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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 20
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Gerhardt, Paul: Die Wiederfestigung der Rethelschen Fresken im Krönungssaale des Rathauses zu Aachen, [3]
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Berger, Ernst: Prof. H. Urbans Harz-Tempera
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Berger, Ernst: Materialien für Linoleumschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0084

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So

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 20.

diese Zwecke verwendeten Mitte], so sind diese häufig
sowohl in ihrer Konsistenz so beschaffen, dass sie auf
der überdache bleiben, atso nicht eindringen können,
oder sie verändern zu leicht den Ton der Farbe. Teil-
weise habe ich diese Frage in Kürze in der „Denk-
malspflege" (X. Jahrgang, Nr. 4, Berlin, 18. März tpo8)
erörtert, und zwar wurde ich durch eine Abhandlung
veranlasst, die zum Gegenstand die wieder aufgedeckten
Wandmalereien der Nürnberger Moritzkapelle hatte und
wo, so viel ich mich erinnere, von der Behandlung
der Fresken mit Wasserglas oder einem durchsichtigen
Firnis die Rede war.
(Fortsetzung folgt.)
Proi. H. Urbans Harz-Tempera.
Man sollte meinen, dass die Zeiten vorüber
sind, da in den Ateliers über Tempera-Malerei
und den Ersatz der Oelfarbe durch ein weniger
öliges Bindemittel diskutiert wurde. Denn den
allzu grossen Hoffnungen mussten naturgemäss
auch Enttäuschungen unausbleiblich folgen. Es
scheint aber immerhin nunmehr eine Klärung in
dieser Hinsicht stattgefunden zu haben, indem
man in der Temperafarbe nicht mehr wie früher
eine Verdrängung, sondern eher eine Ergänzung
der Oeltechnik zu erkennen sucht, und anderer-
seits die Künstler jetzt mit der Tempera besser
umzugehen verstehen, als es früher nach flüchtigen
Versuchen der Fall war. Die Zahl der als
„Temperamalerei" auf Ausstellungen gesandten
Werke scheint, nach den Katalogen zu schliessen,
sogar im Wachsen begriffen zu sein und ein
weiterer Beweis, dass die Maler noch Tempera-
farben verlangen, liegt in der Tatsache vor,
dass es fast keine Künstlerfarbenfabrik des
In- und Auslandes gibt, die nicht solche Farben
fabriziert.
Als neuestes Produkt auf diesem Gebiete ist
die nach Angaben von Prof. Herrn. Urban
von der Münchener Farbenfabrik Dr. Karl Fiedler
hergestellte Harz-Tempera zu nennen. Prof. Urban
hatte sich seit einer Reihe von Jahren systematisch
mit der Kombination einer für seine Malweise be-
sonders geeigneten Temperafarbe beschäftigt, neue-
stens auch im Verein mit dem Fabrikanten
mehrere hundert Rezepte durchprobiert und die
besten darunter als Grundlage der neuen Harz-
Tempera genommen.
Nach den vorliegenden Farbenproben zu
schliessen, ist die Auswahl der Pigmente eine
reichliche, noch vermehrt durch ein paar sehr
zweckmässige Mischfarben, die mit den Namen
Lavagrau, Creme, Luftviolett, Compagnagrün,
Rebenbraun und Pozzolana Romana (jede dieser
Farben in zwei Abstufungen von hell und dunkel)
bezeichnet sind.
Wer mit Tempera- oder Guaschetechnik ver-
traut ist, wird keinerlei Schwierigkeiten bei der
Handhabung empfinden, umsomehr, als die Ton-
veränderung beim Auftrocknen und nachheriger
Firnisierung äusserst gering ist, falls nicht durch

Verdünnung mit Wasser beim Malen die Binde-
mittelmenge allzu sehr verringert wurde.
Als Eigentümlichkeit der Urban-Tempera wäre
zu erwähnen, dass sie, wie alle jene, die arabischen
Gummi als Emulsionsbasis haben, nach dem
Trocknen wasserlöslich bleiben, dass sie dem-
nach, sofern man nicht eine matte Wirkung von
vornherein beabsichtigt und das Gemälde unter
Glas aufbewahrt wird, stets durch Firnisüberzug
geschützt werden muss. Zu diesem Zwecke
dienen zwei Arten von Firnis, ein Alkoholfirnis
und ein Terpentinölfirnis. Um mit der Tempera-
farbe weiterzumalen, wird ein Ueberreiben der
Malerei mit den altbekannten Mitteln, wie Zwiebel,
Kartoffel oder Ochsengalle, empfohlen, wodurch
ein besseres Ausbreiten der Uebermalungsschicht
bezweckt wird.
Wird die Tempera nur als Untermalungsfarbe
benutzt, wozu sie sich auch trefflich zu eignen
scheint, dann malt man auf dem Terpentinölfirnis-
Ueberzug mit Oel- oder Harzölfarbe weiter.
Nach den Versuchen, die der Verfasser selbst
angestellt hat, ist es zweckmässig, die erste An-
lage möglichst hell und kräftig einzusetzen, weil
so die Leuchtkraft der Farben am besten aus-
genutzt werden kann. Ueber die Haltbarkeit
steht ihm, nach wenigen Versuchswochen, natur-
gemäss keine Erfahrung zur Seite, aber es ge-
nügen wohl die jahrelangen, erfolgreichen Arbeiten
von Prof. Urban, die auf den grösseren Aus-
stellungen der letzten Jahre zu sehen waren, um
zu dem Urteil zu gelangen, dass die neue Tem-
pera für viele erwünscht kommen mag.
Wer sich über Einzelheiten der neuen Urban-
Harz-T empera unterrichten will, findet alles Wissens-
werte in den „Erläuterungen", die Prof. Urban
dem von der Dr. Fiedlerschen Künstlerfarbenfabrik
erhältlichen Prospekt beigegeben hat. E. B.
MateriaHen tür Linoieumschnitt.
Seit einiger Zeit sind in dem Schaufenster der
Mal- und Zeichenutensilienhandlung von L. Ru land,
München (Barerstr. 64) neben einer Reihe gelungener
Originaldrucke von E. v. Kubinyi, Harry Schultz u. a.
auch die Utensilien ausgestellt, die für den jetzt sehr
in Aufnahme gekommenen sog. Linoleumschnitt be-
nötigt werden. An Stelle des Holzes dient bekanntlich
auch das Linoleum zur Herstellung von Druckplatten
und es lassen sich mit Hilfe der verschieden geformten
Schnittwerkzeuge sowohl Zeichnungs- als Tonplatten
herstellen. Zum Handwerkzeug gehören nebst den
Schnittmessern vor allem ein Reissbrett mit Winkel-
vorrichtung, die ein genaues Uebereinanderpassen der
einzelnen Farbplatten ermöglicht, die Leim- oder Leder-
walzen zum Einfärben der einzelnen Platten, Kautschuk-
walze zum Niederdrücken des aufgelegten Japanpapieres,
Druckfarben usw. Schnittlinoleum ist in allen Grössen
erhältlich.
Kollegen, die sich für diese neue Art interessieren,
werden auf die obige Schaufenster-Ausstellung hiermit
aufmerksam gemacht. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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