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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Die Jahres-Ausstellung 1896 der Künstlergenossenschaft zu München, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0448

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Skudirnkopf. von Raffael Schuster-tvoldan.

Iabres-Ausstellung 1896 der Künstlergenossenschaft im Glasxalast zu München.

Die Iahreß-AuMellung 1896 der Aünstlergenosscnschaft zu München.


vom Herausgeber.

II.-)

pe Zahl der selbst in der besten Zeit wirklich klassisch gelungenen Kunstwerke war immer gering, man darf
sich also nicht wundern, wenn sie heute noch viel kleiner ist, wo wir im günstigsten Fall einer klassischen

Periode erst entgegengehen. Daß aber auch jetzt noch wenigstens einzelne Kunstschöpfungen von unvergäng-

lichem Werte entstehen, zeigen uns nicht nur etwa Wagners Opern, sondern auch Menzels Bilder nicht weniger.
Hinter seiner „Abreise König Wilhelms zur Armee 1870" bleibt selbst Meissoniers „Napoleon 1814" an unmittel-
barer Überzeugungskraft noch weit zurück. Das ist einmal ein Zeitbild von ewiger Dauer! Man hat sich
bei uns gewöhnt, alles was in Italien zwischen 1500 bis 1550 entstund, unbesehen für klassisch zu nehmen.
Von dieser kritiklosen Vergötterung wird man aber bald ebenso zurückkommen, wie von jener der Antiken, für

deren sehr verschiedene Güte man doch jetzt nach und nach einiges Unterscheidungsvermögcn entwickelt. Ja,

seit man die Entdeckung gemacht hat, daß selbst Goethes oder Schillers Werke weit entfernt sind, alle gleich
wertvoll zu sein, seit dieser Zeit hat man auch angefangen, sehr viel genauer zu untersuchen, ob man einen
Defregger, Max oder Lenbach aus der guten oder schlechten Zeit vor sich habe. Der Name thut es glücklicher-
weise nicht mehr allein. So sehr unser Gemüt unbedingt der Bewunderung und Verehrung bedarf, so sehr
haben wir uns doch zu hüten, daß man uns nicht Götzen für Götter unterschiebe und so unser Gefühl ver-
fälsche. Denn das Mittelmäßige oder gar Schlechte zu bewundern, ist für unseren Geist gerade so gefährlich,
als für unseren Magen Schlechtes oder gar Giftiges zu essen und zu verdauen. Wer ärgert sich nicht im
Alter, daß er in der Jugend so vieles kritiklos bewundert und darüber ganz das Scharfsehen verlernt, jeden-
falls aber darob eine ungeheure Zeit nutzlos vergeudet hat. Leider kann man die Namen schon des Zu-

*) I. siehe in Heft 22.

Die Kunst für Alle XI, 2Z. 1. September 1896.
 
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