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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.


I-. v. „Deutsches Kuustleben in Rom im Zeitalter
der Klassik." Ein Beitrag zur Kulturgeschichte von Otto
Harnack. (Weimar, Emil Felder, 3V, M) Das leicht und
flüssig, sowie mit der größten Hingabe an den Gegenstand
geschriebene Buch baut sich auf den gründlichsten archivalischen,
litterarischen, ästhetischen und Denkmälerstudie» auf, deren Ergeb-
nisse der Verfasser mit großem Geschick der Anordnung zu einem
organischen Ganzen vereinigt hat. Er gliedert nämlich den gesamten,
äußerst mannigfaltigen Stoff von dem einen streng durchgeführten
Gesichtspunkt aus, den Entwicklungsgang der Kunstanschau-
ungen darzustellen, diervährend der klassizistischen Periode in Marmor
oder Oel verkörpert und in Wort oder Schrift verfochten wurden.
Diesem leitenden Gesichtspunkt sind alle anderen untergeordnet.
Sowohl die Plastisch anschauliche Charakterisierung der vielen in
Betracht kommenden Individualitäten und ihrer Werke, als auch
die entzückend intime Kleinmalerei des römischen Künstlerlebens.
Harnack schreibt nämlich, wie er selbst ausdrücklich bemerkt,
nicht Kunstgeschichte im gewöhnlichen Sinne, sondern er rundet

seine Darstellung zu einem
Gesamtbild des eigentümlichen
Lebens ab, das sich in Rom
während der Herrschaft des
Klassizismus unter deutschen
Künstlern und Gelehrten ent-
wickelte und den Zeitgenossen
als Gipfelpunkt menschlichen
Daseins erschien. So weit es
zum Verständnis notwendig,
sind auch die Vertreter anderer
Nationen berücksichtigt. Das
Buch umfaßt rund die 40 Jahre
von 1770—1810. Der Augen-
blick, in dem Winckelmann und
Mengs die Blicke der Welt von
Paris nach Nom, vom Rokoko
auf die Antike lenken, bildet den
Anfang, die Ablösung der klassi-
zistischen Kunst durch die roman-
tische den Schluß und derrömische
Aufenthalt der Carstens, Thor-
waldsen, Goethe den Höhepunkt
der Darstellung. Nebenbei bemerkt, liefert das Buch auch äußerst
interessante Beiträge zur Lösung des Problems: Goethe und die
bildende Kunst. — Man kann Harnacks Buch von zwei ganz ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Ein Mal gibt es die
objektiv feststehenden Ergebnisse gewissenhafter wissenschaftlicher
Forschung. Wer immer die klassizistische Periode studieren will,
muß dies Buch zur Hand nehmen und wird darin neben viel-
facher Anregung tiefgehendste Belehrung finden. Andererseits
spricht der Verfasser subjektive Kunstanschauungen aus. Es will
uns bedünken, daß die Verehrung für die „ewige Stadt", die
„Hauptstadt der Welt" Rom, in der auch er lebt, die Be-
wunderung der Antike und endlich das alles überragende Inter-
esse für Goethe den Ver-
fasser nicht nur auf sein
Thema geführt, sondern
auch den Grund zu seiner-
großen Wertschätzung der
klassizistischen Kunst gelegt
haben. Er tritt als deren
tapferer Ritter auf den
Plan und wirft der anders
denkenden Mehrzahl seiner
Zeitgenossen kühn den
Fehdehandschuh hin. Er-
kämpft für die klassizistische
Kunst gegen Barock und
Rokoko, gegen Romantik
und Modernismus. Der
kühne Mannesmut, der
dazu gehört, der Allge-
meinheit entgegenzutreten,
gereicht ihm zur höchsten
Ehre. Nicht nur in den
Augen seiner- Freunde,
sondern ebensosehr in
denen seiner Gegner, zu
denen auch wir uns be-
kennen müssen. lvervl

Medaille des Klubs der Plastiker in der Künstler-

geuollenschafk ;u Mien. von I. Tautenhayn.

— Meyers Konversationslexikon, Band XI und XII.
(Bibl. Institut, Leipzig, pro Bd. gebd. 10 M) Wie die bisher
erschienenen Bände, so sind auch die uns jetzt vorliegenden, Meister-
werke lexikographischer Darstellungskunst, die in glänzender Aus-
stattung ein weites Gebiet allgemeinen Wissens umspannen und
mit Unterstützung eines reichen künstlerischen Jllustrationsschmuckes
zur Darstellung bringen. Wir haben zu wiederholten Malen
unser uneingeschränktes Lob und unsere vollkommenste Aner-
kennung über das Werk ausgesprochen und freuen uns, immer
von neuem bestätigen zu können, daß die Fortsetzung desselben
dem Anfang entspricht. Als Beispiele für das Gesagte möchten wir
hier kurz nur auf die Artikel Malerei und Medaille, welche in
den beiden, uns hier beschäftigenden Bänden enthalten sind, Hin-
weisen. Ersterer ist in seiner Knappheit und dabei doch relativ
erschöpfenden Darstellungsweise geradezu klassisch zu nennen, der
Medaillen-Artikel ist in sofern besonders bemerkenswert, als er
beweist, mit welcher Sorgfalt von Seiten der Redaktion des
Lexikons jedes Gebiet menschlichen Könnens auf neue Er-
scheinungen hin verfolgt wird. Von den diesem Artikel beige-
gebenen Illustrationen geben wir nebenstehend einige Proben.
Unter den weiteren bildlichen Beigaben hat uns besonders die
der Lithographie gewidmete Farbentafel interessiert, welche
in mustergültiger Darstellung ein Bild von diesem Reproduktions-
zweig giebt, welcher in letzter Zeit zu neuem erfreulichen Auf-
schwung gelangt ist. 165821

Vorderseite. Rückseite.

Medaille aus Gottfried Keller.

Nach einem Entwürfe A. Böcklins von A. Scharff.

Twustrotionsprobe aus „Meters Uonversationslerikon".

Plakette auf Hrlmholh.
von I. Tautenhain.
 
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