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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

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Heft 4 (April 1932)
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Parnitzke, Erich: Formen von "Wasser"
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0072

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A R C D


Zu „Formen von Wasser" von Parnitjke-Kiel

hin. Wenn so etwas im allgemeinen Teich-Rund auf-
tiitt, braucht nicht schon mitgemeint zu sein: „Viel
Wellen", es kann auch nur einzelförmige Wieder-
holung der Richtung sein (liegend — ähnlich dem son-
stigen Bodenstrich, der streumäßig wiederholt v/ird,
wenn da und dort Haus, Berg usw. Vorkommen.) Diese
Funktion dei Wasser(-Boden)-linlen liegt klar, wenn
l'mon, Pflanzen usw. einzeln darauf sitzen, In A, 1
• unten — sind die Linien wellig geworden (oft auch
mehrfach gewellt). Es tritt zu ihnen hinzu die Vor-
stellung „auf und ab". Wenn die Wellen das Erst -
Gemeinte sind, sehen sie meist aus wie bei B, 1. Die
Fläche wird mit „Vielen Wellen" erfüllt, die — ähnlich
dei Allgemeinvorstellung: viele Blätter am Baum —■
.jienzhaft-einzeln, gleichabständig gesetzt werden, ln-
luiessant ist dabei, daß die Buckelform — B, 1 —
oben mit Vorliebe gedoppelt auftritt, d. h. schon
die „Band"-l.ösung anschlägt, die nachher ein so brei-
tes Feld gewinnt, während die Spitzform, B, 1 — unten
sozusagen bereits in sich doppelt ist, allerdings
tum Aufrechten hin. Ist die Querdoppelung eine Siche-
lung gegen die Schwankungen einzelstrichiger Buckel?
l'urart, daß erst mit dem Doppelstrich eindeutig fest-
legbar ist, die Wellen sollen insgesamt „liegen"? Die
l.itsache ihres Auftretens bleibt beachtlich. Und wenn
gemeint v/ird, ich hätte schon überbedenklich diese
visten Formen auf Liegen oder Wellen hin befragt, so
.ei nur entgegnet, daß ich es nicht tue, um etwa
\inoi absoluten Entwicklungslinie des so oder so
: jcir/ugehen — was immer auf eine Konstruktion ge-
nubei dem komplexen Leben-hinauslaufen würde—,

wohl aber, um das Augenmerk stärker zu bannen an
diese so wenig beachteten Sachverhalte, denen ge-
genüber begriffliche Deutungen immer irgendwie zu
kurz kommen müssen. Soviel ist gewiß, daß die be-
reits mehrfachen Wurzeln bei A und B, 1, mit ihren
verschiedenartig akzentuierten Empfindungen insge-
samt Quellgebiet sind für alles spätere „Fließen und
Wogen". C, 1 bringt den Zusammenhang des durch-
gehend Gewellten. D, 1 ist eine ägyptische Sonder-
form mit ihrem energischen Zickzack, die auch Schule
gemacht hat. Muß man daran erinnern, daß es beide
Möglichkeiten des Gerundeten und des Gebrochenen
auch an ganz andern Stellen gibt? Z. B. bei „erst-
bewegten" Armen und Beinen in dei Kinderzeichnung?
Bei denen es sich auch noch gar nicht um den soge-
nannten Gegenstand (Gelenk) handelt, sondern um
den übergeordneten Bildgegenstand: eine Richtungs-
änderung überhaupt „denken", bildmäßig verwirk-
lichen zu können.
Die mittelalterliche Buchmalerei zeigt eine Fülle
„schöner" Anordnungen jener ersten Formen in durch-
gehaltenem Richtungszusammenhang. Die Querreihe 2
zeugt davon. Die Richtungsdaten werden wiederholt,
es gibt verschiedene Musterungen, die generationen-
lang beibehalten und wenig variiert werden. Manie-
ren in gutem Sinne und auch solche verspielter Art,
Bei D, 2 (persisch), ist schwer zu sagen, wieweit es
sich um eine Rück- oder Verbildung von A, 2 handelt
um eine „aufsteigende" Leistung, Ähnlich B, 2 —- un-
ten (frühchristlich-Venedig). Eindeutig bleiben die For-
men oft nur durch die Lage: unter Schiffen! Wenn man

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