Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Church, Arthur H.: Die Erhaltung von Bildern und Zeichnungen
DOI Artikel:
Grossstadtluft und Bronzedenkmäler, [2]
DOI Artikel:
A. Kahlbrandts "Albello"-Metalleinlage
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0012

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Münchner kunsttechnische matter.

Nr. 2.

ein Aquarell vor Staub hüten und trotzdem er-
möglichen könnten, dass der freiwerdende Wasser-
dampf, welcher sich bei jeder ungewöhnlichen
Erwärmung des Bildes entwickelt, entweichen
kann, so würden wir eine erhebliche Verbesserung
in der herkömmlichen Rahmtechnik erreicht haben.
Gegenwärtig kann die Feuchtigkeit, die aus Papier
oder der Unterlage entweicht, nicht heraus, son-
dern kondensiert sich beim Abkühlen auf dem
Glase. Von da wird sie nun wieder von der
Farbschicht des Papieres aufgesogen und begünstigt
dort chemische und physikalische Umwandlungen,
bis das hygroskopische Gleichgewicht des Ganzen
— Rahmen, Karton, Unterlage, Papier usw. —
von neuem wieder hergestellt ist. Ich habe mit
Erfolg ungebleichte Leinwand anstatt braunem
Papier auf der Rückseite der Rahmen verwendet,
und mit Hilfe von ein paar Streifen dicken Zeichen-
papieres habe ich eine Luftverbindung zwischen
den Räumen vor und hinter dem Bilde hergestellt.
So ist für die Ventilation des Ganzen gesorgt
und doch der Staub abgeschlossen. Ein gerahmtes
Bild hermetisch einzuschliessen und alle Feuchtig-
keit und Luft fernzuhalten, ist unmöglich. Dass
unter diesen Bedingungen fast jede Farbe unver-
ändert bleiben würde, ist längst bekannt. Diesen
Bemerkungen über die Erhaltung von Aquarellen
sei noch beigefügt, dass sie unzweifelhaft besser
in einer etwas trockeneren Luft aufbewahrt werden,
als für Oelbilder empfehlenswert ist.
Die Art, wie die Aquarelle von Turner auf
den Rat von John Ruskin aufbewahrt werden,
kann hier passende Erwähnung finden. In einem
Brief an den Herausgeber der „Times" (28. Ok-
tober 1856) schreibt er darüber. Er empfiehlt,
jedes Bild in einem leichten Holzrahmen unter
Glas abzuschliessen, welches durch einen erhöhten
Rand verhindert wird, mit dem Bilde in Berührung
zu kommen. Eine Anzahl solcher Rahmen (5 bis
15) soll dann zusammen in Kästen aufbewahrt
werden, die sich bei einer Besichtigung der Bilder
in jeden Teil des Raumes tragen oder rollen
lassen. Jeder Rahmen gleitet vertikal in Nuten
des Kastens. Professor Ruskins Begründungen
enthalten folgendes: „Eine grosse Anzahl der
Bilder ist in Deckfarbe ausgeführt, deren Reiz
durch jede Berührung oder durch Anfassen in
kurzer Zeit zerstört sein würde." Dies Argument
ist offenbar gegen das Aufheben solcher Bilder
in ungerahmtem Zustand, in Mappen, gerichtet.
Ruskin gibt noch einen anderen Grund an, dass
nämiich in diesem Falle die Bilder „ihre zarten
Farbtöne durch längeres Aussetzen ans Licht
oder durch Rauch und Staub verlieren würden".
(Fortsetzung folgt.)
Grossstadüuft und Bronzedenkmäler.
Anschliessend an die Mitteilung „Grossstadtluft
und Bronzedenkmäler" in Nr. 22, Jahrg. IV der „Münchner

kunsttechnischen Blätter" ist es vielleicht interessant zu
hören, dass gerade in neuester Zeit man in Düsseldorf
besorgt ist um die Erhaltung des Edelrostes an dem
Jan Welm-Denkmale, dem Meisterwerke Grupellos.
Mehr und mehr verschwindet die herrliche Patina,
während grauschwarze Fleckenbildungen zugenommen
haben und den Stadtchemiker Herrn Dr. Loock-Düssel-
dorf zu einer Untersuchung des Grundes dieser Er-
scheinung bewogen. Dabei erwies sich die zur Her-
stellung verwendete Bronze als ausserordentlich zink-
reich. Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung ergab
sich folgende Zusammensetzung: 76 Prozent Kupfer
und 21 Prozent Zink, während eine zweite Probe sogar
nur 72 Prozent Kupfer und 26 Prozent Zink ergab.
Das Ergebnis dieser Untersuchung deckt sich mit
den Angaben, die der Düsseldorfer Chronist W. Herchen-
bach vor etwa einem Vierteljahrhundert machte.
Herchenbach berichtet, dass Grupello im Jahre 1704
von einem Aachener Kaufmann 35 000 Pfund Arko bezog,
einer Mischung von Altenberger Galmei mit Holzkohlen-
pulver und Kupfer. Dieses Arko hatte schon einen
Zinkgehalt von 20 Prozent, während Grupello weitere
Zusätze von Zink, Kupfer, Zinn und Blei machte und
diese Legierung grösstenteils beim Guss seines Reiter-
standbildes verwendete.
1st schon diese Legierung zur Bildung des Edel-
rostes recht wenig geeignet, so zeigen die neuerlichen
Untersuchungen, dass auch das Wenige durch schäd-
liche Bestandteile der Luft, herrührend von der mehr
und mehr sich entwickelnden Industrie, verschwinden
wird, so dass in diesem Falle für die Erhaltung und
Förderung des Edelrostes kein Mittel helfen wird.
Nach dem traurigen aber unumstösslichen Ergebnis
der Untersuchung des Düsseldorfer Stadtchemikers
Dr. Loock wird keine Kur die verschwindende Schön-
heit neubeleben, weder das Abspritzen mit Wasser
und nachfolgendem Abreiben mit Oel, wie es vieler-
orts und auch in Düsseldorf üblich ist, noch durch die
in Nr. 22 der „Kunsttechnischen Blätter" erwähnte Be-
handlung mit Kalilauge, die allerdings als Letztes zu
versuchen wäre. —G—
A. KaMbrandts „AJbeHo"-MetaIleinlage.
Unsere Kunstgewerbler wird es vielleicht inter-
essieren, dass die Gravier- und Ziselierwerkstätte von
Albert Kahlbrandt in Altona a. E. seit kurzem unter
dem Namen „Albello" eine neue Art Metallein-
lage speziell für dekorative Zwecke zur Anwendung
bringt. „Albello" wirkt weiss auf dunklem Grund, ist,
weil es Metall im Metall eingelegt ist, unverwüstlich,
oxydiert nicht an der Luft, ist nicht spröde wie Emaille,
springt nicht aus, ist billig in der Herstellung und
wirkt ähnlich wie „Tula" (Niello), aber künstlerischer
und weicher. „Albello" ist anzuwenden für Kupfer,
Messing, Bronze, Eisen und Stahl, auf ebener Fläche und
in Verbindung mit getriebener Arbeit und ist besonders
geeignet für Möbelbeschläge und -einlagen, Heizkörper-
verkleidungen, Beleuchtungsgegenstände, Luxus- und
Gebrauchsgegenstände usw. Dem Zeichner erlaubt das
Verfahren, sich durchaus individuell zu betätigen und
seiner Phantasie und seinem Können steht ein weiter
Spielraum offen. Interessenten wollen wir auf einen
Aufsatz aufmerksam machen, der im „Kunstgewerbe-
blatt" über das obige, patentamtlich geschützte Ver-
fahren erschienen ist und dem auch Abbildungen bei-
gegeben sind.
Wie uns Herr Kahlbrandt mitteilt, ist er event,
auch zur Uebersendung von Musterarbeiten bereit,
aus welchen sowohl die Art und Weise der Behand-
lung als auch die Wirkung von „Albello" ersehen
werden kann.
 
Annotationen