sie haben das Wort in der Hängekommission gehabt,
sie haben gehängt und bisweilen auch „gehenkt". Die
Ausstellung mit ihren 570 Katalognummern ist noch
nicht vollständig, die Menzel-Ausstellung im großen
Saale des Hauptstockes noch nicht eröffnet. Ich glaube,
daß die Jungen recht gerne vorläufig „ohne Menzel"
eröffnet haben! Der Altmeister vom Norden ist eine
gefährliche Konkurrenz, hat er doch schon so lange vieles
von dem weg, was man für neu ausgeben möchte, von
jener Kunst, die Menschen und ihr Gehaben „von innen
heraus" zu malen. Wir freuen uns auf Menzel, sein
Lebenswerk wird ein belehrsames und manchen Tages-
stolz dämpfendes Ausstellungsbild bieten. Wenn unsere
Stürmer und Dränger dasselbe eifrig studieren, kann
es ihnen nur von Nutzen sein. Was die Beteiligung
an der Jahresausstellung anbelangt, so darf man dies-
mal nicht außer Acht lassen, daß es dafür selten ein so
schwieriges Jahr wie dieses Jahr 1896 gegeben hat.
Überall Massenbilderschau, eine große, weitbesetzte Gast-
maltafel der Kunst in Europa: in Berlin, in München,
in Paris, in Budapest zum Millenium. International
sind wir denn auch diesmal im Künstlerhause durchaus
nicht, bewährte Freunde aus München, Berlin und
Italien ausgenommen, hat uns das Ausland nahezu
im Stiche gelassen. Aus England, dessen Malerei sich
in Wien so viele Freunde und Bewunderer gemacht,

nichts, aus Paris fast nichts und Spanisches blutwenig.
Wir sind leider allzusehr „unter uns", unter alten Be-
kannten mit bekannten Gesichtern und das Publikum
will eben immer neue Gesichter. Was es davon zu
sehen bekommt, ist allerdings nicht immer besonders
dankbar für den Markt. Und an den Markt zu denken,
ist immer gute Kunstpolitik, die idealeren Bestrebungen
brauchen darunter durchaus nicht zu leiden.

Die Plastik ist, wie allemal, im großen Hofsaale
vereinigt. Sie fällt zuerst ins Auge, zeigt eine an-
ziehende Seite der Ausstellung, denn sie hat gute, teilweise
beste Haltung. Ein Wort sei ihr denn sofort gewidmet.
Ich stelle Arthur Straßer voran, welcher für seine
grünbronzierte Gipsgruppe des „Triumvirn Antonius",
der auf dem Löwenwagen Italien als Triumphator
durchzieht, soeben den Reichelpreis erhalten hat. Mit
Recht, denn selten wird es einem Bildner gelungen
sein, mit einer kleinen Gruppe eine so monumentale
Wirkung zu erzielen wie hier. Man hat sofort den
lebhaften Wunsch, diese Gruppe im großen ausgeführt
zu sehen. Der Prager Meister Joseph Myslbek
kommt für Großplastik höchst eindringlich mit zwei Wer-
ken zu Wort: seiner Skizze zum Denkmal des heiligen
Wenzel — so fromm-schlicht, heilig-ruhig und welt-
entrückt denke ich mir das Monument für den heiligen
König — und mit einer Kolossalfigur des verstorbenen
Kardinals Fürsten Schwarzenberg in betender Stellung,
die groß entworfen, entsprechend wirkt. Der bekannte
Maler und Kostümier des Burgtheaters, Joseph Fux,
überrascht durch die lebensgroße Gruppe eines Rüden-
 
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