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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten
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252

Ausstellungen und Sammlungen.

r. kt. München. Nicht uninteressant ist die gegenwärtig hier
stattfindende Ausstellung der Konkurrenz-Modelle um das zum Ab-
schluß der Prinzregentenstraße bestimmte „Friedensdenkmal".
Wie gewöhnlich bei solchen Wettbewerben haben sich gerade die
anerkanntesten Münchener Bildhauer, mit einer einzigen Ausnahme,
von dem, durch lästige Bedingungen viel zu eingeschränkten Konkurs
ferngehalten. Dieser einzige aber, Maison, giebt mit seinem
Modell so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was verlangt
war, d. h. statt einen: Friedensdenkmal eine unbestreitbar ganz
geniale Verherrlichung des Krieges, der, die Brandfackel in der
Hand, auf einem mit vier Rossen bespannten Wagen triumphierend
über ein leichenbedecktes Schlachtfeld einherzieht, eine schlangenge-
gürtete Furie neben sich. Weit hinten sieht man den Friedensengel
am Himmel Heraufziehen, sehr als Nebenfigur, während die Krieges-
furie vorne mit wilder Energie geschildert ist. Das von der Jury
wunderbarerweise an erster Stelle gekrönte Modell von Düll,
Pezold und Heilmaier ist offenbar wohl nur aus Verlegenheit
prämiiert, da es bei seinen winzigen Figürchen gar keinen Anhalts-
punkt für das Können der drei Preisträger bietet. Immerhin mehr
verspricht das Modell von Bern auer, Romeis und Wadere, das
übrigens nur einen zweiten Preis erhielt. — Derunglückliche Gedanke
einer Säule mit Figur oben kehrt dann noch ein halbdutzendmal
wieder, um seine Unbrauchbarkeit jedem einleuchtend zu machen.
Bemerkenswert sind dieModelle von Balth. Schmidt, Beyrerjr.
und eine gute gemalte Architektur, wie denn überhaupt viel Talent
an den Arbeiten erfreut, wenn man sich auch sagen muß, daß
keine zur Ausführung reif sei. Jedenfalls würde die des Maisonschen
Entwurfs München wenigstens um ein hochinteressantes Knnstwerk
bereichern, und das ist am Ende doch die Hauptsache. lkisvj
Hst- Frankfurt a. M. Frankfurt hat in einer der letzten
Wochen zum Besten der Kunst mehr gethan und mehr aus-
gegeben als sonst womöglich in einem Jahre geschieht. Dieses
Wunder hat die Frankfurter Künstlergesellschaft zu Wege gebracht
durch die Veranstaltung eines Riesenbazars, der unter der Firma
„Altfrankfurter Tage" vom 15. bis zum 17. April die Ge-
müter in Atem erhielt. Zu Grunde lag ein karitativer Zweck,
der Reingewinn sollte in erster Linie zur Gründung eines Unier-
stützungsfonds für die Frankfurter Künstlergesellschaft dienen.
Wohlthätigkeitsfeste sind in Frankfurt nichts Seltenes, und so
war auch für die Altfrankfurter Messe, in deren Gewand sich dieses
Fest gehüllt hatte, alles Erforderliche zur Hand: sowohl ein kauf-
und schaulustiges Publikum, als auch die opferwilligen Arbeits-
losen der eleganten Welt, die immer-zu haben sind, wenn es
gilt, sich zum Besten der leidenden Mitwelt für ein paar Tage
zu amüsieren, und die hier die Rollen der kostümierten Ver-
käufer bereitwilig übernommen hatten. Doch das gehört auf ein
anderes Brett. Hier interessiert uns nur die künstlerische Leistung,
die das Fest erforderte, und die war über alles Lob erhaben.
Und warum auch nicht? „Wann Frankfurt ausfahrt, fahrt's vier-
spännig aus" ist hier ein altes Sprichwort: an Mitteln fehlt es
nie. Es fehlte diesmal aber auch vor allem nicht an einer rührigen,
Phantasie- und humorbegabten Künstlerschaft, die das rechte Maß
von Geschick und Temperament für eine solche Veranstaltung zur
Verfügung hat. Da der herrschende Modegeschmack dem Zeit-
alter des Empire, oder, wie man jetzt ja wohl sagen muß, des
Kongresses huldigt, so war für die Jnscenierung des Ganzen,
Stadtbild und Kostüme, die Zeit gewählt, „als der Großvater
die Großmutter nahm". Und nun denke man sich das gemüt-
liche, malerische Gewinkel der alten Reichsstadt mit seinen Gassen
und Gäßchen, Bastionen, Kirchtürmen und Meßbuden in flott ge-
malten „lebensgroßen" Dekorationen dargestellt, belebt von allem,
was der guten alten Zeit an liebgewordenen Requisiten, Volks-
bräuchen und Volkswitzen zur Charakteristik dient; in der That
ein Ensemble von seltener Originalität der Wirkung! Lebende
Bilder aus Frankfurts Vergangenheit, von den Malern Hamel,
Schrödl, Beer u. a. gestellt, fanden an den Abenden reichen
Beifall. Besondere Anerkennung verdienten neben diesen Künstlern
die Architekten Hänle, von Hoven und Lüthi, welche, von Deko-
rationsmaler Knoll unterstützt, das ganze, leider nur zu vergäng-
liche Meßparadies, zum Teil in getreuer Nachbildung der be-
kanntesten und reizvollsten Altfrankfurter Profanbauten geschaffen
hatten. Die Mühe aller Beteiligten hat sich, wie man hört, durch
ein über Erwarten günstiges finanzielles Ergebnis gelohnt. Der
Reinertrag wird nach vorläufiger Schätzung mit 150000 M.

nicht zu hoch berechnet sein. — Die rührige Kunsthandlung von
I. P. Schneider, die der Frankfurter Kunstwelt schon so manche
willkommene Anregung zu schaffen gewußt hat, veranstaltete in
den letzten Wochen eine Ausstellung von Werken des in der letzten
Zeit mehrfach in der Oeffentlichkeit genannten Frankfurter Malers
Wilhelm Steinhaufen, wie sie in solcher Vollständigkeit wohl
noch nie beisammen gewesen sind. Steinhausen gehört zu dem
engeren Freundeskreis, der sich hier um Thoma als um seinen
Mittelpunkt geschart hat. Trotz dieser nahen persönlichen Be-
ziehung zu den: begabteren Freunde ist Steinhausens Malweise
eine selbständige, eigene Wege suchende. Das giebt sich nicht nur
in der formalen Durchbildung seiner Werke zu erkennen, die den
erfrischenden Erdgeschmack von Thomas Naturanschauung, nament-
lich in der Landschaft, mit einem gewissen archaistischen Anflug
ernster strenger Linienführung glücklich zu verbinden weiß, sondern
auch in der Wahl der Gegenstände, in der Steinhaufen ziemlich
exklusiv religiöse Stoffe bevorzugt. Von besonders anziehender
Farbenwirkung war unter den ausgestellten Sachen die kleine,
abendlich gestimmte Landschaft mit den Emmaus-Jüngern, die
neuerdings in Frankfurter Privatbesitz übergegangcn ist. Noch
mehr vermochte das Interesse eine Reihe umfänglicher Entwürfe
zu fesseln, welche der Künstler im Aufträge des Grafen Lancko-
roncki für ein von diesem in der Nähe Wiens gegründetes Asyl
ausgeführt hat. Sie stellen die sieben Werke der Barmherzigkeit
dar, in einem jeden Bilde die verstorbene Gattin des Stifters als
Mittelpunkt der Handlung. Es ist eine Freude, zu sehen, wie hier für
eine edle monumentale Aufgabe der rechte Mann gesundet: ist,
sie durchzuführen. Der Ernst und die Schlichtheit der Arbeit,
welche die ausgestellten Kartons bekunden, frei von aller Pose,
nur vom Gedanken des Werks erfüllt, bilden auch für die Aus-
führung an Ort und Stelle, die in der nächsten Zeit erfolgen
soll, das schönste Prognostikon. Es ist dies nicht die erste Auf-
gabe solcher Art, die Steinhaufen zugefallen ist. Aus früheren
Jahren datieren die Kompositionen eines großen Kreuzigungs-
bildes und einer Abendmahlscene, die der Künstler in einem
Bereinshause bei Wernigerode im Harz ausgeführt hat und die
in lithographierten Zeichnungen von seiner eigenen Hand neuer-
dings eine ziemlich weite Verbreitung gefunden haben. In anderen
Arbeiten derselben Technik zeigt die Ausstellung den Künstler
zugleich als formgewandten Illustrator: verschiedene gelungene
Leistungen im Porträtfach, darunter sein eigenes Bildnis in charak-
teristischer Durchbildung, vervollständigen das Gesamtbild der
stillen aber fruchtbaren Thätigkeit eines Künstlerlebens, dem die
verdiente Anerkennung spät, doch um so rückhaltloser jetzt zu teil
geworden ist. lsrs4i

* Dresden. Der Lichtenbergsche Kunstsalon (Be-
sitzer Ferdinand Morawe) hat am 1. April d. I. seine
Pforten für immer geschlossen. Er hat gerade fünf Jahre be-
standen und hat sich während dieser Zeit große Verdienste um
Dresdens Kunstleben erworben. Folgende Künstler sind durch
umfängliche Sonder-Ausstellungen in Lichtenbergs Kunstsalon in
Dresden weiteren Kreisen bekannt geworden: Bruno Liljefors,
Ludwig von Hoftnann, Franz Stuck, Munch, Otto Eckmann,
Max Klinger (erste Ausstellung der Brahms-Phantasie, der
Salome u. a.), Hermine Laukota, Karl Scffner, Paul Baum,
Anna Gerresheim, Wilhelm Trübner, Felix Borchardt, C. Strath-
mann, Hans Olde, C. v. Rappard, Peter Behrens, Martin
Schauß, Brandenburg. Baluschek, Gras Reichenbach, Ludwig Dett-
mann, Axel Gallen, Kallmorgen, Stöving, Sascha Schneider,
Emma Cadwallada-Guild, Emily Lenguick, Verein deutscher
Aquarellisten (zweimal), Berliner freie Vereinigung, Elfer aus
Berlin, Verein bildender Künstler Dresdens, dänische, belgische,
schottische Künstler. Daneben wurden verschiedene Kolossalbilder
und zahlreiche einzelne Kunstwerke ausgestellt. Künstler und Kunst-
freunde in Dresden haben durch diese mannigfaltigen Dar-
bietungen nachhaltige Anregungen empfangen. Um so mehr wird
jetzt der Schluß des Kunstsalons bedauert. l6t»3i

— Berlin. In den Ausstellungsräumen des Vereins
Berliner Künstler war unlängst ein ansehnlicher Teil von 424 Ent-
würfen ausgestellt, die für ein Plakat der hiesigen Schult-
heißbrauerei, aus ein dafür erlassenes Preisausschreiben hin,
eingelaufen waren. Trotz vieler verfehlter Arbeiten wies die
Ausstellung doch mancherlei beachtenswerte Einsendungen auf,
die einen deutlichen Aufschwung in der künstlerischen Behandlung
des Plakats erkennen ließen. Drei Preise zu 3000, 2000 und
1000 M. gelangten zur Verteilung, die den Entwürfen von
Karl Klimsch, Georg Tippel und Professor Hans Fechner
zuerkannt wurden, etwa 20 Arbeiten wurden außerdem an-
gekauft. lk4LSl
 
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