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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Denkmäler - Vom Kunstmarkt - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0443

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vermischte Nachrichten.

3,9

überlassen. Das Gericht hat, wiewohl sich Künstler und Kunst-
händler ersten Ranges als Sachverständige gutachtlich dahin aus-
gesprochen hatten, daß eine solche eigenmächtige Ueberlassnng in
Deutschland üblich sei, diese Frage verneint. Die Unter-Instanz,
das Landgericht, hatte der Gepflogenheit der Ueberlassnng die
innere Berechtigung nicht abgesprochen, weil dadurch die Kunst-
werke einem größeren Kreise von Liebhabern vorgeführt und da-
mit das Verkaufs-Interesse des Auftraggebers gefördert werde.
Dem gegenüber hat das Lberlandesgericht entschieden, daß eine
Gepflogenheit ein derartiges Verfahren ohne oder gegen den
Willen des Einsenders nicht rechtfertigen könne; denn dem
Interesse des Einsenders
stehe auch die Gefahr
gegenüber, welcher das
Kunstwerk auf dem durch
die Weiterbegebung be-
dingten Transporte, bei
dem wiederholten Aus-
und Einpacken ausgesetzt
werde. Existiere wirklich
eine derartige Gepflogen-
heit, so würde sie nicht
den Namen einer „Han-
delssitte" verdienen,
sondern sei eher als
Mißbrauch und Unsitte
zu bezeichnen. — Der
bei dieser Entscheidung
in Frage kommende
Kunsthändler wurde
demgemäß zum Ersätze
der festgestellten Beschä-
digung des Kunstwerks
verurteilt. lKWSs
L -v. Algraphie.

Aeußerst charakteristisch
für das Kunstschaffen
unserer Zeit ist die
wiedererwachte Freude
an den verschiedenen
Zweigen der graphischen
Künste. So hat neben
der in höchster Blüte
stehenden Radierung seit
wenig Jahren die Litho-
graphie wiederum einen
außerordentlichen Ans-
schwung genommen. Ist
auch im Vergleich zu den
älteren Lithographien
keine eigentlich neue Be-
handlung des Solnhofer
Steins aufgekommen, so
kennzeichnet doch die
malerische und dekorativ
wirksame Zeichnung die
neuen Arbeiten. Zur
Reproduktion von Ge-
mälden, wie früher üb-
lich, brauchen wir die
Lithographie (den Farb-
druck ausgenommen)
nicht mehr, der photo-
graphische Apparat ar-
beitet besser, schneller
und billiger, jedoch eignet sich der Stein, der so sehr ver-
schiedenartige Behandlung verträgt, desto besser für freie
Originalarbeiten der Maler. Auf den größeren Aus-
stellungen finden wir jetzt stets eine Anzahl neuer Blätter.
Hinderlich für die größere Verbreitung der Lithographie unter
den Künstlern ist jedoch die Schwerfälligkeit des Materials, des
Solnhofer Steins. Schon lange hat man deshalb nach einem
Ersatz für den letzteren gesucht, nach einem Plattenmoterial, das
die Vorzüge des Steins ohne dessen Nachteile in sich vereinige.
Die Proben mit Zmkplatten gaben kein befriedigendes Resultat.
Und doch mußte das Problem gelöst werden, wenn das Stein-
druckverfahren auf die Dauer lebensfähig bleiben und weiter ent-
wickelt werden sollte, denn auch das bisherige Material, der
Lilhographiestein, wurde namentlich in großen und guten Exem-

plaren immer seltener und teurer. Nach langen Versuchen ist
es nunmehr der lithographischen Firma Josef Scholz in
Mainz gelungen, ein dem Solnhofer Stein ebenbürtiges Material
zu entdecken und dessen Verwendbarkeit zugleich nach jeder Richtung
hin durch ausgedehnte praktische Versuche absolut sicher zu stellen.
Dieses Material ist das Aluminium. Die vom Lithograph
Scholz hergestellten Drucke nach dem neuen, von dem Erfinder
„Algraphie" genannten Verfahren, kommen den besten Stein-
drucken vollkommen gleich, das ganze Verfahren bietet jedoch
vor dem bisherigen Steindrucke eine Reihe schiverwiegender Vor-
züge, so daß besonders auch für Künstler eine erhebliche Er-
leichterung für litho-
graphische Arbeiten ge-
schaffen wurde. l6SS«i
* Rom. Aus Italien
sind laut der amtlichen
Statistik im vorigen
Jahre insgesamt 9892
Kunstwerke im Werte
von ca. 2V» Millionen
Lire ausgeführt worden,
und zwar von moderner
Kunst 4975 Oelgemälde
für 1026575 Lire,
860 Skulpturen für
1004575 Lire, 2544
Aquarelle für 248770
Lire, von alten Kunst-
werken 1134 Oelge-
mälde für 52 596 Lire,
237 Marmorwerke für
33520 Lire und 142
Bronzen für 43520 Lire.
Man glaubt indes, der
Verkaufswert betrage
zum mindesten das vier-
fache. Außerdem ist nicht
eingerechnet, was Rei-
sende einfach im Hand-
gepäck oder auf andere
Weise ohne Permesso,
unangemeldet über die
Grenze führen. Die Ge-
samtausfuhr an Kunst-
werken dürfte sich auf
rund 10 Milllionen Lire
beziffern. lsssäs
— Worms. Für
das Rietschel'sche
Luther-Denkmal
war vom hiesigen Hoch-
bauamt ein Plan aus-
gearbeitet worden, nach
welchem die jetzige phan-
tasielose Umgebung des
Denkmals einer Art
Felsumrahmung
weichen sollte. Begreif-
licherweise hat man
diesen Plan auch dem
Mitschöpfer des Denk-
mals, Prof. A d. D o n n-
dorf in Stuttgart zur
Kenntnis gebracht, dessen
Beifall damit jedoch nicht
errungen. In seinem Gutachten geht Donndorf von dem
früher von ihm vertretenen Standpunkt aus, daß das Luther-
Denkmal kein Promenadeschmuck sei und deshalb auch eine Ver-
bindung mit der darum liegenden Anlage in der gedachten Art
unterbleiben müsse. Wenn er es früher für richtiger gehalten
habe, daß das Denkmal überhaupt auf einem anderen Platze
errichtet worden wäre, dessen Bauten ihm einen architektonischen
Abschluß verliehen hätten, so empfehle er heute als Umwährung
einen architektonischen Unterbau in der Form einer massigen
Granitbekleidung, die dem Denkmal nachträglich gewissermaßen
den Fuß gebe, der ihm bisher gefehlt habe. Professor Donndorf
empfiehlt vor der Ausführung seines Vorschlages, der einen
Kostenaufwand von etwa 25000 M. erfordern wird, die Ein-
holung eines Gutachtens der Akademie der Künste in Berlin.

In drr Vibliokhrk. von Aarl Seiler.

Iabres-Ausstellung ^696 der Rünstlergenoffenschaft zu München.
 
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