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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Barth, Hans: Von italienischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0458

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Von italienischer Kunst.

wie erläuternd ausgestreckt, die Knice militärisch durch-
gedrückt, die ganze Haltung von der Korrektheit eines
Ladestocks. Diese Gestalt wird uns auf einer Art Kranz
oder runden Platte präsentiert, die eine 4 in hohe
Granitsäule krönt. Fast gleichzeitig mit diesem Wunder
an Geschmacklosigkeit eines „großen", wurde das in seiner
Einfachheit meisterhafte Werk eines „kleinen" Künstlers
enthüllt — Confalonieris durch den Adel des Aus-
druckes, die Eleganz der Ausführung fesselnde Statue
Rosminis. In sinnender Haltung steht der als Abbe
gekleidete Religionsphilosoph da, in der Linken ein Buch,
mit der Rechten sein faltiges Gewand zusammenraffend.
Ein ebenso einfaches, wie edles Piedestal aus Marmor
von Rezzola trägt die Bronzestatue. Von den, sei es
von Städten, sei es von Komitees bereits „dekretierten"
neuen Denkmälern, erwähnen wir hier nur eine für
Marino bestimmte Statue der Dichterin Vittoria Colonna,
der schönen Freundin Michelangelos. Die Ausführung
der Arbeit ist dem reichbegabten Neapolitaner Fran-
cesco Jerace anvertraut.

Zum Schluffe ein großartiges — und zwar drei-
teiliges—-neues Bild des Spaniers Enrique Serra.
Des „Spaniers" sagen wir, um auf des Künstlers
Abstammung hinzuweisen, denn Serra ist längst der
römischste aller römischen Maler geworden, ja er hat
sich in die Natur der Campagna so tief eingelebt, als
der heute in Deutschland wirkende Römer Sartorio —
nur erscheint letzterer mehr als das feine, zartpoetische
Temperament, während Serra im Großen, Gewaltigen,
Elementaren schwelgt, rlerra latina« — die Erde

ssz

Latiums — heißt des Künstlers Bildergruppe, die uns
von den Pontinischen Sümpfen durch die Campagna bis
zum Trümmerfelde Alt-Roms führt. Hier der, wie im
Feuerzauber Helios' schimmernde und flimmernde „Tra-
monto" in den Sümpfen mit den bläulich aufsteigenden
Fiebernebeln, der eigentümlich spiegelnden grünen Wasser-
fläche der Kanäle, den tausend Sumpf- und Schling-
pflanzen; die ganze verzauberte Landschaft am Fuße des
Circe-Caps, in der Enrique Serra sich seit Jahren da-
heim fühlt, in der er sich alljährlich Monate hindurch
aufhält, wo er studiert, lernt und sammelt. Das andere
Seitenbild: die in Abenddämmerung versinkende Cam-
pagna mit ihren endlosen Aquädukten, ihren Gräber-
reihen — am Himmel der blasse, die Gegend kaum er-
hellende Mond. Und unübersehbar, unermeßlich in der
Todesstille der Jahrtausende dehnt sich das Gräberfeld
vor uns aus. Das große Mittelbild führt uns in die
Enclave zwischen Forum und Kolosseum — links der
von Schlammpfützen umgebene Konstantinsbogen, vor uns
der Weg zum Titusbogen, dahinter das Forum, die
Mauermasse des Kapitols, die grünen Höhen des Palatin,
rechts endlich die Ruinen des Venus- und des Roma-
Tempels, überragt vom Turm von Santa Francesca.
Und über all diesem Bilde ein düsterer, bleigrauer Himmel,
eine öde, melancholische Stimmung, die nur durch die paar
rotröckigen Seminaristen des LolleZio Oermanicc, — unserer
jungen Landsleute — etwas belebt wird. Drei Gemälde,
wie Visionen einer längst vergangenen großen Zeit, die
ihren lähnienden, Tod bringenden Schatten bis auf die
unsere geworfen hat. vr. Hans Barth.


Nie «unst für Alle XI

Wonduachk. von Hugo Bürgel.

Iabres-Ausstellung is896 der Künstlergenoffenschaft zu München.
 
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