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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,2.1898

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Heft 17 (1. Juniheft 1898)
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Avenarius, Ferdinand: Vom Pimpeln
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Bartels, Adolf: Ein Buch über Hermann Sudermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7956#0145

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Farben der Pflanzen geben sollen, werden mit Ornamentchen oder wo-
möglich gar selber mit Pflänzchen angemalt. Unsre Kleidung! Wer
einige Zeit im Ausland gelebt hat, der hat sich auch schon darüber ge-
ärgert, daß man vor einer unharmonisch bunten Toilette mit kleinlicher
Schnipselei und Näherei lächelnd sagte: da kommt eine Deutsche. Um
auch ein „hochmodernes" Gebiet zu streifen: man vergleiche einmal, wie
eine englische, amerikanische oder französische und andererseits eine deutsche
Fabrik ihre teuersten Fahrräder auszeichnen. Je kostbarer das aus-
ländische Fahrrad ist, je mehr sucht es einfache Vornehmheit auch in seiner
äußern Erscheinung auszudrücken, das deutsche „Luxus"-Rad aber wird
iu den meisten Fällen blinkend mit Flitterkinkerlitzchen zu einer Art von
Hanswurst-Rad aufgeputzt.

Aber jeder kennt ja der Beispiele für die besprochene Erscheinung
übergenug; wir brauchen keine weiteren aufzuzählen. Jch rede natür-
lich immer nur vom Durchschnitt, der Durchschnitt aber unsrer Bau-
meister wie unsrer Kunsthandwerker nnd schlichten Handwerker aller Art
und unsrer Dilettanten pimpelt. Das heißt: er bleibt in den Einzel-
heiten stecken und dringt nicht zum Ganzen vor. Er hat „die Teile in
seiner Hand, Fehlt leider! nur das geistige Band." Jch halte es für eines
der wichtigsten Verdienste unsrer „Modernen" im Kunstgewerbe, daß sie
dem Pimpeln entgegenarbeiten. Denn obgleich sie gerade diese Seite des
Schlechten im Alten meines Wissens nie polemisch hervorgehoben haben,
so trifft ihre Praxis es doch; man mag den Jüngsten alle möglichen
Untugenden nachsagen, kleinlich, finzelig, gimpelig ist ihre Gestaltungs-
und Dekorationsweise nur in verschwindend wenigen Fällen. Das Pim-
peln aber ist's, daß von der Sophaecke bis zum Straßenbild so oft in
Deutschland den Gedanken ans Kleinliche aufkommen läßt. Deshalb
sollte jeder Erzieher und Lehrer, jeder Vater und jede Mutter, jeder
Meister, jeder Besteller oder Anfertiger irgend einer auch fürs Auge er-
freulich wirken sollenden Ware den Punkt im Auge behalten. Sie sollten
sich bewußt darin üben, immer aufs Ganze, immer auf die Gesamt-
wirkung und zwar auf die Gesamtwirkung beim richtigen endgültigen
Abstande und in der richtigen Umgebung hin ihre Einzelaufgaben
anzusehn. Dann würden sie das Großsehen ohne allzuviel Schwierig-
keit lernen und später lehren können. A-

Ltn Kucb über Dermann Sndermann.

Neben drei Büchern und einer Anzahl Broschüren über Hauptmann ist
im vorigen Jahr doch auch ein Buch über Sudermann erschienen, und die
Thatsache, daß nach dem Dichter der „Weber" der Verfasser der „Ehre"' immer
noch die am meisten beachtete literarische Erscheinung dcs heutigen Deutschlands
ist, wird sich nicht bestreiten lassen. Das Sudermann-Buch betitelt sich „Her-
mann Sudermann, eine kritische Studie" von Waldemar Kawerau (Magde-
burg und Leipzig, Walther Niemann) und ist reichlich ein Dutzend Bogen stark.
Sein Verfasser hat früher namentlich auf dem Gebiete der Literaturgcschichte
des Reformationszeitalters gearbeitet und lebt als Redakteur in Magdeburg.

Wie der Kunstwart zu Sudermann steht, stehen muß — ich glaube, daß
sich unter den ständigen Mitarbeitern des Blattes auch nicht die geringste Mei-
 
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