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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 7
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Gerhardt, Paul: Behandlung von Putzflächen als Malgründe, [2]
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Rudorfer, J.; Schulz, G.: In Angelegenheit des Knollerschen Freskogemäldes
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0030

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26

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 7.

reits oben angedeutete Herstellung des für diese
Maierei erforderlichen Malgrundes, nämiieh die
einer gröberen Beschaffenheit des obersten Putz-
stuckes. Dabei darf auch bei diesem Putz
das Prinzip des Lichtbrechens nicht aus dem
Auge gelassen werden. Ausserdem bewirkt die
gröbere Putzkörnung ein intensiveres Anhaften der
Farbe, was besonders bei grossen Räumen, wo
ohnedem die Luftzirkulation oft recht ungenügend
ist, von Vorteil ist, während bei zu glatten festen
Wänden die Farbe leicht abblättert, besonders
wenn sie in grossen Flächen aufgetragen wird,
wie bei Anstrichen usw. Die Sorge für eine aus-
reichende Luftzirkulation kann überhaupt nicht
genug empfohlen werden, besonders in Räumen,
die an und für sich feucht sind, oder solchen, wo
grosse Menschenansammlungen stattfinden und
Niederschläge verauszusehen sind. Besonders in
Wölbungen, Kappen, Decken usw. sollen grosse
und reichliche Oeffnungen angebracht sein, damit
sich unter den Decken keine stagnierende Luft-
schichten und Niederschläge bilden. In diesen
Uebelständen ist häufig eine Hauptursache des
Abblätterns der Farbe an den Decken zu suchen.
Sollen Arbeiten ausgeführt werden, auf die
besonderer Wert gelegt wird, ist die Verwendung
von Gips vollständig ausgeschlossen, da dieses
Material für unsere heimatlichen klimatischen Ver-
hältnisse, dem häufigen und schnellen Wechsel
von feuchten Niederschlägen und Trockenheit,
von Kälte und Wärme, absolut untauglich ist.
Selbst bei geringeren Arbeiten auf Gips sollte
dieser zuvor präpariert werden, so dass die atmo-
sphärischen Schwankungen weniger Einfluss auf
den leicht veränderlichen Gips ausüben können.
Viel weniger gefahrdrohend ist die Verwendung
von wenig Zement, besonders wenn die Malerei
mit einem guten Kaseinbindemittel ausgeführt wird.
Ein sachgemäss hergestelltes Kaseinbindemittel
hat die Eigenschaft, das Farbkörnchen sehr innig
einzuschliessen und so gegen schädliche Ein-
wirkungen weitgehend zu schützen.
Soll eine Wandfläche sehr glatt werden, wie
dies in Schulen, Fluren und vor allem in Kranken-
häusern oft verlangt wird, so kann dies auch ohne
Anwendung von Gips dadurch erreicht werden,
dass man einen körnigen Putz herstellt und nach-
her mit einem dazu eigens hergestellten Kasein-
anstrich streicht, der nachher stuckartig geglättet
werden kann.
Dieses Verfahren ist billig und haltbar und
entspricht den weitgehendsten Anforderungen
auch in sanitärer Beziehung.
In Angelegenheit des Knoilerschen
Freskogemäldes. (Schluss)
Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof.
Dr. G. Schulz sind wir in der Lage, das oben-
erwähnte Gutachten über das Knollersche Gemälde,

datiert 21. November 1905, hier zum Abdruck
zu bringen.
Gutachten über das Deckengemälde
im Bürgersaal in München.
Einer Aufforderung der Kgl. Regierung von
Oberbayern, Kammer des Innern, folgend, haben
die beiden Unterzeichneten das Knollersche Decken-
gemälde im Bürgersaal wiederholt besichtigt und
untersucht, auch die Verhältnisse des über dem
Bilde befindlichen Dachbodens näher studiert und
äussern sich nun auf Grund ihrer Wahrnehmungen
gutachtlich wie folgt.
Zur Besichtigung und näheren Untersuchung
des Bildes bedienten wir uns des von dem Kunst-
schreiner Schuller konstruierten Hängegerüstes,
mit welchem wir in den Monaten Juli und August
d. J. dreimal auffuhren. Wir untersuchten zwei-
mal eine Stelle in der Nähe der Orgel, das dritte-
mal eine Stelle in der Mitte des Bildes.
Das Bild ist, in der Nähe betrachtet, zum
grössten Teil mit einer weissen Schicht überzogen;
an einigen Stellen finden sich grosse weisse Flecken.
Sowohl die weisse Schicht als auch die Flecken
lassen sich durch Waschen mit Wasser leicht ent-
fernen, dabei geht aber bei einigen Stellen die
darunter befindliche Farbe teilweise mit fort.
Das im chemisch-technischen Laboratorium
der Technischen Hochschule untersuchte Wasch-
wasser enthielt im Liter 0,0131 g Chlor (in Form
von Chlorkalzium und Chlormagnesium und
0,2844 ? Schwefelsäure (SO., in Form von Gips
und Bittersalz). Zum Abwaschen des Bildes hatte
gewöhnliches Leitungswasser gedient. Da letzteres
im Liter 0,004/ g CI und 0,00/1 g SO,, enthält,
so enthielt die durch Waschen entfernte Schicht
des Bildes etwas Chlor und sehr viel Schwefel-
säure. Der Chlor stammt daher, dass zum Reinigen
des Bildes bei der Reinigung und Ausbesserung
stellenweise verdünnte Salzsäure verwendet wurde.
In dem Waschwasser wurde weiter etwas
Ammoniak konstatiert. Aus dem Waschwasser
setzte sich beim Stehen ein gipsreicher gefärbter
Niederschlag zu Boden.
An einigen Stellen des Bildes fanden sich auch
kleinere und grössere, durch Abwaschen nicht zu
entfernende schwarze runde Flecken, wohl aus
Staub und Schmutz, vielleicht auch aus Pilzen
bestehend.
Einige Stellen wurden abgebürstet und der
dabei entfernte Staub chemisch untersucht. Er
enthielt ebenfalls Chlor, Schwefelsäure, Kalk und
Magnesia. Eine bei dieser Gelegenheit abge-
kratzte blaue Farbe enthielt Kobaltblau und kein
Ultramarin.
Um dem Auftreten des Gipses nachzugehen,
haben wir sodann von dem Malgrunde Proben
entnommen. Dabei ergab sich, dass dieser Mal-
grund aus zwei verschiedenen Schichten besteht.
 
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