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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 13
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Erwiderung in Angelegenheit von Leonardos "Abendmahl"
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Ein neues Werkzeug für Radierer
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Nachträgliche Bemerkung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0056

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Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 13.

52

ich nur ganz nebensächliche Dinge zu einem Beweise
hätte aufbauschen woiien. Dem ist aber nicht so,
sondern das neuere Mauerwerk über den Türstürzen,
wie namentiich die nicht zu vertuschenden Merkmaie
der später eingebrochenen Türe unter der Gestatt
Christi sind — mindestens für jeden Bauverständigen
— sichere Beweise dafür, dass der Fussboden ur-
sprüngiich höher iag. Wenn Herr Schüz dann weiter
sagt: „Wenn früher der Raum einmai ais Pferdestaii
„diente, so dürfte sein Boden, nachdem er eine Holz-
„verkieidung erhaiten hat, jetzt eher höher sein ais
„früher", so beweist dies doch nur geringe Kenntnis
in soichen Dingen. Denn seibst der kieinste Meister
auf dem Lande würde in soichem Faiie seinen Fuss-
boden nicht direkt auf den durch Jauche und sonstigen
Unrat verseuchten Staiiboden iegen und dadurch
Schwamm, Fäuinis des Fussbodens, sowie übien Geruch
in dem Raume riskieren, sondern er würde den ver-
seuchten Untergrund ausheben und wegschaffen iassen.
Dadurch kommt der neue Fussboden viei tiefer zu
liegen ais früher, faits man nicht die Kosten daran
wenden wiii, durch Auffüiien mit neuem gesunden
Untergrund die frühere Niveauhöhe wieder herzusteiien,
was hier augenscheiniich nicht der Fali war.
Und nun noch ein Wort zu dem von mir vor-
geschiagenen, eventueii auf Rotten bewegiichen, Podium.
Herr Schüz sagt, dasseibe müsste über zwei Meter
hoch sein und ich erwidere, dass ich eine derartige
absurde Forderung nie aufgesteiit habe, weit mir, wie
oben schon erwähnt, die ausserordentiiche Anpassungs-
fähigkeit des menschiichen Auges bekannt ist. Ich
sprach von einigen Stufen, vermied absichtiich ein
bestimmtes Mass anzugeben, weit dies mit Rücksicht
auf die Grösse und Entfernung des Biides an Ort und
Steiie ausprobiert werden müsste. Aber in jedem
Faiie giaube ich die Forderung aufsteiien zu soiien,
dass der Horizont des Beschauers höher iiegt ais die
Oberkante des Abschiussgesimses der Hoizvertäfeiung
des Cenacuiums, damit man Aufsicht auf dieses Gesims
erhäit und dessen perspektivische Linienführung ais
Fortsetzung des Fussbodens des Bildraumes empfunden
werden kann.
Nur in einem befinde ich mich in der angenehmen
Lage mit Herrn Schüz übereinstimmen zu können,
nämiich in dem Wunsche, dem Raum wieder das Aus-
sehen seiner ursprüngiichen Bestimmung zu geben.
Das wäre auch mir das Wünschenswerteste, aber, wenn
ich die Renovierung des Raumes der letzten Jahre an-
sehe, die neuen Vertäfeiungen an den Wänden mit
aiiem, was darum und daran hängt, so muss ich mir
sagen, dass kaum Hoffnung vorhanden ist, dass man
sich zu einer so grossen, ziemiich kostspieiigen Ver-
änderung entschiiessen wird. Dagegen gehört die Er-
stehung eines Podiums gewiss zu dem Erreichbaren.
Auch kann ich durchaus nicht einsehen, dass dasseibe
in dem Raume besonders stören soiite, wenn man ihm
eine gefaiiige Form, etwa einem grösseren Rednerpuite
ähniich oder ais Schranke mit Ambonenartigem Ab-
schiuss an den Seiten, geben würde. Es wäre dies,
aus den in meinem früheren Artikei dargeiegten
Gründen, eine grosse und wesentiiche Verbesserung
des jetzigen Zustandes.
Frankfurt a. M., 28. Februar :90p.
W. Manchot.
P. S. Nach Niederschrift vorstehender Zeiten er-
zähite mir ein hiesiger Maier, dass er vergangenes
Jahr in Maiiand gewesen sei und in dem in Rede stehenden
Raume ein Podium vorgefunden habe. Die Betrachtung
des Biides von der Höhe dieses Podiums aus sei eine
so überraschend vorteiihaftere gewesen, dass er, so-
iange er das herriiche Biid bewunderte, sich nicht
mehr von dem Podium hätte trennen können! Ob nun
dieses Podium eine dauernde Einrichtung geworden oder

ob es nur vorübergehend zu anderen Zwecken aufgesteiit
gewesen, vermochte er mir nicht zu sagen. D. O.
Ein neues Werkzeug für Radierer.
Wir erhaiten foigende Zuschrift:
„Die Schabkunst, Mezzotint oder Schwarzkunst,
eine Abart der Radierung, wurde in Engiand bekannt-
iich im t8. Jahrhundert zur höchsten Blüte gebracht
und biiden soiche Drucke, darunter auch farbige, heute
den Ciou mancher Sammiung und Versteigerung gra-
phischer Kunst.
Leider muss man sagen, dass diese angenehme
Technik fast eingeschiafen ist. Die Mühseiigkeit, eine
Kupferpiatte für Schabkunst vorzubereiten, auch die
grossen Kosten der hierzu benötigten Wiegeeisen
schreckt den Künstier ab. Es wird nämiich die Kupfer-
piatte mit dem feingezahnten Wiegeeisen so iange
kreuz und quer bearbeitet, bis ein Abdruck eine
gieichmässig samtig-schwarze Fiäche zeigt. Hierzu
gehört unendiiche Geduld und Muskeianstrengung, die
für die ieichte Hand des Graphikers eriahmend wirkt.
Einige Handlungen tiefem zwar fertig aufgerauhte
Piatten, die den Vorzug eines enormen Preises haben,
trotzdem muss nebenbei der Künstier seine eignen
Wiegeeisen bereit hatten, um Korrekturen vornehmen
zu können, und diese stimmen seiten mit dem Korn
der gekauften Schabkunstpiatte überein.
Nach iängeren Versuchen ist es jetzt dem Maier-
Radierer Aiexander Liebmann in München geiungen,
ein Werkzeug zu konstruieren (D. R. G. M.), das dem
Künstier mögiich macht, seine Schabkunstpiatten ohne
grosse Mühe und Anstrengung seibst zu präparieren.
Das Instrument ist denkbar einfach, die Zahnung auf
eine Stahischeibe übertragen, die nachzuschieifen ist,
wird mit massigem Druck an einem iangen, unten ge-
gabeiten Griff, der an der Schütter aniiegt und hebei-
artig wirkt, zweihändig über die Piatte geroiit. Es ist
einieuchtend, dass hierbei ganz andere Wege aufgerauht
zurückgeiegt werden, ais mit dem aiten, wenige Zenti-
meter beherrschenden Wiegeeisen. Es sind mehrere
Stück dieses Werkzeuges in Arbeit und werden dem-
nächst im Handei zu haben sein, auch werden die
Zahnscheiben in verschiedener Feinheit auswechseibar
geiiefert werden können.*)
Mit Schaberund Poiierstahi arbeitet nun der Künstier
das Bild aus der schwarzen Piatte heraus, vom Mittei-
ton zu den heiisten poiierten Lichtern. Es ist eine
reizvoiie, angenehme Technik. Schon während der
Arbeit iässt sich die mit Kienruss und Oei geschwärzte
Piatte positiv beurteiien, und zu jeder Zeit kann ein
Probedruck gemacht werden, da nicht erst wie bei
andern Techniken ein Beenden der Aetzung und Ab-
waschen abgewartet werden muss. Deshaib eignet
sich Schabkunst hervorragend zum Arbeiten vor dem
Modeii, wie die von Prof. Heinrich Woiff-Königsberg
geschabten Porträts beweisen. Von andern Künstiern
wurden treffiiche Reproduktionen geschaffen, wie die
.Brücke' von Prof. P. Haim nach Whistier, die Biätter
von Boerner, das grosse Originaibiatt von Prof. F. Fehr
für den Kunstverein Karisruhe u. a."
Nachträgliche Bemerkung.
Bei dem in Nr. io und ii dieser Biätter veröffent-
iichten Aufsatz „Die Künstiersteinzeichnung" von Joh.
Mai ist aus Versehen die Queiienangabe: Aus der
Zeitschrift für Reproduktionstechnik, Haiie a. S. (Vertag
von W. Knapp) weggeiassen, was hiermit nachgetragen
wird. Die Schriftieitung.

*) Interessenten woiien sich an Herrn A. Liebmann,
München, Pettenkoferstr. 27 a, wenden.
 
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