Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI Artikel:
Springer, Jaro: Die Internationale Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1896, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0394

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Internationale Iubiläums-Aunstausstellung in Berlin 4396.

3(0

Die Altersstufen des Landmanns. (Fragment), von Leon Frederic.

Geschmack findet, dem mögen die Bilder von L. Alma
Tadema, von zwei Damen des Namens Alma Tadema
und von R. Poynter genannt sein. Als Vorbereitung
empfiehlt sich die Lektüre von Georg Ebers. W. Ouleß
bringt drei gute Bildnisse, am besten gefällt mir das einer
älteren Dame. Sehr süßlich in der Farbe ist das Damen-
porträt von Milton Fisher. Wenig schottische Land-
schaften sind da. John Henderson, Whitelaw
Hamilton, A. B. Dochartie, und diese sind zahmer,
als wir es wenigstens von München her gewohnt sind.
Kräftiger sind die von I. Lochhead und David
Fulton. Von englischen Landschaften interessierte mich
die braune, stark gefirnißte mit dem Gestrüpp im Vor-
dergrund von John Buxton Knight am meisten.
Die Aquarelle von John Terris erreichen mit ver-
blüffend einfachen Mitteln sehr hübsche Effekte. Die
Beratung vor der Gerichtsverhandlung von William
Je am es ist das richtige englische Sensationsstück, es
beweist, daß die Novellenmalerei unausrottbar auch jen-
seits des Kanals im Schwange ist. Der Fischzug von
Frank Brangwyn ist gar nicht kräftig, das Fleisch
ist leblos graubraun, das dunkelblaue Wasser stumpf.
Es fehlt alles Dekorative, was ein Bild dieser Art doch
haben müßte. Gerade darin aber liegt die Stärke der
englischen Kunst nicht. Die Kraft in der epischen Schil-
derung, die ihre ältere erzählende Litteratur auszeichnet,
lebt noch in England und tritt in ihren Bildern jetzt
deutlicher zu Tage, als in ihren Romanen. Das
jüngere Geschlecht des jetzt verzärtelten England mit
seiner freilich nicht durchweg aus der ersten Quelle
geschöpften poetischen Bildung bevorzugt auch in der
Malerei lyrische Stimmung. Beider Art von Bildern
fehlt die ausstellungsgemäße Wirkung, ganz intim ge-
stimmt mangelt ihnen die Breite, die ihnen in unfern

gewaltigen Ausstellungshallen allein Geltung geben
könnte.

Wenn der Bericht über die französische Abteilung
nur das ganz Gute erwähnen soll, kann er beinahe ganz
ausfallen oder doch nur ganz kurz geraten. Jean
Francois Raffaelli ist auch in diesem Jahre wieder
unter die ganz Guten zu rechnen, jedenfalls mit dem
Hellen prickelnden Bild des Trocaderopalastes. Jean
Boldini, der uns vergangenes Jahr so überraschte,
kommt als ein solches Wunder diesmal nicht vor. Das
liegt nicht daran, daß wir an ihn gewöhnt sind, son-
dern daß er mit den kleinen Bildern diesmal nicht in
voller Kraft erscheint. Die beste unter diesen Studien
ist das Bildnis eines offenbar jüdischen Herrn, in einem
Zimmer mit sehr viel feinem Detail. Die flotte Por-
trätskizze Menzels ist schon inhaltlich von Interesse.
Kenntlich eine französische Auffassung Menzels, die diesem
aber gerechter wird, als das Konersche Porträt auf der
Menzelausstellung der Akademie. Trotzdem das Bild
Boldinis nur den Kopf Menzels zeigt, tritt das Gnomen-
hafte doch deutlich in die Erscheinung. Paul Albert
Besnard hat in zarten Pastellfarben weich und duftig
ein nacktes Mädchen von wohligen Farben gemalt.
Georges Rochegrosse hat nur ein schon bekanntes
für seine Art recht zahmes Hunnenbild ausgestellt. Nur
wenige Porträts sind mir im französischen Saal be-
merkenswert erschienen, das sehr vornehm gemalte der
Herzogin Chimay von A. de Gandara, eine blonde
Schönheit von weichen Formen im anliegenden weißen Kleid
vor dunklem Hintergrund, daneben hängt das Bildnis einer
älteren Dame in altmodischer Tracht, etwas karikaturmäßig
aufgefaßt von Jacques Blanche, der Philosoph von
Franqois Thevenot, eine lebendig aufgefaßte Pariser
Straßenfigur, ist wohl auch unter die Porträts zu rechnen.
 
Annotationen