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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 3
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Church, Arthur H.: Die Erhaltung von Bildern und Zeichnungen, [2]
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Kainzbauer, Ludwig: Verhinderung des Klebrigbleibens der Oelgemälde
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Berger, Ernst: Schlusswort zu "Markarts Maltechnik"
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0016

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12

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr 3.

störenden Verbindungen geschwängert ist. Der
Wasserdampf kondensiert sich zu flüssigem Wasser
und iöst einen Teii der obengenannten Säuren
auf; die heruntersickernden Tropfen sind für
Papier, Hoiz, Leinwand und Farben sehr schäd-
lich. Jedenfalls sollten alle Verbrennungsprodukte
des Gases, sowie sie sich bilden, aus dem Raume
entfernt werden. Denn, wenn selbst keine sicht-
bare Kondensation einer Flüssigkeit stattfindet,
so werden die erzeugten Dämpfe als solche von
Papier, Leinwand usw. aufgesogen und vollbringen
in dieser Weise ihr zerstörendes Werk. Eine
Analyse des Lederrückens eines alten Kalbleder-
folianten gibt eine Illustration dieser Tatsache.
Durch die Absorption von Verbrennungsprodukten
des Gases war dieser Rücken verwittert und ab-
gefallen und ergab einen Gehalt über 6% freier
Schwefelsäure. Bezüglich des Gebäudes selbst,
in welchem Bilder aufbewahrt werden sollen, er-
strebe man soweit als möglich reine Luft, eine
gleichmässige, angenehme, aber mässige Tempe-
ratur und die Abwesenheit von Staub und Schmutz.
Solide Konstruktion, ein ständiger Feuchtigkeits-
messer, eine bestimmte Höhe über dem Erdboden
und doppelte Mauern mit einem Luftraum da-
zwischen sind wünschenswert, da sie zu der
Gleichförmigkeit der Temperatur beitragen und
die Kondensation von Feuchtigkeit innerhalb der
Räume verhindern. Es müssen auch entsprechende
Vorkehrungen getroffen werden, um die Galerie
selbst von dem Staub und Schmutz, welchen die
Besucher hineinbringen könnten, frei zu halten.
(Fortsetzung folgt.)
Verhinderung des Klebrigbleibens
der Oelgemälde.
Das rasche Trocknen der Oelfarben ist nicht immer
erwünscht; erstens weil dieselben zu schnell in den
Tuben eintrocknen und zweitens weil mancher Maler
gerne längere Zeit nass in nass malt, weiter das zu
rasche Trocknen sogar schädlich ist, sobald die
grundierte Malfläche nicht absolut trocken ist.
Auch bei selbst angeriebenen Farben sind die
erwähnten Umstände zu beachten. Es gibt aber zwei
Mittel, eine rasche Austrocknung zu fördern und das
Klebrigbleiben der Oelbilder zu verhindern. Erstens
das bekannte Mittel, die Farben auf Flusspapier zu
bringen, welches den grössten Teil des Bindemittels
aufsaugt; aber es ist nicht jedem angenehm, mit der
so erhaltenen steifen Farbe zu arbeiten.
Ein besseres Mittel, das Klebrigbleiben des Bildes
zu verhindern, ist, die ganze Bildfläche oder jene Stellen,
die man schnell trocken haben will, etwa 2 mm dick
mit gewöhnlicher Schlämmkreide zu bestreuen und
das Bild beiläufig 24 Stunden dann horizontal liegen
zu lassen. Die Schlemmkreide saugt das überschüssige
Bindemittel auf. Wenn man nun das Bild, nachdem
man sich überzeugt hat, dass die Schlämmkreide das
Bindemittel aufgesaugt hat, dieses mit einem Vertreiber
langsam abkehrt, so fühlt sich die aufgetrocknete Oel-
farbe sehr angenehm matt an, ohne an Farbe zu ver-
lieren und klebt nicht im mindesten mehr.
Die Farben sind natürlich eingeschlagen, aber leicht
mit Eiweiss wieder zu ihrer alten Brillanz herauszuholen.

Weiter ist der Vorteil dabei, dass alles überflüssige
Bindemittel aus dem Bilde gesogen wird, was für die
Erhaltung des Bildes von grossem Belang ist. Ich habe
dieses Verfahren wiederholt und besonders im Winter
angewendet und empfehle den Herren Kollegen Ver-
suche zu machen, um so mehr als ich dieses Verfahren
einem erfahrenen alten Maler zu verdanken hatte.
Graz, Stiftingthal. Ludwig Klainzbauer.
Schlusswort zu „Makarts Maltechnik«.
Von Herrn Kollegen Ernst Kiesling erhielten wir
folgende Zuschrift:
„Da ich aus der Entgegnung des Verfassers von
„Makarts Maltechnik" ersehe, dass der Herr Kollege
die von mir angeführten technischen Belege völlig
ausser acht lässt, so sehe ich mich genötigt, auf eine
weitere Polemik zu verzichten und bemerke nur, dass
ich von meinen Behauptungen nichts zurücknehme.
Es soll mich freuen, wenn noch ein anderer Augenzeuge
der ersten Ausstellung der Catharina Cornaro im
Wiener Künstlerhause hierzu das Wort ergreifen würde.
Ferner erkläre ich, dass ich mir die Mühe nicht ver-
driessen lassen werde, über die Verwendung des
Asphalts und seiner Wirkungen weitere Belege zu
sammeln, um später darüber zu berichten.
Emst Kiesfing."
Nachdem der Verfasser des in der Ueberschrift
genannten Aufsatzes auch seinerseits auf jede weitere
Auseinandersetzung zu verzichten erklärt hat, kann
die Diskussion vorerst als abgeschlossen betrachtet
werden. Zur Klärung des strittigen Punktes haben
wir uns aber direkt mit einem in maltechnischen Dingen
sehr versierten Berliner Maler ins Benehmen gesetzt
und von ihm folgende Auskunft erhalten:
„Sofort (nach Eintreffen des Briefes) ging ich in
die Nationalgalerie und sah, wie schon oft, das
Cornaro-Bild von Makart genau an — konnte aber
weder heute noch früher irgendwelche sackartige
Erhöhung oder wellenförmiges Aussehen entdecken.
Wo dicke Lichter sind, ist bei jedem Bild der
pastose Auftrag sichtbar. In den Schatten ist
höchtens Nachdunkeln bemerkbar, wie bei Lasuren
erklärlich. Auch sorgt unser Konservator Hauser für
gutes Instandhalten. Es ist also ziemlich ein
Streit um des Kaisers Bart, wenigstens bei diesem
Bilde. —"
Wir danken dem (nicht genannt sein wollenden)
Herrn Kollegen auch an dieser Stelle für die uns be-
reitwilligst erteilte Auskunft, die die Gewissheit ent-
hält, dass jetzt keine Spuren des „Herunterfliessens der
Farbschicht" und der „sackartigen Erhöhungen", falls
sie überhaupt vorhanden waren, zu sehen sind!
Wenn der Leiter dieser Blätter ein Urteil abgeben
darf, so ist es das folgende: „Catharina Cornaro" hat
wie die meisten Makartschen Bilder gelitten, durch
den starken Asphaltgebrauch, der sich kundgibt vor
allem in dem Nachdunkeln der Schattentöne des
Fleisches (Profüügur im Vordergrund mit dem Hund,
der grossen weiblichen Mittelfigur mit der Vase auf
der Schulter, den Gondoliers links u. a.). Bei einem
Besuch der Nationalgalerie im vorigen Jahre — aller-
dings an einem trüben Dezembertag — hatte ich den
Eindruck, als ob eine allgemeine Reinigung von der
Staub- und Schmutzschicht für das Bild sehr wünschens-
wert wäre. Im Falle Herr Kiesling im Rechte wäre,
müssten sich die Spuren der geschilderten Farben-
absonderungen bei einer solchen Reinigung leicht
nachweisen lassen. E. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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