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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 7
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Gerhardt, Paul: Behandlung von Putzflächen als Malgründe, [2]
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München, 28. Dez. 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

Y. Jahrg. Nr. y.

Inhalt: Behandiung von PutzHächen ats Maigründe. Von Paui Gerhardt-Düsseidorf. (Schiuss.) — In Ange-
iegenheit des Knoiierschen Freskogemäldes: Gutachten von Prof. Dr. G. Schutz. — Hersteiiung von
Bunt- und Vorsetzpapieren. Von Waiter Ziegier. (Fortsetzung.)

Behandlung von Putzflächen als Malgründe.
Von Paui Gerhardt-Düsseidorf.

Da in der Hauptzahi von Monumentaimalereien
diese in Kasein ausgeführt werden, so wird ein
für diese Technik praktisch hergesteiiter Putz-
grund bedeutend zur Erhöhung des sympathischen
Reizes dieses Materials, wenn es sachgemäss
zubereitet ist, beitragen, d. h. der Grund darf das
Biid nicht verschlucken, töten, sondern soll dieses
brechen und wie der Spiegel das Licht zurück-
werfen. Der Grund soil also wie das Tektorium
der Alten beschaffen sein. Vor allem ist bei
bildlichen Monumentalmalereien von einer zu
groben Körnung der Feinschicht abzusehen, im
Gegensatz zu dem Malgrunde für dekorativ-
monumentale Ausschmückung, wo eine gröbere
Körnung die monumentale Wirkung der Arbeit
unterstützt. Wie sehr sich ein Fehler nach dieser
Hinsicht rächt, zeigen die in den 6oer Jahren
ausgebesserten Stellen im Mörtelputz der Male-
reien der Doppelkirche zu Schwarz-Rheindorf bei
Bonn. Während die alte, aus dem 12. Jahrhundert
stammende Malerei ihre Leuchtkraft und Frische
noch in vollem Umfange zeigt, wirken die in
den 6oer Jahren eingeflickten Stellen tot und
schmutzig. Dazu war der zum Ausbessern be-
nutzte Mörtel auch in seiner Zusammensetzung so
mangelhaft, dass er heute hygroskopische Eigen-
schaften zeigt und dadurch auch die alten Male-
reien in Mitleidenschaft zu ziehen droht.
Gerade bei diesen Arbeiten muss sich der
Ausführende genau an die angegebene Technik
halten, da, wenn diese nicht genügend beherrscht
wird, nur Gefahr und unangenehme Wirkung ge-
hoben wird.
In erster Linie aber muss die Wand, die den
Malgrund und die später darauf kommenden
Malereien aufnehmen soll, du chaus zuverlässig sein.

(Schluss.)
Gelegentlich einer Untersuchung einer grossen
Putzfläche auf ihre Tauglichkeit zur Aufnahme
für wertvolle bildliche Malereien machten sich
hohle Streifen bemerkbar, die sich späterhin als
Heitzungsschlitze herausstellten. Die in diesen
Schlitzen befindlichen Heizungsrohre waren mit
gepressten Korkplatten isoliert und die Fein-
schicht auf diesen aufgetragen. Es wäre nicht
ausgeschlossen, dass sich die Umgrenzung dieser
Schlitze im Feinstuck und in der späteren Malerei
in Streifen von der übrigen Fläche hätte abge-
hoben oder sich im Tone verändert, als auch
durch feuchte Niederschläge sich evtl, braune
Flecken gezeigt hätten, da diese Korkplatten mit
Teer oder Asphalt gepresst sind. Würde gar
das Gebäude von einer Feuersbrunst ergriffen
werden, müssten diese Korkplatten verbrennen
oder doch zum mindesten verkohlen und die nur
einige Millimeter starke Feinschicht würde samt
der Malerei zerstört worden sein. Dasselbe würde
den Aachener Fresken beim grossen Brande des
Rathauses widerfahren sein. Zum Glück befanden
sich die Aachener Fresken auf starken, resp. dicken
Mörtelwänden, die vier Rethelschen Bilder sogar
auf vorgebauten Wänden, so dass trotz der grossen
Glut derartige Schäden nicht vorgekommen sind; die
Bilder können wenigstens dauernd erhalten werden.
Zur Herstellung von PutzHächen für wertvolle
künstlerische Arbeiten sollte man stets sachver-
ständige Personen zu Rate ziehen.
Aber nicht allein PutzHächen, die zur Auf-
nahme monumentaler Malereien bestimmt sind,
sollten schon bei der Ausführung des Baues be-
sondere Berücksichtigung Hnden, auch solche für
dekorative Malereien.
Und diese Bestimmung bedingt auch die be-
 
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