Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI Artikel:
Hann, Pauline: Frühjahr-Ausstellungen in New York
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0333

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von p. Hann.

2S,

Nachmittag" hätten, ohne Widerspruch zu erregen, gleich-
falls ausgezeichnet werden können. Aber den »^rtists«
stehen nur je ein Preis für Landschaft und Fignrenbild
zur Verfügung. Ten letztem erhielt Frank Benson für
ein Dekorationsbild „Sommer", eine Frauengestalt, vor-
trefflich in der Zeichnung, im Fluß der Gewänder und
von einer Zartheit und Helligkeit der Farbe, die selbst
unter all den Pleinair-Gemälden, welche die Wände des
illine rVris lluiictmc; bedecken, hervorleuchtet.

Den Akademikern standen neun Preise zur Ver-
fügung. Wie alljährlich entledigten sie sich der schwie-
rigen Aufgabe, sie zu erteilen, indem sie einwandfreie
Dutzendbilder auszeichneten. Das hervorragendste der-
selben ist wohl ein Sittenbild in Hellmalerei von Henry
Mosler „Großvaters Gehilfinnen", zwei kleine Mädchen,
die einem Greise den Schleifstein drehen, während die
Sonne über ihnen hübsche Lichtreflexe durch das grüne
Frühjahrslaub eines alten Gartens wirft. Den ersten
der drei, vom Deutschen Hallgarten im Jahre 1884 ge-
stifteten Preise erhielt Heuer zum erstenmale eine Dame,
Mary Hazeltine, für ein großes Figurenbild „Im Ate-
lier", das gute Beobachtung und Technik des Nackten
zeigt, aber konventionell gemalt ist. Der dritte fiel gleich-
falls einer Malerin, Luise Cox, zu. Ihre Studie
„Pomona" verrät viel Talent für Lichtwirkung.

In beiden Ausstellungen ist der hochbegabte, in
London lebende Sargent vertreten; sein Männerbildnis
in der Akademie ist von einer geradezu brutalen Energie,
bei den »Hrtists« hängt eines seiner entzückenden Kinder-
porträts, eine kleine Dame in Weiß, leider mit einer
Tanzmeisterpose und umgeben von Vasen und Urnen
voll Päonien. Gleichfalls bei den »^rtists« befindet sich
ein großes dreiteiliges Bild, „Proserpinas Hain" von
Sewell; die Mitte füllen zum Schlaf ausgestreckte,
nackte, blühende Gestalten, die Seiten märchenhafte Pflan-
zen, große rote Blüten, Bäume mit knorigem, durch-
einander wucherndem Geäst. Farbe und Beleuchtung

Porlräk seines Lohnes, von Franz Simm.

sind vortrefflich. Bridgman sendet aus Paris eine
virtuos gemalte dunkeläugige Schöne „Im Glashanse",
umgeben von blühenden Azaleen und Rhododendron.
Ein Künstler, der meines Wissens zum erstenmale in
New Jork ausstellt, Guy Rose, verrät in einem Ge-
mälde „Die Motte" eine nackte Frauengestalt mit etwas
zu lang geratenen Armen, die, von den Flammen des
Kaminfcuers bestrahlt, tot ausgestreckt liegt, während
ihr wie Mottenflügel grauschillerndes Gewand versengt
an ihr herabgesunken ist, ein schönes
Talent für Lichteffekte. Das Gleiche
gilt von Walklcys „Glasbläser", einer
gutbeobachteten Werkstattscene, wie sie
seit Menzels Walzwerk so häufig ver-
sucht werden, ohne je das Vorbild zu
erreichen. Von dem soeben plötzlich
verstorbenen Theodor Robinson, der
sich vollständig zu Monets Malweise
bekehrt hat, bringt die Ausstellung
sein vermutlich letztes Bild „Wasch-
tag". Drei seiner Gemälde hängen
in der Akademie, das beste, weil am
wenigsten schrullenhafte, ist wohl die
„Brücke über den Kanal". Noch einen
Toten feiert man bei den Alten, den
Akademiker Hovenden, einen der
wenigen unter ihnen, der sich zum
Freilicht bekehrt hatte. Er starb letzten
Sommer einen Heldentod, als er ein
Kind vor einem einherbrausenden
Bahnzuge zu retten versuchte und
selbst von der Lokomotive erfaßt
wurde. Ein sehr großes, leider nicht
ganz vollendetes Gemälde hängt auf
einem Ehrenplätze, „Die Gründer
 
Annotationen