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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 23
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Das deutsche Farbenbuch
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Berger, Ernst: Ueber die Enkaustik des Altertums, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0094

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9o

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 23

und Schönens der Farben ohne entsprechende Dekla-
ration wirksam begegnen.
Einteilung des Farbenbuches.
I. ,,Das ,DeutscheFarbenbuch derKörper-
farben' zerfällt in zwei Teile. Der erste enthält
die Farbstoffe, der zweite die Binde-, Mal- und Be-
deckungsmittel. Der erste Teil enthält eine Ein-
leitung, vier Gruppen und einen Anhang."
Die Einleitung wird kurze Erklärungen über die
Grundbegriffe Farbe, Farbstoff enthalten; ferner über
Deck- und Lasurfarben, Bestimmung der Deckfähigkeit
usw. Aufschlüsse geben. Es werden dort die allge-
meinen Echtheitseigenschaften der Farbstoffe durch
Definition der Echtheitsbegriffe festgelegt und die An-
forderungen bezeichnet, welchen ein Malerfarbstoff zu
entsprechen hat. Endlich werden in der Einleitung
die Methoden der physikalischen und chemischen Wert-
bestimmung der Malerfarbstoffe kurz behandelt.
II. ,,An die zweite Stelle des ersten Teiles des
Farbenbuches soll die Farbenskala gesetzt werden,
welche sich aus den zur Aufnahme in dasselbe be-
stimmten Farben ergeben wird."
Diese Skala ist gegenwärtig derart in Bearbeitung,
dass sowohl der geschäftsführende Ausschuss der
Farbenbuchkommission, als auch der Ausschuss des
Verbandes deutscher Farbenfabriken die Aufstellung
je einer Liste vorbereiten. Es wäre sehr erwünscht,
wenn bis zur nächsten Sitzung der Farbenbuch-
kommission, welche im Frühjahre 1909 wahrscheinlich
in München stattfindet, auch andere Interessentenver-
bände Listen der von ihnen zur Aufnahme in das
Farbenbuch vorzuschlagenden Farbstoffe aufstellen
würden, so dass die Gesamtliste auf der heurigen
Sitzung endgültig festgestellt werden kann.
III. „An der dritten Stçlle (des ersten Teiles)
des Farbenbuches sollen die Anträge und Vor-
schläge zur Bearbeitung der einzelnen im Deutschen
Farbenbuche aufgenommenen Farben verwertet
werden."
In diesem Teile des Farbenbuches werden die
Farbstoffe nach ihrer Zugehörigkeit zum Mineralreiche
bzw. zu den organischen Verbindungen eingeteilt, um
hierdurch auf die allgemeinen Qualitätsunterschiede
dieser beiden Reihen hinzuweisen. Es ist ferner be-
absichtigt, eine Ausscheidung in Künstler- und Deko-
rationsfarben und solche für andere Zwecke zu treffen.
Endlich wurde seitens des Verbandes Deutscher
Farbenfabriken der Vorschlag gemacht, als Einteilungs-
grund in diesem Abschnitt des Buches die Verschieden-
artigkeit der Verwendungsweise der Körperfarben als
Anstrich-, Druck-, Tapetenfarben usw. zu wählen.
Da die Grundlage der Wertbestimmung der Farb-
stoffe die chemische Zusammensetzung ist, so sollen
in diesem Teile die betreffenden Methoden kurz auf-
geführt werden.
IV. „An die vierte Stelle (des ersten Teiles) des
Farbenbuches hat eine Normalfarbenskala zu treten,
für welche die von der Deutschen Gesellschaft zur
Förderung rationeller Malverfahren aufgestellte
,Normalfarbenskala' vorbildlich sein soll."
Es wird also die bisherige Normalfarbenskala eine
Erweiterung durch Aufnahme neuer Farbstoffe finden
können.
V. „Die Materialien für den juristischen Teil
sollen dem ersten Teil des Farbenbuches als Anhang
beigefügt werden."
Es hat sich die Notwendigkeit ergeben, das Farben-
buch u. a. auch bei richterlichen Entscheidungen als
Informationsmittel benutzbar zu machen, bzw. die Konsu-
menten durch das Farbenbuch mit einschlägigen juri-
stischen Begriffen bekannt zu machen. Es sollen zu
diesem Zwecke in dem Anhang zum ersten Teile des

Buches die nötigen Erläuterungen über Handelsrecht
und Handelsgebräuche, dann Feststellungen über den
Begriff Fälschung usw. gegeben werden.
VI. „Es ist in Aussicht zu nehmen, dass dem
ersten Teile des Deutschen Farbenbuches ein zweiter
Teil folgt, welcher die Rohstoffe, bzw. die Binde-,
Mal-, Lösungs-, Verdünnungs- und Bedeckungsmittel
usw. enthält, und dass die Vorschläge für die Ab-
fassung des zweiten Teiles einstweilen zurückgestellt
werden."
Letztere Bestimmung wurde aus folgenden Gründen
getroffen: Die Qualitäts- und Wertbestimmung einer
Reihe von Bindemitteln steht zurzeit noch nicht fest,
weil für diese Stoffe einwandfreie wissenschaftliche
Methoden der Untersuchung noch nicht vorhanden
oder die vorhandenen nicht hinreichen, um Ver-
fälschungen dieser Materialien in allen Fällen sicher
nachzuweisen. Hierher gehören u. a. das Terpentinöl
und seine Surrogate, Bernstein- und Kopallacke, eine
Reihe von fetten Oelen usw. Es bedarf des Zusammen-
schlusses der wissenschaftlichen Untersuchungsämter,
um die hier nötigen Methoden auszuarbeiten. Die
Bearbeitung des zweiten Teiles des Farbenbuches kann
daher erst stattHnden, wenn diese Vorarbeiten beendet
sind. Bezüglich der Wertbestimmung der Teerfarb-
stoffe, die für Malerzwecke Verwendung finden sollen,
hat sich die Aufstellung einer besonderen Kommission
als notwendig erwiesen. Diese ist, wie die Farben-
buchkommission, nach dem Prinzipe der Parität der
Interessentengruppen zusammengestellt. Näheres über
ihre Gliederung enthält das Protokoll der Sitzung vom
14. Sept. 1908 in Karlsruhe, S. 38 und 39.
Ueber die Enkaustik des Altertums.
Aus einem Vortrage von Maler Ernst Berger, ge-
halten im deutschen Museum zu München.
(Fortsetzung und Schluss.)
Erst in jüngster Zeit ist es dem Pliniusherausgeber
May h off (Dresden) durch eine einleuchtende Verbesse-
rung der, wie wir gesehen haben, dunklen Stelle des
Plinius gelungen, hier Licht zu schaffen. Die richtige
Erklärung der drei Arten der Enkaustik beruht, wie
sich zeigen wird, auf der Unterscheidung der drei
Werkzeuge, die dabei gebraucht wurden.
Mayhoff fand bei der Bearbeitung des ersten
Bandes seiner jetzt vollendeten Pliniusausgabe, in der
die Indices (Inhaltsverzeichnisse) aller übrigen Bücher
vereinigt sind, dass die hier in Betracht kommende
Stelle nach Vergleichung sämtlicher Handschriften, vor
allem der ältesten und ausschlaggebenden in Bamberg
im Index zu XXXV, sect. 4t, lautet:
„Qui encausto cauterio vel cestro vel penicillo
pinxerint."
Die älteren Herausgeber hatten cauterio weg-
gelassen, Sillig hatte es, um es mit der Textstelle
(XXXV, 149) in Uebereinstimmung zu bringen, wo es
cera et in ebore cestro heisst, aus Konjektur in
aut ceris verändert. Mayhoff schliesst umgekehrt:
Da gegen das cauterio des Index nicht das geringste
eingewendet werden könnte, die Textstelle jedoch un-
überwindliche Schwierigkeit der Erklärung biete, sei
diese Stelle nach dem Index so zu verbessern, dass
cauterio statt des verdorbenen cera eintrete:
„Encausto pingendi duo fuere antiquitus genera,
cauterio et in ebore cestro, . . . tertium genus
accessit . . . penicillo utendi . . ."
Jetzt haben wir das bisher unbekannte dritte
Werkzeug, das wir vermissten, weil es unentbehrlich
war für eine klare und ausreichende Definition der
Sache und eine sofort verständliche Konstruktion der
Worte, während vorher das Wort cera nur notdürftig
in den Sinn einfügbar war; denn dass bei Enkaustik
 
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