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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 2
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Meyer, R. H.: Der Originalholzschnitt, [2]
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Church, Arthur H.: Die Erhaltung von Bildern und Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0010

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6

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 2.

Heissiges Verkneten der Farben mit einem stum-
pfen Messer. Eine Kleinigkeit Blau oder Rot ge-
nügt schon, dem Schwarz, wer dieses nicht mag,
einen sympathischen Ton zu geben. Stets verwende
man die Druckfarben ohne Zusätze für Verdünnung.
Ein erbsengrosses Quantum — auf die Lederwalze
gestrichen und auf der Palette durch Hin- und
Herrollen gut verrieben und dann auf die Platte
mit denselben Bewegungen aufgetragen — genügt
für einen Abdruck von handgrossem Bildformat.
Zuviel Druckfarbe ist schädlich; sie verschmiert
den Schnitt und gibt schlechte Abzüge. Man
reibe beim Abdrucken mit dem Falzbein nie
auf dem Druckpapier direkt, sondern stets auf
einem kleinen Stücke glatten Karton; das schützt
den Schnitt und das Papier, auf dem das Falz-
bein ohne Karton leicht hängen bleibt und Löcher
einreisst. Abbildung/], zeigt ein Falzbein, welches


leicht gebogen sein muss, <z, und an beiden Enden
Reibeflächen haben soll, u. 7, die man sich auf
feinstem Schmirgelpapier selbst anschleift. Für
grosse Flächen zum Drucken nimmt man dann
das breitere Ende <5 und für kleinere Flächen und
Details das schmale Ende r. Die am besten sich
bewährte Form beider Enden veranschaulichen
^ u. <r. Beim Druck lege man das Papier so auf,
wie Abbildung $ zeigt. Mit beiden Händen fasse


man das vorher zurechtgeschnittene Papier bei
7 u. 77 an und senke es im Bogen auf die einge-
schwärzte Platte, so dass nur die Mitte des
Papieres die Mitte der Platte 777 leicht berührt,
lässt dann leicht die Hände los und das Papier
rechts und links fallen, um dann, wenn es aufliegt,
sanft von der Mitte aus nach den Seiten hin zu
verstreichen. Auf diese Weise sind die unange-
nehmen Doppeldrucke zu vermeiden. Die Ab-
züge lasse man an staubfreier schattiger Stelle
einen Tag unbedeckt liegen (am besten ge-
schieht das in einem leeren Tischkasten, den
man zuschiebt). Dann sind sie gut getrocknet
und brauchen kaum noch Seidenpapierschutzdecke.

Der Originalhoizschneider sollte unbedingt sein
eigener Drucker sein. Durch stärkeren oder
schwächeren Druck mit dem Falzbein, matten
oder starken Farbenauftrag auf die Platte, lässt
sich doch manche Schönheit noch in die Schnitte
hineinbringen, die im Pressendruck ausgeschlossen
sind. Platten und Abdrücke wie auch das Werk-
zeug sind stets trocken aufzubewahren, da die
geringste Feuchtigkeit die Platten verzieht und
das Stahl des Werkzeuges zum Rosten bringt.
Es ist ja auch nicht viel, was der Originalholz-
schneider braucht — in ein paar Kästen ist alles
untergebracht.
Wer das Handwerkliche und Technische,
das im Holzschnitt liegt, nicht verschmäht und
sich eng mit ihm befreundet — wie es die
grossen Meister der deutschen Renaissance ja
auch nicht unter ihrer Würde hielten — der
wird auch mit seinen Arbeiten die Kunst im
Holzschnitt bereichern helfen, die mit ihren ein-
fachen, jedermann verständlichen Ausdrucksmitteln
auch heute noch, wie zu Dürers Zeiten, zur
„Volkskunst" im besten Sinne berufen ist!
Die Erhaltung von Bildern und
Zeichnungen.*)
Von A. H. Church.
Es wird allgemein anerkannt, dass ein fertiges
Oelgemälde am besten einen solchen Stand er-
hält, dass es gerade genügend intensives Tages-
licht bekommt, um gut gesehen zu werden, während
die direkten Sonnenstrahlen ferngehalten werden
müssen. Im Dunkeln oder auch in annähernder
Dunkelheit könnte das Bleiweiss vergilben und
Oel und Harze nachdunkeln. Selbst in sehr
massigem Licht verändern sich die flüchtigeren
Farbstoffe, wie Kochenille- und Querzitronlack
bald genug und verbleichen in so bedenklichem
Grade, dass sie die „Haltung" des Werkes stören.
Aber es ist durchaus nicht nötig, diese vergäng-
lichen Farben zu verwenden, denn jede vom
Künstler gewünschte Schattierung lässt sich mit
Farben von genügender oder vollkommener Be-
ständigkeit erzielen. Hier will ich gleich die
Frage des künstlichen Lichtes erörtern. Gegen
Petroleumlampen, wenn sie verständig konstruiert
sind und so gehandhabt werden, dass sie weder
rauchen noch russen, ist nichts einzuwenden; das
gleiche Urteil kann man über den Gebrauch elek-
trischer Glühlampen fällen. Die Einführung des
elektrischen Bogenlichts scheint weniger günstig
zu sein, selbst wenn ihre Leuchtkraft auf das

*) Wir entnehmen dieses Kapitel mit Einwilligung
der Verlagsbuchhandlung von Georg D. W. Callwey,
München, der eben erschienenen Uebersetzung von
„The Chemistry of Paints and Painting": Church-
Ostwald, Farben und Malerei, Sammlung mal-
techn. Schriften. 3. Bd. (München :9o8. 8" 376 S.
Preis geh. 3 Mk.).
 
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