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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Die Jahres-Ausstellung 1896 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0428

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Das neue Testament. von Michaela Pfaffinger.

Iahres-Ausstellung 1896 der Aünstlergenostenschaft zu München.

Die IHreF-AuMellung 1896 der trünstlergenosftnschaft zu München.

vom Herausgeber.

Il^eun man einmal von dem ewigen Gezänk dex Maler untereinander gelegentlich recht verstimmt wird, so
genügt es in der Regel, einen Blick auf die Kammcrberichte in den Zeitungen zu werfen, um alsbald
getröstet, ja reuige zu den Künstlern znrückzukehren. Denn während dort nur leeres Stroh gedroschen wird,
so sehen wir eben jetzt die beiden, in München schon so lange hadernden Parteien uns durch zwei Ausstellungen
überraschen, die beide in ihrer Art Hochinteressant und jedenfalls ganz geeignet sind, das Gerede über den
Rückgang unserer Kunst zu widerlegen. Um so sicherer ist es aber, daß diese Kunst eben ganz neue Wege
eingeschlagen hat, die schwerlich alle zum Ziele klassischer Kunstwerke führen, wenn man auch unbedingt zugeben
muß, daß uns jetzt in beiden Ausstellungen weit weniger talentloses Zeug geboten wird, als es früher so oft
der Fall war. An dieser Stelle aber haben wir es ja bloß mit den „Alten" zu thun, denen man freilich ihr
Alter umsoweniger ansieht, als gerade unsere wirklich Ältesten einstweilen noch gar nicht vertreten sind in
diesen etwa dreißig Sälen und Zimmern. Desto ausfallender erscheint es daher, daß die Masse sich auch
hier durchweg den Tendenzen der Jüngeren genähert hat, so daß kaum mehr viel Unterschied zwischen den
beiden Parteien besteht. Was einem dann beim Durchwandern der weiten Räume besonders auffällt, ist,
daß — ein paar Gefechte von 1870 ausgenommen — nicht ein Moment unserer alten oder selbst neuesten
Geschichte die Phantasie unserer Maler zur Darstellung gereizt hat, so wenig als das Leben irgend eines
unserer großen Männer. Ja, ich glaube, es ist in der ganzen Ausstellung außer zweier Lenbachs nicht einmal
ein Bismarck vorhanden, sondern nur ein paar Porträte des Prinzregenten und sonstiger großer Herren. Daß
aber unsere Nationalhelden so wenig Interesse für unsere jungen Maler haben, ist fürwahr kein erfreuliches

Die Kunst für Alle XI, 22. 15. August 1896. HZ
 
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