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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Pasqué, Ernst: Die Gobelin-Manufaktur zu Paris, [3]: zugleich ein Blick auf den Antheil deutscher Meister an ihrer Entstehung
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Leder-Tapeten, [3]
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Elfenbein-Imitationen aus Kartoffeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0147

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5eite 126.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Nr. 15.

Lefebre, Vater und Sohn, welche noch Ludwig der Dreizehnte sich aus
Italien verschrieben hatte und die im Louvre arbeiteten, untergebracht,
sondern auch alle anderen Kunsthandwerker, die im Solde des Königs
thätig waren, wie die Gold-, Seiden- und Perlensticker, die Gold- und
Bronze-Arbeiter, die Steinschneider, die Medailleure und Ciselirer, die
Bildhauer und Kunsttischler.

Das ganze großartige Etablissement, welches mit seiner zahlreichen
Bevölkerung an verheiratheten und unverheiratheten Künstlern, Kunst-
handwerkern und gewöhnlichen Arbeitern eine kleine Stadt sür sich bildete,
erhielt nun den stolzen Namen:

^Ugnufueture ro^uls äes
meubltzs äs 1u eouronno"

(Königliche Manufaktur des
Mobiliars der Krone"). Im
folgenden Jahre, 1663, wurde
der berühmte Maler Charles
Lebrun zum Direktor und
künstlerischen Leiter des Ganzen
ernannt, doch erst fünf Jahre
" später, 1667, erfolgte die Ver-
öffentlichung der königlichen
Verordnung, welche die Grün-
dung der Gobelin-Manufaktur
befahl, und zu gleicher Zeit
ließ Colbert den inneren Dienst
der verschiedenen Kunstgatt-
ungen und Arbeiten durch um-
fangreiche und sorgfältig aus-
gearbeitete Instruktionen ord-
nen. Diejenige für die wich-
tige Branche der Färberei fer-
tigte ein Herr von Albo, und
sie erhielt sich bis in das vor-
ige Jahrhundert.

Die Leitung der eigent-
lichen Tapetenwirkerei der
neuen Gobelin - Manufaktur,
mit der allein wir es hier
zu thun haben, war dem
Flamänder Jean Jans über-
tragen worden.

(Fortsetzung folgt.)

Abbildung Nr. 68. Wedertilpete aus dem 18. Jahrhundert

Hetzer--"Maxeten.

Von Julius Lessing. (Schluß.)

len ersten Stoß hatte sie erhalten durch den mächtigen Aufschwung
der Seiden- und Sammt-Jndustrie im 17. Jahrhundert, der die

reichen gewebten Tapeten
einführte, und den letzten
Stoß erhielt sie durch den
zu jähen Zusammenbruch
der vornehmen alten Ge-
sellschaft mit ihren erb-
lichen Stammschlössern,
anderen Stelle nun eine
mäßig bemittelte Bour-
geoisie mit wechselnden
Miethswohnungen trat.
Das billige Rollenpapier
löste das Leder ab.

Jedoch auch schon
vorher hatte es nicht
an Bestrebungen gefehlt,
einen etwas wohlfeileren
Ersatz einzuführen. Ein sehr merkwürdiges Beispiel zeigt unsere Ab-
bildung Nr. 18 in Nummer 13, eine Wandbekleidung aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts, welche aus einer Dorfkirche in der Nähe von
Berlin herstammt. Diese Tapete besteht aus Leinwand, das Muster

Allbildung Nr. 69.

Rückrukiffen für Plstt-Stickerri.

ist aufgetragen mit einem klebrigen Stoff, welcher mit Wollslaub von
verschiedener Farbe bestreut ist. Also genau das Verfahren, durch
welches die modernen Sammettapeten hergestellt wurden.

Auf der Spezialausstellung dieses Gebietes, welche im Jahr 1883
im Kunstgewerbemuseum zu Berlin stattfand, waren ähnliche Arbeiten
auch aus dem 17. und 18. Jahrhundert vertreten. Sie sind mit
Modeln vorgedruckt und somit die direkten Vorgänger der modernen
Papiertapeten.

Die Erfindung dieser Tapeten mit Wollstaub (Flocktapeten) wurde

bisher dem Engländer Lanyer
1634 oder dem Franzosen
Frautzvis zu Rouen 1620 zu-
geschrieben. In des letzteren
Familie wurde die Waare bis
1748 hergestellt, einige ent-
laufene Arbeiter sollen das
Geheimniß nach Deutschland
und den Niederlanden gebracht
haben. Die Berliner Tapete
beweist aber, daß man bereits
im 16. Jahrhundert und wohl
schon früher derartige Arbeiten
in Deutschland zu fertigen
verstand.

In neuester Zeit haben
zunächst die Franzosen, dann
aber auch deutsche Fabriken
aus Papiermasse gepreßte Ta-
peten hergestellt, welche den
alten Ledertapeten bis zum ge-
wissen Grade nachgeahmt sind-
Natürlich kann weder die harte,
scharfkantige Form dieser mit
Metallwalzen gepreßten Fabri-
kate, noch auch die gleichmäßig
aufgetragene trübe Farbe den
weichen Schmelz und Glanz
der wirklichen Ledertapete er-
reichen, auch gestattet unsere
kleine niedrige Wohnung nicht
die mächtige Entfaltung der
alten Muster. Aber in beschei-
denen Grenzen leistet doch auch diese neue Industrie Vorzügliches, und
am meisten da, wo sie sich von der direkten, zur Vergleichung heraus-
fordernden Nachahmung frei macht und kleinere Reliefmuster in ver-
ständiger Anlehnung au das Alte frei komponirt. Nicht unerwähnt
dürfen die herrlichen Arbeiten bleiben, welche die Japaner aus einer
zähen, dem Leder sehr ähn-

lichen Papiermasse mit An-
wendung von , Holzfornien
und sehr warmen Gold-
farben Herstellen.

Llsenbein-Imitation
aus Kartoffeln.

Eine elfenbeinartige Masse
von großer Härte und blenden-
dem Weiß kann man aus guten
Kartoffeln Herstellen, wenn man
dieselben in verdünnter Schwefel-
säure wäscht und hernach in
derselben Lösung so lange kocht,
bis sie fest und dicht werden.

Hierauf wird die Säure heraus-
gewaschen und die Kartoffeln

langsam getrocknet. — Dieses künstliche Elfenbein kann gefärbt und gedrechselt
werden und zu vielen Zwecken nützliche Anwendung finden; doch ist es bis jetzt
noch nicht gelungen, ihm eine bleibende Politur zu geben.

Jedenfalls ist dies ein sehr wohlfeiles Material und in beliebigen Quantitäten,
ohne viel Aufwand an Zeit und Arbeitskraft, herzustellen.

Abbildung Nr. 70.

Nückeilkiffen für Platt--Stickerei.
 
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